Tag 19, Boulder, Utah, 20.oktober 2021, 08:00 am, MST
noch sitzen wir gemütlich am Frühstückstisch, aber heute Abend wartet dann dieses Panorama auf uns:
aber halt, stopp - nicht so schnell ! - der Tag hat ja erst begonnen...
Ellie, unsere airbnb-Gastgeberin, lässt sich nicht lumpen und fährt so ziemlich alles auf was der Kühlschrank bzw. der Garten hergibt:
Bacon and eggs, hash browns, french toast und pancakes mit selbstgemachter Heidelbeermarmelade.
Dazu frischgepressten Orangensaft und euterwarme Milch von der glücklichen Kuh des Nachbarn.
Die Verführungen sind einfach viel zu groß, und so wird aus unserem heute geplanten frühen Aufbruch natürlich wieder nichts.
Und es gibt so viel zu erzählen, wir müssen Bilder von zu Hause zeigen, von den Bergen und den genausoglücklichen Kühen im Allgäu.
Stunden später erst beladen wir das Auto und verabschieden uns von Ellie, ihrem Haus und ihrem ganzen Rudel von Schmuse-Katzen.
Wir steuern erst einmal Richtung Escalante, ein ganzer Berg Wäsche wartet im Kofferraum, und es steht auch ein Großeinkauf an.
Die Vorräte müssen unbedingt wieder aufgefüllt werden!
Erst geht es über den malerischen scenic byway 12, der sich zwischen Boulder und Escalante entlangschlängelt.
Diesen Anblick dürften die meisten Besucher des Südwestens kennen:
"The Hogback" :
Aber no panic, so eilig haben wir es dann auch wieder nicht.
Wir fahren bei der Calf creek recreation area raus und parken am Kassenhäuschen vor dem campground.
Schnell die Trekkingschuhe geschlüpft und schon sind wir unterwegs, zu den --> Lower Calf Creek falls
Es ist Mitte/Ende Oktober, die ersten Frostnächte haben bereits den Indian Summer eingeläutet, und die cottenwood- und die oak-trees strahlen von grünorange bis knallgelb um die Wette.
Der Himmel ist stahlblau, fast wolkenlos, die Temperaturen angenehm warm - also absolut ideale Verhältnisse!
Die Wanderung entlang des Calf creek canyons ist wirklich traumhaft.
Die Entfernung beträgt ca. 3.5 Meilen oneway.
Der Weg führt ohne große Steigungen sehr abwechslungsreich meist etwas erhöht über dem Valley entlang. Zwischendurch hat man immer wieder wunderbare Ausblicke auf die umliegenden Felswände.
Manchmal geht es auch durch Schilfgestrüpp oder entlang sandiger Pfade dem Flußlauf folgend.
Plötzlich entdecken wir an der auf der anderen Canyonseite am Fuße der Felswand drei dunkle Gestalten...
Nichts wie schnell weiter, denen möchten wir aber nicht Nachts in der Unterführung begegnen ...
Im hinteren Teil verengt sich dann das Tal ein wenig,
Das Rauschen des Calf creek falls kann man schon von einiger Entfernung vernehmen.
Am Ende des Tals, umrahmt von überhängenden Felswänden, stürzt er sich in die Tiefe,
mitten in einen kleinen pool, umringt von einem lauschigen Wäldchen - fast wie in einer kleinen Oase.
Natürlich nützen wir diesen herrlichen Platz für ein kleines Päuschen und strecken unsre Zehenspitzen ins kalte Wasser.
Die Brotzeit bleibt heute aber ausnahmsweise im Rucksack, für ein zweites Frühstück sind unsere Bäuche von heute Früh noch zu gefüllt.
Entlang des trails stehen immer wieder naturkundliche Hinweisschilder mit interessanten Informationen zur Flora, Fauna oder Geologie.
Auch erzählen einige von den ehemaligen Bewohnern, die vor vielen Jahrhunderten den Calf Creek Canyon bevölkerten.
Entlang des Canyons zeugen noch einige Ruinen von dieser vergangenen Kultur.
