Der heutige Fahrtag ist abenteuerlich; es geht über Forest Roads, und der tatsächliche Zustand der Straßen lässt sich im Vorfeld ja nur bedingt recherchieren.
Wir fahren zunächst auf der US-12, beim Riffe Lake Overlook haben wir eine tolle Aussicht.
(Hey, das ist doch Mount St Helens dahinten?!)
Und auch Mount Rainier lässt sich kurz blicken (irgendwie löst der Anblick immer ein kleines Glücksgefühl aus)
Wir biegen bei Randle in die Forest Road 25 und ich hege die -ich nehm es gleich vorweg, leider unberechtigte- Hoffnung, Nick bei guter Straßenlage überzeugen zu können, den Abstecher zur Windy Ridge auch noch mitzunehmen, denn ich möchte wirklich gerne einen Blick auf den St Helens werfen, der ja nicht nur bei der Recherche für Touren in dieser Gegend schon ständig auftaucht sondern auch immer noch ein präsentes Thema in beinahe jedem Gespräch mit den Locals ist, wenn wir erzählen, dass wir nur durch Washington fahren. Jeder berichtet gleich, wo er war beim Ausbruch des Vulkans, und alle, alle reden von der Asche. Der Ausbruch hat Washington definitiv nachhaltig geprägt.
Die Straße ist aber leider in keinem guten Zustand, von Anfang an nicht. Sie ist asphaltiert, aber der Asphalt ist nicht in Ordnung, man kann die Straße befahren, aber man muss sich eben die ganze Zeit konzentrieren. Manchmal ist auch plötzlich ein kleines Stück gravel. Man kann dem Forest Service aber keinen Vorwurf machen, man sieht das manche Stücke ganz neugemacht sind, nachdem offensichtlich frisch im Winter die Straße ganz weggebrochen war. Nick ist unbegeistert, weil wir über 50 Meilen auf dieser Straße zu absolvieren haben. Die Windy Ridge fällt aus. Schade.
Und ich befürchte auch einigermaßen berechtigt, dass es das vielleicht dann auch ganz mit der Mt St Helens Aussicht war, weil meine rausgesuchte Alternative, der Lahar Viewpoint, auch am Ende einer anderen als mies bekannten Forest Road liegt. Aber in der Gegend zu sein, ohne den Vulkan richtig zu sehen, können wir doch irgendwie nicht machen! Oh man.
Na gut, fahren wir erstmal, wir haben auch einen Termin einzuhalten, denn bei den Ape Caves muss man inzwischen einen Termin Slot vorbuchen. Die Straße windet sich durch den dichten Wald den Berg hoch, man hat auch mal nach Osten hin gelegentlich einen kleinen Ausblick, am Anfang ist Mt Rainier kurz zu sehen, später einmal auch kurz Mt Adams.
Als Beifahrerin ist die Fahrt schön. Blöd ist nur, dass es nach Westen keinen Ausblick gibt, und man die ganze Zeit weiß, dass da Mt St Helens ist. Auch blöd ist, dass der Fahrer bei anstrengender Strecke seine Lieblingsmusik hören darf.
Doch dann... Überraschung!!! Es gibt doch einen Viewpoint auf der FR 25! Das habe ich nicht gewusst, und ich freu mich! Das entspannt alles. Ist natürlich die weniger eindrucksvolle Seite, macht aber nix. Wir machen eine schöne Pause mit tollem Ausblick.
Nach dem eigentlichen Viewpoint wird der Ausblick von der Straße aus dann sogar noch cooler. Absolut beeindruckend.
Anschließend fahren wir weiter zur Ape Cave. Seit diesem Jahr muss man eine Parkplatzreservierung bei rec.gov für den Besuch dort machen, kostet zwei Euro und dann muss man sich an den gebuchten Time Slot halten. Es war tatsächlich ausgebucht und wir mussten Reservierung, Annual Pass und Ausweis vorzeigen -oh ha, eine harte Tür.
Die Höhle selbst fanden die Kinder cool und wir haben viel Spaß mit Stirnlampen.
