Unser Tag beginnt gemütlich.
Auch die Natur wird erst ganz allmählich wach. Draußen ist eine traumhafte Lichtstimmung, leichter Morgennebel liegt in der Luft. Vom Fluss her rauscht es leise. Es ist richtig märchenhaft.
Beim Frühstücken beobachten wir einen Fischadler in den Bäumen am gegenüberliegenden Flussufer.
Hier ist es so schön, darum lassen wir uns heute mal viel Zeit mit unserem Aufbruch.
Für die Kinder ist nach dem Frühstück noch einmal Zeit zum Klettern und Toben. Der Food Storage Container mit der kleinen Mauer davor lädt förmlich zu einem kleinen Parkour-Training ein. Die Inneneinrichtung des Wohnmobils auch.
Irgendwann sind wir dann alle startklar, machen die Leinen los und legen ab. Wir wollen nun ein weiteres Mal in den 'Märchenwald' eintauchen, an einer anderen Stelle als gestern, es geht zum Simpson-Reed Trail.
Wir schippern wieder durch den 'Dschungel', zurück in Richtung Campground-Ausfahrt und Highway 199, auf welchem wir gleich wieder anlegen werden.
Wir wollen unser großes Schiff nach Überqueren des Smith River irgendwo in der Nähe der Walker Road in einer Haltebucht am Straßenrand festmachen. Bis dorthin sind es von der Campground-Ausfahrt nur zwei Meilen. Es ist die einzige für größere Wohnmobile geeignete Parkmöglichkeit für den Simpson-Reed Trail.
Unmittelbar hinter der Einmündung zur Walker Road finden wir eine passende Bucht, super!
Nach wenigen Schritten haben wir den Trailhead erreicht. Wir werden den Simpson-Reed Trail und den Peterson Memorial Trail entlangwandern, die Wegstrecke ist relativ überschaubar.
Gleich am Anfang stoßen wir auf eine riesengroße Baumwurzel. Hat sich dort nicht ein Faun versteckt?
Der Wald wirkt hier noch urwüchsiger als auf dem Trail gestern Abend.
Die umgestürzten Baumriesen sind meterhoch, auch die Farne sind riesig, wir kommen uns vor wie die Zwerge.
Es gibt viel zu bestaunen, Großes und Kleines.
Je tiefer wir in den Wald eintauchen, desto märchenhafter wird es. Wir haben das Gefühl, dass jeden Moment Elfen durch die Lüfte schweben.
Wir sehen erneut Bäume mit Blitzschäden.
Schließlich erreichen wir diese Wasserstelle. Das Wasser ist ganz klar. Hier baden bestimmt die Elfen.
Wir bleiben eine Weile und genießen diese kleine Idylle.
Danach wandern wir weiter, wobei wir noch einige interessante Entdeckungen machen.
Wir treffen auf eine Höhle unter einem Baumstamm. Hier wohnt mit Sicherheit ein uralter Wurzelgnom. Wo mag er sich nur versteckt haben?
In den Wurzeln der Baumriesen kann man prima herumklettern.
Nach einer erlebnisreichen Wanderung kehren wir zu unserem Wohnmobil zurück. Durch den dichten Wald geht es nun bergauf, bergab zurück zum Highway 101.
Der Highway 101, der in seinem Abschnitt von Crescent City bis nach San Francisco auch Redwood Highway heißt, führt mitten durch den Del Norte Coast Redwoods State Park und zum Teil auch durch den Prairie Creek Redwoods State Park.
Die attraktivere Route für die Durchfahrt durch den Prairie Creek Redwoods State Park führt jedoch über den Newton B. Drury Scenic Parkway. In diesen biegen wir nun ein, wir werden weiter südlich wieder auf den Redwood Highway stoßen.
Wir kommen tiefer in den Wald.
Waldvögel fliegen aufgeschreckt davon.
Der Wald wird immer dichter, die Straße enger.
"Wir schauen uns jetzt einen ganz dicken Baum an!", bereiten wir unsere Jüngste auf unseren Halt am "Big Tree" vor. Es ist einer der größten Redwoods im Prairie Creek Redwoods State Park und er soll 1500 Jahre alt sein.
Ein Parkplatz ist schnell gefunden, der Weg zum Big Tree auch.
Der Big Tree selbst haut uns jetzt allerdings nicht mehr so vom Hocker, verglichen mit dem Urwald, den wir auf den beiden Trails gestern und heute erleben durften.
