Freitag, 19.08.2022
Dawson City – Tag 7 – es kann endlich weitergehen
Heute sind wir bereits seit 1 Woche in Dawson City.
Hahaha, bestimmt Rekord hier im Forum, so lange hat es sicherlich noch keiner von Euch hier ausgehalten.
Nachdem wir gestern bereits den ganzen Tag vergammelt haben und der Optimismus des Mechanikers uns beflügelt hat, fahren wir nach dem Frühstück direkt mal an die Fähre. Dort erfahren wir, dass die Reparatur beendet sei, sie warten noch auf schweres Gerät um die Fähre wieder ins Wasser zu schieben und würden dann einen Probelauf machen, eventuell könne am frühen Nachmittag der Betrieb wieder aufgenommen werden.
Es sind mittlerweile mehrere Camper vorgefahren und parken an den Seitenstreifen um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Wir beschließen jetzt hier zu warten und zu schauen wie die Dinge sich entwickeln. Schnell fährt Gerd unseren TC erstmal an Position 2 der gerade beginnenden Aufstellung der Warteschlange damit wir möglichst früh auf die Fähre kommen und die Uferseite wechseln können bevor das Ding nochmal seinen Geist aufgibt. Offensichtlich denken die anderen anwesenden Camper alle dasselbe, denn ratzfatz wird die Warteschlange der Wohnmobile immer länger und länger, mittlerweile sind auch Ines und Ingo wieder vom Dempster zurück und reihen sich ebenfalls ein. Auch auf der anderen Uferseite wird die Warteschlange immer länger.
Gegen 14 Uhr ist es dann geschafft und die Fähre ist wieder im Fluss, allerdings testet man noch und fährt hin und her, flussauf, flussab, hin und her, rauf und runter und so weiter. Die Warteschlange der Auto´s (hauptsächlich Camper) geht in Dawson mittlerweile auf der Front St. bis fast an die Kirche. Nach mehr als 1 1/2 Stunden Testlauf sind wohl alle so zufrieden, dass wir endlich als 3. Fahrzeug auf die Fähre dürfen.
Endlich geschafft, wir haben die Seite gewechselt.
Ohne weitere Vorkommnisse setzen wir über und werden auf der anderen Seite von allen Wartenden mit stehenden Ovationen, Applaus und großen Gejohle empfangen. Die Menschen sind alle aus Ihren Fahrzeugen raus und verbeugen sich vor uns und beklatschen uns als hätten wir das Ding wieder in Stand gesetzt. Auch hier steht eine ewig lange Schlange von Pkws und Campern, die alle nach Dawson übersetzen wollen. Die werden zum Teil noch ganz schön lange warten müssen bis sie dran sind.
So, wir haben es überstanden, sind heil hier angekommen und können endlich weiter. Leider ist es aber mittlerweile schon fast 17 Uhr, doch mein Mann will jetzt nicht auf dem Yukon Campground, er will unbedingt weiter, also fahren wir mal los, auch wenn ich es jetzt gerne etwas langsamer hätte um die Fahrt über den Top of the World besser genießen zu können. Gerd fährt aber, daher füge ich mich, auch wenn wir uns ein bisschen beeilen müssen, da die Grenze wohl gegen 19 Uhr schließen wird. Schade ist, dass die Schatten auf der rechten Fahrseite mittlerweile sehr groß sind und auf der linken Seite dunkle Regenwolken die Sicht etwas trüben, trotzdem erhalten wir von den endlosen Wäldern und der Größe des Landes ein eindrucksvolles Bild. Zwischendurch nieselt es immer mal wieder etwas, große Regenschauer bleiben aber aus, dann erscheint wieder die Sonne und die Wolken bilden einen tollen Kontrast und teilweise wunschenschöne Regenbögen. Wettertechnisch ist hier oben auf dem Top of the World Highway alles drin und da was es gibt, da packt der Wettergott mal richtig einen aus.
Wir erreichen die Grenze und werden zunächst gefragt ob wir Waffen, Drogen oder Feuerholz dabei haben, haben wir nicht und mehr will der Grenzbeamte Nr. 1 auch nicht wissen. Wir sollen vor das Häuschen fahren und reingehen.
