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Tag 27: Collet Top Arch

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Bolly_Bollo
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Tag 27: Collet Top Arch
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Donnerstag, 28. Oktober 2021
Gefahrene Meilen: 
0 Meilen
Fazit: 
... eine absolut einmalige Arch-Granary-Kombination

 

Darf ich vorstellen, das ist er, das Ziel unserer heutigen Begierde:  ...  der sagenumwobene Collet Top Arch:     heartlaughheart
Eine Anasazi-Ruine mit einem kleinem Privat-Arch on top.
 

Lange galt er als eines der best gehütetsten Geheimnisse des GSNMs,
weit abgelegen, gut versteckt in den Wäldern des Kaiparowits-Plateaus, und daher bisher auch nur sehr selten besucht.
Ohne 4x4 und genaue Ortskenntnisse hätte man nicht die geringste Chance dieses dolle Ding überhaupt zu finden.
 

-----------
 

Vom Kodachrome Basin fahren wir zurück zum Byway 12 und weiter nach Escalante.
Dort besuchen wir die Ranger Station, besorgen ein paar blanko-overnight-permits und erkundigen uns über die momentanern Verhältnisse.
Alles prima - nur bestes Wetter in Sicht !    laugh

Kurz hinter Escalante biegen wir auf die Hole-in-the-rock-road (Hitrr), die wir ja noch gut aus unserer letzten Reise 2018 in Erinnerung haben und auf der wir uns sofort wieder heimisch fühlen.
Die ertsen Meilen sind frisch gegradet und wir kommen flott voran.
Nach einer halben Stunde Fahrt, ein kurzes Stück nach dem Abzweig zum Devils Garden, geht es dann rechts auf die Left-hand-Collet-road, eine Piste welche die Fifty Mile Mountains durchquert. Sofort wird es ruppiger. Hier wird nicht gegraded, 4x4 highly recommended!
 


Im Visitor Center hieß es: "Left-Hand-Collet-Road currently impassable!"  -  und nach ein paar Meilen wissen wir auch warum:
Abrupt stehen wir vor einem tiefen Loch. Die Regenfälle des vergangenen Sommers haben den größten Teil der Straße unterspült und weggeschwemmt.
Für die meisten SUVs wäre hier wohl Schluss. Kurz zögern wir, aber ich glaube unserem Jeep ein nur müdes Lächeln anzumerken.
Er gibt uns mit einem leisen "wramwram" zu verstehen, dass wir ihm absolut vertrauen können. All right, lets go!
Wir fahren vorsichtig in den wash, der Sand kitzelt nur leicht am Unterboden als wir auf der anderen Seite wieder herausfahren. 
- Na also - geht doch! Der gute Böschungswinkel und die hohe Bodenfreiheit machen sich mal wieder bezahlt!


good job, old boy!


Je weiter wir vordringen desto imposanter wird die Landschaft. Das Collet Valley verengt sich zusehens. Herbstlich-gelb gefärbte Cottenwoods säumen den Wegesrand. Es geht praktisch immer im engen Canyon des ausgespülten Bachbetts entlang.
Das hätten wir so gar nicht erwartet - ohne Zweifel eine der attraktivsten "off road"-Strecken die wir hier im Südwesten gefahren sind!

 

Die Felswände an beiden Seiten sind leicht überhängend und formschön erodiert.
Der gelbe Sandstein ist mit sogenanntem Wüstenlack überzogen, der ihm die auffälligen schwarzen Streifen verleiht.

- wir fühlen uns zeitweise fast wie in einem "drive-thru-slot-Canyon".

An einer Stelle müssen wir einer verendeten Kuh ausweichen, die mitten im Weg liegt und deren bleiche Knochen wie Zahnstocher aus den Fellresten hervorstehen.
 

