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Grandiose Tour durch den Crack-in-the-Wall und die Coyote Gulch

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Bolly_Bollo
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Grandiose Tour durch den Crack-in-the-Wall und die Coyote Gulch
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Donnerstag, 25. Oktober 2018
Gefahrene Meilen: 
0 Meilen

Heute wartet ein weiteres Superlativ auf uns: Die Durchwanderung der Coyote Gulch via "Crack in the Wall".

Steffen Synnatschke bezeichnet die Coyote Gulch als "schönsten Canyon der Welt" und begründet dies wie folgt: "Was ihn dazu macht, ist die Kombination aus mehreren Dingen. Zum einen riesige, bis zu 200 Meter hohe Canyonwände, Cottonwood Trees, deren Blätter einen herrlichen Kontrast zum rotbraunen Felsen bilden, sowie ein schmaler Fluss, der sein Wasser häufig in kleinen Kaskaden oder Wasserfällen ergießt. Dazu, quasi als "Sahnehäubchen", spektakuläre Arches, Felszeichnungen und riesige Überhänge. Darunter findet sich meist eine üppige Vegetation. Einige dieser Pflanzen ranken sich mehrere Meter den Fels hinab und bilden regelrechte hanging gardens. All diese "Zutaten" bilden die Grundlage für eine traumhafte Kulisse, die speziell an sonnigen Tagen ihre volle Pracht entfaltet. Das reflektierende Licht lässt die Canyonwände erstrahlen und macht diesen Trip unvergesslich. Doch selbst dieses Ereignis ist noch steigerungsfähig. Nämlich dann, wenn der Canyon sein farbiges Herbstkleid angelegt hat. Es gibt nur ganz wenige Orte, die dann noch mithalten können."

Na, wenn das so ist, dann ist ja alles klar!

Die Zufahrt zum Forty Mile Ridge Trailhead gleicht einem nicht enden wollenden Waschbrett das lediglich durch tiefe Auswaschungen und Schlaglöcher unterbrochen wird.
Inzwischen routiniert manövrieren wir unseren Jeep um die Hindernisse und gelangen so schliesslich an den Trailhead.
Zu unserer Überraschung treffen wir dort auf einen Toyota Pickup-Camper mit Deutschem Kennzeichen, und sehen die beiden Besitzer gerade losmarschieren. Sie sind genauso verdutzt wie wir, als wir feststellen, dass wir so gesehen quasi fast Nachbarn sind und alle aus dem schönen Allgäu stammen. :-)
Die beiden sind für zwei Jahre unterwegs auf der Panamericana, von Kanadas Ostküste nach Alaska, durch die USA und dann runter bis nach Feuerland.
Einfach beneidenswert surprise  -  und wir schmieden schon heimlich Pläne bald ähnliches in Angriff zu nehmen ...

Wir packen heute zur Sicherheit noch ein 50 m Seil in den Rucksack, da sich der einzige für uns in Frage kommende Ausstieg aus der Coyote Gulch über die Steilwand am Jacob Hamblin Arch befindet (Laut BLM "not recommended")

Nach kurzer Wanderung erreichen wir ein steil abfallendes Felsband, dessen einziger Durchstieg durch eine enge Felsspalte, dem "Crack in the Wall" führt.

Der Abstieg ist nicht schwierig, es macht richtig Spass sich durch die immer enger werdende Felsritze zu zwängen, 

aber irgenwann sind die Rücksäcke doch zu breit und wir müssen diese zuerst einige Meter abseilen bevor wir durch die letzte Sektion des Cracks schlüpfen.

 

Der weitere Abstieg über eine 200 m hohe Sanddüne in die Coyote Gulch.

In der Ferne ist schon der riesige Stevens Arch, unser erstes Tagesziel, zu sehen.

Eigentlich war geplant am ersten Tag bis in den Stevens Canyon zu wandern und diesen ausgiebig zu erkunden und dort zu zelten (muss absolut phänomenal sein!).
Und erst am am nächsten Tag durch die Coyote Gulch zurück. Aber die Schlechtwetterperiode hat leider unsere Zeitreserven gefressen. :-(

Am Canyongrund angelangt machen wir uns erstmal stromabwärts Richtung Stevens Canyon und Stevens Arch auf, 
allerdings zwingt und der hohe Wasserstand und die starke Strömung an einer unpassierbaren Stelle mit starkem Gefälle zu waghalsigen Umwegen, und nach einigen Versuchen brechen wir den Versuch letztendlich ab. Wenn das so weitergeht dann verlieren wir zu viel Zeit, wir haben noch ein ordentliches Stück Weg vor uns und wollen nicht hudeln oder in die Dunkelheit kommen.

