Leider bleiben uns jetzt nur noch zwei Tage hier an der HITRR, und es gäbe noch so vieles zu erleben ...
Aber unsere Wahl ist getroffen: Heute geht es endlich zum Reflection Canyon - auch wenn wir wetterbedingt auf einige Highlights verzichten mussten, den lassen wir uns auf keinen Fall entgehen.
Die Coyoten wecken uns, wie jeden Morgen, pünktlich eine halbe Stunde vor Sonneaufgang mit ihrem Gesang. Zwischen Zelt und Jeep huscht emsig eine Desert Kangaroo Rat umher und sammelt eifrig die Brotkrumen die wir wohl gestern Abend hier am Lagerfeuer verbröselt haben.
Glutrot erhebt sich am Horizont die Morgensonne über den einsamen Weiten des Grand Staircase Escallante National Monuments und kündet von einen bevorstehenden Tag mit prächtigem Wetter.
Alpenglühen ala Utah:
Blick von oben auf unser Camp:
Ein letztes mal frühstücken wir vor unserem Zelt in der Morgensonne und verabschieden uns dann endgültig von unserem Zuhause der letzten Tage.
Hier hätten wir es bestimmt noch eine ganze Weile länger ausgehalten!
Wir fahren die HITRR noch weitere 10 Meilen Richtung Süden (bis etwa 5 Meilen vor ihrem Ende) und parken unser Fahrzeug am Straßenrand.
Die Straße ist nicht im besten Zustand, aber inzwischen wenigstens wieder knochentrocken.
Wir sind keinem Menschen begegnet, und auch hier weit und breit kein Auto zu sehen.
Noch schnell ein Riegel zur Stärkung, dann schultern wir unsere Rucksäcke, die heute besonders schwer auf den Schultern zu lasten scheinen.
(kein Wunder, haben wir doch wieder das volle Programm dabei: Zelt, Schlafsäcke, Verpflegung und einen Zweitages-Vorrat an Wasser. es heisst auf der gesamten Strecke gäbe es keine einzige Wasserstelle)
Der Weg zum Reflection Canyon beträgt Luftlinie zwar nur ca. 15 km, gleicht allerdings, besonders im letzten Streckenabschnitt, eher einem Labyrinth zwischen Canyons, Hügelkuppen, Sackgassen und plötzlich auftauchenden Abhängen.
Man trifft nur sporadisch auf einen Trampelpfad oder auf vereinzelte Steinmännle. Ohne GPS Koordinatten wäre der Zielpiunkt wohl schwerlich zu finden.
Unser Plan ist es beim Hinweg einen Abstecher zur fotogenen LLewlyn Gulch zu machen, hinabzusteigen und dieser einige Meilen zu folgen, dann auf der anderen Seite wieder hinauszuklettern und so den Weg zum Reflection Canyon etwas abzukürzen.
Der Weg ist anfangs noch größtenteils flach und man passiert einige verhext anmutende Gesteinsformationen (den sogenannten "Zwergengarten"), dann wird das Gelände unübersichtlicher und man muss immer häufiger kleine Hügel umgehen und/oder schmale Canyons queren. Letztendlich stehen wir vor dem Abstieg in die Llewlyn Gulch. Wir spähen in den Canyon: Er ist unten nur wenige Meter breit und der Grund teilweise mit Wasser oder mit einer schaumigen Schlammschicht bedeckt.
Nach einigem Hinundherüberlegen beschliessen wir den Canyon zu umgehen, da wir nicht mit den schweren Rucksäcken hinabsteigen und dann im Morast entlangstapfen wollen, wer weiss ob es überhaupt ein Durchkommen gibt?
Der Umweg kostet uns mindestens eine weitere Stunde, da wir einen weiten Bogen fast bis zum Beginn der LLewly Gulch schlagen müssen, um diese queren zu können.
Je weiter man Richtung Lake Powell vordringt, desto zerklüfteter wird das Terrain. Kaum hat man aber die eine Hügelkette umgangen oder überstiegen taucht das nächste Hindernis vor einem auf.
Unterwegs passieren wir etliche Wasserlöcher, Potholes und Pools. Einige so groß und tief, dass man ohne Probleme darin hätte schwimmen können. In einigen Pools leben sogar Frösche und es wimmelt nur so von "tadpole shrimps", urzeitliche Krebse, die laut Fachliteratur eine der ältesten Spezies dieser Erde darstellen. Deren Eier können mehrere Jahrzehnte in der Trockenheit überleben und sie schlüpfen erst wieder aus, wenn genug Wasser vorhanden ist.
Das ganze Wasser haben wir also umsonst mitgeschleppt ...
Nach vier Stunden erreichen wir endlich den Lake Powell:
noch einige hundert Meter weiter, und endlich sind wir am Ziel: Der Reflection Canyon -- einfach nur WOW !!!