Diese sind aber verdammt gut in den Felsen versteckt und mit bloßem Auge kaum erkennbar.
Zudem versperrt Buschwerk die Sicht und sie sind so vom trail aus oft nicht zu sehen. Man muss dafür schon ein wenig nach oben klettern.
Ein Teleobjektiv hilft beim Absuchen der Canyonwände.
Auch dort hinten hat sich eine versteckt (in der Bildmitte im Schatten des Überhangs):
Ein Stück weiter entdecken wir die nächste Anasazi-Ruine:
unscheinbar versteckt auf einem schmalen Felsband. Wie zum Teufel sind die Anasazi damals nur dahin gekommen ?
Wieder einmal waren die Augen größer als unser Stauraum, und wir haben arge Probleme alles in unserem Jeep zu verstauen.
Laundry muss aber nun doch noch ein paar Tage warten, wir wollen den Tag und das Wetter lieber nutzen.
Wir statten dem Visitor Center noch einen kurzen Besuch ab, checken den weather forecast und die road conditions.Erklärtes Tagesziel: Der Alstrom Point am Lake Powell.
Die schnellste Verbindung führt in einem weiten Bogen dem Byway 12 folgend, vorbei am Bryce und via Kanab nach Big Water. Das wären ziemlich genau 200 miles, bzw. 4 Stunden.
Aber, Jeep sei Dank, gibt noch eine andere, interessantere Variante: Die berühmtberüchtigte "Smokey Mountain road":
Geradewegs von Escalante nach Süden, 78 Meilen quer durch das GSNM (Grand Staircase National Monument), genauergesagt durch das menschenleere Kaiparowits-Plateau.
Die Smokey Mountain Road gilt als ziemlich rauh und ruppig, als die härteste, längste und abgelegenste Straße im Grand Staircase.
"high-clearance, short wheelbase, 4×4 vehicle is recommended"
Die Straßenverhältnisse sind momentan trocken, die Ranger meinen das sollte für uns durchaus in guten fünf bis sechs Stunden machbar sein (Ranger neigen zum übertreiben, Wir rechnen eher mit vier)
Sie meinen, wir sollten aber auf jeden Fall genug Vorräte und Wasser mitnehmen, im Falle dass wir irgendwo haverieren.
Naja, so voll unser Jeep ist, halten wir gut und gerne zwei Wochen in der Wildnis aus ...
Anfangs geht es noch moderat durch ein bewaldetes Tal, dann queren wir die "death ridge", die ihren Namen bald alle Ehre macht.
Die Piste wird schlechter, viele tiefe Washes sind zu queren. Es geht über felsdurchsetzte Steigungen auf Pässe und über enge und steile Kehren wieder hinab.
Nach drei Stunden wilder Fahrt, nach Durchquerung des Kaiparowitz-Plateaus, erreichen wir die sogenannten "Kelly Grade" und sind erst einmal total baff vom sich bietenden Ausblick.
Off-road macht müde - auch ein Jeep braucht mal Pause, der Kühler läuft auf Hochtouren, die letzten Meilen waren anstrengend.
Blick von der Kelly Grade
Von hier oben kann man im Süden bis nach Page und zum Lake Powell, und im Osten in der Ferne zu den Navajo Mountains blicken.
Die Kelly Grade verlässt man über eine 5 Meilen lange, 1.200 Fuß verlierende Fahrt hinab in die Badlands.
In zahlreichen engen switchbacks geht es an steilen Wänden entlang die Hänge der Geröllwüste hinab.
Gegenverkehr ist hier in dieser Gegend zum Glück eher weniger zu erwarten - Trotz der Öde ein einmaliges Fahrerlebnis !
Eine Landschaft, die eher an einen Atomaren Endschalg erinnert, trotzdem wunderschön. Eben etwas, das man nicht jeden Tag sieht.
Wasser, liebliche Valleys und grüne Vegetation werden wir in den nächsten Wochen noch zu genüge sehen.
Diese Gegend wird auch "backside of the moon" genannt - und wer schon einmal hier war, der weiss auch warum.