Der Weg durch den Canyon verläuft an etlichen malerischen Plätzen vorbei die sich prima zum Campen eigenen würden.
Das nächste mal, das schwören wir uns, bleiben wir für eine Nacht hier unten im Canyon!

Zahlreiche kleine Wasserfälle und kleine Pools müssen durchquert oder umklettert werden.
Der Bach führt noch relativ viel Wasser und die Spuren der Wassermassen der letzten Wochen sind noch überall allgegenwärtig: Treibholz hat sich an Engstellen angesammelt oder zwischen Bäumen und Büschen verfangen, der Talgrund ist verschlammt und der Pfad kaum noch sichtbar.

Unterwegs passieren wir einige fotogene Arches, wie hier z.B. den Cliff Arch.


Herrlich, das gefärbte Laub verwandelt den Canyon in ein Farbenmeer...

In der Mitte des Bildes unterhalb der Felswand erkennt man bei genauem Hinsehen die Überreste einer indianischen Behausung.

Ich erklettere das kleine Plateau unterhalb der Wand und erkunde ehrfürchtig diesen altertümlichen Ort, an dem auch einige Artefakte wie Pfeilspitzen und Keramikscherben zusammengetragen wurden.

Zudem suchen wir noch nach den an versteckter Stelle befindlichen Petroglyphen, zu Anfang erfolglos, da die GPS Koordinaten wohl nicht stimmen, und entdecken diese dann später an anderer Stelle beim Brotzeit machen über unseren Köpfen.

Nach weiteren wunderschönen Meilen durch den sich stets windenden Canyon erreichen wir schliesslich den mächtigen Jacob Hamblin Arch.
Tief unten im Canyon ist das Teil jedoch ohne Weitwinkel auch beim Besten Willen nicht in die Linse zu bringen.

Die Canyonwände sind teilweise bis zu 200 m hoch und es scheint keinen Auswerg aus dem Canyon zu geben.

Der einzieg Ausstieg, ohne einen ganzen Tagesmarsch Umweg in Kauf zu nehmen, ist kurz vor dem Jacob Hamblin Arch die Wand nach oben. Hier ist doch tatsächlich ein Teil der Canyonwand nicht senkrecht sondern leicht abgeflacht. Das Hinaufklettern sollte für einen eingermassen geübten Kletterer und erfahrenen Bergsteiger kein allzugroßes Problem darstellen, ich würde sagen im unteren Teil allerhöchsten Schwierigkeitsstufe III, oben dann hauptsächlich einfache, aber luftig-ausgesetzte Reibungskletterei. Als wir hinaufkraxeln hängt hier sogar noch ein Seil, das wir aber nicht benutzen mussten. Es wurde wohl von anderen Canyoneers hinterlassen um die Gulch an selbiger Stelle wieder sicher verlassen zu können (wer genau hinschaut erkennt es im nächsten Foto am linken Bildrand...).


Hier der Jacob Hamblin Arch von oben, und rechts der obere Teil die Ausstiegsstelle:

Der Rückweg zum Auto führt durch weglose Prärie bewachsen mit niedrigen sagebrush Büschen, die vornehmlich darauf aus sind einem die Schienbeine und Waden zu zerkratzen.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir den Ausgangspunkt, und unsere "Allgäuer" erwarten uns schon mit einem kühlen Bierchen.
Wir sitzen noch lange beisammen und tratschen über die Heimat, das Reisen und Gott und die Welt.
Wir fühlen uns fast wie daheim...  ;-)

Das Treffen inspiriert uns, und wir können uns gut vorstellen es ihnen in in ein paar Jahren gleichzutun und auf richtig große Weltreise zu gehen.
In der Dunkelheit machen wir uns schliesslich auf den Rückweg, unser Zelt steht ja noch an den Sooner Rocks.

