Heute ist Abreisetag.
Nach dem Frühstück, einem letzten Dumpen direkt an unserer Campsite sowie dem Abmontieren der Schläuche und Kabel fahren wir um 7.45 Uhr los. In einer Viertelstunde wird El Monte RV die Tore öffnen. Es sind ja nur 12 Meilen bis dorthin, der größte Teil davon Interstate, und wir haben bereits gedumpt und getankt.
Der Verkehr auf dem Santa Ana Freeway ist wie gewohnt dicht, aber es rollt.
Nach der Abfahrt von der I-5 stoßen wir allerdings auf eine Vollsperrung des Firestone Boulevard.
Wir werden die Vermietstation wahrscheinlich nur von Norden her erreichen können. Bevor wir lange herumsuchen, fahren wir kurzentschlossen wieder zur I-5 zurück. Dann nehmen wir eben die nächstnördliche Ausfahrt, Rosecrans Ave.
Diese Ausfahrt ist jedoch gesperrt und wir stehen zu allem Übel auch noch in einem mehrspurigen Stau. Selbst die Carpool Lane ist verstopft. In Richtung Norden geht nun nichts mehr. Der Freeway ist zu einem einzigen großen Parkplatz geworden.
Es ist jetzt schon 8.30 Uhr. In einer halben Stunde wird unser Shuttle zum Flughafen abfahren. Zu diesem Zeitpunkt werden wir wahrscheinlich gerade mal bei El Monte aufschlagen.
Wir entschließen uns spontan zu einem Fahrerwechsel. Bei laufendem Motor und mit getretener Feststellbremse tauschen wir die Plätze.
Unsere Große darf unseren Rumpel nun durch das Verkehrschaos ins Ziel steuern, während ich bei unserem Womo-Vermieter anrufe, um zu fragen, ob der Shuttle eventuell auf uns warten könne, wir würden auf alle Fälle noch vor 9 Uhr eintreffen. Es ist aktuell bereits 8.49 Uhr und wir kleben immer noch im Northbound Traffic auf der I-5 fest.
Ich solle noch mal anrufen, wenn wir den Freeway verlassen hätten.
Bis zur nächsten Ausfahrt nördlich kommen wir nur im Schneckentempo voran. Auf der Gegenfahrbahn in Richtung Süden fließt der Verkehr zum Glück. Das kurze Stück zurück nach Süden bis zur Ausfahrt Rosecrans Ave ist schnell geschafft, unsere Tochter macht ihre Sache gut.
Ich rufe noch mal bei El Monte an und sage, dass wir gleich da sind – es ist jetzt 8.54 Uhr. Wenige Minuten später rollen wir auch schon auf den Hof.
Wir sind nun erst recht froh, dass wir gestern Abend schon getankt haben. Heute hätten wir das mit Sicherheit nicht mehr geschafft. Dies ist der einzige Stau unserer Reise im Großraum L.A. gewesen, aber dann gleich richtig.
Die Übergabe verläuft relativ unkompliziert. Wir dürfen alles, was wir nicht benötigen, einfach im Fahrzeug zurücklassen. Für das umfangreiche Camping-Equipment gibt es bestimmt dankbare Abnehmer.
Bei der Endabrechnung müssen wir nichts für den Golden Gate Bridge Toll bezahlen. Unser Opt-out vom Rental Car Tolling Program in Verbindung mit dem One-Time Payment per Telefon bei FasTrak scheint also funktioniert zu haben. Wegen des defekten Backofens werden wir nur gefragt, ob wir denn von unterwegs Hilfe angefordert hätten, was natürlich nicht der Fall ist und weshalb wir hierfür keine Entschädigung erhalten. Für uns geht das in Ordnung.
Am Shuttle begrüßt uns dieselbe nette Fahrerin wie schon bei der Wohnmobilübernahme. Auch diesmal sitzt wieder eine zweite deutsche Familie mit im Auto. Die Leute scheinen ähnlich viel erlebt zu haben. Wir sind alle sofort in Gespräche vertieft.
Noch ehe wir es mitbekommen, halten wir auch schon vor der Abflughalle des Tom Bradley International Terminals. Wir verabschieden uns von unserer Fahrerin, die schon auf dem Weg zu ihren nächsten Gästen ist, dann wünschen wir uns gegenseitig einen guten Heimflug und gehen zur Gepäckaufgabe. Wir haben jetzt noch mehr als genug Zeit zum Einchecken.
