Tag 02 - Freitag, 29.7.2022: Las Vegas – Zion (Angels Landing)

Tag 02 - Freitag, 29.7.2022: Las Vegas – Zion (Angels Landing)

Erwartungsgemäß endet die erste Nacht früh. Wir fühlen uns dennoch ausgeschlafen, erholt und voller Tatendrang. Während die Family die Sachen zusammenpackt, gehe ich zur Rezeption und erreiche mit dem Verweis, dass man mir auf meine vor dem Urlaub gestellte Frage bezüglich der Annahmemöglichkeiten von Paketen auch hätte sagen können, dass dies mit Kosten verbunden sei, dass mir diese letztlich erlassen werden.

Oben ist zwischenzeitlich alles gepackt und schon sind wir auf dem Weg. Aber halt, auschecken müssen wir auch noch. Ich also wieder an die Rezeption und auf einmal sollen wir diesmal noch weit über 100 Dollar nachzahlen. WTF? Dies seien Kosten für die Minibar, darunter ca. 20 Dollar fürs neu Befüllen. Ich lerne, dass die Minibar mit Sensoren ausgestattet ist. Sobald man etwas rausnimmt muss man dafür zahlen, selbst wenn man es wieder rein tut, denn dann muss jemand die Minibar neu befüllen bzw. ordnen.

Bekanntlich schützt Unwissenheit vor Strafe nicht, also muss schnell eine plausible Ausrede her: Meine German Kids wollten bei ihrem ersten USA Besuch unbedingt mal sehen, was es hier so für tolle Getränke in der Minibar gibt. Ich versichere noch absolut wahrheitsgemäß, dass wir alles genauso wieder eingeräumt haben, wie wir es vorgefunden haben. Langsam wird mir auch klar, weshalb jede Ritze der Minibar mit Zeugs vollgestopft ist: damit die Gäste das Teil nicht als Kühlschrank nutzen! Wer käme denn auch schon auf solch eine absurde Idee…? Ein Gast neben mir führt durchaus aufgebracht zeitgleich genau die gleiche Diskussion. Als der herbeigerufenen Manager mir dann die Kosten erlässt bin ich nur froh, dass ich nicht beim gleichen Angestellten wie zuvor gelandet bin. Nichts wie weg hier…

Auch wenn ich letzten Endes wirklich nicht viel für das Zimmer bezahlt habe beschleicht mich das Ungute Gefühl, dass hier den Gästen bei jeder Gelegenheit das Geld aus der Tasche gezogen werden soll. Na gut, es ist halt Vegas, aber da die Einnahmen mit dem Zocken mutmaßlich nicht mehr ausreichen gibt es seit längerem schon Ressort Fees, seit ein paar Jahren dann steigende Parkgebühren und nun auch noch eine Gebühr fürs Auffüllen der Minibar und das alles, als ob die großen Städte in den USA nicht ohnehin schon teuer genug wären. Wir beschließen auf alle Fälle, die großen Hotels am Strip künftig eher zu meiden.

Nach all der Aufregung wollen wir die Stadt möglichst schnell über die I-95 verlassen und nötige Lebensmittel fast schon traditionsgemäß erst im Walmart in Mesquite kaufen. Dort angekommen haben wir auch Appetit aufs erste Frühstück. Gesättigt und mit einem bis unters Dach vollgepackten SUV beschließen wir, keinen der ins Auge gefassten Hikes auf dem Weg zum NP anzugehen, sondern erst einmal zum CG zu fahren und das neue Zelt aufzubauen.

Spätestens als wir bald darauf auf der Interstate durch die Virgin River Gorge fahren und dann die ersten typischen roten Steine mit ihren weißen Hauben sehen breitet sich in uns eine große Vorfreude aus.

Am Parkeingang erstehen wir den Nationalparkpass und fahren ohne Stopp direkt auf unserer Campsite. Auch wenn wir etwas aus der Übung sind, verlaufen die nächsten Schritte gut eingespielt – jeder weiß genau, wofür er/sie verantwortlich ist. Schon bald steht das Zelt, alle Utensilien wandern an den dafür vorhergesehenen Platz und dann beratschlagen wir, was wir nun anstellen wollen.

Angesichts vorhandener Permits für Angels Landing fällt die Wahl nicht wirklich schwer, zumal Lea seit Jahren hierhin möchte, seitdem ich ihr vom „Landeplatz der Engel“ erzählt habe. Wir stoppen am VC, erfahren dass wir gut aufs Wetter achten sollen und sitzen schon bald ohne jegliche Wartezeit im Shuttle zu „The Grotto“, unserem Trailhead. Das erste Stück verläuft recht eben, dann geht es bald knackig bergauf - aber die Aussicht auf den Zion Canyon entschädigt für jegliche Anstrengung.

Leider zieht der Himmel tatsächlich etwas zu, aber so kann sich unserer Haut wenigstens besser an die ungewohnte UV-Belastung gewöhnen und die Blicke ins Tal sind dennoch spektakulär. Anja und die Kids sind ziemlich fit, aber dankenswerter Weise gibt es immer jemanden, der sich um den etwas zurückhängenden alternden „Reiseleiter“ kümmert, besonders an den Kehren der steilen „Walter’s Wiggles“. Dazu kommt, dass wir uns angesichts des Wetters ganz schön eilen, wodurch wir leider auch kaum Fotos machen.

An Scout’s Lookout sind wir überrascht, dass nirgends Permit kontrolliert werden. Als wir die ersten Kletterpassagen hinter uns gelassen haben eröffnet mir Anja, dass sie aufgrund ihres „Respekts“ vor Höhe nicht weitergehen möchte und auch Moritz leistet ihr lieber Gesellschaft.

Wir trennen uns und Lea und ich klettern weiter den stellenweise kaum einen Meter breiten Grat dem Landeplatz der Engel entgegen und können schon fast das Ziel erahnen, als ich hinterm Temple of Sinawawa schwarze Gewitterwolken aufziehen sehe.

Uns trennen vielleicht noch fünf Minuten klettern und  dreihundert Meter vom Ziel, als der Wind auffrischt und erste Blitze in der Ferne vom Himmel zucken. Die Enttäuschung ist groß, die Vernunft aber größer. Unverrichteter Dinge kehren auch wir um und sind erleichtert, als wir trocken und sicher zurück an Scout’s Lookout sind. Auch auf dem weiteren Weg zurück zum Shuttle bleiben wir abgesehen von einzelnen Tropfen vor einem Unwetter verschont.

Am CG hat Anja dann bereits den Grill zusammengebaut und angeworfen. So haben wir dann abends Zeit fürs erste Grillen und dafür, Pläne für morgen zu schmieden und uns ans Leben im Zelt gewöhnen zu können.

Trail:

Angels Landing (7,1 km, 450 hm): Neben den Narrows der eindrücklichste Hike im Park, ja sogar vielleicht der unvergesslichste Hike in den USA! Nur für Menschen ohne Höhenangst geeignet und nichts für kleine Kinder. Gutes Schuhwerk, Lust am Klettern und ein Permit erforderlich! Die Anfahrt zum Trailhead erfolgt mit dem kostenlosen Parkshuttle.