20.9
Erstaunlicherweise schlafen wir trotz der Höhe von 2100m sehr gut. Bisher hatten wir ab 1200m immer Schlafprobleme. Offenbar haben sich unsere Körper daran gewöhnt - klasse! Der morgendliche Ablauf ist jetzt schon wieder zur Routine geworden. Wir beobachten die Camper an dem Womo gegenüber, die beiden sitzen schon wieder vor ihrem Gefährt und rauchen eine Zigarette nach der anderen. Als wir gestern Abend ins Bett gingen, war der Anblick genau der Gleiche. Margit macht sich fertig, und ich bereite unser Frühstück zu - Krümeltoast mit diversen Auflagen.
Der Tag verspricht wieder sehr schön zu werden, ein strahlend blauer Himmel lacht uns an. Der Wind ist zwar noch kalt, aber die Sonne schafft es bis mittags für 18/20 Grad zu sorgen. Bis jetzt haben wir es dieses Mal besser im Griff mit dem Wetter. Die saukalten Nächte stören uns nicht, solange unsere Heizung so angenehm blubbert.
Rocky wird startklar gemacht, und heute denke ich auch daran den Ölstand zu kontrollieren. Alles ist ok, die Ford Motoren sind wirklich unglaublich robust. Gegen 10:00 ziehen wir los. An der Tankstelle an der Ausfahrt kaufen wir noch Wasser ein. Wir haben zwar ca. 150l im Tank, aber das nutzen wir nicht zum Zähneputzen und kochen.
Margit übernimmt heute erst mal das Fahren. Wir steuern unser erstes großes Ziel an, den "Grand Teton" Nationalpark. Wir sind gespannt, ob wir hier einen Stellplatz finden, denn es ist Sonntag, und bei diesem Traumwetter sind natürlich sehr viele Wochenendausflügler unterwegs.
Wir haben nur ca. 90km zu fahren, teilweise über einen Pass, der ungefähr 3000m hoch ist. Wir bewundern einige Radfahrer, die sich mit Gepäck hier heraufquälen. Es bieten sich immer wieder tolle Ausblicke auf die schneebedeckten Berge, und wir können gar nicht aufhören zu fotografieren. von der "Moran Junction" aus sind es nur wenige Meilen zur Einfahrt in den Park. Dort angekommen berappen wir 50$ für einen sieben Tage Aufenthalt im Grand Teton und Yellowstone. Die beiden Parks gehen direkt ineinander über und es gibt nur eine Straße, die hindurchführt. Wir lassen uns noch einige Karten geben und einen Rat, wo wir die besten Chancen auf einen Stellplatz haben.
http://www.nps.gov/grte/index.htm
Wir fahren zum "Signal Mountain Resort", dort gibt es einen größeren Campground. Hier ist wirklich die Hölle los. Viele Womos verlassen das Gelände und viele andere versuchen, einen Platz zu finden. Wir stürzen uns hinein in das Getümmel. Hier ist wieder Selfregistration, daher holen wir uns zuerst die Formulare. Dann geht die Suche los. Langsam fährt Margit den sehr schmalen Weg entlang, versucht dabei noch den Schlaglöchern und den über den Weg reichenden Ästen auszuweichen, und das alles mit einem 10m langen Gefährt. Rechts und links des Weges sind Stellplätze, doch die meisten sind belegt. Vor uns fährt noch ein längeres Womo und versucht dann rückwärts in einen Platz einzuparken. Wir müssen natürlich so lange warten, beobachten aber gespannt wie er zurechtkommt. Nachdem er mehrmals angesetzt hat, gibt er genervt auf. Er kommt einfach nicht um die Ecke herum, ohne sein Womo zu beschädigen. Wir fahren langsam die Runde weiter ohne Erfolg. Rechts steht dann ein junger Servicemitarbeiter des Campgrounds und wir fragen ihn, wo eventuell noch etwas frei ist. Wir sollen Platz 39 oder 52 probieren, die wären groß genug für unser Womo. Also gehen wir nochmals auf die Runde. Na prima, wir kommen zu Platz 39, das ist der Gleiche, an dem der andere vor uns gescheitert ist. Wollen wir es versuchen? Margit steigt aus und weisst mich ein. Nach mühsamem Rangieren und X mal vor und zurück steht Rocky auf dem Platz, ohne dass ich einen Baum umgelegt habe oder auf dem völlig überflüssigen, im Wege stehenden Baumstumpf aufgesetzt habe. Erleichtert steige ich aus; Margit macht die Wasserprobe (Flächen Teller mit Wasser auf den Tisch) - alles umsonst. Hinten setzt das Fahrzeug auf einem querliegenden Baumstamm auf, und wir stehen total schräg. Aufgrund des Platzmangels zum Rangieren ist es unmöglich, Rocky annähernd waagerecht zu parken. Nein, das ist definitiv nicht unser Platz! Nummer 52 ist in der Zwischenzeit belegt, und wir verlassen unter Gemurmel unfeiner Flüche diesen Campground.
