Heute Nacht hat es gestürmt. Das Wohnmobil schaukelte und es pfiff an allen Ecken. Trotzdem haben wir noch ganz passabel geschlafen und sind gegen 07:00 Uhr aufgestanden. Der Himmel war wunderbar blau- rot gefärbt.
Wir sind dann zunächst in den nahegelegene Palo Duro Canyon gefahren, in den wir am Vorabend nicht hineinkamen und haben dort auf dem ersten Rastplatz, mit wunderschönem Blick auf den Sonnenaufgang, gefrühstückt. Der Palo Duro Canyon wird als der Grand Canyon von Texas bezeichnet und ist der zweitgrößte der USA. Er ist über 100 Km lang, und an seinem Anfang, an dem der State Park liegt, 230 m tief und etwa 2-3 km breit. Im Gegensatz zum Grand Canyon kann man in diesen Canyon mit dem Auto hinabfahren, was wir dann auch taten. Auf dem ersten Campground, der übrigens noch viele freie Plätze aufwies, wollte ich Wasser nachtanken und Abwasser ablassen. Dabei bemerkte ich, dass zwei Schlüssel vom Schlüsselbund des Wohnmobils fehlten. Nach kurzer, aber intensiver Suche, fand Hilla die Schlüssel beim Gang zur Toilette. Die beiden Schlüssel mit einem separaten Schlüsselring hatten sich wohl vom Schlüsselbund gelöst und waren zur Erde gefallen. Das hätte ins Auge gehen können. Anschließend fuhren wir durch den Canyon. Es kamen auch viele Amerikaner mit Wanderausrüstung, die die zahlreichen Wanderwege abschreiten wollten. Das ersparten wir uns und machten uns auf die Reise in Richtung Westen. In Amarillo ging es wieder auf die Interstate 40 West. Die Cadillac Farm sahen wir noch auf der gegenüberliegenden Seite der Interstate. Es sind 8, mit dem Vorderwagen im Boden eingegrabene, und daher schräg nach oben stehende bunt gestaltete Cadillacs. Uns reichte der Blick aus dem vorbeifahrenden Auto.
Gestern hatten wir noch 78 ° Fahrenheit (25 ° Celsius), aber in der Nacht hatte es sich merklich abgekühlt und am Tage wurde es auch nicht richtig warm.
Auf der Interstate ging es dann ein paar Meilen weiter nach Adrian. Ein kleiner Ort mit vielleicht 20 Häusern und einem Cafe, durch das die Route 66 als 5 spuriger Highway durchführte. In diesem Ort befindet sich das vielleicht meistfotographierte Schild an der Route 66, denn hier ist der Midpoint. Sowohl nach Chicago, wie auch nach Santa Monica sind es von hier aus 1.139 Meilen. Auch wir machten Fotos von dem Schild.
Unser nächstes Ziel war Tucumcari. Laut Roadbook gibt es dort zwar nichts besonderes zu sehen, aber es ist die erste größere Stadt nach Amarillo und wir wollten beim dortigen Walmart noch ein paar Kleinigkeiten nachkaufen. Es ging also weiter über fast 100 Meilen durch die flache texanische Graslandschaft mit einigen Rinderfarmen, einigen abgeernteten Baumwollfeldern und offensichtlich einigen Getreidefeldern. Wir sahen noch eine Verladestelle für Rinder neben der Interstate. Hier warteten mehrere Tausend Rinder auf ihren letzten Transport.
Ohne weitere besondere Ereignisse erreichten wir Tucumcari und fuhren dort von der Interstate ab. Durch den Ort führt eine fünfspurige Straße -zwei in jede Richtung und eine Abbiegespur in der Mitte- auf der kaum Autos fuhren. Jedes zweite Gebäude war ein Motel mit jeweils riesiger Leuchtschrift, hierunter auch das berühmte Blue Swallow Hotel, von denen aber mehr als die Hälfte geschlossen und verkommen waren. Die andere Hälfte der Gebäude bestand aus stillgelegten Tankstellen und stillgelegten Diners (Imbissen). In der Ortsmitte fand sich dann ein Supermarkt, in dem tatsächlich Leute waren. Wir kauften dort kurz ein und machten uns auf dem Parkplatz unser Mittagessen. Tucumcari ist auf dem besten Wege zu einer Geisterstadt. Aber man sieht hier sehr gut den Niedergang der Städte an der alten Route 66 nach dem Bau der Interstate 40. Vorher herrschte hier offensichtlich ein reges Leben und die vielen Reisenden tankten hier oder übernachteten in einem der Motels; heute fahren sie auf der Interstate vorbei. Letztlich fanden wir nicht mal eine Tankstelle in Tucumcari.
Kurz hinter Tucumcari beginnt New Mexico. Damit änderte sich auch die Landschaft. Aus den weiten Ebenen werden sanfte Hügel. Auf den weiten Plains wachsen auch kleine Büsche und Kakteen. Es sieht hier genau so aus, wie ich mir den Wilden Westen immer vorgestellt habe. Was fehlt sind eigentlich nur die Büffel und die hier früher beheimateten Apachen. Aber überall wird für „American Native“ Trading Posts Werbung gemacht. Durch New Mexico führt die Interstate schnurgerade hindurch. Abgesehen von einem kurzen Tankstop gibt es hier keine Abwechslung. Wir bleiben auf der Interstate bis Clines Corner, um dort auf einen ebenfalls schnurgeraden Highway in Richtung Santa Fe abzubiegen. Kurz vor Clines Corner begann es zu schneien !!! . Der Schneeregen begleitete uns bis zum heutigen Etappenziel auf einem KAO Campingplatz bei Santa Fe. Wir bezahlten hier 38,51 $ -ich hatte mehr erwartet, aber es sind wohl noch Vorsaisonpreise- und bekamen einen Platz zugewiesen. Auf meine Frage nach dem Wetter und dem Hinweis auf die 78 ° von gestern erwiderte mir die Platzwartin, dass wir hier schließlich 7000 Feet (2130 m) hoch wären. Santa Fe ist die höchstgelegende Hauptstadt der USA. Es wäre etwa 38 ° Fahrenheit. Amarillo ist nur 1100 m hoch. Morgen soll es 51 ° Fahrenheit werden. Hoffentlich! Ich lese noch kurz nach, was wir unternehmen müssen, um den Wassertank winterfest zu machen und mache Heizung und Warmwasser an.