31.08.2022
Moon Lake - Lakeview Campground
Nach dem Frühstück gehts weiter zu einem Stopp in Tok zum Einkauf und Auftanken geht es auf dem Alaska Highway jetzt Richtung Haines Junction.
Heute ist der Tag von Fahrt und gelegentlichen Stopps mit kleinen Spaziergängen und Pausen geprägt und im Großen und Ganzen erstmal relativ unspektakulär.
Am frühen Nachmittag erreichen wir dann unser Tagesziel den Lakeview Campground. Wir sind wie so oft in diesem Urlaub ganz alleine auf dem Platz und fahren erstmal eine Overlook-Runde um uns, den für uns schönsten Platz auszusuchen – wenn´s geht auch noch möglichst gerade damit der TC nicht so schief steht. Wir entscheiden uns für Site 8 direkt am See.
Es fällt uns auch sofort auf, dass es hier so gut wie keine Moskitos gibt, das schreit geradezu nach einem zünftigen Campfire. Ach, was für ein stressless day alles langsam, ruhig und ohne Hektik und schön ist es hier, kein Mensch weit und breit und ein paar kleine Chippies besuchen uns. Stühle raus, Buch her, was zu trinken und Füße erst mal hoch legen. Ich mach den Larry! Als Abendessen soll es gegrillte Steaks mit Backofen-Pommes und Tomatensalat geben, für mich also auch kein Hexenwerk. Chillen ist erstmal angesagt – wie schön.
Ach ja, nachmittags passiert dann, was eigentlich im Urlaub nicht passieren sollte. Wir haben einen häuslichen Unfall:
Mein Outlaw Gerd, der Dabbes, versucht mit seiner Streitaxt (Fiskars Freizeitbeil, Länge 23 cm !, klein aber superscharf) auf dem Campground das Holz für unser Campfire zu recht zu hacken und trifft wie kann es anders sein, seinen linken Daumen und haut sich eine Kerbe rein. Das Blut läuft nur so in Strömen, so dass der eigentliche Schnitt erstmal gar nicht zu sehen ist.
Hier ist Schwester (ein Häubchen hatte ich im Urlaub leider nicht mit) Jasmin dran und die vielen Ersthelferkurse der letzten 30 Jahre machen sich bezahlt. Erst mal die Hand hoch über den Kopf halten damit das Blut langsamer läuft, schnell habe ich unseren Erste-Hilfe-Beutel geholt und lege fachmännisch einen Druckverband an. Gleichzeitig schimpfe ich wie ein Rohrspatz das er sich die Infrastruktur der hiesigen Wildnis mal bewusst machen sollte und besser aufzupassen hätte. Ich erkläre ihm wie wir zwar einen amputierten Daumen hätten aufbewahren aber möglicherweise nicht hätten retten können, da ein fehlendes Krankenhaus in erreichbarer Nähe zum Problem werden könnte und er jetzt Glück habe, dass er nicht einen halben Zentimeter weiter links getroffen hatte, sonst könne er 5 Bier für die Männer von Sägewerk in Zukunft nicht mehr mit der linken Hand bestellen.
Outlaw Gerd gibt kleinlaut zu, er verstehe jetzt warum ich auf das Mitführen eines so umfangreichen Erste-Hilfe-Set bestehe und werde nie wieder meckern, dass es so viel Platz im Koffer beansprucht. Nach einer halben Stunde, 2 Druckverbänden und viel Eis haben wir die Blutung dann endlich im Griff und können final verbinden. Ohne den Verbandskasten, wie er auch im Auto mitzuführen ist und antiseptischer Salbe, wären wir hier und heute aufgeschmissen gewesen. Wir sind aber um die Erkenntnis reicher, dass mein Mann ein wahrer Bürohengst ist und nicht als kanadischer Holzfäller taugt. Letztendlich sind wir jedoch froh und dankbar, dass das nicht schlimmer ausgegangen ist und wir uns gottlob selbst helfen konnten, zumal wir immernoch ganz alleine auf diesem Platz sind.
