Freitag, 21.8.2015
Wetter: zuerst heiß, dann angenehm warm mit wenigen Wolken
Heute schlafen wir aus, bis 7:30Uhr. Über Nacht ist es mal wieder angenehm abgekühlt, aber als wir um 8:30Uhr draußen frühstücken, zeigt das Thermometer bereits 24°C. Wir sitzen aber entspannt im Schatten, mit Blick auf den Lake Powell.
Gemütlich machen wir uns und den Bären abfahrbereit. Heute steht die relativ kurze Strecke zum Grand Canyon North Rim auf dem Plan, nur 120 Meilen. Eigentlich. Doch als ich unser Tagesziel ins TomTom eingebe, will es uns über Kanab schicken, das sind 50 Meilen mehr! Wie kann das denn sein? Die von mir geplante Route über die 89South will es nicht annehmen, auch nicht, wenn man Zwischenziele eingibt. Der Fahrer macht den Gegencheck mit seiner Handy-Navi-App ("Navigate"): gleicher Effekt. Wir sind ratlos. Und jetzt?? Ich überlege, ob das TomTom nach dem Erdrutsch auf der 89South noch kein Update hatte. Aber die Handy-App ist neu, das kann auch nicht sein. Gibt es vielleicht auf unserer geplanten Route ein anderes Problem auf der Straße?
Bei Walmart an der Kasse fragen wir nach, und man hilft uns weiter: die 89South ist zwar nach dem Erdrutsch repariert (das wußten wir ja auch), aber es gäbe eine Baustelle hinter Marble Canyon auf der 89A, hier kann es zu Stau und Verzögerung kommen, weil nur abwechselnd in eine Richtung befahrbar. Grundsätzlich aber möglich, und deshalb wagen wir unser Glück, als auch noch Google Maps grünes Licht für die Strecke gibt. Im schlimmsten Fall müssen wir eben umkehren...
Die Strecke ist interessant. Südlich von Page kann man immer noch Reste des Erdrutsches erkennen; die Staße hier ist neu gemacht.
Bei Lees Ferry an der Brücke über den Colorado halten wir kurz und informieren uns über das Leben und den tragischen Tod des John Doyle Lee, der die Fähre über den Colorado im 19. Jahrhundert betrieben hat, bevor man ihn wegen vergangener Verbrechen (das Mountain Meadows Massaker von 1857) zum Tode verurteilt und exekutiert hat. Die Fähre wurde bis 1928 weiter betrieben, bis sie mit 3 Männern und einem neuen Automobil auf dem Weg nach Kalifornien an Bord untergegangen ist. Damit waren die Tage von Lees Ferry gezählt. Denn 6 Monate später wurde etwas weiter südlich die erste Colorado-Brücke (Navajo Bridge) fertig gestellt und die Fähre nie wieder in Betrieb genommen.
Der Weg führt uns weiter am Südende der Vermillion Cliffs entlang, die wir in den letzten Tagen per Dodge und zu Fuß erkundet haben.
Nun tauchen die ersten Baustellen-Schilder auf, und es wird spannend. Schrille Warnschilder kündigen den Tatort bereits Meilen vorher an. Die Spannung steigt - wie lang wird der Stau sein, werden wir vielleicht doch umdrehen müssen? In der Ferne kann ich etwas erkennen, wir nähern uns. Ein kleiner Bagger, 4 Arbeiter.... und eine über 50m verschmälerte Straße, so dass immer nur in eine Richtung gefahren werden kann. Einen Stau können wir weit und breit nicht entdecken. Hier ist kaum Verkehr. Wir können direkt passieren - wie jetzt!? Das war alles??? Und dafür die ganze Aufregung, unfaßbar.
Vorbei am Südende der House Rock Valley Road mit einem herrlichen Gedanken an unser aufregendes OffRoad-Abenteuer in den Coyote Buttes geht es nun in die Berge.
die House Rock Valley Road - wie ein dünnes Fädchen zieht sie sich durch die Landschaft
Schnell wird die Landschaft grüner und waldiger, und bald sind wir wieder über 2000m hoch.
Unmittelbar hinter dem Parkeingang zum Grand Canyon North Rim passieren wir ein Schild "Achtung Bisons", und ich sage noch, schade, dass wir noch keine gesehen haben. Kaum eine Minute später entdecken wir sie. Nicht mal 100m von der Straße entfernt grasen sie friedlich und lassen sich durch die schaulustigen Fotografen nicht stören.
Um 12:30Uhr sind wir am CG, oder ist es 11:30Uhr? Wir sind ja in Arizona. In den letzten Tagen haben wir so oft die Zeitzone gewechselt, dass wir es gar nicht mehr genau wissen. Und sowieso leben wir nach der Sonne und nicht nach der Uhr. Heute haben wir aber einen Termin, Dinner in der Lodge, das wollen wir auf keinen Fall verpassen. Also muss eine genaue Uhrzeit her.
