Heute verlassen wir die Oregon Dunes und setzen unsere Reise entlang der Pazifikküste fort.
Auch wenn es hier sehr bequem und chillig war, freuen wir uns doch, dass wir weiterfahren. Unser nächster Campground liegt an einem Fluss mitten in einem geheimnisvollen Wald mit uralten, riesengroßen Bäumen, es soll in den Jedediah Smith Redwoods State Park gehen.
Nach dem Frühstück und dem Abwaschen räumen wir noch alles, was umfallen könnte, in die Spüle und in die Schränke, dann sind wir abreisebereit.
Es geht weiter!
Wir sind wieder auf dem Highway 101 und fahren in Richtung Süden. Auch heute ist einiges los auf der Straße. Wir kommen dennoch gut voran.
In Coos Bay scheren wir aus, um bei Safeway einzukaufen. Wie schon beim ersten Mal findet reichlich frisches Obst und Gemüse den Weg in unseren Einkaufswagen. Eine neue Tischdecke ist dort ebenfalls schnell gefunden.
Kurz vor Port Orford erreichen wir den westlichsten Punkt unserer Reise. Von da an fahren wir fast ausschließlich direkt an der schönen Pazifikküste entlang.
Wir tanken noch bei Fred Meyer in Brookings, bevor es in Kalifornien wieder etwas teurer wird, danach nehmen wir Kurs auf die Redwoods. Wir wollen nun zu dem geheimnisvollen Wald mit den uralten, riesengroßen Bäumen fahren, in welchem wir auch übernachten werden.
Nach wenigen Meilen überqueren wir auch schon die Grenze nach Kalifornien.
Hier erleben wir als Erstes die zu erwartende Agrarkontrolle.
"Hi! Any fresh fruit or firewood on board?" – fragende Gesichter, wir überlegen kurz, immerhin haben wir gerade eingekauft – "No." Mehr will die Dame nicht wissen und lässt uns passieren: "Have a good day! Welcome to California!"
Kurz hinter der Grenze verlassen wir den Highway 101, um über Highway 197 und Highway 199, immer dem Flusslauf des Smith River stromaufwärts folgend, unser Ziel, den Jedediah Smith Campground, anzusteuern.
Zunächst verläuft die Straße in Sichtweite des Smith River, der als letzter wilder Fluss Kaliforniens gilt. Es ist der einzige größere Fluss in Kalifornien, dessen Ufer nicht mit Dämmen befestigt sind.
Dann kommen wir in den Wald.
Wenig später rollen wir bereits über die Campground-Zufahrt. Vom Beifahrersitz unsere Große: "Willkommen im Dschungel, liebe Leute!"
Wir melden uns vom Fahrzeug aus an der Registration Booth für unsere reservierte Site 52 an und rollen weiter.
Was für ein uriger Wald! Wir haben das Gefühl, in einem Märchenwald gelandet zu sein.
Und was für eine tolle Campsite!
Die Site hat einen direkten Zugang zum Smith River. Der Wald scheint am gegenüberliegenden Flussufer noch dichter zu sein. Dort befindet sich auch der kathedralenhafte Stout Grove mit den hohen Küstenmammutbäumen, von dem wir gelesen haben. Vielleicht schauen wir uns den ja heute noch an, in den Sommermonaten soll es ganz in der Nähe eine Fußbrücke über den Smith River geben?
Aber erst einmal springen wir alle in den Fluss.
Dort an der Badestelle treffen wir eine weitere deutsche Familie, die auch von der totalen Sonnenfinsternis sehr beeindruckt gewesen ist. Wir haben uns viel zu erzählen.
Während die Eltern sich austauschen, gibt es für die Kinder allerhand zu entdecken.
Nach dem Bad im wilden Fluss machen wir uns bereit für eine kleine Abendwanderung zu den Baumriesen drüben am anderen Flussufer. Es müsste noch ausreichend Zeit für die Wanderung sein, bevor es dunkel wird.
Unsere Große ist als Erste startfertig und genießt den Ausblick von unserer Campsite. Es ist richtig idyllisch hier. Wir können den Smith River von unserer Site aus sehen und auch hören.
Wir wandern los. Schon hier auf dem Campground sind wir von den hohen Bäumen fasziniert.
Unsere Blicke und auch unsere Kameras sind permanent nach oben gerichtet.
Nach ein paar hundert Metern haben wir die kleine Fußbrücke erreicht und können zum anderen Flussufer hinüberlaufen.
Geschafft!
Wir balancieren über einen Baumstamm. Es bleibt immer spannend.
Kurz darauf sind wir bei den Baumriesen angelangt. Ihre Größe ist einfach unfassbar, wir kommen aus dem Staunen gar nicht heraus.
Auf dem Stout Grove Trail begegnen uns anfangs noch andere Leute, danach sind wir völlig alleine unterwegs.
Einige Bäume sind offensichtlich vor vielen Jahren Blitzschlägen zum Opfer gefallen.
Man kann sich gut in ihnen verstecken ...
... oder durch ihre großen Wurzeln krabbeln.
Wir stoßen abermals auf rätselhafte Fabelwesen.
Der Wald wird immer uriger.
Als wir schon eine gute Weile durch den Wald gewandert sind, hören wir auf einmal das kurze, dumpfe Schnaufen eines großen Tieres.
Uns stockt der Atem.
