Womo-Abenteuer

Nordamerika im Wohnmobil erleben!

Tag 41 - 42: Coyote Gulch - Crack in the wall - Overnight

6 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
Bolly_Bollo
Bild von Bolly_Bollo
Offline
Beigetreten: 04.04.2018 - 09:55
Beiträge: 218
Tag 41 - 42: Coyote Gulch - Crack in the wall - Overnight
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Donnerstag, 11. November 2021
Gefahrene Meilen: 
0 Meilen
Fazit: 
... a great canyon and a perfect spot for a camp !

 

surprise heart laugh
wir können nicht widerstehen,
die unvergleichlichen Landschaft des GESNM lockt uns heute erneut in eine ihrer schönsten Schluchten...

 

Tag 41:

Die letzten beiden Tage waren eigentlich als „Ersatztage“ eingeplant, falls wir aufgrund von Wetter oder unvorhergesehenen Ereignissen eine unserer geplanten Touren nicht hätten durchführen können. Aber glücklicherweise hatten wir bisher noch keine größeren Zwischenfälle, und so wählen wir aus unserer Favoriten-Liste noch eine unserer Lieblingstouren von letztem Mal heraus: Die Coyote Gulch.
Die Coyote Gulch gilt als einer der schönsten Seiten-Canyons des Escalante Rivers. Insgesamt zieht sie sich an die 40 km durch das GSENM, und gräbt sich dabei hunderte Meter tief in den Sandstein, bis sie schließlich in den Escalante River mündet. Wer die Gegend kennt: Genau genommen sind der peek-a-boo, der spooky und der brimstone slotcanyon Seitenarme am Beginn des dry canyons der Coyote Gulch.

Mit dem Jeep geht es (mal wieder) die Hole-in-the-rock-road in den Süden. 50 km Holperpiste rütteln uns wach. Wir nehmen die Abzweigung zur Forty-Mile-Ridge und steuern unser Gefährt über die ruppige Piste und durch tiefen Sand bis zum Parkplatz an deren Ende.

Ich darf mich an dieser Stelle aus unserem Reisebericht von 2018 selbst zitieren:
Das nächste Mal, das schwören wir uns, bleiben wir für eine Nacht hier unten im Canyon!“  – Jawohl, und ein Indianer-Ehrenwort wird nicht gebrochen!
( à link zu unserer Wanderung 2018: Coyote Gulch - crack in the wall )


Daher laufen wir heute mit schwerem Gepäck: Zelt, Schlafsack, Klamotten und ein 60m-Kletterseil für den Ausstieg (man weiß ja nie sicher ob dort was hängt). Der Rucksack ist vollgestopft bis zum obersten Rand, dazu kommen noch allerlei Fressalien damit wir die nächsten beiden Tage nicht am Hungertuch nagen müssen.
 

Und ab geht’s. Wir folgen dem gut sichtbaren Pfad über die leicht absteigende sandige Ebene, später den Steinmännchen über slickrock bis wir nach einer Stunde den Rand der steil abfallenden Cliffs erreichen. Auf den ersten Blick scheint es hier keinen Weg hinunter zu geben, nichts als steile Wände soweit das Auge reicht. Doch bei genauem Hinsehen entdeckt man einen etwas versteckt liegenden 50m langen schmalen Spalt der parallel zum Rim verläuft und sich schräg von oben nach unten zieht: Der sogenannte „crack in the wall“.

Blick von Rim:

Bevor wir jedoch absteigen folgen wir dem Rim noch für ein paar hundert Meter in einem großen Bogen Richtung Süden. Den meisten Wanderern entgeht dieses kleine versteckte Highlight, aber von hier hat man eine sagenhafte Aussicht hinunter in das tief eingeschnittene hufeisenförmige Tal in welches sich der Escalante River in Jahrmillionen eingefressen hat. Ein Anblick der einen stark an die Horseshoe-bend erinnert.


... ohne Weitwinkel scheitert jedoch der klägliche Versuch das eindrucksvolle Panorama aufs Bild zu bringen sad

Im Prinzip haben wir es heute nicht besonders eilig, wir genießen die Aussicht, suchen uns das schönste Plätzchen und setzten uns an die Kante. Dort lassen wir die Beine in die Tiefe baumeln. Ein herrliches Stück Erde mit einer wahnsinns Aussicht.


Dann geht es an den Abstieg durch den crack. Im oberen Teil reicht es noch den Wohlstandsbauch ein wenig einzuziehen, weiter hinten ist dann aber irgendwann endgültig Schluss: Die Rucksäcke sind einfach zu groß und dick, sie passen nicht mehr durch den Spalt. Nici geht voraus und ich lasse die Rucksäcke vorsichtig mit dem Seil nach unten ab.
Im hinteren Teil muss man sich dann seitlich, eng an den Fels gepresst durch den Riss schieben. Schleifspuren an Mensch und Material inklusive. Hier ist der Spalt tatsächlich genauso schmal wie im spooky oder im brimstone canyon. Klaustrophobiker raten wir daher von einer Begehung ab!

