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Tag 27 + 28 - Haines - wir bleiben erstmal hier - die Bären sind los

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Tammy
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Tag 27 + 28 - Haines - wir bleiben erstmal hier - die Bären sind los
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Sonntag, 4. September 2022
Gefahrene Meilen: 
115 Meilen

04.09.2022

Haines

Wieder Wolken über den Bergen, also wieder kein Rundflug, irgendwie soll es scheinbar nicht sein.

Erst fahren wir noch ein bisschen durch die Gegend und am Chilkat River entlang, dann geht es für uns Richtung Chilikoot River und Bären. Hier lassen wir einfach die Bilder mal sprechen:

Zwischendurch erklären uns die Studenten der Fischerbeibehörde was es mit dem Wehr auf sich hat: hier werden die Fischbestände gezählt und kontrolliert. Über eine gewisse Zeit während die Lachse in die Flüsse ziehen wird das Wehr geschlossen und es bleibt nur ein schmaler Durchfluss offen, so dass hier alle Fische, die diese Passage durchschwimmen gezählt werden können. Wir haben zwar nicht verstanden für was das gut sein soll, aber ist halt so.

Die Bären freut das besonders, da durch die Sperre mit den Stäben die Fische praktisch nicht weiterkönnen und sich hier stauen, so dass die Bären einfach nur an den Stäben ins Wasser greifen müssen um einen Fisch herauszuziehen. Very easy für die Bären, richtig dumm für die Lachse, die verlieren zu Tausenden ihr Leben. Auf diese Weise herrscht auf dem Wehr reger Bärenbetrieb. Gehen die einen Bären wieder runter, kommen die Nächsten.

Da die Bären dringend die Fettreserven für den Winter benötigen und hier noch nicht mal Arbeit beim Fangen haben, wird ein Lachs nach dem anderen aus dem Wasser gefischt, die Haut abgezogen und in den Kopf gebissen (Lachshirn ist wohl eine Bären-Delikatesse surprise - naja wem´s schneckt. Ich hätte an Bärenstelle auf Haut und Hirn gerne verzichtet und mich über das Filet hergemacht.cheeky) Ein Bär braucht ca. 3 Minuten pro Fisch um die für ihn besten Teile vom lebenden Lachs zu trennen und zu verspeisen, eine weitere Minute um den nächsten Lachs am Wehr rauszuziehen. Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, welche riesige Menge Fisch innerhalb kürzester Zeit hier angeknappert wird. 

Der Rest geht wieder zurück in den Fluss oder an die Möwen, Krähen, Seeadler oder Bald Eagles, die sich hier ebenfalls zahlreich tummeln, da diese ebenfalls leicht an die "Futterreste" der Bären kommen, die haben nämlich überhaupt keine Arbeit um an ihre Mahlzeiten zu kommen, die lesen nur auf was liegen bleibt und ohnehin schon tot ist.wink

Irgendwann kommt dann auch ein Ranger vorbei, der die Touristen energisch in die Schranken weist, die den Bären im wahrsten Sinn des Wortes auf den Pelz rücken. Viele nehmen den Abstand nicht so genau und stellen sich sogar teilweise den Bären in den Weg. Ein gefährliches Unterfangen. Bei uns bedankt sich der Ranger über das vorbildliche Verhalten, da wir den Bärenhighway respektieren und lieber das Tele benutzen um Fotos zu schießen. Er erzählt uns, dass Lulu mit ihren jeweiligen Jungen schon seit einigen Jahren hier im Herbst Fische fängt und sie einen Transponder trägt um ihr Verhalten und ihren Bewegungsradius zu dokumentieren. Die andere Mama Bär mit ihren 3 Jungen sei noch namenlos, wäre aber jetzt aber auch schon das 2. Jahr hier. Die männlichen Bären kämen immer erst spät am Abend und ganz früh am Morgen, da mit den Bären-Müttern nicht so gut Kirschen essen sei, außerdem seien es Einzelgänger.

 

 

 

 

Zwei von den den Jungbären verstecken sich auf dem Hang

3 Junggesellen im hohen Gras

Wir haben den ganzen Tag hier verbracht und uns nicht eine Sekunde gelangweilt und einfach nur das Schauspiel vor unseren Augen genossen. Wie herrlich Natur in Verbindung mit Wildlife sein kann, ein Traum.