Für das Campfire bin ich dann über den Campground gelaufen und habe alles Holz zusammen gesucht, was andere bereits gespalten und zurück gelassen hatten. So ging es auch ohne Verletzung.
Übrigens war der Campground kostenlos und man hat lediglich um eine Spende gebeten, die haben wir bei dem tollen Platz gerne hinterlassen, damit Ihr auch noch was davon habt wenn Ihr mal in die Gegend kommt.
Gefahrene Kilometer: 124
01.09.2022
Lakeview Campground – zurück in den Yukon
Gleich nach dem Aufstehen verbinden wir erstmal Gerd´s Hand neu, auch um nachzusehen ob sich da was entzündet. Da weder eine Schwellung noch Rötung vorliegt, bin ich erstmal erleichert, dass wir es - so wie es jetzt aussieht - versuchen können ohne Arzt oder Krankenhaus auszukommen, zumal auch seine letzte Impfung gegen Tetanus noch relativ neu und somit aktuell ist.
Nach dem Frühstück und einem ausgiebigen Spaziergang soll es weiter Richtung Yukon auf dem Highway 2 gehen, Ziel ist immer noch, dass wir noch einen Rundflug über das Kluane Glatschergebiet machen können. Heute Morgen zumindest haben wir gutes Wetter, nur leicht bewölkt und die Sonne blitzt immer wieder auf.
Nach einer Weile kommen wir an die Grenze, die Amerikaner interessieren sich gar nicht für uns, da steht erst mal gar keiner, so dass wir hier durch fahren können. Ein Stückchen weiter kommt die „Welcome to Alaska-Tafel“, hier natürlich erstmal der obligatorische Fotostopp.
An der Grenze von Kanada gibt es für uns dann Ärger:
Nein, wir haben keine Waffen, Drogen oder Feuerholz dabei, danach fragt aber der Beamte aber erst gar nicht. Er will die CanArrive-App mit der Genehmigung sehen und wir zeigen ihm die Genehmigung die wir haben, nämlich die von der Einreise in Whitehorse nach unserer Ankunft in Kanada. Jetzt klärt uns der Mann auf, damit dürfen wir nicht einreisen, denn wir sind mit dieser Genehmigung schon mal nach Kanada eingereist. Wir brauchen eine Neue!!! Upps, hier ist uns was durch die Lappen gegangen. Der Mann vom Zoll lässt sich darüber aus, dass alle Ausländer wohl immer wieder den gleichen Fehler machen und glauben würden sie können mit einer einzigen Genehmigung beliebig oft Ein- und Ausreisen , so gehe das aber gar nicht. Er fragt uns wie wir weiter fahren wollen und von wo aus wir zurück nach Deutschland fliegen würden. Wir erklären ihm unseren geplanten Reiseweg, er schüttelt den Kopf und weist uns daraufhin, da würden wir ja nochmal die Grenzen passieren. Ja, wissen wir ja. Am Ende gibt er in seinen Computer ein, wir hätten die Genehmigung nachgewiesen und dürften einreisen, nimmt uns aber das Versprechen ab, beim letzten Grenzübergang vorher die Genehmigung einzuholen, sonst können wir nicht nach Hause fliegen, da er auch einen entsprechenden Vermerk unter unserem Namen eingegeben hätte. Uff, Glück gehabt, wir sind wieder in Kanada und haben uns unserer „Dudu“ abgeholt. Der Mann hat halt mal seinen Frust an uns abgelassen und alle sind glücklich.
Je weiter wir nach Kanada reinfahren, desto mehr bewölkt es sich wieder. Plötzlich steht ein Fuchs auf dem Seitenstreifen, da ich gerade die Kamera in der Hand erwische ich noch schnell ein unscharfes Foto in der Totalen und ein scharfes vom Verschwinden im Gebüsch.