Also gut, machen wir, wir haben ja alles dabei – hoffentlich. Kaum haben wir den Raum betreten fällt mir auf, dass man in Alaska ein bisschen hinter der Zeitrechnung sein muss, das ist nicht der aktuelle Präsident, da im Rahmen an der Wand, mir klappt der Mund nach unten. Gerd merkt, ich hab´s gemerkt und versetzt mir sofort unter dem Tresen einen Tritt, damit ich bloß nix sage. Hätte ich auch ohne Tritt nicht, die US-Beamten der Einwanderung sind Spaßbremsen (weiß ich schon seit 1988, da haben sie Stress mit unserem damals 5-jährigem Sohn geschoben, weil der eine neongrüne durchsichtige klitzekleine Wasserpistole im Rucksäckchen hatte, das arme Kind war dann tagelang bedient und traumatisiert), also halte ich den Mund und denk mir meinen Teil, wir hinterlassen die Fingerabdrücke bei Beamten Nr. 2, erklären was wir wollen und dürfen dann auch weiter. Trotzdem bleibt der Beigeschmack das war eine offizielle staatliche „Behördenbude“, die müssten eigentlich in der Gegenwart leben und wissen wer der aktuelle Präsident der USA ist. Egal, ist halt Alaska. Klugscheißer mit Aufklärungspotenzial aus dem Ausland sind hier sicher nicht erwünscht.
Wir fahren noch bis Chicken und dann gleich auf den ersten Campground, den Chicken Creek RV Park.
An der Anmeldung ist keiner mehr, aber ein freundlicher anderer Camper gibt uns den Code für die Waschräume. Wir suchen uns ein Plätzchen und parken erstmal ein. Etwa eine Stunde später fahren dann auch noch Ines und Ingo auf den Platz und stellen sich neben uns. Nachdem wir alle geduscht und was gegessen haben treffen wir uns nochmal mit einem Glas Wein in der Hand vor den Campern zum plauschen. Die Beiden haben es morgen eilig und wollen die verlorenen Tage der demolierten Fähre von Dawson rausholen und schnellstmöglich in den Denali NP, da sie dort einen Stellplatz reserviert haben (unsere Reservierung ist mittlerweile storniert, da wir wegen des langen Aufenthalts in Dawson City nicht mehr rechtzeitig im Denali sein können), daher werden sie am nächsten Tag früh los fahren um möglichst weit zu kommen. Wir verabschieden uns wünschen jedem eine schöne Reise – vielleicht sieht man sich ja wieder….
Gefahrene Kilometer: 174
Samstag, 20.08.2022
Von Chicken bis zum Moon Lake
Da wir gestern etwas später in Chicken angekommen sind fahren wir erstmal nach Downtown Chicken rein, da dieses Nest sehr überschaubar ist, verlieren wir hier auch nicht allzu viel Zeit. Während Gerd tankt gehe ich in den Souvenir Shop und guck mich da mal um, kaufe einen Magneten in Form eines Wackelhuhns für den Kühlschrank meiner Schwägerin als Mitbringsel und sehe mir die tollen Mützen an. Handarbeit der nativpeople in Dachsfell – tolle Teile – kosten 450 CAN$ und sind mir deutlich zu groß. Im Übrigen in unseren Breitengraden selbst im Winter zu warm, aber wirklich schön.
Mittlerweile ist mein Mann mit dem tanken fertig und wir sehen uns noch den Saloon und die Bakery an. Der Kuchen sieht zwar lecker aus, mit 8 US$ für ein Stück und 40 US$ bei dem Ganzen auch ziemlich teuer, aber wir haben noch Muffins an Bord, die müssen erst weg, also verabschieden wir uns von Chicken und fahren wieder unseres Wegs auf dem Top of the World. Im Moment ist es zwar trocken aber bewölkt und man weiß nie wie lange das Wetter zu hält.
An der Mount Fairplay Wayside halten wir dann mal und gehen eine Runde spazieren. In der Ferne sehen wir zwar die Gebirgszüge, es ist aber alles im Dunst und teilweise in den Wolken nicht so klar zu sehen – schade. In 2 Wochen soll der Top of the World Highway und die Grenze für den Rest des Jahres geschlossen werden aber vom Herbst und Winter ist weit und breit noch nichts zu sehen, alles ist noch richtig grün und nicht verfärbt.
Eine tolle Straße, die sich auch mit Gravel super befahren ließ und nur noch durch Sonnenschein und klare Sicht noch schöner gewesen wäre. Leider hat man aber keinen Einfluss auf das Wetter. Wir sind jetzt halt froh darüber, dass es nicht pausenlos geregnet hat und wir so doch das Feeling genießen konnten.