Bei der Gepäckaufgabe hier am Tom Bradley International geht alles recht zügig voran. Wir müssen zwar ganz normal an den Schalter, weil es Gepäckautomaten nur für Inlandsflüge gibt, aber wir haben ja Zeit. Wir trinken noch in aller Ruhe unsere Getränkereste aus und begeben uns zum Security Check.
Die Warteschlange hier ist noch länger als die bei unserer Immigration vor 30 Tagen und die Kontrolle deutlich gründlicher als die am Münchner Flughafen. Beanstandet wird aber nichts, so dass jetzt ein paar bunte Steine und Muscheln in Kürze ein neues Zuhause bekommen werden.
Nachdem wir unsere Schuhe wieder angezogen haben, machen wir uns auf den Weg zu unserem Gate. Dort ist noch etwas Zeit für einen kleinen Snack, dann geht auch schon das Boarding los.
Wir schaffen es erstaunlich leicht, die Gitarre mit an Bord zu schmuggeln. Wie vielseitig sich doch die Tragetasche eines Kindersitzes verwenden lässt!
Wegen einer kleinen Buchungspanne der Lufthansa haben wir heute mal keine Plätze in den Außenreihen. Wir belegen eine komplette Viererreihe in der Mitte des richtig familiär wirkenden und angenehm ruhigen Economy-Oberdecks des A380. Ich als Fünfter sitze in der Reihe direkt dahinter.
Wir heben ab und können auf unseren Bildschirmen mitverfolgen, wie wir zum Teil unmittelbar über einige Stationen unserer Reise hinwegfliegen.
Über dem Grand Canyon fliegen wir durch ein starkes Gewitter. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Wir erinnern uns an den Anfang unserer Reise, wo wir vor knapp vier Wochen das Erlebnis auf dem Dach des Angels Window hatten. Später, über Labrador, ist es noch heftiger. Selbst halbvolle Getränkebecher werden zum Problem. Schnell trinken wir aus.
Dieses Mal mache auch ich vom Lufthansa In-flight Entertainment Gebrauch, das beim Hinflug komplett an mir vorbeigegangen ist. Einen Vorteil müssen die mittleren Sitzplätze ja haben. Auf dem Hinflug hatte ich nämlich überhaupt kein Auge für das Filmangebot gehabt, weil ich viel zu sehr mit dem Live-Unterhaltungsprogramm am Fenster beschäftigt war.
Ich schaue mir den Hitchcock-Klassiker "Die Vögel" an. Nicht nur ich habe diesen Film ausgewählt, bei unserem Sohn scheint der Besuch der Drehorte in Bodega und Bodega Bay auch Interesse geweckt zu haben, wie ich von hinten erkennen kann.
Auch unsere drei Damen nutzen intensiv das Kinoprogramm. Es stehen mehr als genügend Filme für alle Altersgruppen zur Auswahl. Irgendwo über dem Atlantik sind wir dann alle eingeschlafen.
Unser erstes Wohnmobil-Abenteuer geht dank Nonstop-Flug nach Deutschland unkompliziert zu Ende. Der Jetlag nach der Heimkehr aus dem wilden Westen ist allerdings heftiger als erwartet. Am Tag unserer Ankunft gehen wir zwar gezielt zur normalen Zeit ins Bett. Wir schlafen jedoch sehr lange, unser Großer und ich sogar bis weit in den Nachmittag hinein. Ich persönlich wache auch an den folgenden Tagen immer noch etwas orientierungslos auf, wähne mich teilweise noch im Wohnmobil, sehe die atemberaubenden Landschaften des Westens vor mir liegen. Die Lust auf Naturfotografie ist ungebrochen.
Erst nach einer Woche kehrt wieder Normalität bei uns ein.
Es wird immer offensichtlicher, dass ein Zwei-Wochen-Trip in die USA in den Pfingst- oder Osterferien wegen des Rückreise-Jetlags wahrscheinlich keine gute Idee für uns wäre. Uns bleiben auf längere Sicht wohl doch nur die teuren Sommerferien. Mal ganz abgesehen davon, dass das Zustandekommen einer solchen Familienreise nicht nur eine Geldfrage ist.
Eine lange Zeit der Aufarbeitung wird nun beginnen, ohne Aussicht auf einen baldigen zweiten Nordamerikaurlaub.
Wie gut, dass wir uns von dieser großen Runde nicht haben abschrecken lassen.