 

Nach zwölf Meilen "beautiful fun drive" erreichen wir "Collet top", ein kleines bewaldetes Plateau. Hier stossen wir auf die Crotton road (diese könnte man in den Süden bis hin zum Lake Powell folgen). Von hier wäre es auch nicht weit zur Smokey Mountain road (siehe Reisebericht Tag #19). Die Piste ist in einem ziemlich bescheidenem Zustand, besteht hauptsächlich aus groben Steinen auf losem sandigem Untergrund.
- Wer hier festsitzt (bei Panne oder Unwetter), der wartet unter Umständen Tage auf Hilfe!

Die folgende Abzweigung auf eine Nebenpiste wäre leicht zu übersehen. Zum Glück habe ich mir die Gegend zuvor auf google-maps eingeprägt und mir die exakten Meilenangaben notiert. Auf den letzten beiden Kilometern ist der Weg dann kaum mehr erkennbar.  Wir passieren ein altes Schild "only for authorized persons", das wir aber geflissentlich übersehen.
Als wir denken einen geeigneten Ausgangspunkt erreicht zu haben halten wir an. Von hier müsste es noch ca. 1/2 Meile zu Fuß querfeldein sein.


Durch lichten Nadelwald und sandigen Untergrund bahnen wir uns einen Weg. Es geht durch eine wunderschöne mediterran anmutende Landschaft, es riecht herrlich nach Kiefernnadeln und Wacholder.
Die Orientierung ist jedoch schwierig, hier verliert man leicht den Überblick und das Gefühl für Entfernungen. Also hole ich letztendlich doch mal das GPS hervor. So schlecht lagen wir aber gar nicht, etwa noch 50 Meter, dann müssten wir unser Ziel erreichen.
Wir biegen um einen letzten Felsen, und da steht er ....

 (- wüsste man nicht von seiner Existenz würde man glatt daran vorbeilaufen -)
 

Der Collet Top Arch - mit Sicherheit eines der schönsten Bauwerke der Anasazi Kultur überhaupt!

Man könnte fast meinen hier war ein Vorfahre von Hundertwasser am Werk ?!?

Die Ruine versteckt sich unter einem kleinen Felsvorsprung auf dessen Dach sich ein niedlicher Mini-Felsbogen wölbt.
Der gelb-weisse Sandstein harmoniert prächtig mit den Farben der Umgebung.

Wer war der Erbauer? Wer mag hier gehaust haben?
War es vielleicht ein heiliger Ort?
- oder haben sich hier verliebte Indianer-Teenies unter dem Bogen bei einem romantischen Sonnenuntergang das erste mal geküsstt?
Wir werden es wohl nie erfahren ...

 

Wir erkunden die Gegend und klettern vorsichtig, ohne etwas zu berühren, zur Ruine hinauf und spähen ins innere. Vom Überhang geschützt haben die kunstvoll aufgeschichtetetn Steine die letzten Jahrhunderte relativ schadlos überdauert, und könnten auch heute noch als Unterschlupf dienen.
 

Heute würde man es vielleicht so ausdrücken:
Eine Immobilie in erstklassiger ruhiger Lage; Einzimmerapartment im ersten Stock, mit teil-überdachter Dachterasse und großem Gartengrundstück.
 


Die fehlenden Spuren im Sand verraten uns, dass wir seit Tagen die einzigen Besucher sind.
Es ist herrlich still und einsam hier.

Wir ziehen einen alten Baumstamm aus dem Gebüsch und setzen uns mit Blick auf den Arch in den Schatten eines Juniper trees.
Hier lässt es sich vorzüglich Brotzeiten.
Es ist angenehm warm, der Himmel tiefblau, ein perfekter Ort zum Verweilen.
Hoffentlich bleibt dieser Platz noch lange von Touristenströmen verschont. Zu viele Besucher rauben solchen Orten ihren Zauber und Friedlichkeit.
 


Zurück fahren wir dann wieder die selbe Strecke wie wir gekommen sind, und haben so das Vergnügen noch ein zweites mal den Collet Canyon zu durchqueren.

