Und weils gar so schön war, hier noch ein paar weitere Impressionen vom Maze Overlook:
Heute wollen wir tief in das Herz des Maze districts vorstoßen, in den nördlichen Teil von "Ernies's country",
in ein abgelegenes Canyonsystem welches treffenderderweise "The Finns" getauft wurde.
Nach unserem ausgiebigem Frühstück steht die Sonne schon hoch am Himmel.
Der Lagerabbau ist aber inzwischen Routine, und so ist alles innerhalb von 15 Minuten an seinem vorgesehenem Platz im Jeep verstaut.
Noch ein allerletzter Blick - nein, doch noch ein allerallerletzter Blick - dann geht es aber wirklich los!
Die Wege hier im Maze sind weit - Luftlinie mag es quasi nur ein Katzensprung sein - aber mit dem Jeep muss man einen weiten Bogen außen herum fahren um zu den Finns zu gelangen.
Zuallererst geht es aber wieder fast drei Stunden dieselbe Piste zurück die wir uns gestern hinaufgekämpft hatten.
Der Trail quert unterhalb der steilen Felsenklippen mit dem passenden Namen "Orange Cliffs".
dann führt er über steinige Wege hinab ins Tal
An manchen Stellen sind die Kurven zu eng um in einem Zug herumzukommen. Manövrieren ist angesagt.
Das einzige menschliche Wesen dem wir begegnen ist der Ranger der uns in seinem Wrangler entgegenkommt um nach dem Rechten zu schauen.
Ein wirklich netter Kerl mit dem wir uns eine ganze Weile unterhalten.
Er ist noch ziemlich jung - vom Aussehen her noch ein Teenager. Es ist sein erster Einsatz ganz alleine hier in the Maze.
Unten angekommen führt der Trail durch die Waterhole Flat in Richtung Osten. Auf sandiger Piste fährt es sich vergleichsweise angenehm.
Am "teapot rock" ist es damit jedoch mit einem Schlag vorbei.
Die folgenden fünf Meilen sind offroad-technisch gesehen die größte Herausforderung unseres gesamten Urlaubs !!!
- bzw. eines der absoluten Highlights
Die "Straße" kann teilweise nicht als solche bezeichnet werden, es geht streckenweise über blanke Felsen. Das Allradgetriebe leistet Schwerstarbeit, schiebt die Räder dennoch sicher über alle Unebenheiten und Steilstufen. Das Chassis kracht, die Karosserie ächzt. Es schaukelt uns quasi eine ganze Stunde ununterbrochen durch.
Ein sehr großes Lob auch an die Beifahrerin, auch sie leistet Schwerstarbeit, die Hälfte der Strecke geht sie als Spotter voran um das Gelände zu checken und den Jeep sicher durch alle Unwegsamkeiten zu navigieren.
Der weg erlaubt immer wieder Blicke über die weiten Ebenen des Earnie's country:
Im Hintergrund leuchten die Orange Cliffs, an deren oberen Basis wir uns noch vor wenigen Stunden entlanggearbeitet haben.
Der Spotter begutachtet ein tiefes Loch - Ist das wirklich der richtige Weg?
na klar ist er das! - denn wo ein Wille, da ist auch ein Jeep-trail. :-)
Die schwierigsten Stellen sind nun fast geschafft, ab jetzt folgt der "fun-part".
Der Meilenzähler bewegt sich nur sehr langsam vorwärts, gute anderthalb Stunden benötigen wir für die Strecke vom teapot rock bis zu "Mother and child",
einer Felsformation deren Silhouette einer Frau ähnelt, deren Kind sich an ihren Bauch schmiegt.
Wenige hundert Meter weiter parken wir dann den Jeep am Straßenrand und beenden die heutige Fahrt.
Diese Stelle ist Ausgangspunkt für unseren Abstecher zu "the Finns", einem weiteren abgelegenen Teil im Maze District.
(Wir besitzen zwei at-large backcountry permits für die nächsten beiden Nächte hier)
The mother and child: Die wohlgenährte Mom und ihr kleiner Bub wachen seit Jahrtausend über diesen Landstrich.
Vom parking lot geht es quer durch die Pampa, vereinzelte Steinmännle weisen den Weg. Offiziell existiert hier kein Trail, lediglich auf sehr alten Karten ist eine gestrichelte Linie verzeichnet.