 

Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
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RE: Grandiose Tour durch den Crack-in-the-Wall und die Coyote Gu

Hallo Bolly,

aufgrund eines aktuellen anderen Reiseberichtes bin ich eben erst auf deinen Bericht gestoßen  und da muss ich doch noch nachträglich etwas schreiben: herrlich ! feine Leistung, schön Beschreibung und tolle Bilder !

Ich müsste halt noch ein paar Jahre jünger sein.....

Grüße

Bernhard

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)

scanfan
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Beigetreten: 27.06.2013 - 16:37
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RE: Grandiose Tour durch den Crack-in-the-Wall und die Coyote Gu

Servus Bolly,

 

Hut ab yes und was für eine schöne Ecke.

Liebe Grüße

Micha
Scout Womo-Abenteuer.de

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Micha Herber-Bleich
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Beigetreten: 05.04.2022 - 17:53
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RE: Grandiose Tour durch den Crack-in-the-Wall und die Coyote Gu

Hallo Bolly,
Sieht wie eine mega geniale Tour aus. Wir sind im Juni dort. Ich weiß, es ist heiß, aber wenn man schon einmal eine Havasu Falls Permit ergattert hat muss man halt da durch. Da kann man nicht wählerisch sein. Ich hätte drei Fragen an dich. Wir beabsichtigen die Tour so zu laufen wie du nur vorher schon zu parken. Wie lange habt ihr für die Wanderung den Crack in the Wall und die Wand hoch zurück gebraucht? Ist die Wand zurück um hoch zu kommen wirklich so steil? Ich finde so heftig sieht sie nicht aus. Hoch ist natürlich auch einfacher. Höhenangst haben wir keine, wohnen nah zum Allgäu und die Berge sind unser Zuhause im Herzen. Ist der Einstieg in die Cracks gut zu finden? Eine Antwort würde mir sehr helfen.
Danke, Micha (der Name war schon vergeben ;))

Bolly_Bollo
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Beigetreten: 04.04.2018 - 09:55
Beiträge: 219
RE: Grandiose Tour durch den Crack-in-the-Wall und die Coyote Gu

Hallo Micha,

erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Havasu Fall !
Das muss dort echt traumhaft sein.

Der Einstieg zum Crack ist eigentlich nicht zu verpassen. Der Pfad führt direkt darauf zu.
(Ein kleiner Tipp: Bevor ihr in den Crack hinabsteigt, geht noch ein paar hundert Meter den Rim entlang, dort hat man einen wahnsinnig tollen Blick auf den Escalante River, der sich "horseshoe bend - artig" unten in einer Schleife durch den Canyon windet). Ideal für ein zweites Frühstück!

Wir haben uns damals den ganzen Tag Zeit gelassen, mit vielen Fotopausen, Abstechern und Besichtigung der Ruine etc., so um die neun Stunden waren wir letztendlich schon unterwegs. Im Juni ist es ja deutlich länger hell als im Oktober, das ist also an einem Tag locker zu schaffen.
Letztes Jahr im November waren wir abermals in der Coyote Gulch, diesmal allerdings mit Übernachtung.

Zur "Wand": Ich bin nun zwei mal ohne Zuhilfenahme des Seils nach oben gestiegen, selbst mit schwerem Rucksack (inkl. Zelt, Seil und allem Equipment)
Als Bergsteiger kann man sowas schwer einschätzen wie es andere Leute empfinden.
Für viele "Amis" ist es selbst mit Seil das Abenteuer ihres Lebens ...
Ob immer ein Seil hängt kann ich nicht sagen, aber auch letztes Jahr hing eines. Es reicht allerdings nicht bis ganz nach unten.
Die ersten zehn Meter muss man an einem Art Riss nach oben klettern. Aber wie gesagt dieses Stück müssen ja alle seilfrei begehen.
Weiter oben geht es steil über slickrock, und man muss schon teilweise die Hände zu Hilfe nehmen, aber nicht richtig klettern, sondern eher "auf Reibung gehen". Wenn ein Seil hängt, dann ist es natürlich easy.

Ihr werdet dann wohl weiter vorne am water tank parken. Der Vorteil ist, dass der Rückweg vom Jacob Hamblin Arch markiert ist (Steinmännchen),
und ihr spart euch die anstrengende Schluß-Querfeldeinwanderung durch die Pampa.
Vom water tank zum Crack müsst ihr halt die paar Meilen der Sand-Piste folgen. Insgesamt wird die Tour dann ein/zwei Meilen länger, denke ich.