 



Als wir wieder die Hitrr erreichen ist es bereits Nachmittag, wir setzten unseren Weg Richtung Süden fort.
Je länger die Fahrt dauert, desto schlechter wird der Straßenzustand, die Piste ist mit etlichen Querrippippippippen und Schlaglöchern durchzogen.
Felsdurchsetzte Abschnitte erfordern high-clearance und 4x4.

Flankiert von der Fifty-Mile-Ridge zieht sich die Hitrr insgesamt über 75 Meilen von Escalante bis hinunter bis an den Lake Powell.
Es gibt zwar mit Sicherheit schönere Strecken zu fahren, aber nur wenige bieten diese geballte Dichte an Highlights wie die Hitrr, mit all ihren spektakulären Seitencanyons zum Escalante River.

 

Eine Herde Pronghorn Antelopen quert die Strecke und trabt an uns vorbei.
Jetzt im Herbst tragen die Männchen nur noch den Hornschaft, das Geweih wurde bereits abgeworfen.


Beim Dance Hall Rock machen wir kurze Pause und wandern das kurze Stück zum großen Amphietheater am Fuße des Felsens. Hier hatten damals die nach Süden ziehenden Mormonen ihr Lager errichtet und den Berichten zu Folge regelmäßig in der "Halle" unter dem riesigen Überhang wilde Feste gefeiert.
... und wenn man ganz still ist und die Augen schliesst, hört man noch heute die Fidelmusik und das Square-dance-getrappel von den Felsen hallen.

Am parking lot stehen einige interessante Hinweistafeln sowie das "abgelegenste Toilettenhäuschen Utahs".   wink
 

dance hall rock


Ein Stück weiter, bei den Sooner Rocks, findet sich ein idyllischen Plätzchen wo wir unser Lager aufschlagen.

Das Zelt steht, das Feuer ist entfacht, die Fahne gehisst -  jetzt fehlt nur noch das Essen !

 

von hier ist es dann morgen nicht mehr weit zu unserer Wanderung zum ...    XXX  surprise XXX
--- XXX  Halt - pssst - das wird doch jetzt noch nicht verraten ... !  XXX
erst auf der nächsten Seite unseres Reiseberichts! - also noch etwas Geduld bitte ...     cheeky


Aber um die Wartezeit etwas zu verkürzen hier nochmal ein Bild vom Collet Top:

 

 

to be continued ...

 

Salmon
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Beigetreten: 23.09.2012 - 11:23
Beiträge: 49
RE: Tag 27: Collet Top Arch

😍

Cla
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Beigetreten: 24.06.2019 - 14:55
Beiträge: 489
RE: Tag 27: Collet Top Arch

Tolle Beschreibung!

Sogar als Leser sieht man verliebte Indianerpärchen unter dem arch und hört die Mormonen square dance tanzen.

Bin gespannt auf morgen

Claudia

Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16257
RE: Tag 27: Collet Top Arch

Hallo Christian,

von diesem sehr fotogenen Arch und der sehr gut erhaltenen Granary hatte ich bisher nichts gelesen ! Danke , dass du uns an deinem Besuch  teilhaben lässt.

Ich bin einfach mal neugierig: wie bist du in der Planung darauf gestoßen ?

Grüße

Bernhard

Scout Womo-Abenteuer.de


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Familie Roesner
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Beigetreten: 17.11.2019 - 11:47
Beiträge: 312
RE: Tag 27: Collet Top Arch

Super :).

Ihr seid total organisiert und vorbereitet.

Bernhard hat meine Frage schon vorweg genommen :

Ich bin einfach mal neugierig: wie bist du in der Planung darauf gestoßen ?

Das habe ich mich schon öfter gefragt. Und vor allem, wie lange habt ihr geplant? :) 

 

LG, 

Christina 

 

Bolly_Bollo
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Beigetreten: 04.04.2018 - 09:55
Beiträge: 222
RE: Tag 27: Collet Top Arch

Hallo zusammen,

wo und wann ich auf den Collet Top Arch gestossen bin, kann ich gar nicht mehr genau sagen,    frown
zumindestens hatte ich ihn schon 2018, bei unserer ersten Tour durch Utah, auf dem Schirm, und hatte mir damals schon die Wegbeschreibung bzw. die Koordinaten zusammengesucht (durch relativ viel schlechtes Wetter hatten wir damals aber leider nicht genügend Zeit für einen Besuch).