 

   

der crack von unten:

Auf dem Weiterweg hat man wunderbare Blicke auf die umliegenden Felsentürme und den gewaltigen Stevens Arch. Ein wahrer Koloss unter seinesgleichen, und mit über 67m Spannweite sogar der elftgrößte Arch der Welt!


 

Es herrscht – wie sollte es auch anders sein – wieder einmal Kaiserwetter. Die Wolken haben Urlaub, die Sonne wills heute nochmal wissen. Mitte November herrschen hochsommerliche Temperaturen und bringen uns gewaltig ins Schwitzen. Über eine steile Sanddüne geht es hinunter ins schattige Flussbett des Escalante Rivers.
 


Plitsch-platsch, heute gibt es immer wieder nasse Füße, der Coyote creek muss unzählige Male gequert werden. Abwechslungsreich geht es durch die Schlucht, man wandert durch lichte Laubwäldchen, über Sandbänke, durch hohes Schilfgras oder über freie Flächen. Ab und an trifft man auf fröhlich vor sich hinplätschernde Wasserfälle hinter denen sich kleine Gumpen gebildet haben. An einigen Stellen ist auch ein wenig Kraxelei gefragt.
 


Die gesamte Zeit hat man die rot leuchtenden Canyonwände im Blick, die sich beidseitig beeindruckend steil vor einem auftürmen. Eine glattgeschliffene Mauer, an den tiefsten Stellen an die 270m hoch. Ein Canyon aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint...
 

Man folgt immer den unzähligen Biegungen der Coyote Gulch durch märchenhaft anmutende Landschaften, und passiert dabei etliche kleine und große Naturwunder, wie den „Cliff Arch“, die „black lagoon“, und die „Coyote natural bridge“.


der Cliff Arch schmiegt sich eng an die Canyonwand - ist er etwa müde?

petroglyphen der ancient anasazi:

der creek durchfliesst die Coyote Natural Bridge:

Immer wieder stößt man dabei auf traumhafte Zeltplätze an idyllischen Orten, teils versteckt unter Überhängen, teils auf lauschige Wiesen neben dem Bach. Die Auswahl fällt schwer, aber wir haben einen ganz bestimmten Platz im Sinn, den wir bei unserem letzten Besuch entdeckt hatten.
 

Fast glauben wir schon wir wären daran vorbeigelaufen, doch dann haben wir ihn erreicht.
Wir setzen die backpacks von den Schultern und freuen uns wie die Kinder.  laugh


In einer engen Flussschleife gelegen liegt er auf einer leicht erhöhten sandigen Ebene die von einem riesig großen Überhang überspannt wird, umrahmt von grünen Büschen. Vom Zelt hat man eine grandiose Aussicht auf die hohen Felswände der Coyote Gulch. Unten plätschert der Bach über kleine Kaskaden und hat sich in den Fels gegraben und bildet unweit unseres camps die sogenannten „swiss cheese waterfalls“.
- ein genialer campground wie aus dem Outdoor-Katalog !

 


Es liegt sogar noch ein wenig Feuerholz herum, so dass wir uns später ein gemütliches camp fire entzünden. Die Atmosphäre ist einmalig: Die Sterne funkeln über unseren Köpfen, wir sitzen im weichen Sand um das Feuer, das Flackern der Flammen wird von den Wänden des Überhangs zurückgeworfen.
Herrlich, wenn wir nicht irgendwann nach Hause müssten, dann würden wir es glatt noch ein paar Tage länger hier unten aushalten.  😊

 



Tag 42:

Die Sonne strahlt bereits in den Canyon als wir uns aus dem Zelt kriechen.

Da wir ja gestern schon relativ weit in den Canyon vorgedrungen sind ist es heute nicht mehr allzu weit.


Liebling, ich habe Bolly geschrumpft ...  :-o

Nach einer guten Stunde erreichen wir schon den Jacob Hamblin Arch - ein impsantes Gebilde, halb Überhang, halb Felsentor.
 


 

Der Tag ist noch jung, so lassen wir unsere Rucksäcke hier und wandern noch ein ganzes Stückchen weiter den Canyon flussaufwärts.
Einfach schön hier unten. Irgendwann müssen wir mal die gesamte Coyote Gulch durchwandern. Auch der Oberlauf soll ja sehr lohnend sein.

 


 

Gegen Mittag machen wir uns an den Aufstieg.
Die einzige Möglichkeit die Coyote Gulch zu verlassen bietet sich kurz vor dem Jacob Hamblin Arch.
Hier ist die Canyonwand an einer Stelle etwas weniger steil und man kann über 100m hohe 45°-geneigte Rampe nach oben klettern. Auch dieses Mal hängt ein Seil in der Wand an dem sich Vorgänger abgeseilt haben und an dem man sich nun auch nach oben hangeln kann. Ich habe meines also mal wieder ganz umsonst mitgeschleppt (wie ich aber gelesen habe entfernt der National Park Service aus Sicherheitsgründen regelmäßig die zurückgelassenen Seile).
Das Seil reicht jedoch nicht ganz bis zum Boden, die ersten 10m müssen entlang eines breitem Risses hinaufgeklettert werden.
Meine „Bergsteiger-Ehre“ verbietet es mir jedoch ins Seil zu greifen und ich überwinde die Wand ohne Seilunterstützung, auch wenn der schwere Rucksack noch so sehr auf den Schultern lastet.

