Etappe: Sasquatch PP - E.C. Manning PP
Als ich am Morgen den Kopf aus dem Camper strecke, traue ich meinen Augen nicht: es ist schon wieder stark bewölkt. Dabei haben die Wetterprognosen für die kommenden Tage doch schönes Wetter angesagt. Hinzu kommt, dass es wieder sehr kühl ist, was für ein Unterschied zum gestrigen Badewetter.
Später in Hope erzählt mir eine Kanadierin kopfschüttelnd, dass das Wetter dieses Jahr verrückt spielt. Kommt uns als Mitteleuropäer doch irgendwie sehr bekannt vor nach dem nicht existenten Winter und ausserordentlich nassen Frühling. Für uns einfach schade, denn heute fahren wir in die Berge zum Manning PP, einem Park, den wir bereits vor fast 20 Jahren besucht und in guter Erinnerung haben. Nur damals hatten wir eine der wenigen schönen Tage dafür erwischt, dieses Mal soll es wohl genau umgekehrt sein.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg Richtung Hope. Zunächst müssen wir wieder alles zurück bis Agassiz; von dort aus fahren wir auf der linken Talseite dem Fraser River entlang bis nach Hope. Wegen den tief hängenden Wolken beschliessen wir, zunächst dem Städtchen einen Besuch abzustatten. Im Reiseführer habe ich gelesen, dass es einen kleinen japanischen Garten gibt, den wollen wir uns ansehen. Die Mädels entdecken im schönen Stadtpark einen wunderbar angelegten Spielplatz und sind ratzfatz auf und davon. Wir machen uns auf die Suche nach dem japanischen Garten und laufen prompt in die falsche Richtung. Dafür hätte er sich genau vor unserer Nase neben dem Spielplatz befunden, aufgrund seiner geringen Grösse sieht man ihn jedoch nicht auf den ersten Blick. Er ist aber durchaus ein Besuch Wert, vor allem wenn man Kinder hat, die gleichzeitig spielen möchten .
Bild: cityofhope.org
Eineinhalb Stunden später fahren wir weiter, wir wollen als nächstes die Othello Tunnels im Coquihalla Provinzpark besuchen, welcher acht Kilometer östlich von Hope liegt. Am Parkplatz angekommen, stehen schon drei Schulbusse – zum Glück kommen die Schüler gerade zurück.
Attraktion des Parks sind die Othello Quintette Tunnels, fünf Tunnel der ehemaligen Kettle Valley Railway, die 1912-1915 in kurzen Abständen hintereinander durch den Granit und direkt am tosenden Coquihalla Fluss angelegt wurden. Den Namen tragen die Tunnels wegen des für den Tunnelbau verantwortlichen Ingenieurs Andrew McCullough, ein begeisterter Leser von Shakespeare.
Bewaffnet mit Taschenlampen laufen wir los, im Reiseführer haben wir gelesen, dass zwei der fünf Tunnels sehr dunkel sein sollen. Mit Begeisterung leuchten die Mädels in die Dunkelheit – für einmal müssen wir sie nicht zum laufen motivieren . Der Spaziergang durch den Canyon lohnt sich sehr, vor allem wenn man sich vorstellt, wie die Tunnels früher ohne Maschinen mit Hilfe von Leitern und durch Abseilen gebaut wurden.
Zurück beim Wohnmobil gibt es einen kleinen Imbiss, bevor wir auf dem Crowsnest Highway weiter Richtung Manning Park fahren. Leider sind die Berge immer noch wolkenverhangen. Schade, die Strecke über den Allison Pass wäre sicher spektakulär.
Zum ersten Mal auf unserer Reise besuchen wir einen Campingplatz, den wir schon von unserer ersten Kanadareise her kennen und der uns damals sehr gefallen hat. Dementsprechend bin ich voller Vorfreude. Doch bald folgt die Ernüchterung: schon bei der Anfahrt zum Lightning Lake CG kommt mir so gar nichts bekannt vor. Und den Campground selbst habe ich in ganz anderer Erinnerung. Kein Wunder, geht es hier auch zu und her wie im Sasquatch PP: der Platz ist voll und der Lärmpegel tagsüber beträchtlich. Dafür haben wir einen schönen Site im kleinen Loop mit viel Privatsphäre:
Nachdem wir uns eingerichtet haben, gehen wir los auf Erkundungstour. Zunächst eine grobe Inspektion des Platzes inkl. Waschhaus und Spielplatz, danach laufen wir den kurzen Loop runter zum See, über ein paar Stege zur Rainbow Bridge und durch den Wald zurück zum Campground.
Die Mädels bleiben auf dem Spielplatz, währenddem wir wieder mal das Feuer ‚anwerfen‘ und das Nachtessen vorbereiten. Und weils so schön war, machen wir nach dem Essen nochmals die gleiche Runde zur Brücke, diesmal in der anderen Richtung und ohne Kinder, die bleiben lieber auf dem Spielplatz. Kurz nach der Brücke komme ich ins Gespräch mit einer älteren Frau, die alleine unterwegs ist. Dabei stellt sich heraus, dass sie mit einem Schweizer verheiratet ist, der vor 40 Jahren nach BC ausgewandert ist. Wir haben ein sehr angeregtes Gespräch und als wir zum Campground zurück kommen, ist es fast dunkel.
Hallo Flo,
die Othello Tunnels kannte ich noch nicht, für so was bin ich auch immer zu haben, in Neuseeland haben wir auch solche alten Tunnels angesehen. Wie lange habt ihr benötigt, um sie zu besichtigen?
Lg Mobbel
Hej Mobbel
Die Strecke hin und zurück ist ca. 3.5km lang. Wir hatten ungefähr 1 Stunde.
Liebe Grüsse, Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Danke
Lg Mobbel