Unsere schöne Site 11 liegt beinahe direkt am Rim. Noch ein bißchen näher sind 13+14, die sind aber nur für Womos bis 27feet, das wollten wir mit unserem 27-30Füßler nicht riskieren. Als wir aussteigen, frösteln wir beinahe, bei immer noch 29°C, gefühlt aber deutlich weniger, denn es weht ein kräftiger, kühler Wind. Nach den hot-hot-hot-Tagen in und um Page für uns ungewohnt. Zum Lunch gibt es frische Erdbeeren, Heidelbeeren und Vanillejoghurt, mit Blick auf den Canyon - wow! Anschließend laufen wir zum CG-Store. Hier gibt es free WiFi und die genaue Uhrzeit; ich frage an der Kasse nach. Ja, es ist eine Stunde früher, deshalb haben wir Zeit, ziehen uns gemütlich um, packen einen Rucksack mit warmen FleecePullis, langen Hosen und Stirnlampen und laufen entspannt los.
Auf der Flucht: Grand Canyon North Rim Squirrel - erkennbar am weißen Schwanz und nur hier zu Hause!
Es geht den Transept Trail entlang am Rim Richtung Lodge und Visitor Center. Ein schöner Waldweg. 1,2 Meilen lang, immer ein bißchen rauf und runter. Heute sind wir langsam unterwegs, auch weil mein Mann sich nicht so wohlfühlt. Er hat Halsschmerzen, auweia, hoffentlich wird er nicht richtig krank.
Immer wieder hat man schöne Ausblicke in den Canyon. Eine gute Fernsicht haben wir weiterhin leider nicht, dafür aber auch weder Regen noch Unwetter. An der Lodge nehmen wir erst einmal einen Cocktail auf der grandiosen Terrasse mit direktem Blick in den Canyon.
Grand Canyon Lodge, Hauptgebäude mit Restaurant, Bar und Vortragsraum
Wir haben noch reichlich Zeit und schlendern umher, schauen uns Visitor Center und den Vortragsraum der Lodge an, wo ein Info-Film über den GC läuft. Die Lodge gefällt uns richtig gut, auch die kleinen Hütten, in denen man übernachten kann.
Um 18:20Uhr melden wir uns zum Dinner (vorreserviert für 18:45Uhr). Wir müssen nur 5min warten und bekommen dann einen Tisch in 2. Reihe zu den Fenstern. Selbst aussuchen ist nicht, sagt man uns. Aber wieder mal haben wir Glück, denn es gibt noch eine 3., 4. und sogar 5. Reihe, viel weiter weg von den Fenstern. Der Kellner wie auch unser Essen sind super. Er macht uns eine tolle Bier-Empfehlung, Lumberyard Pilsener aus Flagstaff, ganz gehalt- und geschmackvoll. Der Große meint, es schmecke im positiven Sinne wie Gummibärchen. Das finde ich nicht, aber ich finde es ebenso richtig lecker. Vorweg gibt es Brot mit Kräuterolivenöl. Danach wählen wir als Vorspeise Tortilla Chips mit Salsa und Guacamole für uns alle drei, und zur Hauptspeise entscheiden wir uns alle drei für Bison Steak, das in Streifen und mit schmackhaften Ofenkartoffeln und Zuckerschoten serviert wird. Eigentlich sind wir schon pappsatt, aber in dieser Umgebung muß auch noch ein typical american dessert her. Für den Junior Brownies, der Große nimmt Cheesecake und ich Vanilla Ice cream Sundae. Leckerleckerlecker, aber wirklich too much. Während des Essens werden draußen erst die Farben intensiver, dann geht die Sonne unter. Der Sonnenuntergang ist aber wegen der eingeschränkten Fernsicht nicht ganz so spektakulär, so dass wir es nicht bereuen, jetzt nicht draußen zu sein. Stattdessen genießen wir unser tolles Dinner.
Nach dem Essen ist es draußen stockdunkel und kühl. Also her mit den Fleecejacken und den Stirnlampen, und los geht´s. Zurück laufen wir den Bridle Path, der ist ebener und in der Nähe der Straße, die aber dennoch ein ganzes Stück weit weg ist. Im dunklen Wald ist es ehrlich gesagt ziemlich unheimlich. Im Gänsemarsch laufen wir hintereinander her (ich todesmutig vorweg, der Junior sicher zwischen uns und mein Mann als Nachhut zur Sicherung nach hinten am Ende der kleinen Truppe) und erwarten jeden Moment ein Tier auf dem Weg. Hier gibt es doch Pumas, oder? Es begegnen uns aber nur einige andere Nachtwanderer.
Am Ende sind wir dann doch einigermaßen erleichtert, als wir den CG und unser Womo erreichen. Mit dem Entschluß, morgen früh zum Imperial Point zu fahren und dort zu frühstücken, gehen wir ins Bett. Heute brauchen wir erstmals wieder die dicken Bettdecken.
Fazit Grand Canyon North Rim:
Viel ruhiger und beschaulicher als der South Rim. Wir finden, auf jeden Fall einen Abstecher wert. Das Essen in der Lodge ist nicht unbedingt billig, aber sehr, sehr lecker und lohnt sich auf jeden Fall. Vorreservieren notwendig (online möglich).