Über slickrock steigen wir über Geländestufen Stück für Stück tiefer. An geeigneten Stellen klettert man auf die nächste Zwischenebene hinunter. Ähnlich dem Trail gestern erfordert dies an manchen Stellen den beherzten Einsatz beider Hände und Füße, Trittsicherheit und eine Spürnase fürs Gelände sind von Vorteil.
Das macht echt Gaudi - bitte mehr davon! :-)
Im gesamten Maze district existieren nur drei wirklich "reliable springs" die zuverlässlich Wasser führen, eine davon ist "Lou's spring", die sich irgendwo versteckt hier unten befinden muss.
Für Hiker die komplett zu Fuß Richtung dollhouse unterwegs sind ist diese Quelle, je nach Routenwahl, die einzige und letzte für die nächsten zwei bis drei Tage.
Im Tal angekommen geht es ein Stück dem sandigen Wash entlang, mein Riecher sagt mir aber, es kann nicht mehr weit sein, und so steigen wir die Böschung nach oben und biegen in einen Seitencanyon ab. Eine halbe Meile geht es durch diesen lieblichen Canyon, immer dem Talgrund folgend, dem ein oder anderem Gestrüpp ausweichend, bis wir an dessen Ende an einen Überhang stoßen unter dem üppige Vegetation auf das Vorhandensein von Wasser hinweist. Wir sind also richtig.
Vor gut hundert Jahren hat an dieser Stelle ein gewisser "Lou" ein Eisenrohr in den Fels getrieben, um Wasser für seine hier damals grasenden Rinder zu finden.
Seither tropft hier unablässig Wasser - es ist nicht viel, jede Sekunde ein kleiner Tropfen, aber es ist frisches Quellwasser von erstklassiger Qualität.
Ein Relikt der früheren Siedlerzeit, und so wie es aussieht wurde seit damals kaum etwas verändert. Ein wackeliger Zaun, ein paar alte Fässer, das Auffangbecken ist total vermoost.
Unweit liegt ein kleiner Tümpel der den Wildtieren der Gegend als Wasserquelle dient.
Menschliche Spuren sind keine hier im Canyon vorhanden, es war wohl niemand seit dem letzten Regenguss hier in der Gegend.
Wir stellen die erste Flasche unter das Rohr und fangen die Tropfen auf.
Bis sie voll ist wird eine Viertelstunde vergehen.
lebensspendendes Wasser: Lou's spring im Schutze des Überhangs,
Und wieder haben wir ein wahrlich paradiesisches Plätzchen für unser Zelt gefunden, wie aus einem Outdoor-Katalog.
Es liegt in ein Art Amphietheater aus orangegelben Sandstein, umgeben von überhängenden Felsen, mit genügend schattigen Plätzchen unter grünem Buschwerk.
Dieser Platz wird als basecamp für unsere nächsten beiden Nächte dienen.
Mit Lou würden wir gerne mal ein Bierchen trinken und uns für dieses wunderbaren Ort samt Wasserquelle bedanken. :-)
ommmmmm ....
Die folgenden Stunden verbringen wir damit die Gegend zu erkunden. Nach einigem Suchen finden wir einen gangbaren Weg auf die umgebenden Felsen hinter Lou's spring, klettern ein bisschen herum und entdecken unter einem Überhang eine noch erstaunlich gut erhaltene Anasazi-Ruine, deren Dach sogar noch mit Zweigen gedeckt ist.
hidden Anasazi ruin
damals noch kein Pfusch am Bau - Indianische Baukunst übersteht Jahrhunderte
Aufnahmen der Luftaufklärung: nascht hier etwa jemand heimlich?
Wir kehren in unser camp zurück, füllen noch die letzten Flaschen auf und bereiten uns ein leckeres Abendessen auf unserem Campingkocher zu.
Der Himmel ist absolut wolkenlos. Im weichen Licht der Abendstimmung erscheint die Umgebung noch idyllischer als zuvor.
Als die Sonne verschwunden ist erstrahlt über uns erneut ein Sternenhimmel der Extraklasse.
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Am nächsten Morgen schnüren wir unsere Wanderstiefel und packen reichlich Wasser und Snacks in unsere Tagesrucksäcke.
Heute steht ein Ausflug in die "Finns" auf dem Programm.
Wir wandern ostwärts, zuerst steil hinauf über einen kleinen Pass, von dessen Anhöhe man herrliche Ausblicke auf die Umgebung hat.