Wir bauen unser Zelt in einer Mulde wenige Meter vor dem am Canyonrand auf. Ein gewaltiges Panorama breitet sich vor uns aus.
im Gegensatz zu den letzten Jahren hat der Lake Powell zum Glück einen relativ hohen Wasserstand, so dass sich die Szenerie mit den kleinen Inselchen besonders reizvoll zeigt.
Vor dieser Kulisse sitzen bis zum Sonnenuntergang am Rande des Canyons und geniessen die Magie dieses ganz besonderen Ortes.
Mit offenen Mündern bewundern wir den Sonnenuntergang der dieses einzigartige Fleckchen Erde in ein golden leuchtendes Licht taucht, und vergessen dabei ganz unser Porridge zu löffeln.
Kurz nach Einbruch der nacht geht über unseren Köpfen der Vollmond auf und hüllt die Umgebung in eine nicht minder faszinierende Atmosphäre.
Mitternachtsaufnahme (50 sec):
Auch am nächsten Morgen können wir uns kaum von hier losreissen, doch irgendwann siegt die Vernunft und wir machen uns auf den Rückweg, nicht ohne noch mindestens ein Dutzend mal stehenzubleiben und einen Blick über die Schultern zurück zu werfen. Seufz ...
Der Weg zieht sich, die Sonne brennt auf unsere Schädel, der Schweiß tropft von der Stirn, so dass wir zuerst gar nicht bemerken dass wir fast eine kleine Herde Bighorn sheeps über den Haufen rennen. Die Bighorns sind zuerst genauso verdutzt wie wir, lassen sich aber dann durch den seltenen Besuch nicht stören und tollen auf den Felsen herum, während uns der Leithammel argwöhnisch im Auge behält.
Am frühen Nachmittag erreichen wir wieder unseren Wagen und werfen erleichtert unsere Rucksäcke von den verschwitzten Schultern.
60 Meilen Rüttel-Schüttel-Piste nach Escalante liegen vor uns.
Unterwegs machen wir dann aber endlich auch unseren Stopp beim Devils Garden:
Auch hier herrescht noch teilweise Land unter. Gepaart mit Windstille natürlich eine ideale Kombination für spektakuläre Wasserspiegelungs-Aufnahmen:
Das Erkunden, Durchwandern und Erklettern der verschiedenartigsten Felsformationen lässt einen kurzzeitig vergessen, dass man schon Erwachsen ist, und man fühlt sich wie auf einem riesigen Adventure-Wonderland-Abenteuerspielplatz.
Aber auch der schönste Tag findet schliesslich ein Ende
.
und klingt gemütlich am knisternden Lagerfeuer aus...
Hallo Christian,
traumhaft - der Reflection Canyon - ein weiteres Ziel, welches ich mangels Erreichbarkeit leider auslassen musste. Und das im besten Tageslicht eingefangen, ich beneide euch :!!
Aber auch den Devils Garden mit einer sicher seltenen Wasserspiegelung (hab ich bisher selten auf Fotos gesehen und als ich dort war, war alles staubtrocken)
Dafür hab ich eine Aufnahme aus der Luft von der recht bekannten Felsformation :-)
Liebe Grüße
Didi
Präsident des Vereins Abenteuer Wohnmobil
Man muss Träume auch mal in die Tat umsetzen, ansonsten bleiben es Träume
Hi Christian,
durch Didis Post bin ich zum Glück auf diese schon etwas länger gesposteten Tagesbericht gestoßen. Herrliche Bilder vom Reflection Canyon.
Und eines habe ich auch mal schnell festgestellt: ihr seid die ersten, die den Reflection Canyon auf unserer Website auf eigenen Füßen errreicht haben und ihn hier bei uns vorstellen. Fliegen ist einfacher!
Und dass ihr solche Pools ohne jeden Windhauch erlebt: Glück gehabt ! Bei unserem Besuch in der White Pocket im März 2018 hatten wir auch viele gefüllte Pools von den Regenschauern der vorherigen Nacht, aber immer noch einen heftigen Sturm, der jeden Spiegel erblinden ließ. Schön war es aber auch so !
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hallo Bernhard,
bei der Wasserspiegelung könnte ich mir vorstellen, dass bei dieser Aufnahme auch ein ND Filter im Einsatz war, stimmts? ;-)
Liebe Grüße
Didi
Präsident des Vereins Abenteuer Wohnmobil
Man muss Träume auch mal in die Tat umsetzen, ansonsten bleiben es Träume
Hallo Bernhard,
nö, kein Filter, es war wirklich so Windstill.
Filter hatte ich gar nicht dabei.
Die Kamera hatte ich mir für den Urlaub nur geborgt.
LG
Christian
Hi Christian,
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hi Bernhard,
ich bin mehr der Bergsteiger-Typ und nehme normalerweise nur leichte Kompaktkameras mit auf Tour. Alles andere ist mir zu schwer.
Aber für unseren USA-Trip habe mir vor dem Urlaub die Kamera von meinem Vater ausgeliehen (Panasonic Lumix FZ1000 Bridgekamera).
LG
Christian
HI Christian,
... und dort wie auch hier bei uns mit Stern bestanden :-)
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)