Tag 8 - Dawson City und die Katastrophe nimmt ihren Lauf

Dienstag, 16.08.2022

Dawson City und die Katastrophe

Wir sind früh wach, frühstücken in Ruhe, gehen noch eine Runde duschen, dumpen und machen uns auf den Weg zu Chief Isaak zur Reparatur. Dort angekommen erzählt uns der Angestellte, er sei extra wegen uns heute überhaupt hier. Eigentlich habe er Urlaub und kenne sich so genau auch gar nicht mit Heizungsanlagen in Campern aus. Wie bitte, CanaDream sprach doch von einem Fachmann und an der Halle ist ein Schild mit RV Service angebracht. Das kann ja heiter werden.

Dann wird er geschäftig und nimmt erst mal die Schublade unter der Sitzbank raus und erklärt selbstbewußt, hier sitze ein Sensor mit Fühler für die Heizung. Befindet auch sofort fachmännisch: „Ahh, der ist mit Staub total zugesetzt“, er fragt ob wir einen Föhn hätten, den ich natürlich sofort raussuche, er holt ein Verlängerungskabel und anschließend bearbeitet er den Sensor mit dem Föhn, dann grinst er und sagt uns, dass er das Problem erkannt und behoben habe und die Heizung jetzt wohl funktionieren würde. Das wäre hier wohl mit den vielen staubigen Straßen immer ein Problem, Fachmann halt, denkt man so.

Ok, wir müssen ihm erstmal glauben, bedanken uns und erklären, jetzt können wir endlich unsere Reise über den Top of the World Highway fortsetzen. Daraufhin fängt er schallend an zu lachen und kriegt sich fast nicht mehr ein, ja, fast bricht er vor unseren Augen auf dem Boden kugelnd zusammen. Zwischen den Lachschüben krächzt er: „Not todoay and not this week“.  Was will er denn und was ist so lustig, dass er sich kaum beruhigen kann. Schließlich erklärt er uns zwischen seinen Anfällen,  die Fähre über den Yukon sei seit gestern Abend „gecrashed“ und „out of order“. Nein, nein, nein, das kann doch gar nicht sein, gestern sind wir doch noch mit dem Ding rüber und wieder zurück. Wir wollen es nicht glauben, verabschieden uns und machen uns auf den Weg zur Fähre.

Das kann doch gar nicht wahr sein, wir sehen die Fähre halb aus dem Fluss gezogen und mit jeder Menge ratlosen Mechanikern am Anleger. Wir fragen nach und erhalten die Auskunft die Schraube oder die Welle sei gebrochen, man müsse den Fehler noch suchen hätte aber bestimmt die Ersatzteile auf alle Fälle da.

Und jetzt sprach Zeus?

Wir fahren in den Visitor Center und erhalten dort die Auskunft keiner weiß wie es weiter geht und wann und ob die Fähre repariert werden kann, wir sollen später noch mal wieder kommen und nachfragen, vielleicht wisse man dann schon mehr. Jetzt würde erstmal der Fehler gesucht und überlegt wie repariert werden kann. Im Übrigen hätte Dawson City sooooo viel zu bieten, wir könnten ja die Dredge besichtigen, eine Stadtführung machen, zum Midnight Dome etc. Mein Gott, wir sind seit Samstag hier und haben schon alles gesehen, was wir sehen wollten, auch das was uns die nette Frau so alles anpreist.

Hier läuft heute was ganz schief!!!

Jetzt erstmal in eine Kneipe und was trinken, beratschlagen was wir tun können.

Eine intenive Internetrecherche in der Kneipe ergibt, dass wir 1.452 Kilometer !!! (laut Google maps tatsächlich so viele)  fahren müssten, um genau auf der anderen Uferseite von Dawson City (West) wieder raus zu kommen. Wir müssten zurück fast bis Whitehorse und dann über den Alaska Highway fast bis Tok um dann auf den Top of the World Highway abzubiegen. Das alles nur um die ca.  150 Meter Fluss hinter uns zu lassen, die zwischen uns und dem Top of the World liegen. Eigentlich unfassbar. Das sprengt unser Kilometerkontingent bei CanaDream, kostet einen Haufen Geld für Diesel und natürlich auch mindestens 3 weitere Urlaubstage. Selbst wenn wir den Top of the World auslassen sind es immer noch zu viele unnütze Kilometer, Geld und Zeit.

Wieder laufen wir durch Dawson, kaufen noch im Generalstore ein und dackeln dann nochmal in Visitor Center. Hier wissen Sie inzwischen, dass sowohl die Welle als auch die Schraube defekt sei und man die Fähre erstmal komplett aus dem Wasser holen müsse. Hierzu braucht es schweres Gerät, das sei von Whitehorse aus bereits auf dem Weg. Die Reparatur würde einige Tage in Anspruch nehmen.

Wir haben Frust und fahren zurück auf den Bonanza CG und ich setze erstmal eine Meldung hier ins Forum. Jetzt sind wir seit einer Woche in Kanada und nicht weiter als bis Dawson City gekommen. Es gehen auch Meldungen auf meinen Post im Forum ein. Unter anderem meldet sich Ines, die ebenfalls mit ihrem Mann in Dawson wegen der defekten Fähre festsitzt.

Wir sind so was von bedient zumal wir dann noch feststellen müssen, dass die Heizung noch immer nicht funktioniert und die Werkstatt von Chief Isaak wegen Urlaub geschlossen und auch keiner erreichbar ist. Bei CanaDream erklärt man uns, man könne jetzt noch einen Termin in einer Werkstatt in Tok ausmachen, hierzu können wir aber nicht sagen, wann und ob wir überhaupt da hin kommen, denn schließlich liegt zwischen Tok und uns der unüberbrückbare Yukon River.

Jetzt noch die Ruhe zu bewahren fällt uns schon ziemlich schwer. Für heute sind wir jedoch so richtig bedient. Wir bleiben heute für den Rest des Tages auf dem Campground und fluchen alles zusammen was geht.

Gerd kann noch nicht mal in den Liquor Store um sich die Welt wieder schön zu trinken, denn der macht ja erst morgen wieder auf.