Unsere nächste Station: Lees Ferry - Von Page eine knappe Stunde Fahrzeit.
Die Strecke führt über den Antelope Pass, von dem man beindruckende Weitblicke über die tieferliegende Ebene bis hin zum Anfang des Grand Canyon hat.
Der Weiterweg führt durch die Colorado Ebene, und kurz nach Überquerung des Colorado Rivers biegt man dann zu Lees Ferry ab.
Im Bild unten die Strecke kurz vor Lees Ferry, Die Berge im Hintergrund dürften die Vermillion Cliffs sein.
Bei Lees Ferry parken wir unser Auto auf dem overenight parking lot.
Wir schmieren uns noch schnell ein paar sandwiches und kramen unsere Ausrüstung zusammen.
An der boat ramp treffen wir uns mit einem Mitarbeiter des "back-haul boat service", der uns die 16 Meilen den Colorado durch den Glen Canyon bis kurz vor den Damm hinaufbringen wird, mitsamt des Doppelkajaks welches wir beim selben Anbieter für zwei Tage gemietet haben.
In rasanter Fahrt geht es den Colorado stromaufwärts, und wir können uns schon mal ein Bild machen was uns heute und morgen erwarten wird.
Nach ca. 45 Minuten haben wir unser Ziel erreicht: Den Glen Canyon Dam.
- Gestern haben wir hier noch hinuntergespuckt, heute stehen wir nun an dessen Fuß und schauen hinauf.
Das Kajak und unser Equipment wird ausgeladen, und nach ein wenig small talk und einem abschliessenden "have fun" braust das Motorboot wieder davon.
Abgesehen von ein paar Angler stehen wir nun ganz allein hier.
das Kajak bietet zum Glück mehr Stauraum
als das vom Lake Powell hier eine Skizze der Strecke: Glen Canyon Dam - Horeseshoe Bend - Lees Ferry
Das Boot ist schnell beladen, die Paddel geschnappt, uns schon gehts los.
Im Gegensatz zum Lake Powell kann man sich hier von der Strömung auch mal treiben lassen, und kommt auch ohne große Anstrengungen gut voran.
So bieten sich immer wieder Gelegenheiten zum Innehalten, zum Fotografieren und zum gründlichen Beobachten der Umgebung und der Landschaft. Hier soll es sogar Pumas, Stachelschweine, Big Horns und Wildpferde geben.
Auch wenn vereinzelt Rafting Boote unterwegs sind, Wildwasser darf man auf diesem Abschnitt nicht erwarten,
der Colorado fliesst relativ gemächlich dahin, nur an wenigen Stellen gibt es "white water" der Stufe I, also harmlos.
Heftiger wie auf diesem Bild wird es nirgends:
In mehreren Schleifen windet sich der Colorado durch den Glen Canyon, umrahmt von den hübschen orange-braunen Navajo-Sandstein Felsen.
Langweilig wird es nie, es gibt genug zu sehen. Mit jeder Biegung verändert sich die Landschaft ein wenig.
An den Sandbänken am Ufer trifft man immer wieder auf Angler die ihre Ruten auswerfen und auf einen großen Fang hoffen.
Nach sechs Meilen, beim Ferry Swale Camp, landen wir an einer Sandbank an.
Da sich langsam ein kleiner Hunger bemerkbar macht, vertilgen wir erstmal die mitgebrachten Sandwiches.
Ein richtig nettes Plätzchen hier, die Sonne scheint, die Landschaft ist prächtig,
wir sind fast versucht einfach schon hier unser Zelt aufzuschlagen und den ganzen Tag im weichen Sand faul am beach zu chillen ...
Nach einer kurzen Siesta, bevor wir weiterfahren, machen wir aber noch einen kleinen Ausflug.
Unweit unserer Anlegestelle existiert auch ein Panel mit Petroglyphen der Anasazi Indianer.
Diese gehören zu den ältesten der Gegend, sollen teilweise über 3000 Jahre alt sein!
Erst vor wenigen Jahren hat irgendein Witzbold hier vandalisiert und die Petroglyphen mit eigenen Felsgravuren verunstaltet.
Der Täter wurde ermittelt und zu einer hohen Geldstrafe verurteilt.
Bighornsheeps im Gänsemarsch
Die gesamte Strecke vom Damm bis zurück nach Lees Ferry beträgt 16 Meilen.
Das wäre bei einem frühen Start mit ein wenig Armeinsatz durchaus an einem Tag machbar.
Aber warum hetzen wenn es mit Übernachtung viel gemütlicher ist ... ?
Auf diesem Abschnitt des Colorado darf nur in fünf Bereiche gecampt werden (allesamt fcfs, keine Vorreservierungen möglich)
Wo wir jedoch die heutige Nacht verbringen werden haben wir noch gar nicht entgültig entschieden -
wir wollen erst einmal sehen wie gut wir vorankommen und wo es uns gefällt.
