Samstag, 15.8.15
Wetter: in den Bergen wechselhaft, aber nicht kalt; später sonnig und heiß
In den frühen Morgenstunden werden wir Erwachsenen von einem scharrenden Geräusch unter uns wach. Unter uns? Das muß aus dem Keller kommen. Haben wir einen Mitbewohner? Ein bißchen mulmig ist uns beiden, als wir die Keller-Klappe öffnen. Wer weiß, was uns da gleich entgegenspringt..... Auf den ersten Blick: nichts. Auf den zweiten Blick: nichts. Wir halten inne und lauschen: nichts. Erst einmal nehmen wir den Tubing Reifen raus. Dann rütteln wir an allen Boxen, Tüten und Koffern: nichts. Als mein Mann den Reifen wieder reinschiebt, fängt es doch tatsächlich wieder an. Wir schauen noch einmal: nichts. Zum Kuckuck! Schließlich geben wir die Suche auf, haben wir doch eine Ahnung, was Sache ist: das Geräusch ist wahrscheinlich ein Reibegeräusch des Gummireifens gegen unsere Styroporkiste... Der Keller-Inhalt hat sich bei den nachts abgekühlten Temperaturen wohl ein bißchen verschoben und deshalb zu Reibung geführt... Puh, erleichtert schließen wir die Klappe, keine 4- oder mehrbeinigen Mitbewohner gefunden.
Die morgendliche Routine geht immer schneller, und um 8:30Uhr fahren wir schon los. Heute geht es über den Million Dollar Highway auf die Südseite der Rockies.
Langsam wird es alpen-ähnlicher...
Bereits nach 20min erreichen wir Ouray. Wir laufen durch den hübschen Ort, der den Charme eines Alpenstädtchens mit dem Wilden Westen und der Silberminenzeit verbindet, und nicht zuletzt deshalb " Switzerland of America" genannt wird. Natürlich ist hier alles recht touristisch geprägt, aber warum auch nicht. Die Einwohner leben davon. Das Stadtbild wird ausserdem dominiert von vielen, vielen Jeep-Tour-Anbietern. Einige fahren just in dem Moment an uns vorbei in die Berge.
Nun folgt der eigentliche Teil des "Million Dollar Highway". In Haarnadelkurven windet sich die Straße hoch in die Berge, Leitplanken gibt es keine. Dennoch läßt es sich gut fahren, Angst haben weder Fahrer noch Beifahrer...
Million Dollar Highway - schmale Bergstraße ohne Leitplanken
Red Mountains
Die Gegend ist wunderschön. Besonders gefallen uns die mehrfarbigen Berge, die orange, gelb, rot, braun, beige und grün leuchten und sich im Sonnenlicht vom satten Waldgrün abheben. Die Farben entstehen durch metallhaltiges Gestein, welches dann die Bodenfarbe bestimmt. Wir fahren über den Red Mountain Pass (3200m hoch) und erreichen gegen 10:30Uhr Silverton. Am Bahnhof erfahren wir von einem sehr lustigen Bahnhofsvorsteher, dass der Zug nicht vor 11:30Uhr einfährt. Nein, er korrigiert sich noch einmal: der Zug ist niemals früher als 11:30Uhr, sondern immer SEHR pünktlich. Wir schmunzeln und bedanken uns. Nun haben wir 40min Zeit, um durch die Stadt zu schlendern. Silverton ist größer als Ouray und noch ein bißchen professioneller touristisch. Pünktlich zur Zugeinfahrt sind wir wieder am Bahnhof. Wie der Bahnhofsvorsteher angekündigt hatte, hört und sieht man ihn schon von weitem, Sirene und schwarzer Rauch sind die Signale. Ein nettes kleines Spektakel.
die historische Bahn mit dem unaussprechlichen Namen
Zum Lunch essen wir Burger und Hotdogs bei "High Noon Hamburgers". Die Burger sind genauso klein wie bei McDonalds, doppelt so teuer - aber dreimal so lecker! Danach gibt es ebenso teure Ice-Cream auf die Hand, und weiter geht es gegen 12:30Uhr.
Der Molas Pass und der Coal Bank Pass sind schnell erreicht. Überhaupt finden wir die Straße gar nicht so schlimm wie erwartet. Auf dem Weg runter nach Durango beginnt es zu regnen, aber nur ganz kurz. Es wird wieder wärmer in tieferen Gefilden. Durango lassen wir nach kurzer Überlegung links liegen. Nach Ouray & Silverton ist unser Bedarf an "Stadt" heute gedeckt, außerdem ist der Mesa Verde Nationalpark unser Ziel. Schon um 14:50Uhr erreichen wir das Visitor Center unten am Highway. Kurzentschlossen buchen wir die Cliff Palace Tour für 17Uhr und die Balcony House Tour für morgen früh um 10Uhr (danke, Richard, für Deine Tipps zur Reihenfolge!). Das Wetter sei heute sehr gut und morgen sogar noch besser, teilt uns die freundliche Rangerin mit. Was haben wir wieder für ein Glück!