LG,
Christian

 

Micha Herber-Bleich
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Beigetreten: 05.04.2022 - 17:53
Beiträge: 5
RE: Grandiose Tour durch den Crack-in-the-Wall und die Coyote Gu

Hallo Christian,

lieben Dank für die schnelle Antwort. Ja, Fotopausen werden wir bestimmt auch ohne Ende einlegen. Danke für den Tip ein paar hundert Meter weiterzugehen. 

Ich wollte einfach sicher gehen, dass die Tour ohne Probleme für uns machbar ist und das hört sich so für mich an. Und Licht haben wir bis 8 Uhr abends. Aufgrund der Hitze wollen wir immer früh aufbrachen. Ich habe mir viel in Englisch zu der Tour angeschaut, aber deine Beschreibung war am hilfreichsten! Danke! Ich wollte hinterher einen Artikel über Escalante schreiben, vor 20 Jahren hat mich diese Gegend schon fasziniert. Diese Tour gehört für mich einfach auch dazu.

LG,

Micha

Micha Herber-Bleich
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Beigetreten: 05.04.2022 - 17:53
Beiträge: 5
RE: Grandiose Tour durch den Crack-in-the-Wall und die Coyote Gu

Hallo Christian,

wir waren am Jakob Hamlin Arch, aber wie du schon vorher erwähnt hattest der Juni ist heiß. Wir hatten großes Glück, eine Gruppe mit Seil startete zur selben Zeit die Wanderung und wir haben uns ihnen angeschlossen. Am Ende hing dort aber auch ein gutes Seil und wir haben einen mega Tag in der Coyote Gulch verbracht. Die Cracks hätten wir zu gerne gesehen, aber es war brutal heiß. Auch andere "hidden gems" in Escalante haben wir entdeckt und waren komplett begeistert, sind es noch.  Kennst du Yellow Rock, Cosmic Ashtray oder die Wahweap Hoodoos? Ich hänge dir einen Link zu meinem Blog bei, wenn das nicht gewünscht ist einfach löschen ;) https://www.besttime2travel.com/tips-gear/road-trip-usa

Vielleicht ist ja noch etwas für dich dabei. 

Viele Grüße ins Allgäu

Micha

Bolly_Bollo
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Beigetreten: 04.04.2018 - 09:55
Beiträge: 219
RE: Grandiose Tour durch den Crack-in-the-Wall und die Coyote Gu

Hi Micha,

wow, ist ja ein echt megacooler blog. Lesezeichen ist gesetzt!

Am yellow rock waren wir ja inzwischen auch, hat uns richtig gut gefallen.
Den cosmic ashtray haben wir allerdings (bisher) noch nicht besucht - das nächste mal dann, man braucht ja immer gute Gründe um wieder zu kommen, ;-)
und die Hoodoos habe ich vor gut 25 Jahren schon einmal besucht, sofern die alten Fotos nicht lügen ...

Viele Grüße zurück,

Christian

Micha Herber-Bleich
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Beigetreten: 05.04.2022 - 17:53
Beiträge: 5
RE: Grandiose Tour durch den Crack-in-the-Wall und die Coyote Gu

Danke, kommt auch noch mehr hinzu. Wir hatten uns fast nur auf "hidden gems" konzentriert bis auf Grand Canyon und Narrows.
Deine Bilder sehen komplett anders aus als die meinen, aber es ist der Yellow Rock. Ich möchte am liebsten wieder los. Die CCR und HITRR sind schon mega cool. Danke fürs Teilen!

suru
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Beigetreten: 05.03.2011 - 20:13
Beiträge: 6760
RE: Grandiose Tour durch den Crack-in-the-Wall und die Coyote Gu

Lieber Christian, lieber Micha,

@Christian, dein Reisebericht ist so klasse, ich habe in den letzten Tagen mal weitergelesen. Für einige Wanderungen müssten wir wohl jünger sein, aber viel trauen wir uns noch zu. Leider gibt es ja keinen Jeep + Trailer mehr zu mieten, aber mit einem Graner Wohnmobil sind zumindest Gravel Roads erlaubt. 

@ Micha, toller Blog, da hoffe ich fast auf schlechtes Wetter um weiter darin zu stöbern...

Liebe Grüße

Susanne
Scout Womo-Abenteuer.de

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