Es heisst, hier wurden schon mehrere Filme gedreht, unter anderem auch "Planet der Affen"
Euch kann ichs ja verraten, und da bin mir inzwischen ziemlich sicher, auch die NASA hat 1957 hier ihre Mondlandung gefilmt ...
"a small step for me ..." verräterische Spuren am Straßenrand ...
Da wir ja bereits 2018 hier in der Gegend waren, kennen wir uns noch einigermassen aus und bleiben nur einmal stehen um nach dem Weg zu schauen.
Unten angekommen geht es einige Zeit durch die Badlands, dann nehmen wir die Abzweigung zum Alstrom Point.
Wir folgen zehn weitere Meilen einer sandigen Piste, bis wir an das offizielel Ende der Straße stossen.
Die letzten beiden Meilen geht es dann weglos über Felsenplatten bis zum Alstrom point.
Die Route ist inzwischen eigentlich ganz gut erkennbar, sei es durch Reifenabriebspuren auf den Felsen bzw. im Sand, und auch durch ein paar Steinmännchen.
Im Gegensatz zu 2018 fast schon eine Autobahn
Nur an wenigen Stellen muss man etwas genauer schauen wo es langgeht. Sonst würds ja auch keinen Spass machen ...
Der Ausblick auf die Gunsight Butte und den Lake Powell haut uns fast aus den Latschen - so wie er es 2018 auch schon getan hatte.
Und genau darum sind wir ja auch hierher gekommen, weil wir wussten was uns erwartet !
Der Lake Powell hat ja momentan einen historisch niedrigen Wasserstand,
daher hat sich das Panorama inzwischen etwas verändert: weniger See, mehr Landmasse.
Zum Vergleich hier mal ein Bild aus unserem Reisebericht von 2018:
Wir werfen unser Zelt in die Luft, errichten unser camp und hissen die Bayrische Flagge - Alstrom Point ohne Gegenwehr eingenommen !
Den ganzen Tag hatten wir prima Wetter, aber ausgerechnet zum Sonenuntergang haben sich nun ein paar Wolken am westlichen Horizont breit gemacht.
Das gibt einen Stern Abzug - also nur 99 von 100 zu vergebende Sterne für diesen wunderbaren Ort,
mit wohl einem der spektakulärsten Ausblick über den Lake Powell. Und das will schon was heissen !
Wir schüren ein kleines campfire an, das Holz knackt und knistert, die Funken tanzen in den Nachthimmel,
Zur Feier des Tages grillen wir Würstchen. Mit viel Röstzwiebeln, Ketchup und Cheddar cheese aus der Tube basteln wir uns die wohl besten hotdogs nördlich des Lake Powell !
Zum Desert gibt es dann noch die obligatorisch über der Glut gerösteten Marshmallows.
Leider haben wir keine Gitarre dabei, sonst würden wir hier am Lagerfeuer bis tief in die Nacht einen Song nach dem anderen spielen
(abgesehen davon, dass weder Bollo noch Bolly Gitarre spielen können, geschweige denn Singen ... )
Nichtsdestotrotz ist es ein wunderschöner Abend.
Der Himmel hat aufgeklart, der Vollmond steht kugelrund am Firmament, und die Sterne funkeln um die Wette.
Erst spät, als nur noch Glutreste im Feuerring vorsich hin glimmen erheben wir uns aus unseren Campingstühlen.
Nachdem wir ein letztes mal unseren Blick über den Lake Powell schweifen haben lassen verkrümeln wir uns ins Zelt.
Morgen werden wir dann selbst unten im Lake Powell paddeln, aber ich möchte jetzt nicht zu weit vorgreifen,
das ist eine andere Geschichte ...
midnight am Lake Powell
Der Wecker klingelt, heute ist frühe Bettflucht gefragt, den Sonnenaufgang lassen wir uns nicht entgehen.
Wenn ich mich recht erinnere war hier am Lake Powell einer der wärmsten Nächte unseres Urlaubs,
Mit einem schaumigen Instant-Cappuccino und Schoko-Cookies setzen wir an unser Lieblingsplätzchen direkt vorne an der Kante.