Viele Grüße, Eure Inga
Hallo Inga,
die Lodge ist eine Klasse für sich. Das Essen dort lohnt sich allemal, auch wenn`s nicht ganz billig ist. Wir waren dort letztes Jahr im Juni und es war eines der besten Essen auf der ganzen Tour.
Den Platz hatten wir auch schon vorab von hier aus gebucht was auch sinnvoll war da alles restlos ausgebucht war. Wir konnten den Platz auch nicht aussuchen, da wir aber zeit hatten haben wir einfach ein wenig gewartet und bekamen dann doch noch einen in der ersten Reihe.
Am South Rim war ich jetzt noch nie, aber der North Rim lohnt sich definitiv.
Viele Grüße, Jörg
Viele Grüße, Jörg
Impressionen aus Nordamerika
Hallo Inga,
ein grandioser Tag und Abend am Northrim. Mein Wunsch dort auch einmal zu verweilen und in der Lodge zu speisen wird immer größer.
Herzliche Grüße
Sonja
Trakki.Reisen
Hallo Inga,
beim lesen fühlt man sich am Canyon!
Vorweg eine Frage: Wie alt ist euer großer?
Ich habe meinen Sohn im Alter von 19 Jahren
in der Furnace Creek Ranch Bier probieren lassen,
wir konnten gerade noch verhindern aus dem Lockal geworfen zu werden.
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Auch wir lieben den North Rim,
Den Rim Wanderweg und die Möglichkeit des boondockings direkt am rim.
Liebe Grüße Gerd
Meine Reiseberichte, bitte auch auf Seite 2 schauen.
Hallo Ihr Lieben, schön, dass Ihr dabei seid!
@ Jörg: eine super Idee, einfach zu warten, bis ein Tisch in 1. Reihe frei wird! Daran haben wir überhaupt nicht gedacht, obwohl auch wir nicht in Eile waren. Dennoch war unser Platz wirklich gut - und der Kellner auch. Wir fanden im Vergleich den North Rim schöner, weil beschaulicher und weniger tourisitisch überlaufen als der South Rim.
@ Sonja: ja, wir haben den Tag und Abend sehr genossen. Alles entspannt, ohne Eile, und ein ziemliches Kontrastprogramm zu der Hitze der roten Steine an den Tagen zuvor, gekrönt von dem wunderbaren Essen.
@ Gerd: willkommen an Bord! Aber, au weia, jetzt muß ich mich korrigieren: das war wohl mißverständlich ausgedrückt. Mit "dem Großen" war mein Mann gemeint, nicht der Junior (der 12 Jahre alt ist und kein Bier trinkt)
Mein Fehler! Tatsächlich kann man das leicht falsch verstehen. Ja, die Amerikaner verstehen keinen Spaß, was Alkohol unter 21 betrifft. Aber dass sie Euch gleich rausschmeißen wollen.... Tztztz. Euer boondocking-Plätzchen sieht herrlich aus!
Liebe Grüße,
Eure Inga
Hallo zusammen
Normalerweise geht das weder gegen Tip noch gute Worte. Die Tische in der Lodge sind so ausgebucht, dass man keine Chance hat quasi zu warten. Im letzten September hatten wir Glück und sassen direkt am West-Fenster.
Was Alkohol betrifft so kann ich Gerd nur zustimmen. Wir sind mal aus dem Disneyland-Hotel tatsächlich des Hauses verwiesen worden. Wir hatten dort mit Freunden ein Abendessen und wollten in der Bar noch gemütlich etwas trinken. Unser Sohn, damals ca. 12 bestellte eine Limo. Als wir am gleichen Tisch etwas alkoholisches tranken (nur wir Erwachsene), mussten wir die Bar sofort verlassen.
Herzliche Grüsse,
Fredy
Hallo Fredy,
auweia, wie ärgerlich. Aber möglicherweise hängt es mit dem Aufenthalt in oder an einer Bar zusammen. Als wir an der Bar der Lodge einen Cocktail für die Terrasse bestellt haben, war unser Junior dabei. Eigentlich stand er nur daneben, wir haben uns auch in der Bar nicht hingesetzt - und dennoch wurde er sofort freundlich aber bestimmt hinausgebeten. Unter 21 in einer Bar geht eben in den USA nicht.
Im Restaurant der Lodge (oder auch anderswo) war es kein Problem, dass wir Erwachsenen Bier oder Wein bestellt haben, während der Junior Limo trank.
Viele Grüße, Inga
Hallo Inga
Ja das glaube ich auch. Allerdings wollten wir im Essraum noch eine zusätzlich Flasche Wein nach dem Essen trinken. Wir wurden in die Bar verwiesen und dort flogen wir dann raus. Zum Essen selbst war es kein Problem. Andere Länder - andere Sitten und "when in Rom, do as romans do".
Herzliche Grüsse,
Fredy