Tag 4: Di. 4.10 Bryce Canyon

Auch wenn wir uns beim Heizen abwechselten, war durch den unvermeidbaren CO-Alarm leider kein durchschlafen möglich. So war auch diese Nacht wieder lang und der Schlaf entsprechend kurz. Um kein weiteres Risiko einzugehen benutzten wir an diesem Morgen überhaupt kein Wasser im WoMo, es schien uns sicherer abzuwarten bis die Aussentemperaturen wieder deutlich über 0 gestiegen waren. Entsprechend schnell und einfach viel unser Frühstück aus und  gleich danach fuhren wir los. Angekommen im Bryce Canyon steuerten wir etwas nach 9 Uhr einen der wenigen noch freien Oversize-Parkplätze in der Nähe des North Campground an. Noch immer war es sehr kalt, doch glückchlicherweise war die Sonne schon schwer damit beschäftigt für uns einen wunderschönen, angenehm warmen Tag vorzubereiten.

Wir waren müde und ich war äusserst skeptisch, ob wir uns hier wohl fühlen würden. Von Mega-Highlights wurde ich schon oft enttäuscht. Sei es weil die Erwartungen viel zu hoch waren oder es einfach nichts war das mich begeisterte. Der Bryce hat aber alle unsere Erwartungen übertroffen! Wir fanden den Park wunderschön auch hatten wir das Glück erst am Abend bei unserer Rückkehr das gefürchtete Touristen-Chaos anzutreffen. Irgendwie aber auch Verständlich, dass jeder hierher kommen will. Ich habe nur begeisterte, glückliche Gesichter gesehen und alle waren freundlich, nett und mehrheitlich auch rücksichtsvoll. Auch das war ein schönes Erlebnis.

Wir liefen zuerst zum Sunrise Point, wobei wir beim erreichen des Rim Trails erst mal etwas erschlagen waren von den Dimensionen die sich vor uns auftaten. Danach nahmen wir den Queens Garden Trail hinunter und über den Navajo (Wall Street) ging es wieder rauf zum Sunset Point. Ab diesem relativ steilen Aufstieg war definitiv nur noch das T-Shirt angesagt, die 2 Jacken vom Morgen wurden bis zum späten Nachmittag zu Füllmaterial für den Rucksack. Für die 5.8 Meilen brauchten wir knapp 3.5 Std.

In der Nähe der Loge gönnten wir uns eine überraschend leckere Pizza im Coffee Shop (wifi). Ich weiss nicht warum aber wir wurden bestimmt von 4 verschiedenen Touristen gefragt ob die Pizza den gut sei. Anscheinend zufrieden über unsere schon fast amerikanische Lobeshymne (delicious, wonderful, best ever...), wurde dann jeweils eine eigene bestellt.

Nach dem Lunch fuhren wir mit dem Park-Bus bis ans Ende des Rims, was unerwartet unterhaltend und ein weiteres Highlight war. Anscheinend waren mehrere Passagiere noch nie im leben Bus gefahren was uns als geübte ÖV-Pendler sofort an der Art wie jemand im Bus steht und sich festhält oder eben auch nicht so fest hält auffiel. Auch wurde laut kommentiert was für uns selbstverständlich schien. Das Quietschen der Türen, das Stottern des Motors, die Kurvenlage einfach alles wurde zum Anlass genommen um laut zu grölen oder zu schreien. Für uns war es echt spassig, zuhause würde nicht einmal eine Achterbahn soviel Freude und Euphorie auslösen... Etwas vergleichbares haben wir eigentlich erst einmal in Laos (Asien) erlebt. Wir beobachteten dort wie die Einwohner das erste mal in ihrem Leben die (landesweit einzige) Rolltreppe benutzten. Doch hier in den USA waren wir auf ein Erlebnis dieser Art einfach nicht vorbereitet und umso Überraschter.

Am Bryce Point verliessen wir die die Sitcom im Bus und liefen den gesamten Rim Trail  (immer der Bruchkannte entlang, siehe Foto) zurück (4.6 Meilen, 31/4 Std.) Irgendwann zwischen all diesen wunderbaren Ausblicken beschlossen wir, lieber etwas länger hier zu sein und dafür Mossy Cave nicht zu besuchen. Wir wissen ja nicht was wir dadurch verpasst haben sind mit dieser Entscheidung aber bis heute sehr zufrieden. Trotzdem mussten wir uns fast ein wenig beeilen um wenigstens noch in der Dämmerung unser nächstes Ziel, den Kodachrome S.P., zu erreichen. Auch hatten wir noch, besser bevor wir in den nächsten Park einfuhren, die Prüfung des WoMos auf Frostschäden zu erledigen. Den Tag hindurch waren wir so abgelenkt, dass wir die letzte Nacht beinahe vergessen hatten. Doch als wir dann die Wasserhähne aufdrehten und das ganze WoMo gründlich auf undichte Stellen absuchten war uns schon sehr mulmig zumute. Wir fanden aber nirgends Wasser wo es nicht sein sollte und die Pumpen arbeiteten auch wie erwartet. Was waren wir da erleichtert - wieder einmal sehr viel Glück gehabt!

Die kurze Fahrt zum Kodachrome verlief weitgehend ruhig. Nach Cannonville wandelte sich die Landschaft abermals und (schon) wieder wurden wir von der unglaublichen Schönheit dieser Natur tief in unserem Innersten berührt. Da wir aber bereits am Anfang der Dämmerung waren konnte ich die Landschaft nicht so sehr geniessen, das Fahren verlangte die volle Aufmerksamkeit, befanden sich auf der Fahrbahn doch Hasen, Kühe, Ziegen und wenn ich mich richtig erinnere so etwas wie Rehe (Deer).

Mit der Dämmerung wurde es wieder kalt und wir zogen uns fürs Abendritual ins Womo zurück. Ein weiteres mal genossen wir es, ein 26 Fuss langes Wohnmobil nur für uns 2 zur Verfügung zu haben. Früh ging es dann zu Bett in der Hoffnung, dass wir diese Nacht ein paar Stunden am Stück schlafen können. Die Aussichten dafür waren sehr gut, der Kodachrome S.P. liegt ja relativ tief und laut Ranger sollte es nur etwa -2 werden.

Fazit:

• Das Leben ist schön und unser Planet noch schöner!