Anschließend wollten wir eigentlich noch zum Trail of two Forests -dabei haben wir uns aber fürchterlich verlaufen, wir sind vom Parkplatz aus direkt in die falsche Richtung gelaufen. Da gibt es auch einiges zu erkunden, aber irgendwie kann das doch nicht ganz richtig sein…wir treffen auf einige Outdoorenthusiasten, die uns den Weg zu einer coolen Höhle zeigen, aber das wird dann schnell viel aufregender als geplant, und wir haben nichtmal Wanderschuhe an. Als das erste Kind sich den Kopf stößt und die erste Erwachsene umknickt, kehren wir doch lieber um.
Na gut, erstmal genug Abenteuer, als wir den Parkplatz wiederfinden, gibt es erstmal Eis und dann fahren wir weiter.
Nick muss leider noch ein bisschen fahren, und er merkt an dieser Stelle auch, dass wir durch den Abstecher zu den Ape Caves heute auf über 100 Meilen kommen, oh oh. Und einfaches Fahren ist das wieder nicht, bald kommt die nächste Forest Road, diesmal die 90. Eigentlich ganz gut in Schuss, besser als erwartet, Meile um Meile nähern wir uns dem Campground, ich mach schon einen Meilencountdown mit google maps, vier, drei, unter zwei Meilen bis wir da sind, —als Nick plötzlich eine Vollbremsung macht. And then:…He lost his cool…
Mein sonst so liebevoll ausgesprochener Kosename knallt vorwurfsvoll wie ein Peitschenhieb durch das Auto: vor uns ist die Straße nicht nur gravel, sondern völlig zerkratert in tiefe, ineinander übergehende Potholes. Oh nein, wir sind so kurz davor, das kann doch nicht wahr sein. Ich mache kleinlaut hilfreiche Angebote, wie auszusteigen, und zu versuchen, das irgendwie zu dirigieren -aber Nick guckt nur noch einmal finster und fährt beherzt los und schaukelt uns im Schneckentempo da durch. Dieses Straßenstück war mies. Wären wir nicht schon fast da gewesen, hätten wir wohl umgedreht. Zum Glück ist der Höllenritt nicht lang, vielleicht 50 Meter, danach ist die Straße wieder völlig normal. Kann auch übrigens nächstes Jahr alles ganz anders sein! Aber das war nicht cool. Zum Glück ist es jetzt wirklich nicht mehr weit. Nick belässt es bei dem Ein-Wort-Streit mit seiner Reiseplanerin, findet seine Coolness schnell wieder und ist besänftigt, weil wir morgen das Womo gar nicht bewegen werden. Der Campground hat eine tolle wilder-Wald-Stimmung.
Wir sind da. Im Herzstück der Reise.
Schöne Grüße, Janina.
Hallo Janina,
da ist man als Planer der Stecke immer dran, wenn etwas nicht passt. ... Mein Mann ist da auch so . Zum Glück legt sich sowas immer ganz schnell.
Euren schönen Platz habt ihr euch auf alle Fälle verdient
LG,
Christina
Liebe Christina,
naja, völlig zurecht 😬. Ich bin ja noch gut weggekommen, das lag natürlich daran, dass ich Nick eigentlich auch alles gesagt habe, was ich über die Straße gelesen hatte. Das beinhaltete aber ziemliche mixed messages (paved, rough road, potholes, but manageable, drive was okay, I wouldn‘t go there with an RV, CG Plätze sind für Trailer up to 40 ft) -die echten, aktuellen Road Conditions sieht man eben erst vor Ort. Wenn die Potholes gerade repariert worden wären, dann hätte ich geschrieben, kein Problem, können alle hinfahren -und zwei Monate später findet man wieder die Kraterlandschaft vor.
Ich fühl mich eigentlich sehr privilegiert, dass Nick mich so großartig durch die Gegend fährt, -das Mindeste ist, auszuhalten, dass ich auch mal als Stressventil herhalten muss.