Wir warten bis die Sonne am östlichen Horizont errscheint und begleiten sie noch ein wenig auf ihrem morgendlichen Spaziergang über den Morgenhimmel.
Es hat sich wieder einmal gelohnt,
alleine schon für diese sagenhafte Aussicht hier oben !
Gemütlich packen wir zusammen und verabschieden uns.
Der Weg zurück nach Big Water benötigt ca. 1,5 Stunden, bis nach Page sind es nochmal weiter 30 Minuten.
Doch das geht nun fast schon wieder zu weit - das ist ja bereits der nächste Reisetag ...
we'll be back ... !
Ich grüße Dich Christian
und muss mich jetzt endlich melden um deinen bisherigen Reisebericht zu lobpreisen. Sehe jetzt erst, was wir bei unserem Besuch der Gegend alles nicht gesehen haben.
Weiter so !!!
Beste Grüße vom HANS
JEDE REISE BEGINNT MIT DEM ERSTEN SCHRITT
PS: die Mondlandung, sofern stattgefunden, war 1969
Hi Christian,
...ich sitze hier mit offenem Mund und denke immer wieder: WOOOOWWW!
...der lässt aber auch alles mit sich machen
Munter bleiben
Gruss
Kochi
Scout WoMo-Abenteuer.de
Toll Christian!
und ich dachte schon, dass das ein fast 'normaler' Tag wird nachdem ich den Titel mit den Calf Creek Falls gelesen hatte
Ich kann verstehen, dass eure Route durch die Badlands absolut faszinierend sind. Da würde Anja leider streiken. Nichtsdestotrotz denke ich jetzt wieder über den Alstom Point nach. Der sollte von Big Water auch mit nem Suburban o.ä erreichbar sein, oder?
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Hi Mike,
ja klar, mit einem Suburban ist das locker machbar.
Einige Meilen sandige Piste, aber nicht allzu tief. Keine großen Stufen oder Hindernisse. Nur eine kurze etwas steilere Stelle.
Wenn man langsam und vorsichtig fährt alles kein Problem.-
- wird euch und den kids sicher eine Menge Spaß machen!
LG
Christian
PS: Anja, lass die Sau raus !!!
Nici ist anfangs auch manchmal skeptisch, aber letztendlich sind solche abenteuerliche Fahrten und die zu erreichenden Ziele für sie dann genauso toll wie für mich !
Hi Kochi,
ja, nicht nur der!
Wir sind allzeit im hochoffiziellen Auftrag von König Ludwig unterwegs neue Ländereien zu erobern ...
Hallo Hans,
verdammt, du machst mir ja fast die ganze Verschwörungstheorie zu nichte !
Gefilmt wurde natürlich schon 1957, aber erst 1967 gesendet ...
Hi Mike,
trocken sollte es halt sein, sonst habt ihr bei dem feinen Staub/Sand ganz schnell Slicks 😉, aber das wisst ihr ja als alte Hasen.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hi Christian und Elli,
Danke für die Hinweise/ Einschätzung. Ja, die Ziele sind schon so manchen Tropfen Angstschweiß wert
Eine Frage hätte ich noch: ist die Anfahrt zum Alstom point mit der zur White Pocket vergleichbar oder ist eine anspruchsvoller?
Danke vorab für die Einschätzung.
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Hi Mike,
ich würde sagen beides mit einem 4x4 SUV gut machbar. Die White Pockets sind weiter und tiefsandiger.
Alstrom Point relativ harmlos. Hier kann man zur Not aber auch die letzte(n) Meile(n) laufen.
Aber beide locations auf jeden Fall eine Reise Wert!
LG,
Christian
Hallo Christian!
Ich habe inzwischen etwas Gas gegeben, (nein, nicht zu heftig), und euch endlich eingeholt.
Ich sage (schreibe) lieber nichts und genieße nur...
Es gibt für uns noch viele Fragen, wir haben die Welt nicht überall gesehen!
Unser Blog
Hi,
um Gottes Willen. Von Oben sieht man die Trockenheit ja noch viel extremer. Welch ein Kontrast zu 2012.
Viele Grüße
Richard
Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Von dem was wir für unmöglich halten.