 

     


Hier noch ein video von der Ausstiegsstelle die einem die dortigen Gegebenheiten zeigen:
--> Jacob Hamblin Arch climb

Oben angekommen setzen wir uns erst einmal an die Abbruchkante und verschnaufen ein wenig. Herrlich der Blick zurück hinunter in den Canyon!
Leider wartet noch der unangenehmste Teil der Wanderung auf uns: Der Rückweg zum Auto, die Querfeldein-Wanderung durch eine wüstenartige, mit stacheligen Büschen übersäte Ebene.
Wir schleppen uns unter der Mittagshitze über die sandigen Hügel durch scheinbar endlose Prärie. Endlich sehen wir das Auto in der Sonne blinken, doch die Perspektive täuscht, es sind noch weitere drei Meilen bis wir endlich unseren Ausgangspunkt erreichen.

----------------------------------------

Über unzählige Schlaglöcher geht es die knochentrockene Hitrr wieder zurück. Wir gabeln unterwegs noch einen ermatteten Anhalter vom Straßenrand auf. Er war hier draußen mehrere Tage unterwegs und wartet bereits seit mehr als fünf Stunden auf eine Mitfahrgelegenheit. Wir haben genug Lebensmittel und Wasser an Bord um seine Vorräte wieder randvoll aufzufüllen.
Natürlich machen wir noch einen Abstecher zum Devils Garden. Ein Gebiet mit einer ganzen Reihe an äußerst fotogenen Felstürmchen und Arches, die vor allem in den späten Nachmittagsstunden in wunderbares Licht getaucht werden. Bis kurz vor Sonnenuntergang verbringen wir in/um/auf den Felsengebilden und erfreuen uns an der magischen Athmosphäre.
Deswegen: Wer immer in der Gegend ist - auf jeden Fall besuchen !

 


 

Vier Meilen hinter Escalante liegt das „Slot Canyons Inn“, ein kleines familiengeführtes bed’n’breakfast in einer fantastischen Umgebung. Hier haben wir uns für heute Nacht einquartiert. Die Zimmer sind urig im Indianer-style eingerichtet, mit Whirlpool, offenem Kamin und himmlisch weichen Betten. Einen Luxus den wir gefühlt seit Monaten nicht mehr hatten!

--> Slot Canyon Inn
 

 

… oh no, wer hat an der Uhr gedreht ?!?
Morgen ists schon so weit, es geht zurück in die Heimat   surprise crying angry

 

 

Karli
Bild von Karli
Offline
Beigetreten: 20.08.2022 - 15:20
Beiträge: 92
RE: Tag 41 - 42: Coyote Gulch - crack in the wall - overnight

Mega! Das bauen wir nächstes Jahr auch ein! 

Bernhard
Bild von Bernhard
Offline
Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16164
RE: Tag 41 - 42: Coyote Gulch - crack in the wall - overnight

Hallo Christian,

eine sehr schöne Beschreibung einer außergewöhnlichen Wanderung ! Sehr schöner Übernachtungsplatz unter der Felswand.

In der Beschreibung von Fritz Zehrer wird im Bereich des Crack in the Wall  von einem größeren Felsblock  (zuletzt 2017) berichtet, der etwas schwierig zu überklettern ist. Stellte das für euch ein Hindernis dar?

Viele Grüße

Bernhard

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)

Bolly_Bollo
Bild von Bolly_Bollo
Offline
Beigetreten: 04.04.2018 - 09:55
Beiträge: 218
RE: Tag 41 - 42: Coyote Gulch - crack in the wall - overnight

Hallo Bernhard,

ja, ich denke ich kann mich erinnern,
man muss hier ein wenig hinauf und auf der anderen Seite wieder ca. 1,5 m in den Spalt hinunter klettern, aber das ist eigentlich keine große Schwierigkeit.
Vielleicht bei extremer Höhenangst weil man dort zwei Schritte machen muss ohne sich festhalten zu können.
Alternativ könnte man auch aussen herum klettern, auch das wäre zur Not machbar.

Unten im valley, kurz vor dem einen Wasserfall, da gab es eine Stelle da mussten wir zwei Männern helfen die es nicht alleine geschafft haben die 3-Meter-Stufe zu überwinden. Das ist eher die "Schlüsselstelle" im Canyon:

LG,
Christian

Bernhard
Bild von Bernhard
Offline
Beigetreten: 21.08.2009 - 15:31
Beiträge: 16164
RE: Tag 41 - 42: Coyote Gulch - crack in the wall - overnight

Danke, Christian,

für die Ergänzung.

Gruß

Bernhard

Scout Womo-Abenteuer.de


Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)

Cla
Offline
Beigetreten: 24.06.2019 - 14:55
Beiträge: 489
RE: Tag 41 - 42: Coyote Gulch - Crack in the wall - Overnight

Wow, ganz ganz toll. Ich beneide Euch um Eure Kondition und Eure Abenteuerlust!! Danke für's Teilen.

Liebe Grüße

Claudia