Wir fahren zum Jenny Lake, der nicht weit entfernt ist.
Hier finden wir auch gleich einen schönen großen Parkplatz, ziehen die Wanderschuhe an, packen den Rucksack, präparieren den Garmin und ziehen los. Ein wunderschöner Pfad führt immer am kristallklaren Bergsee dem Leigh Lake entlang mit Blick auf die hohen schneebedeckten Gipfel dahinter, Postkartenidylle.
Überall stehen Warnschilder vor Bären und Verhaltensmaßnahmen sind beschrieben. Wir bezweifeln, dass wir im Ernstfall die Nerven hätten, langsam und ruhig rückwärts zu gehen oder uns, wenn's ganz hart kommt, auf den Boden zu legen und toter Käfer zu spielen. Vermutlich würde der Bär uns solange mit seiner zarten Tatze probehalber herumrollen, dass wir nicht mehr tot spielen müssten.
Zuerst sind noch ziemlich viele Leute unterwegs, aber bald genießen wir die einsame, sonnige Hochgebirgslandschaft fast alleine - vermutlich geifernd beobachtet von einem Dutzend Schwarzbären. Wir sind hier auf ca. 2300m, da ist bei uns die Baumgrenze schon weit überschritten. Hier laufen wir durch herrliche Nadelwälder, ab und zu springt ein Squirrel über den Weg.
Wir laufen fast 7 km bis zum Ende des Sees. Dort machen wir eine längere Pause und üben, Steine im See hüpfen zu lassen. Danach müssen wir zwar den gleichen Weg zurückgehen, aber es ist so schön hier, dass uns das nicht stört.
So gegen 17:00 sind wir wieder am Parkplatz.
Wir sind jetzt müde, müssen allerdings noch einen Stellplatz für die Nacht suchen. Wir schauen uns die Karte an, im Nationalpark haben wir wohl kaum eine Chance. Aber gleich am Ende zwischen Teton und Yellowstone ist die "Flagg Ranch" mit einem großen Campground dabei. In den Unterlagen finden wir auch die Telefonnummer. Ich rufe an, und es ist noch Platz verfügbar. Nix, wie hin. Es sind ungefähr 24 Meilen zu fahren Richtung Norden.
Da wir morgen sowieso in den Yellowstone wollen, passt das ganz gut und liegt auf unserer Strecke. Wir kriegen einen wirklich schönen Platz, allerdings kostet er hier 76$ pro Nacht. Das ist schon heftig. Wir bleiben trotzdem, da es hier auch ein vielversprechendes Restaurant gibt. Wir entern unseren Stellplatz, schließen die Versorgungsleitungen an, und machen uns auf den Weg ins Restaurant. Es ist sehr schön eingerichtet, das Gebäude ist aus unglaublich dicken Baumstämmen errichtet. Natürlich verputzen wir wieder ein leckeres Rib Eye Steak. Satt, ein bisschen alkoholisiert und fröhlich gehen wir wieder zurück zum Campground. Es ist verdammt dunkel und natürlich haben wir nicht daran gedacht, eine Taschenlampe einzustecken. Nach ein paar Umwegen finden wir Rocky, dem wir unbedingt beibringen müssen, in solchen Fällen irgendwie "Laut zu geben". Total müde fallen wir ins Bett.
Unsere Strecke heute
Hahahaha! Ich konnte mir geradezu bildlich vorstellen wie ihr zitternd auf dem Boden liegt, während euch der Bär herumrollt
Toll geschrieben!