Am Morefield CG bezahle ich zunächst, danach dürfen wir uns eine Site aussuchen. Diesen Platz hatte ich nicht vorreseviert. Wäre auch nicht nötig gewesen, nur vereinzelte Sites sind überhaupt belegt. Vor allem die in der Nähe der Toilettenhäuschen. Später verstehen wir warum: hier gibt es die beste W-LAN-Verbindung. Wir suchen uns eine Site aus, hängen das Reserviert-Schild auf und starten schon wieder los, denn der Weg in den Park hoch ist weit. Die 15 Meilen ziehen sich in die Länge, 45 Minuten brauchen wir bis zum Cliff Palace. Hier ist es richtig heiß.
Oben angekommen sind wir beeindruckt vom ersten Anblick. Die Dwellings werden wunderschön im Sonnenlicht angestrahlt, und wir erfahren während unserer Ranger-Tour eine Menge über Leben und Arbeiten der Anasazi-Indianer, die vor ca. 800 Jahren hier gelebt haben, bis eine langanhaltende Dürre sie gezwungen hat, ihre mühsam und beeindruckend gebauten Wohnstätten wieder zu verlassen.
Ein Großteil der Tour findet in der prallen Sonne statt, Kopfbedeckung und Wasser sind hier Pflicht! Die Tour hat uns auch deshalb so gut gefallen, weil der Ranger immer wieder Redepausen einlegt, damit die internationalen Besucher ihren Familien/Kindern übersetzen können. Das ist mal pfiffig! Am Ende sind wir sehr beeindruckt und total überhitzt, trotz des Wassers. Ein bißchen klettern muß man auch auf dieser Tour, wenngleich die berühmte hohe Leiter und der Tunnel erst morgen kommen...
Auf dem Rückweg zum CG genießen wir kurz den Rundblick am Park Point Overlook im Licht der tiefstehenden Sonne. Wir können bei der guten Fernsicht heute bis zu den LaSal Mountains sehen, das sind 160km von hier! Dahinter liegt der Arches Nationalpark. Die Temperaturen sind jetzt herrlich, angenehm warm, mit klarer Luft. Ein wunderbares Gefühl von Freiheit und Weite überkommt uns an diesem Punkt.
Unglaubliche Fernsicht bis hin zu den Bergen, aus denen wir heute morgen gestartet sind
Am Morefield CG beschließen wir, unser Dinner heute am CG-Cafe zu beziehen. Dort gibt es nicht nur überraschend leckeren Caesar Salad mit Chicken und richtig gute Burger, sondern auch Steckdosen, so dass ich den Kamera-Akku laden kann. Heute und morgen haben wir NoHookup an unserer Site.
Im mittleren Loop (Hopi Road) bleiben wir auf Site 303, dort sind wir fast alleine. Die Sonne geht gerade unter, optimal für unser allabendliches Campfire. Hui, hier gibt es aber viele Mückenquälgeister! Aber keine Sorge, wir haben ja unser Wundermittel.
Ach ja, Mule Deer gibt es auch hier wieder. "Ach, guck mal, schon wieder Rehe" - so schnell gewöhnt man sich an diesen Anblick...
Fazit Million Dollar Highway: Lange nicht so herausfordernd für den Fahrer wie befürchtet. Eine wunderschöne Bergstraße mit den Orten Ouray und Silverton - beide lohnenswert, wenngleich touristisch.
Liebe Grüße, Eure Inga
Liebe Ina
Schöner Tag habt ihr verbracht.
Wir wussten bei unserer Planung lange nicht, ob Durango und evtl eine Zugfaht lohnend sein würden und strichen es dann aus Zeitgründen....
Die Orte sehen aber schon bezaubern aus.
Herzlichst Esthi
Liebe Esthi,
so ist das bei der Planung: irgendetwas muß man immer weglassen. So haben wir nicht in Ouray übernachtet (was mal kurz angedacht war) und sind auch an Durango vorbeigefahren, auch wenn wir den quer durch den Campingplatz fahrenden Zug gerne gesehen hätten.
Viele Grüße, Inga
Hallo Inga,
und schon wieder so ein schöner Tag! Ihr hattet ja auch immer wieder tolles Wetter. Diese Gegend haben wir noch nicht bereist, obwohl wir drüber nachgedacht hatten. Die schönen Fotos geben einen guten Eindruck! :!!
Liebe Grüße,
Ulli
Scout Womo-Abenteuer.de
www.dezembercamper.de
Hallo Ulli,
ja, das Wetter hat jetzt wirklich mitgespielt, nachdem es uns zu Beginn unserer Reise ja leider die wunderbare Aussicht vom Pikes Peak verhagelt hat. Mit dem Million Dollar Highway war ich mir bei der Planung auch nicht ganz sicher - im Nachhinein war es ein toller Tag und die richtige Entscheidung.
LG, Inga