Eine Stunde später legt sich der Fluß besonders kräftig in die Kurve - eine Biegung fast geformt wie ein Hufeisen.
Diese Flußschleife und die umstehenden Felsen kommen uns seltsam bekannt vor ...
Ja, tatsächlich, das ist sie: Die Horseshoe Bend !!!
unverkennbar, der markante Felsen in der Mitte der Horseshoe Bend:
Ja, vor ziemlich genau drei Jahren standen wir dort oben und haben hinuntergeblickt.
Wir sahen die Boote unten im Wasser und sagten uns, das wär doch total cool, da unten auch mal zu paddeln ... ,
- ohne zu ahnen, dass wir diesen Wunsch tatsächlich relativ bald in die Realität umsetzen würden.
der Blick von unten nach oben:
Dort oben rechts am Rand der Felsen kann man sie erkennen:
Die Menschen oben am Aussichtspunkt, klein wie die Ameisen drängen sie sich an der Kante, schauen und fotografieren hier herunter.
- und nicht wenige von ihnen werden sicherlich gerade im Moment denken "... wie gerne würd ich doch auch einmal da unten entlangpaddeln..."
so wie wir eben damals ...
Das gute an unserem relativ späten Start ist, dass ab 16:00 (offiziell) keine Motorboote mehr fahren dürfen.
Nicht alle halten sich daran, aber es wird am späten Nachmittag tatsächlich viel ruhiger.
Eigentlich wäre es nun so langsam an der Zeit sich ein Lager zu suchen, aber hier direkt unterhalb des Horseshoe bend (9mile camp) steht ein großes Lager von Anglern die sich hier wohl für mehrere Tage eingerichtet haben, laute Musik dröhnt aus den Boxen, Pavillions, Tische und Bänke sind aufgebaut, und der Geruch von gegrilltemFisch weht uns in die Nase.
- Nein, da fahren wir lieber noch ein Stück weiter.
Auch das 8 mile camp sagt uns nicht zu,
(das 7 mile camp wurde geschlossen, irgendwer hat dort angeblich letztes Jahr das Klohäuschen in die Luft gejagt),
so fahren wir noch ein Stück weiter bis zum 6 mile camp.
Als wir anlanden stehen hier zwar schon ein paar andere Zelte, doch der Bereich ist groß genug, und wir finden ein schönes Plätzchen etwas abseits auf der Sandbank am Ufer.
Wir verbringen einen gemütlichen Abend in unserem camp direkt am Fluß.
Für ausreichend Speis und Trank ist gesorgt,
Körper und Geist sind zufrieden, und so schlummern wir in unseren Schalfsäcken.dem nächsten Tag entgegen.
In den Morgenstunden ist es himmlisch ruhig, noch sind keine Boote unterwegs, der Colorado liegt spiegelglatt vor uns.
Wir stossen uns vom Ufer ab und treiben die ersten zehn Minuten einfach so dahin,
Kein Geräusch stört die Stille, nur das zaghafte Zwitschern der Vögel.
Doch urplötzlich reisst uns ein lautes Platschen im Wasser neben uns aus unseren Gedanken
Es ist Herr Biber der sich wohl in seinem morgendlichen Futtersuche gestört fühlt und mit seinem Schwanz feste aufs Wasser klatscht.
Aber dann schwimmt doch noch eine ganze Zeit lang neben uns her und umrundet mehrmals unser Boot.
Da war die Neugier wohl doch größer als die Angst ...
Später entdecken wir im weiteren Flußlauf noch meherere dieser putzigen Gesellen, denen es hier anscheinend ebenfalls sehr gut gefällt.
Etwa zwei Meilen vor Lees Ferry weitet sich dann der Glen Canyon ein wenig.
Ein wenig weiter entdecken wir am Ufer tatsächlich noch ein paar der Wildpferde die hier im Canyon leben und sich ein schönes Leben machen. - tja, Pferd müsste man halt sein ...
eine der letzten Biegungen vor Lees Ferry
noch ein paar Paddelschläge und ... schade, schon zu Ende !
Wir wären gerne noch ein Stückchen weitergefahren.
Den Colorado flussabwärts, durch den Marble Canyon und den Grand Canyon darf man jedoch nur mit Permit befahren (oder mit einer guided tour). Diese Permits durch den Grand Canyon sind jedoch leider schon für Jahre hinaus ausgebucht.
Im weiteren Verlauf ist der Colorado dann allerdings nicht mehr so harmlos, und richtig wilde Stromschnellen warten auf die Wildwasserfahrer.
An der boat ramp ziehen wir unser Kajak aus dem Wasser, säubern es noch kurz, und tragen es an den vereinbarten Ablage-Platz .