Der Grand Teton sieht toll aus, schade das ihr nur so kurz geblieben seit. Wir wollen bei unserer Reise zwei Tage dort verbringen und noch ein bischen mehr wandern gehen.
Die Stellplatzproblematik kenne ich, das schief stehen hat uns allerdings noch nicht davon abgehalten irgendwo stehen zu bleiben. Wenn man nicht aus dem Bett kullert steht man noch gerade genug ;)
Wir sind das letzte mal mit Apollo verreist, da gibt es keine Keile und mit Brettern und Baumstämmen zu leveln war uns zu mühsam. Das haben wir nur einmal gemacht, weil wir sonst wirklich aus dem Bett gekullert wären. Nach diesem riesen Akt war es zwar besser, aber immer noch nicht gerade.
LG
Laura
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RB LA-LA (2017)
RB Denver-Seattle (2016)
RB San Francisco - Denver (2014)
Hallo Mystery,
länger im Grand Teton zu bleiben macht sicher Sinn, irgendwie hat es uns zu
unserem Highlight der Reise dem Yellowstone getrieben. Ansonsten hast du
vollkommen Recht, mehr Zeit im Teton ist bestimmt sinnvoll und auch angebracht.
Da gibt es noch tolle Trails die man laufen kann, oder sich einfach mal an den See
setzen oder an einem Viewpoint relaxen und das tolle Panorama betrachten.
Das mit der schiefen Site hätten wir sicher auch überlebt, aber ich hatte auch einfach keine
Lust das wirklich nervige Einparken in die sehr enge Site nochmal zu machen, denn wir
wollten unbedingt noch zum Jenny Lake fahren.
Ich habe dann wirklich überlegt, ob wir nicht einfach auf dem Parkplatz am Lake stehen
bleiben und hier übernachten, aber bei dem Gedanken, dass uns ein Ranger irgendwann
Nachts heraustrommelt, und wir dann doch weiterfahren müssen haben wir es doch sein
gelassen.
Viele Grüße
Klaus
Route 66 März/April 2014
Denver-Yellowstone-Seattle-SFO Sept/Okt 2015
https://www.freizeit2012undmehr.com/
Hallo Klaus,
da habt ihr eine tolle Wanderung gemacht, am See entlang immer mit diesem schönen Blick auf die Berge.
Nachdem ihr eine Weile hinter uns hergefahren seid, habt ihr dann den Teton vor den Yellowstone geschoben, wir haben es andersrum gemacht. Ich kann gut verstehen, dass es euch zum Yellowstone gezogen hat, so ähnlich ging's mir im Sinks Canyon, da dachte ich auch "wann geht's denn jetzt in den Yellowstone?"
Im Anschluss an den Yellowstone fand ich den Teton sehr schön, tolle Landschaft, keine Touri-Busse, viele Wandermöglichkeiten.
Bin gespannt, wie es bei euch weitergeht, und bin froh, dass die Bären euch nicht rumgerollt haben.
Viele Grüsse, Eric
Hallo Eric,
ja, das war Klasse, auch noch bei einem so tollen Wetter. Ich hätte den See gerne umrundet,
aber da gab es leider keinen Weg.
Schön ist immer wieder, wenn du nur wenige Meter vom Trubel wegbist, siehst du kaum noch
Menschen. Auf dem ganzen Weg sind uns höchstens 2 Personen begegnet, obwohl der Parkplatz
praktisch voll war.
In den Teton und auch Yellowstone würde ich sicher nochmal fahren, aber da gibt es ja noch so viel
anderes Neues zu erkunden.
Ja, wir haben einen etwas anderen Weg gewählt, da wir nach dem Yellowstone weiter in den Nordwesten
wollten, und für euch war ja der Yellowstone der Wendepunkt zurück nach Süden.
Viele Grüße
Klaus
Route 66 März/April 2014
Denver-Yellowstone-Seattle-SFO Sept/Okt 2015
https://www.freizeit2012undmehr.com/
Hallo Klaus,
das war uns beim Lesen deines Berichts gar nicht aufgefallen, dass es genau der gleiche Tag war, an dem wir auch auf dem Signal Mountain nach einem Stellplatz gesucht haben und dann den Trail am Leigh Lake in Angriff genommen haben... :-)
Liebe Grüße,
Ulli
Scout Womo-Abenteuer.de
www.dezembercamper.de