Was war das?
Wir überlegen nicht lange und machen uns auf den Rückweg, hier im Wald wollen wir lieber keinem Bären begegnen.
Zurück aus dem Wald und am Fluss angelangt fühlen wir uns etwas sicherer. Das Schnaufen haben wir nicht mehr gehört.
Wir laufen über kleine Holzstege und balancieren über Baumstämme. Die Welt ist wieder in Ordnung.
Zum ersten Mal in diesem Urlaub werden wir von Mücken umschwärmt. Jedoch nur hier auf dieser Seite des Flusses. Drüben an unserer Campsite und auch an der Badestelle haben wir keine bemerkt.
Auf dem Rückweg zur Fußbrücke drehen wir uns immer mal um. Es ist kein Bär zu sehen. Nur wir und die Mücken, alles gut.
Bei der Ankunft an unserer Campsite ist die Sonne bereits untergegangen und es wird allmählich dunkel. Sterne können wir aber nicht sehr viele erkennen, denn seit ein paar Tagen hängt abends immer eine große Laterne am Himmel. Wir haben zunehmenden Halbmond.
Während sich unser Sohn und ich um das Lagerfeuer und den Gasgrill kümmern, bereiten die Frauen inzwischen das Abendessen vor. Heute gibt es zum ersten Mal Fisch: ein Filet vom Silberlachs, in Alufolie auf den Gasgrill gelegt, dazu sehr kreative Beilagen. Der Grillmeister bekommt einiges zu tun.
Der Silberlachs schmeckt richtig lecker. Die kreativen Beilagen auch.
Gegen den Durst helfen Apfelsaft, Limonade, Wasser, Bier und Wein. Unsere Vorratskammern sind wieder gut gefüllt.
Der Wein ist von der Marke Barefoot, was mittlerweile unsere feste Weinmarke dieses Urlaubs geworden ist. Seit heute jedoch hat der Wein bei uns den Zweitnamen "Bärentatze". Wir scherzen über den in unserer Vorstellung im Dunkeln lauernden Bären, der auf die Reste unseres Lachses scharf ist.
Nach dem Essen räumen wir natürlich besonders gründlich auf. Dabei ist uns der Spruch der Ranger im Ohr: "Keep it crumb-clean!"
Am Lagerfeuer lassen wir den Abend ruhig ausklingen.
Morgen wollen wir ganz in der Nähe noch einmal in den 'Märchenwald' eintauchen. Wir wollen den Simpson-Reed Trail erkunden, worauf wir uns schon freuen. In der Hoffnung, dass wir dort auch einen Parkplatz für unser großes Schiff finden, gehen wir in die Falle.
Begleitet vom Rauschen des Smith River schlafen wir ein.
Servus Alex,
klasse Gegend, bei deinen Bildern und Beschreibungen kriegt man Fernweh und Erinnerungen werden wach an unsere 1. USA-Reise 2004.
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
Meine Reiseberichte
YouTube
Moin Alex,
wieder ein toller und abwechslungsreicher Reisetag, der mir sehr gut gefällt. Beeindruckende Bilder der Mammutbäume!
Ich glaube nach dem Schnaufen aus dem Gebüsch hätte ich mich bei jedem Schritt umgedreht, ich bin bei so etwas immer ein ziemlicher Angsthase.
Bei deinen schönen Bildern bedaure ich es sehr, dass wir die Redwoods für unseren nächsten Trip im Frühjahr 2023 gestrichen haben, wir sind leider nur 14 Tage unterwegs und in dieser Zeit kann man ja leider nicht alles sehen. Aber diese Ecke werden wir bestimmt auf einer der dann folgenden Reisen einmal näher erkunden.
Liebe Grüße von der Ostsee
Stephie Scout Womo-Abenteuer.deHallo Alex,
sehr schöner Bericht und tolle Bilder vom Märchenwald und seinen großen Bewohnern !
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hi Alex,
Ich liebe es deinen Bericht zu lesen. So ausführlich und die Bilder sind kreativ und wunderschön. Man ist mit dabei.. Ich höre sogar das Schnauben des Tieres
.. Was auch immer es war..
LG
Christina
Hallo Micha,
Ja, ist schon klasse, diese Gegend. Es war eine unserer ganz großen positiven Überraschungen auf unserer Rundtour durch den Westen gewesen.
Hallo Stephie,
Besten Dank.
Fürs Frühjahr ist diese Gegend vielleicht auch nicht so empfehlenswert. Insbesondere das Baden im angenehm warmen Fluss und die nur in der Hauptsaison vorhandene kleine Fußbrücke hinüber zum Stout Grove Trail würden uns da schon sehr gefehlt haben. Aber gerade im August fanden wir diese Ecke einfach traumhaft.
Hallo Bernhard,
Danke. Wobei ich zu gern auch noch ein paar Fotos von den tierischen großen Bewohnern gemacht hätte
, aber die Sicherheit hatte da doch Vorrang bekommen.
Hallo Christina,
Vielen Dank. Ich persönlich wollte anfangs noch meinem fotografischen Impuls folgen und herausfinden, was genau das jetzt für ein Tier ist. Wir werden es nie erfahren.
Ich hatte dann auch schnell eingelenkt. Ohne "Bear Spray", noch dazu mitten im Wald, war das einfach zu gefährlich. 
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)