Schaut Euch mal die Blicke der Bären an - ist doch zum verlieben heartheartheart - wir sind hin und weg und total geflashed laugh

Abends zurück auf dem Campground beschließen wir mit Ines und Ingo ins Ort essen zu gehen, dazu ein frisches Bier - natürlich in Haines gebraut. Wir gehen den Bamboo Room, da die örtliche Brewing Company bereits seit 17.00 Uhr geschlossen hat. Hier gibt es auch Haines Beer und einen echt lecker Burger mit Fritten und das Lokal ist richtig voll, scheinbar ist die gesamte Bevölkerung von Haines heute zum Abendessen hier. Gegen 20 Uhr geht´s zurück auf dem Campground und in Haines sind bereits die Bordsteine hochgeklappt. Totenstille und kein Mensch mehr auf der Straße unterwegs.

Ines und Ingo erzählen uns, dass sie ihre Fähren-Reservierung sausen lassen und über Haines Junction morgen Richtung Skagway fahren wollen. Es ist also unser letzter gemeinsamer Abend. Wir bleiben noch hier (schließlich sind wir in Bären verliebt !!!) und werden die bereits im Februar gebuchte Fähre wie geplant nehmen um nach Skagway zu kommen. Außerdem wollen die Beiden noch so viel sehen und unternehmen und sie fliegen früher nach Hause als wir. Wir quatschen noch ein bisschen und verabschieden uns dann, denn so wie unsere Wege liegen, begegnen wir uns auf dieser Seite des Atlantiks nicht mehr.

(Nebenbei bemerkt, ein weiteres Treffen diesseits des Atlantiks hatten wir im Sommer 2023 in Offenbach - toll war´s gewesen in Erinnerung zu schwelgenlaugh)

Gefahrene Kilometer: 55

 

05.09.2022

Haines

Das Wetter ist heute wieder nicht so schlecht, eignet sich aber aufgrund der Wolken die über den Bergen liegen wieder nicht zum Rundflug. Ines und Ingo haben es wahr gemacht und sind bereits losgedüst als wir aufstehen.

Heute wollen wir zum Chilkat State Park und dort ein bisschen am Ufer des Chilkat Inlets entlang laufen. Es sollen sich dort sehr viele Weißkopfseeadler aufhalten. Der Park liegt ziemlich außerhalb von Haines und die Straße dorthin ist schmal und nimmt gefühlt kein Ende. Den Abzweig in den State Park verpassen wir fast, da er nicht so besonders gut ausgeschildert war. Es geht auf der abenteuerlichsten Gravelroad unseres gesamten Urlaubs ca. weitere 3 Meilen ziemlich steil nach unten. Die Spurrillen sind richtig tief und in die riesigen Schlaglöcher könnte man einen ganzen geschotterten Steinbruch versenken um diese Löcher alle zu füllen. Der TC neigt sich wirklich sehr bedenklich zur Seite als wir die Kurven nach unten nehmen, mit einem RV hätte ich echt Bedenken, dass das Ding kippen könnte, da der Schwerpunkt ein anderer ist. Nachdem wir die Rumpelpiste nach unter geklappert sind bleiben wir erst mal am Campground stehen und sehen uns hier um. Es ist ein schöner Platz, er liegt aber wirklich weit ab vom Schuss und ist – wie die meisten State Park Campgrounds in diesem Urlaub leer, außer einem Zelt sind alle Plätze frei.

 

 

Wir fahren weiter Richtung Public Parkplatz da kommt uns ein Pickup mit einem Anhänger, auf den ein Boot aufgeladen ist, entgegen und die Lady winkt wie verrückt. Aus dem offenen Seitenfenster des Rücksitzes guckt ein riesiger Rottweilerkopf dem die Zunge hechelnd bis ans Kinn hängt. Gerd öffnet sein Seitenfenster und die Missis legt gleich los: sie sei heute schon lange unterwegs und hätte so großen Hunger, ob wir ihr denn ein Sandwich geben könnten, wir könnten ja tauschen. Sie habe Shrimps gefangen und würde gegen ein Sandwich welche eintauschen. Da wir uns freuen und immer neugierig sind, wenn wir irgendwelche seltsamen Begegnungen mit Einheimischen im Urlaub haben, stimmen wir zu und bleiben alle so einfach mal mitten auf der Straße stehen, ist ja sowieso kein weiteres Auto hier. Das weibliche Pendant zu Bubba Gump in einer brusthohen Gummihose sagt uns, dass sie Linda Huber heißt und in Haines geboren sei, sie hätte die Stadt (?) auch nie verlassen und fange hier jeden Tag ihren Shrimpsvorrat für den Winter – you know - , ihr Hunger sei riesig und sie würde auch 2 Sandwiches nehmen, wenn es geht mit Ham, Salami, Mayonnaise, Tomate und Gurke und so – you know -, ham sei aber ihr Favorit, you know. Uff, die ist wie Tom Hanks in Forest Gump einfach eine Urgewalt. Ich begebe mich in den hinteren Teil unseres Campers und guck was ich mit den Sandwichs machen kann, während Gerd ihr erzählt wo wir herkommen und dass wir hier nach Bald Eagles Ausschau halten wollen. Mittlerweile hat sie uns einen Beutel mit fangfrischen Shrimps gepackt und ich 2 Riesensandwichs mit „Allem“ geschmiert (you know). Wir tauschen wie es früher hier in Alaska schon die Trapper mit ihren Fellen gemacht haben und Linda will uns zum Dank noch die Bald Eagles mit Fischstückchen anfüttern.