Wäre ich gefahren, würden wir an dieser Stelle wahrscheinlich heute noch stehen, ich hätte mich da nie im Leben durchgetraut -aber wenden geht da auch nicht so easy peasy!
Ich wollte da eben unbedingt hin. Nick hat dann ja auch gesehen, warum.
Schöne Grüße, Janina*.
Hi Janina,
bei dieser Überschrift wurde ich doch neugierig, schließlich sind wir erst Sonntagabend aus Washington zurückgeflogen. Und siehe da: Wir sind auch die ganze National Forest Road 25 abgefahren (am vergangenen Mittwoch erst), sehr zum Leidwesen meines Mannes, der für diese Strecke am Steuer saß und nur noch fluchte. Zumal die Fahrt nach unserem Auf- und Abstieg auf den Mount St. Helens stattfand... Zum Glück waren wir am späten Nachmittag eines der wenigen Fahrzeuge, die auf dieser Holperstrecke unterwegs waren, so dass wir phasenweise links, phasenweise rechts gefahren sind. Aber: Wir (und unser Womo) haben es auch überlebt und der schöne Stellplatz im Iron Creek Campground hat dann wieder für einiges entschädigt. Dennoch musste ich versprechen: So eine Straße kommt uns nie wieder in die Planung.
Liebe Grüße
Bärbel
Grand Circle: Rote-Steine-Tour 2014 - Wüste, Wandern, Wellenreiten: California 2017
Hallo Bärbel,
welcome back, sehr schön, noch eine Washington-Reisende! Und eine Wanderung am Mt St Helens ist natürlich auch richtig cool!
Ja, da haben wir unseren Männern schon ordentlich was zugemutet. Nick hat sich aber für den Rückweg auch wieder freiwillig gegen den deutlich längeren Weg über die Interstate und für die FR 25 entschieden (nach den Potholes auf der FR 90 erschienen die Schrecken der FR 25 in etwas milderem Licht), aber die Straße ist anstrengend und das über eine lange Strecke. Also: ein großes Lob an all die tapferen Fahrer und Fahrerinnen! Für die coolen Sachen ist ja leider manchmal uncooles Fahren notwendig, aber nach der Pothole-Erfahrung hab ich auch einen Hike mit fragwürdiger Anfahrt spontan aus dem Plan gestrichen…
Schöne Grüße, Janina*.
Hi Janina,
oh ja, die Straßen auf der Ostseite des Mt St Helens haben es in sich! Im Winter kommt es da wohl regelmäßig zu größeren Schäden! Auf so Straßen sind 100+ Meilen wirklich kein Zuckerschlecken - ich fühle mit Euch denn wir mussten da auch schon 2x durch. Schade, dass es für die Windy Ridge nicht gereicht hat, aber die Ape Cave ist ja auch beeindruckend.
Die zunehmende Notwendigkeit von Permits ist zwar lästig, aber auch nachvollziehbar. Wir waren 2013 zum letzten Mal zeitgleich mit einer riesigen Gruppe von Jugendlichen dort und konnten daher die beeindruckende Tube gar nicht richtig würdigen/schätzen. Daher sehe ich die Permits eher als notwendiges Übel an. Bestärkt hat mich in dieser Ansicht übrigens der Besuch im Yosemite im August, wo ich es gar nicht so überfüllt empfand wie noch vor ein paar Jahren...
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Hey Mike,
die Permits waren nicht schwer zu bekommen, nicht so eine Sekundenklick-Sache, wir haben unser erst drei Wochen vorher besorgt. Man muss es aber eben vorher wissen und einplanen. Permitsysteme insgesamt, gerade für ganze Parks, gut zu finden, so weit würde ich nicht gehen, auch wenn ich als gerne-Planerin davon natürlich profitiere -aber ja, klar, zur Bewahrung mancher Kleinode und auch größerer Sensationen ist das sicherlich notwendig.
In diesem Fall war eigentlich besonders schräg, dass hier so streng kontrolliert wurde, während wir im Olympic nirgends irgendwas vorzeigen mussten.
Schöne Grüße, Janina*.