Uns war natürlich vor der Reise bewusst, dass wir theoretisch drei Urlaube in einen einzigen packen und dass so etwas auch schiefgehen kann. Wir haben es einfach gemacht und es nicht bereut. Die langen Fahrstrecken haben sich mehr als gelohnt, und wie Urlaub hat es sich auch angefühlt, wir könnten sofort wieder los.
Lieber Alex,
huch! Hier fehlen ja noch ganz und gar die Kommentare!
Vielen Dank für deinen schönen und ausführlichen Bericht! Ich muss zugeben, dass mir bei manchen eurer Tageskilometerangaben etwas schwindelig geworden ist, aber ich bin auch erklärte Wenigfahrerin und für euch hat es ja scheinbar gepasst, -und die Stimmung im Wohnmobil ist gut geblieben! Eine süße Familie hast du da am Start.
Und tolle Fotos hast du gemacht, besonders das Bild von Thor‘s Well ist wirklich der Hammer.
Ich geh eigentlich davon aus, dass ihr nochmal nach Nordamerika reist.
Schöne Grüße, Janina*.
Hallo Janina,
vielen Dank für deine lieben Worte.
Wir sind eigentlich auch keine erklärten Vielfahrer. Die Meilen haben sich halt so ergeben. Es ist wahrscheinlich immer eine Frage, wie einfach oder häufig man als Familie über den Großen Teich kommt.
Als Wiederholungstäter hätten wir so etwas bestimmt nicht gemacht.
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)
Hi Alex,
huch, über die Osterfeiertage wäre auch bei mir dein Fazit fast untergegangen. Zum Glück hat Janina das noch entdeckt
Beim Lesen fiebert man richtig mit, ob ihr es noch aus dem Stau rausgeschafft habt - hat aber zum Glück dann doch noch alles geklappt, genau wie mit dem ganzen tollen Urlaub.
Das kann ich leider nur allzu gut nachvollziehen. Ich drücke euch die Daumen, dass eure USA Reise irgendwann eine Fortsetzung findet, wenn auch nicht ganz selbstlos, denn dein Bericht hat mir sehr viel Freude bereitet. Aber selbst wenn es auf absehbare Zeit nicht mehr mit Nordamerika klappen sollte findet ihr bestimmt andere toll Ziele und es kommt ja immer darauf an, was man daraus macht. Euch fällt da bestimmt so einiges ein...
Vielen Dank für deinen mitreißenden Reisebericht und dass du dir die Mühe gemacht hast, eure Erinnerungen im Forum zu teilen. Ich denke auch für euch bleiben diese Erinnerungen so noch länger lebendig.
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Mike,
vielen Dank fürs Mitfiebern. Auch deine Reiseberichte habe ich immer mit viel Freude und ebenso viel Neugier gelesen.
Und egal, in welcher Weise es eine Fortsetzung gibt, diese Reise wird immer etwas Besonderes für uns bleiben. So eine Runde macht man nur einmal.
Das Teilen hier im Forum war für mich eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Ohne diesen Erfahrungsschatz wäre unsere Reise so wohl kaum möglich gewesen.
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)
Hallo Alex,
auch von mir noch ein kräftiges "Danke" für deinen sehr persönlichen Bericht und deine Bilder. Auch mir ist Thor´s Well tief im Gedächnis geblieben. Und dass ihr mit eurer "Mannschaft" nicht gleich den nächsten langen USA-Urlaub planen konntet, kann ich gut verstehen.
Ich wünsche weiter alles Gute! Vielleicht lesen wir dich doch bald hier wieder.
Herzlichen Gruß
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hallo Bernhard,
vielen Dank. Gerade weil wir mit so quirliger "Mannschaft" zum ersten Mal in den USA unterwegs waren, wollte ich in meinem Bericht unsere Wahrnehmungen und Emotionen in den Vordergrund stellen, anonymisiert natürlich.
Berichte mit wertvollen Infos zu den Highlights, vor allem für kinderlos reisende Erwachsene, gibt es ja schon viele schöne hier im Forum. Reiseberichte von Ersttätern mit den persönlichen Erlebnissen auch der Kinder, zumindest jenseits des Themas Junior Ranger und abseits des typischen Kleinkindfamilienurlaubs, sind jedoch immer noch in der Unterzahl.