Sie lacht sich kaputt, als wir den Camper abschließen und meint wir seien schon lustig, wir Touristen aus dem Ausland, hier würde keiner irgendwelche Türen an Autos oder Häusern abschließen, hier sei schließlich jeder „every time welcome“. Wir schließen trotzdem ab – sicher ist sicher. In der Hand einen halben Fisch, den Arm hoch ausgestreckt und schwenkend sowie seltsame Pfeiftöne ausstoßend versucht Linda jetzt die Bald Eagles auf sich aufmerksam zu machen. Wir grinsen uns eins und gucken ihr bei ihren Bemühungen zu. Die Bald Eagles beeindruckt das Spektakel hier gar nicht, die sitzen weit entfernt auf den Bäumen und lassen Linda mit den Armen wedeln soviel und solange sie Lust hat. Nach einer Weile erlösen wir Linda, damit wieder Blut in ihrem Arm zirkulieren kann und sagen ihr, dass wir hier ja noch eine Weile spazieren gehen wollen und sicherlich den ein oder anderen Bald Eagles aus der Nähe sehen werden. Sie fällt uns beim Abschied um den Hals bedankt sich nochmal herzlich für die Sandwiches und wir haben jetzt den Fischgeruch ihrer Hose und Hände an uns, iiiihhh. Aber sie war sehr nett und lustig, eine eindrucksvolle, unvergessliche Persönlichkeit die unseren Urlaub durchaus bereichert hat, die Huber Linda aus Haines, Alaska. You know wink

 

Gerd und ich machen uns auf und laufen ein Stück den Strand entlang, die Bald Eagles bleiben weit entfernt auf ihren Bäumen und rühren sich nicht vom Fleck. Egal, ist trotzt dem schön hier.

Als wir später dann die Schlaglochsuch- und gefundenpiste wieder nach oben schaukeln, treffen wir noch einmal auf Linda, die uns jetzt noch mit einem Riesenpilz versorgt und behauptet der sei lecker. Na ich weiß nicht, eigentlich will ich ihn nicht annehmen, sie lässt aber nicht locker. Gegessen haben wir ihn aber dann doch nicht.

 

Wieder oben auf der Straße tuckern wir wieder Richtung Haines zu den Bärchen. Hier sind gerade die Mitarbeiter der Fischereibehörde damit beschäftigt die ganzen Stäbe aus dem Wehr zu ziehen, so dass die Fische wieder ungehindert das Wehr über die gesamte Flussbreite passieren können. Auch hier lassen wir wieder die Bilder sprechen:

 

 

 

 

 

Wieder haben wir ein paar Stunden hier verbracht und können uns gar nicht sattsehen.

Zurück auf dem Campingplatz steht ein Airstream direkt neben uns. Wieder eine tolle Begegnung mit US-Amerikaner aus San Diego. Ein Ehepaar, Jim und Carmen Beaubeaux mit ihrem Hund „Pico de Galla“, dass vor ein paar Jahren ihren gesamten Besitz verkauft hat und seit dem nur noch den Wohnwagen (Beauty) mit Auto (Beast) besitzt und das ganze Jahr über darin lebt und durch die Gegend (USA & Kanada) zieht, Full-time Airstreaming mit eigener Website www.LivingInBeauty.net. So wie wir das sehen, machen die Beiden damit Werbung bezüglich ihres jetzigen kompletten Besitzes für allerlei Firmen und verdienen sich zur Rente was dazu. Sie teilen aber auch Campgrounds und Reiseberichte, so dass die Beiden auch für dieses Forum mit ihren Erfahrungen und Informationen  interessant sind. Guckt doch mal bei Gelegenheit auf deren Homepage, die Beiden freut das sicherlich, da sie ausdrücklich darum gebeten haben die Informationen zu ihrer Website mit Euch zu teilen. Schon irre wie manche Menschen leben und das auch noch ausgesprochen gerne.  