An der Brücke über den Tanana River legen wir noch einen Stopp ein und lesen uns die Schautafel durch, lesen bildet schließlich. Am frühen Nachmittag kommen wir dann nach Tok und erledigen dort unseren ersten Einkauf in den USA. Bei Three Bears erhalten wir alles was wir brauchen, da die auch einen Liquor Store haben. Anschließend betanken und waschen wir mal wieder unseren TC.
Wir suchen hier auch den örtlichen RV Repair Service auf (auch ohne Auftrag von CanaDream - den können wir notfalls ja noch nachordern, die wissen ja Bescheid) und erlauben uns mal nachzufragen ob die Erfahrung mit TC-Heizungen haben, wir schildern unser Problem sowie die bisherigen Reparaturversuche und die beiden Mechaniker erklärt uns unisono, auch ohne nachzugucken, dass das mit Sicherheit ein elektronisches Problem sei und Ersatzteile grundsätzlich für solche Heizungen ohnehin hier nicht verfügbar wären, es würde mindestens 2 - 3 Tage dauern um Ersatzteile zu beschaffen. Ufff, nee jetzt, wir haben bisher ohne Heizung überlebt, wir versuchen es weiter, bevor wir noch ein paar Tage "stranden" und hoffen, dass wenigstens der hiesige Wettergott Mitleid mit uns hat und die Temperaturen nicht unter den Gefrierpunkt drückt.
Ein Besuch im Visitor Center darf auch nicht fehlen. Mit einer Menge Infomaterial bewaffnet machen wir uns dann auf und fahren an diesem Tag noch bis zum Moon Lake Campground. Auf dem Alaska Highway kommen dunkle Wolken auf uns zu und wir rechnen mit Regen aber außer eine paar Tröpfchen bleibt es erstmal trocken. Der Moon Lake CG macht schon auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck, er ist wohl neu angelegt. Ein paar Camper sind bereits da und wir können uns trotzdem noch die wunderschöne Site 2 aussuchen und einparken.
Gerd zündet uns ein Campfire an und ich guck mir die Flora und Fauna rund um unseren Platz an. Dabei fällt mir auf, dass ich bisher kaum Vögel gehört und gesehen habe seit wir in Kanada/USA sind. Ein paar Raben ja, aber Singvögel sind Mangelware hier. Heute sind zumindest hier auch nicht so viele Moskitos unterwegs, so dass wir es uns draußen gemütlich machen.
Es wird jetzt langsam dunkel durch die Wolken, aber zwischen den Wolken geht die Sonne spektakulär unten. Zum Schluss sieht der Himmel aus, als würde er brennen. Irre, wunderschön anzusehen.
Gefahrene Kilometer: 157
Hi,
…ich musste gerade echt Schmunzeln, wo ihr von der Fähre gefahren seid 😃😊…, schon das es weiter geht.
…unfassbar 😬🤮!
Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de
Hallo Jasmin,
zum Glück habt ihr es über den Yukon geschafft! Wir haben letztes Jahr mit euch gehofft, dass die Fähre endlich wieder funktioniert.
Die Grenze war auch für uns eine Herausforderung, wir wurden gefragt, ob wir denn wieder Fingerabdrücke abgeben möchten... hätte wir ja schon im Frühjahr gemacht. Wir haben mal lieber ja gesagt... . Und sie haben tatsächlich wieder Fingerabdrücke genommen.
Liebe Grüße
Susanne
Scout Womo-Abenteuer.de
Reiseberichte
Hallo Susanne,
ja die Grenzen und Ihre Beamten sind bei uns auch immer mal wieder eine Herausforderung. Davon hatten wir in diesem Urlaub noch mehr Spaß (Du weißt doch: ein bisschen Spaß muss sein ....). Kommt noch im weiteren Bericht.
Liebe Grüße Jasmin
Hey Jasmin,
schön, dass es weiter gehen kann, auch wenn die Heizung weiterhin defekt ist.
Für Chicken hat unsere Zeit in der letzten Woche leider nicht gereicht, aber vielleicht auch ganz gut, sonst wäre ich wie Du auch noch in Versuchung gekommen, die Fellmütze zu kaufen !
Liebe Grüße von der Ostsee
Stephie Scout Womo-Abenteuer.deHallo Jasmin,
schön das es jetzt endlich Licht am Ende eures Tunnels gibt, auch wenn das Problem Heizung ja noch zu wünschen übrig läßt.
Viele Grüße aus dem Münsterland