Und ja, es wird sicherlich hin und wieder noch etwas von mir zu lesen geben. Mir fallen sporadisch immer wieder mal Dinge ein, die ich so noch nicht im Forum auffinden konnte, nicht nur was die Womo-Abenteuer-Map betrifft. Und ein richtiges Fazit wollte ich eigentlich auch noch schreiben. Könnte aber demnächst klappen, mal sehen.
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)
Hallo Alex,
auch ich habe die Ostertage genutzt und deinen Bericht gelesen. Wow, wie viele Details du geschrieben hast. Hut ab. Und eure Fotoleidenschaft ist deutlich zu erkennen. Richtig toll!
Allerdings muss ich nochmal eine Ergänzung loswerden zum Thema Jetlag. Wir machen es nämlich ganz bewusst so, dass wir am Tag nach der Landung möglichst direkt wieder arbeiten. Das ist für uns die einfachste Art wieder in die richtige Zeit zu kommen und von der Müdigkeit abgelenkt zu werden. Die Erinnerungen an den Urlaub und den Erholungseffekt schmälert das für uns nicht.
Die Wäsche- und Fotoberge helfen bei der Erinnerung auch, wenn wir wieder arbeiten
LG Urte
„Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen.“ Johann Wolfgang von Goethe
Hallo Urte,
hab vielen Dank für deine lobenden Worte. Und auch für deinen Tipp.
Könnt ihr echt jetzt am Tag nach einem Langstreckenflug aus Kalifornien gleich am nächsten Tag schon wieder früh aufstehen? Wow. Ich würde nicht einmal den Wecker hören. Ist wahrscheinlich alles eine Sache des natürlichen Biorhythmus. Wir sind eher Eulen. Ich ganz besonders.
Mit der Erinnerung habe ich allerdings auch ohne Arbeit kein Problem. Die hält ewig.
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)
Hallo Alex,
da wir zur Kategorie Lerchen gehören klappt das tatsächlich. Alles schon mehrfach getestet. Die weitesten Flüge nach Hause waren ab Seattle und Las Vegas. Wir versuchen immer nonstop zu fliegen.
Dieses Jahr landen wir Dienstag gegen 11 Uhr aus Denver und Mittwoch arbeiten wir wieder. Ich verbringe lieber alle Urlaubstage tatsächlich im Urlaub.
Aber das kann ja jeder machen wie es passt.
LG Urte
„Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen.“ Johann Wolfgang von Goethe
Hallo Urte,
Okay, das klärt es!
Oder wie der natürliche Biorhythmus es zulässt.
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)
Hi Alex,
auch von mir ein herzliches Danke schön - für die wertvollen Erfahrungen für Familien, für deine sehr ausführlichen Schilderungen der Probleme und ihrer Lösungen unterwegs und für die vielen tollen Fotos. Ich denke, es werden sehr viele Foris davon profitieren können und sich ermutigt fühlen.
Und übrigens:
Wir haben es bislang schon 4 mal so wie Urte gehandhabt. Das Aufstehen ist nicht das Problem, aber das Einschlafen abends an den ersten Tagen. Die erste Woche ist dadurch heftig.
Das sehen wir genauso!! Und deshalb werden wir es weiter so handhaben, bis uns das Rentenalter irgendwann mehr Zeit läßt. Aber natürlich ist das eine sehr individuelle Entscheidung. Beneidenswert sind diejenigen, die das Thema Jetlag nicht kümmern muss, weil in den ersten Tagen nach der Rückkehr keine Arbeit oder sonstige Pflichten drängen.
Also, vielen Dank für den klasse Bericht!
Alles Gute,
Inga
Hallo Inga,
vielen Dank für dein Riesenkompliment zu meinem Reisebericht. Insbesondere, weil ich ihn ja zwischendurch so oft unterbrechen musste. Aber ich hatte damals versprochen gehabt zu liefern und daran wollte ich mich auch halten. Wenn wir schon dermaßen von diesem Forum profitieren konnten, und das konnten wir wahrhaftig (ohne wäre so manches überhaupt nicht gegangen in der knappen Zeit), dann war ein Reisebericht das Mindeste, was als Gegenleistung zurückkommen musste. Geben und Nehmen.
Wir doch auch!
Nur wenn am Tag nach der Rückkehr aus SFO oder LAX, egal ob geschäftlich oder privat, die Natur ganz klar Nein zu einem Nine-to-Five Business sagt, dann geht's halt nicht. Mehrfach ausprobiert.
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)