Aber einmal durchs Fernrohr schauen müssen wir schon.
Uns fällt ein lustiger Wegweiser auf, der uns zum Schmunzeln bringt.
Eines der Schilder zeigt direkt auf ein paar dick bemooste Bäume gegenüber vom Big Tree. Sie bilden einen schönen Kontrast zu dem einzeln stehenden Riesen hinter uns.
Mit diesen Eindrücken endet unser Streifzug durch die Redwoods. Ursprünglich haben wir noch eine Übernachtung im Humboldt Redwoods State Park ins Auge gefasst gehabt. Weil aber auf sämtlichen Campgrounds dieses Parks nur Fahrzeuge bis maximal 24 Fuß Länge zugelassen sind, verabschieden wir uns hier schon von den hohen Bäumen.
Unser nächster Campground liegt wieder an der Pazifikküste. Es geht zum Van Damme State Park. Es wird ein reiner Übernachtungsstopp werden.
Wegen seiner Lage am Highway 1 dürfte der Van Damme State Park sehr gut für eine solche Zwischenübernachtung geeignet sein. Wir werden ihn zwar erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichen. Unsere reservierte Site befindet sich aber auf dem vordersten Loop, so dass eine Anfahrt im Dunkeln fahrtechnisch kein Problem darstellen sollte. Für Essen und Trinken unterwegs ist auch gesorgt, wir haben ausreichend Proviant dabei.
Nach nur zwei Meilen Fahrt haben wir den Highway 101 wieder erreicht.
Auf der Durchfahrt durch den Ort Eureka halten wir kurz an einem grünen 'Schloss'.
Es ist das Carson Mansion. Das Haus ist nur 300 Meter vom Highway 101 entfernt. Es ist eines der meistfotografierten Viktorianischen Gebäude in Kalifornien und wahrscheinlich auch in den USA.
Das Haus wurde in den 1880er Jahren von einem reichen Holzfabrikanten erbaut und gilt als eines der architektonischen Meisterwerke des amerikanischen Queen-Anne-Stils.
Auf der gegenüberliegenden Seite können wir gleich ein weiteres 'Schloss' bewundern. Es sieht aus wie das Schloss einer Zuckerfee. Es ist etwas kleiner und ganz in weiß und rosa gehalten. Es ist unter dem Namen "Pink Lady" bekannt und wurde von demselben Architekten entworfen.
Auf der Weiterfahrt unterhalten wir uns ein bisschen über das Zeitalter der Holzindustrie, in der das Holz der Redwoods als "rotes Gold" bezeichnet wurde.
Die Holzindustrie war damals ein boomender Wirtschaftszweig. Der Holzboom führte jedoch bis weit in das 20. Jahrhundert hinein zum Verlust von beinahe 90 Prozent der ursprünglichen Bestände der Redwoods. Erst die Gründung der State Parks und später des Redwood-Nationalparks konnten das unkontrollierte Abholzen der Wälder beenden.
Aus dem Fenster sehen wir immer wieder dicke Rauchwolken von Waldbränden, die hier in Kalifornien besonders in der zweiten Jahreshälfte keine Seltenheit sind.
Der Redwood Highway ist inzwischen breiter geworden und hat jetzt vier Fahrspuren, es geht flott voran.
Mittlerweile haben wir bereits den Humboldt Redwoods State Park hinter uns gelassen. Neben uns fließt der South Fork Eel River.
Nach einiger Zeit wird der Highway wieder schmaler und von da an auch kurviger. Ab dem Abzweiger zur Mendocino Coast bei Leggett ist aber kaum noch Verkehr auf der Straße.
Wir befinden uns nun erstmals auf dem Highway 1, der hier bei Leggett beginnt und in seinem nördlichsten Abschnitt den Beinamen Shoreline Highway trägt.
Die Strecke durch die bewaldete Berglandschaft bis zur Küste ist sehr kurvenreich, wir fahren entsprechend langsam. Die Sicht ist bisher sehr gut gewesen. Wir hoffen, dass dies bis zum Pazifik so bleibt und uns der Küstennebel verschont.
Das Vorankommen auf diesem bergigen Teilstück ist wesentlich leichter, als wir es bei der Routenplanung befürchtet haben. Wir fahren in der Abenddämmerung dennoch extrem vorsichtig, weil wir hier im Wald immer mit Wildwechsel rechnen müssen.