Es ist nun kurz vor Mittag, im Prinzip läuft alles nach Plan,
uns bleibt noch mehr als genügend Zeit für unsere Weiterreise Richtung Zion National Park,
wo heute Abend mal zur Abwechslung kein Zelt und Tütensuppe, sondern ein saftiger BBQ-Burger und ein richtiges Bett auf uns wartet !
... to be continued.
Hallo Christian,
einen sehr schönen Tag habt ihr da wieder mal hinter euch .
Ganz toll gefallen mir die indianischen Gemälde und der Biber .
LG
Christina
Hi Christian,
toll, auf diesen "Tages-"Bericht habe ich schon gewartet! Gefällt mir super!
Tatsächlich ist diese Tour (wohl ohne Übernachtung, auch wenn ich es mir noch so toll vorstelle) eine Alternative für uns zum Lake Powell bzw. Antelope Canyon. Allerdings schrecken mich die Shuttlekosten ein wenig ab - sind ja so um die 100 Dollar pro Nase, wenn ich richtig recherchiert habe. Im Netzt bin nicht fündig geworden aber weißt du vielleicht, ob es eine Möglichkeit gibt, dass meine Familie von vom Damm zum Startpunkt der Kayaktour gelangt und nur ich mich per Boot dahin shutteln lasse (das Auto muss ja bei Lees Ferry stehen)?
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Mike,
nein, im Prinzip gibt es leider keine Möglichkeit zum Colorado abzusteigen.
Es existiert nur ein extrem steiler Abstieg bei Meile 14, bei dem man sich an Stahlseilen hinabhangelt bzw. abseilt:
--> ropes trail --> ropes trail youtube
" the Rope Trail provides one of the few ways to access lower Glen Canyon from the rim below Glen Canyon Dam.
The trail is steep in the extreme and requires the use of cables to navigate successfully. Kayakers occasionally use it to haul their boats down to the Colorado River ... "
Die einzige Möglichkeit ist tatsächlich sich von Lees Ferry aus mit dem Boot hinfahren zu lassen.
LG
Christian
Hallo Mike!
Ich habe mir das Video angesehen.
Da muss man schon richtig lebensmüde sein, sich darunter auf diesem Weg zu wagen., als ein "Normalos", meine ich.
Jetzt bin ich gespannt, ob ihr diese Paddeltour doch macht. Teuer wäre es wirklich, meine Schmerzgrenze wäre wohl überschritten, wenn ich noch mit unseren Kids unterwegs wäre. (Für uns zwei, da würde ich noch ok sagen.)
Ich werde es, hoffentlich, in deinem Reisebericht dann erfahren...
@ Christian: Vielen Dank für deine Mühe, uns Leser an euren Erlebnissen teilnehmen lassen.
Es gibt für uns noch viele Fragen, wir haben die Welt nicht überall gesehen!
Unser Blog
Hi,
herrliche Bilder, das wäre ein Kajaktour ganz nach unserem Geschmack. Okay, bis auf das Zelten ;-) Aber ich habe gesehen, dass man sich auch an den Camps/Beaches absetzen lassen kann für eine kürzere Tagestour. Danke fürs Zeigen.
Es wurden (werden?) doch auch Raftingtouren vom Damm nach Lees Ferry angeboten, bei denen man durch einen Tunnel zum Colorado kommt. Gäbe es da nicht eine Möglichkeit für den Zugang mit Kajaks?
Liebe Grüße Susan
Ja, tatsächlich, ich habe auch mal gegoogled,
einige Rafting Anbieter starten tatsächlich vom Damm aus, mit Anfahrt der Teilnehmer durch den Glen Canyon Dam Tunnel.
Aber für Einzelpersonen gibt es wohl keine Möglichkeit.
Der backhaul von Lees Ferry zum Damm kostet $75/person, ein Doppelkajak $55/day
--> backhaul service
Man kann sich natürlich auch nur bis kurz hinter die Horseshoe Bend fahren lassen,
dann verkürzt sich die Tour um 4 Meilen, also nur noch ca. 11 Meilen paddeln. Das schaftt man auch an einem Tag.
Ein ganz früher Start wäre eh empfehlenswert, da dann noch am allerwenigsten los ist auf dem Fluss.
Ob der shuttle service dann billiger ist, weiss ich nicht, müsste man wohl anfragen.
Kommt natürlich auch darauf an, ob man alleine im Boot sitzt, oder ob noch andere geshuttelt werden.
LG
Christian
Hi Christian,
Danke für die Info. Der Ropes Trail kommt tatsächlich nicht in Frage (Brauchst dir keine Sorgen machen, Jindra)
Wir werden mal schauen was wir machen werden. Gut 400 Dollar für ne Familie ist halt ne Ansage. Da kann man sich mit 2 Familien auch ein Weekender Boot auf dem Lake Powel teilen...
Jetzt lasse ich mich erstmal von euren Unternehmungen im Zion NP inspirieren....
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de