Nach dem Abendessen, wir grillen wieder, lassen wir den Tag gemütlich ausklingen und nochmal in Gedanken revue passieren, morgen geht´s weiter.

Ach, übrigens unsere Heizung funktioniert immer noch nicht und nachts wird es mittlerweile ganz schön kalt. Die Temperatur liegt knapp über dem Gefrierpunkt, wir halten es dank Wärmflasche und unserer Deutschland-Bettdecke jedoch noch immer gut aus.

Gefahrene Kilometer: 60

 

 

 

 

 

 

 

 

Vera
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Beigetreten: 04.05.2015 - 19:01
Beiträge: 436
RE: Tag 27 + 28 - Haines - wir bleiben erstmal hier - die Bären

Hallo,

wieder so tolle Bilder! 
Die Logik des Fische Zählens am Wehr erschliesst sich mir aber auch nicht… Es kommen ja nur wenige % durch… Oder doch nur ein Touristen Magnet? Mächtig was los da…

 

Viele Grüße

Vera

https://www.womo-abenteuer.de/reiseberichte/vera

Reiseberichte SW 2015 + NW 2023

 

Herbstfahrer
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Beigetreten: 25.10.2017 - 16:27
Beiträge: 959
RE: Tag 27 + 28 - Haines - wir bleiben erstmal hier - die Bären

Liebe Yasmin,

spitzenmässige Bärenmomente, die ihr in tollen Bildern festgehalten habt. Es lohnt sich sehr, hier mehr Zeit zu verbringen. Werden wir sicherlich beim nächsten Mal einplanen.

Ich finde die kleinen "Futterkämpfchen" um die Fische immer so witzig, obwohl es doch Unmengen davon gibt. Hat manchmal fast menschliche Züge...surprise

Herzlich lachen musste ich bei eurer Begegnung mit der Shrimps-Lady  - tolle Geschichte. "you know" bleibt sicher ein running gag bei euchyes

Liebe Grüße,  Irma

2012 Südwesten  2015 Yellowstone/Badlands/RMNP   Herbstfahrer's Reiseberichte

 

 

 

Janina 141
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Beigetreten: 27.12.2015 - 13:16
Beiträge: 796
RE: Tag 27 + 28 - Haines - wir bleiben erstmal hier - die Bären

Hallo Jasmin, 

awww, deine Bärenbilder sind so toll. Und die Begegnung mit der Lady ist absolut scharf, auf solche Geschichten stehe ich auch.
Jetzt hab ich mal schnell ordentlich in deinem Bericht nachgeholt, ist ja immer nicht so ganz leicht, die anderen Berichte angemessen zu verfolgen, wenn man selbst gerade einen schreibt, aber toller Bericht, der setzt einem einen richtigen Alaska-Floh ins Ohr!

Liebe Grüße, Janina.

 

Tammy
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Beigetreten: 29.10.2015 - 19:14
Beiträge: 312
RE: Tag 27 + 28 - Haines - wir bleiben erstmal hier - die Bären

Hallo Vera, hallo Irma, hallo Janina,

wie ihr gemerkt habt, haben wir tagelang die Bären in Haines beobachten können und wir können mit Fug und Recht behaupten, jeder einzelne Tag hat sich mehr als gelohnt. Keinen der Tage möchten wir mehr missen.

Unsere Empfehlung für jeden, der um diese Jahreszeit in Haines aufschlägt, mindestens 2 oder 3 Tage wirklich hier einzuplanen. Es ist ein irres stundenlanges Erlebnis und nicht nur eine spontane Begegnung für Sekunden am Straßenrand und das macht es so aufregend und einzigartig. Es sind und bleiben Wildtiere ohne Zaun und Zoo. Das ist Natur pur und nur "wild" gehört auf´s Bild.

Tja, und die Huber Linda aus Haines, Alaska, war ne super Zugabe unseres Aufenthalts hier, you know. laughlaughlaugh Die werden wir auch nicht vergessen, you know.

Sowas macht uns im Urlaub immer Spaß, da hat man auch für solche Menschen wirklich Zeit, hier außerhalb des Urlaubs würde man sie wahrscheinlich abwimmeln mit der Ausrede: ich hab´s gerade eilig. Nette Bekanntschaft, you know.laughlaughlaugh

Liebe Grüße Jasmin