Unsere Große auf dem Beifahrersitz hält mit mir gemeinsam wieder Ausschau nach Tieren. Diesmal sehen wir sogar tatsächlich ein paar Hirsche, im unteren Abschnitt der Strecke. Sie stehen jedoch weit genug von der Fahrbahn entfernt. Wir haben kaum Gegenverkehr, und wenn uns mal Fahrzeuge entgegenkommen, dann bemerken wir sie durch ihr Scheinwerferlicht schon lange vorher.
Für die 22 Meilen vom Abzweiger bei Leggett bis zum Erreichen der Pazifikküste benötigen wir eine gute Stunde, Nebel haben wir keinen gehabt.
Das letzte Stück bis zum Van Damme State Park ist dann ebenfalls schnell geschafft. Die Campground-Einfahrt liegt direkt am Highway 1. Ein Tor gibt es nicht, wir können einfach so reinfahren.
Das Einparken in unsere Back-in Site 7, auf welche die zentrale Campground-Straße zuführt, ist nach Umrunden des Kreisverkehrs am Ende dieser Straße auch im Dunkeln eine einfach zu lösende Aufgabe. Wir fahren einmal vollständig um den Kreisel, ich setze mit Einweisung gerade zurück und schon stehen wir auf unserer Campsite.
Sie ist die einzige Site im gesamten State Park, die überhaupt für mehr als 27 Fuß Fahrzeuglänge zugelassen ist. Und sie ist relativ waagerecht, leveln müssen wir nicht.
Wir können uns gleich bettfertig machen, gegessen haben wir ja schon während der Fahrt. Ein kleiner Schlaftrunk darf natürlich noch sein. Ich gönne mir jetzt noch ein Bud.
Nach meinem letzten Gang des Tages höre ich auf dem Rückweg vom Klo auf einmal merkwürdige Geräusche. Es scheint irgendein Tier in der Nähe zu sein. In den Bergwäldern des Nordwestens und in den angrenzenden Gebieten sollen immer wieder mal Pumas auftauchen. Sie meiden normalerweise die Nähe des Menschen. Aber ihr Bestand nimmt offenbar seit einigen Jahren wieder zu, so dass sich die Tiere oft gegenseitig Konkurrenz machen und sie ihre Reviere immer mehr ausdehnen müssen. Auch am Van Damme State Park hängt deshalb ein entsprechendes Hinweisblatt. Ich unterdrücke also meine Neugier und gehe besser gleich zum Wohnmobil zurück.
Dasselbe wiederholt sich, als ich später noch einmal kurz raus muss. Ist das Tier denn immer noch da?
Ich mache mir keine weiteren Gedanken, jetzt ist erst mal Schlafen angesagt.
Ich grüße dich Alex
und kann deine Frage
beantworten.
Jeweils dieses TIER fand unser damals neunjähriger Enkel nach Raschelgeräuschen in den Büschen, sowohl entlang des Stout Grove Trail als auch beim Big Tree.
Beste Grüße vom HANS
JEDE REISE BEGINNT MIT DEM ERSTEN SCHRITT
Servus Alex,
was für geniale Wälder, jetzt hast du mir aber einen richtigen Floh für 2023 ins Ohr gesetzt.
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
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Lieber Alex,
fantastische Bilder aus diesem urigen Urwald!
LG Inga
Hallo Alex,
deine Waldbilder sind wirklich beeindruckend, der Wald erinnert mich stark an die Wälder in Irland. Einfach magisch.
Liebe Grüße von der Ostsee
Stephie Scout Womo-Abenteuer.deHallo Alex,
So spannend, eure Reise weiter mitzuverfolgen. Märchenhafte Waldbilder, gigantische Redwoods und -wurzelstöcke sowie Zuckerbäckerstil-Häuser - wieder so tolle Bilder und Infos für mich als absolutem Neuling dieser Gegend.
Danke und liebe Grüße, Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte
Hallo Hans,
Was für Monsterschnecken! Jedoch nein, eine Bananenschnecke war es nicht gewesen. Die Auflösung folgt in Kürze!
Hallo Micha,
Dann hast du jetzt mehr als ein Jahr der Vorfreude!
Hallo Inga,
Danke. Es war noch dazu ein traumhaftes Licht gewesen.
Hallo Stephie,
Vielen Dank. So einen urwüchsigen Wald hatten wir noch nie gesehen. Einfach magisch, ja, das trifft's.
Hallo Irma,
Freut mich zu hören. Danke.
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)