Es waren wohl Berichte vor allem in amerikanischen Outdoor-Foren, die ich auf der Suche nach versteckten Highlights in Utah durchforstet habe.
U.a. aber auch Beiträge von Rainer Grosskopf, einem deutschen Fotografen, der im Internet längere Zeit recherchiert und den Arch letztendlich dann auch gefunden und besucht hatte.
Inzwischen gibt es aber wohl mehr Informationen im Internet.
 

Ja, die ganze Planung war schon relativ aufwändig und auch zeitintensiv.
Ähnlich den Campgrounds müssen alle backcountry-permits in den Nationalparks im Voraus gebucht werden, und sind nach Öffnung des Buchungsfensters meist auch nach wenigen Minuten vergriffen. Manchmal sind es 6 Monate Vorlaufzeit, mal 4 oder auch nur 2, mal der fünfte des Monats, mal ein Lotteriesystem, etc. Diese Termine muss man immer genau im Kopf haben und darf sie natürlich nicht verpassen.

Unser Urlaubsplan war schon ziemlich ausgeklügelt und detailliert, wir hatten für unserem Urlaub im Vorhinein insgesamt 24 Permits, fünf shuttles, zweimal Kajaks und auch mehrere Motels/airbnbs reserviert, sowie an mehreren Lotterien teilgenommen. Im gesamten Urlaub waren so 37 Tage durch permits oder andere Buchungen sozusagen grob vorgegeben, nur 7 Tage waren komplett "frei zur Verfügung" und ohne jegliche Buchung (z.B. auf der Hole-in-the -rock-road).
Auch wenn ich es im Vorhinein nicht für wahrscheinlich gehalten habe, aber wir haben letztendlich alles (bis auf eine Tour) genauso umgesetz wie geplant - und das ohne groß zu Hetzen. laugh

Hier wurde ja schon im Forum angemerkt, ob das ganze dann überhaupt noch diese Freiheit und Unbeschwertheit eines WoMo-Urlaubes ist,
wenn sämtliche Spontanität fehlt, und man einem vorgefertigtem Reiseplan folgt.
- Ja das hat beides eben Vor- und Nachteile. Aber es geht halt nunmal nicht mehr anders. Ansonsten müsste man wohl auf viel verzichten ...  sadindecisionsmiley

Grüße,
Christian

 

Bernhard
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Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16257
RE: Tag 27: Collet Top Arch

Vielen Dank, Christian,

für deine ergänzenden Mitteilungen über deine Planung. Vielleicht kann man ganz einfach sagen:  das war wahrlich kein Urlaub, sondern eine Expedition ! Und dazu gehört halt eben eine gehörige Menge an Vorplanung mit Permits und Reservierungen an ganz bestimmten Back Country-Plätzen und für Unternehmungen.

Die Seite von Rainer Grosskopf hatte ich in der Zwischenzeit auch schon gefunden. Er hat dort ja auch ausführlich seine Suche beschrieben.

Es wird wohl niemand auf die Idee kommen :-),  dieses Ziel mit einem Womo anzusteuern, aber es war schön, diese Region durch euch zu erkunden.

Viele Grüße

Bernhard

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)

eagle eye
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Beigetreten: 05.02.2013 - 15:06
Beiträge: 3456
RE: Tag 27: Collet Top Arch

Hi Christian,

wow! Ich glaube es ist absolut notwenig, dass ihr so gut vorbereitet seid. Grade in dem Terrain in dem ihr unterwegs seid, darf man eben nicht unvorbereitet unterwegs sein. Euer Jeep ist echt Gold wert und ich glaube fast, ihr habt mindestens genauso viel Spaß an diesen "irren Pisten"  wie euer Gefährt - stimmts?

Liebe Grüße, Mike

 

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