Wie immer bleiben wir öfter stehen um ein bisschen zu laufen und die Landschaft zu geniessen, zum Beispiel am Pickhandle Lake. Hier kann man wunderbar am Ufer lang laufen, gerade richtig für uns Flachlandtiroler.
Am Congdon Creek Campground finden wir mit dem Platz Nr. 8 eine Site direkt am See. Mittlerweile ist es ziemlich windig, eigentlich sogar recht stürmisch, (mindestens Windstärke 9 oder mehr ) und vor allen Dingen saukalt geworden. Die Sonne hat sich schon vor Stunden komplett verabschiedet und die gefühlte Temperatur liegt um den Gefrierpunkt. Brrr, ist das kalt und windig hier. Selbst auf dem See ist ein deutlicher Wellengang sichtbar und wir haben wieder eine dicke Wolkendecke über uns.
Kaum das wir in unsere Site eingeparkt haben, kommen schon die Nachbarn ganz aufgeregt gelaufen und informieren uns über den Bären der in den letzten Tagen regelmäßig den Platz besucht hat und sogar die Abfalleimer geöffnet hat (wir dachte bis heute, die seien bärensicher, sind sie aber wohl nicht oder der hiesige Bär ist besonders intelligent). Sie zeigen uns Fotos und Videos, was der putzige Meister Petz hier alles veranstaltet und angestellt hat. Außerdem muss er wohl auch die Camper ziemlich erschreckt haben, indem er auf den Hinterpfoten stehend durch die Fenster in die Camper geschaut hat. Upps, er hat den Campground wohl ziemlich aufgemischt mit seiner Neugier. Ok, wir passen hier also besonders auf.
Es sind zwar keine Moskitos hier unterwegs für ein Campfire ist es uns aber zu kalt, auch wenn wir von allen Seiten und netten Campern bereits klein gehacktes Brennholz angeboten bekommen. Also gute Nacht mit Wärmflasche, die Heizung funktioniert ja schließlich immer noch nicht.
Gefahrene Kilometer: 293
Hi Yasmin,
Es bleibt weiterhin spannend bei euch - und ich bin bei deinem unterhaltsamen RB (sorry, Gerd) gerne weiter dabei. Absolut beeindruckend, wie professionell du euren häuslichen Unfall gehandelt hast. Und dann auch noch Holz gesammelt fürs campfire.Tja, die Frauen...
Die Story mit der ArriveCan hattest du uns zum Glück ja in Skagway berichtet, das war für uns sehr hilfreich. Wir wären natürlich auch ohne Neugenehmigung zur Grenze gefahren. Wir hatten danach auch noch einige Grenzübertritte, und es war jedesmal stressig, in der Pampa ein funktionierendes WLAN für die Aktualisierung zu finden.
Ob es nun doch schon eine Bärensichtung gibt??. Ich bin gespannt, ob sich der CG-Bär gezeigt - oder eventuell sogar einen Camper inspiziert hat
Liebe Grüße, Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte
Hallo Irma,
ja, ich habe tatsächlich ein Foto von dem "Campgroundbären", als er einen TC (Gott sei Dank nicht unserer) unter die Lupe nimmt und auf den Hinterfüßen stehend durch die Fenster reinguckt. Leider kann ich es hier an dieser Stelle nicht veröffentlichen, da ich es nicht selbst aufgenommen, sondern von einem Mitcamper auf dem Platz erhalten habe und somit "kein Recht am Bild" besitze. Dem könnte das Copyright entgegenstehen und ich will mir hier im Forum keinen Ärger einhandeln. Sorry.
Bezüglich unseres "häuslichen Unfalls" muss ich bekennen, dass ich erst jetzt im nachhinein das Ganze mit einem Schmunzeln kommentieren kann. In der ersten Stunde nach dem Unfall hatte ich mehr Sorgenfalten als für mich gut gewesen sind.
Liebe Grüße Jasmin