Dann durch eine Felsverengung, "the chute" genannt, schmal genug um darin fast steckenzubleiben. Allerlei Gestrüpp und Felsen müssen überklettert werden.
Sporadische Steinmännchen und eine undeutliche Pfadspur weisen den Weg.
Meine Aufzeichnungen besagen, dass es hier irgendwo noch eine zweite Quelle geben sollte.
Nach einigem Suchen werden wir hinter einem Felsvorsprung fündig, eine viertel Meile abseits des trails.
Aber Clell's spring führt kein Wasser und ist pfurztrocken.
Schließlich öffnet sich das Tal wieder und nach Süden hin breitet sich bis zum Horizont eine flache sandige Ebene aus.
Wir wandern parallel der im Norden verlaufenden ersten Ausläufer der Finns.
Das Wetter ist prächtig, die Oktobersonne gibt alles und bringt uns ganz schön ins Schwitzen. Dicke Schweißperlen rinnen über unsere Stirn.
Gottseidank sind wir hier nicht im Hochsommer unterwegs!
An Wasser müssen wir zum Glück nicht sparen, haben wir doch bestes "Lou's spring special" dabei.
Dann erreichen wir den Sweet Alice Canyon, das Tor zu den Finns.
(ursprünglich hieß dieser wohl mal "sweet ass canyon", aber das wollte der damalige Kartograph so nicht übernehmen)
Das vor uns liegende Areal umfasst etliche Seitencanyons die letztendlich alle in Sackgassen enden. Es besteht praktisch aus unzähligen Finnen, parallel verlaufende Felswände in unterschiedlichen Größen, manche geformt wie ein submarine, andere wie riesige Flache Pfannkuchen.
Die wenigen Berichte die wir im Internet zu den Finns gefunden hatten haben jedoch nicht zu viel versprochen: Es ist traumhaft schön hier, so ruhig und friedlich. Farben und Formen im perfektem Einklang.
Ohne wirkliches Ziel erkunden wir das Terrain, mal links in einen Seitencanyon, mal rechts ums Eck.
Hier könnte man den ganzen Tag unterwegs sein und hätte immer noch nicht alles gesehen.
Der Uhrzeiger überschreitet leider viel zu schnell den point of return, aber ja, irgendwann müssen wir den Rückweg wieder antreten.
Gegen Nachmittag sind die Temperaturen aber zum Glück wieder etwas angenehmer.
In der Nähe unseres Lagerplatzes entdecken wir frische Fußabdrücke.
Es ist der "Junior-Ranger" von gestern der hier seine Wasservorräte auffrischt. Er ist heute "off duty", also privat unterwegs.
Wir halten ein wenig small talk, teilen noch eine Tafel Schokolade, wünschen ihm viel Spaß auf seinem trip, und schon sind wir wieder alleine.
Es war die absolut richtige Entscheidung zwei Nächte hier in diesem herrlichen camp zu bleiben, sich den ganzen Tag Zeit zu lassen und erst morgen weiterzufahren.
Stress haben wir daheim genug, hier zählt der Augenblick, und der ist einfach genial ... :-))
to be continued ...
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... und für ganz Neugierige schon mal ein Kleiner Spoiler: Morgen gehts dann ins "Dollhouse"
Da verschlägt's mir glatt die Sprache. Noch nie war ich in so abgelegenen Gegenden! Und dass ihr da den Ranger gleich zweimal trefft, als ob das ein ganz normaler Trail wäre...
Bin gespannt auf morgen!
Servus
Claudia
Hi,
wirklich atemberaubend, was ihr erlebt und euch zutraut. Beim Lesen verschlägt es einem den Atem und man bangt, dass der Trail "befahrbar" bleibt und ihr keine Panne habt. Schön, dass ihr auch noch Zeit habt, die Gegend zu erkunden und zb. alte Ruinen zu entdecken
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Hi Christian,
meine beiden Vorschreiber haben genau auch meine Gedanken ausgedrückt. Man muss euch wirklich alle Daumen drücken
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hallo Christian,
ich bin absolut begeistert von eurer Tour und bewundere Euren Mut. 30 Jahre jünger und ich könnte bei so einer Tour glatt schwach werden.
Ich bekomme komplett neue Eindrücke von dieser Gegend - einfach wunderschön und schlichtweg atemberaubend.
Ich bin gespannt wie es weitergeht.
LIebe Grüße
Katja