Der Tag beginnt wie die vorherigen, mit Sonnenschein und guter Laune. Das sich dies nur wenige Stunden später ändern sollte, wussten wir beim Frühstück zum Glück noch nicht. Wir diskutieren noch kurz darüber, ob wir das Womo stehen lassen sollen und von hier aus loslaufen oder wie geplant den Scenic Drive zum Cape Royal unter die Räder nehmen sollen. Letzteres setzt sich durch – dies war im Nachhinein ein schlechter Entscheid – aber wie heisst es so schön, wenn das Wörtchen wenn nicht wär …..
Gegen 10 Uhr fahren wir vom Campground los und biegen nach kurzer Zeit auf die Cape Royal Road. Auch hier wieder ein Traum in Gelb, nach den vielen Rottönen der vergangenen zwei Wochen eine willkommene Abwechslung.
Zunächst fahren wir zum ersten Aussichtspunkt, dem Point Imperial. Auch hier überall Oldtimer.
Nach einer kurzen Pause geht es weiter Richtung Cape Royal. Ein paar Kurven später nach dem Greenland Lake nimmt die Tagesplanung aber ein jehes Ende: ein Pickup kommt in flottem Tempo um eine Biegung und fährt vermutlich ganz leicht über der Strassenmitte. Unser Spiegel zerbricht in einem lauten Knall am Fahrerfenster. Der Schrecken meinerseits ist gross, kommen mir doch die Diskussionen im Forum betreffend Versicherungsschutz resp. Nichtschutz in den Sinn, auch weil vom Fahrer nichts mehr zu sehen ist und wir die Befürchtung hegen, dass er Fahrerflucht begangen hat.
Wir steigen aus dem Womo und betrachten den Schaden. Das Spiegelgehäuse ist zum Glück unversehrt, ausser dem kaputten Spiegelglas und ein paar Kratzer am Seitenfenster scheint nicht weiteres passiert zu sein. Dafür hat es dem anderen Fahrer den gesamten Spiegel geschrottet, die Überreste liegen verstreut auf der Strasse. Unsere Mädels verfrachten die Überreste an den Strassenrand. Der Ort ist sehr unübersichtlich und wir müssen den Verkehr regeln.
Einige Fahrer halten an und bieten ihre Hilfe an. Ich bitte sie, jemanden zu benachrichtigen, da wir absolut keinen Empfang haben.
10 Minuten nach dem Crash kommt doch tatsächlich der andere Fahrer zurück und fährt voll Karacho über seine kaputten Spiegelteile am Strassenrand. In einer anderen Situation wäre dies eigentlich komisch gewesen, zum Lachen war mir in dem Moment aber nicht zumute. Der junge Mann steigt aus seinem Pickup und läuft fluchend ums Fahrzeug herum. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen Mitarbeiter des Parks handelt, sein Verhalten ist aber etwas merkwürdig und ausser der kurzen Information, dass er den Ranger informiert hat, hat er nicht mehr mit uns gesprochen oder irgendwie sein Bedauern ausgedrückt.
So stehen wir über eine Stunde lang an der Stelle und regeln – er auf seiner Seite und wir auf der anderen – den Verkehr. Zwischendurch flucht er vor sich hin und versucht immer wieder jemanden via Funk zu erreichen, aber ein Ranger ist weit und breit nicht in Sicht. Kurz nach ein Uhr meint er, wir sollten zurück zur Parkadministration fahren, länger hier rum zu stehen, bringe nichts. Widerwillig fahren wir hinter im her - eigentlich sollte man ja am Ort des Geschehens bleiben...
So treffen wir gegen 13:45h bei der Parkadministration ein. Der Fahrer verschwindet im Gebäude, eine lange Zeit später kommt er zusammen mit seinem Vorgesetzten heraus, welcher sich bei uns vorstellt und sich für das lange Warten entschuldigt. Leider würde es noch eine Weile dauern, bis der Ranger kommt, gefrustet über den verlorenen Tag essen wir im Camper eine Kleinigkeit und laufen danach etwas lustlos durch die Gegend.
Kurz nach 15 Uhr kommt endlich der Ranger, sieht sich die Autos an und befragt beide Parteien getrennt. Nach der Aufnahme des Tatbestands erklärt er mir, dass auch die Gegenseite sprich der Parkmitarbeiter darauf besteht, korrekt gefahren zu sein. Er werde im Bericht schreiben, dass niemand die Schuld trägt, auch weil die Strasse bekannterweise schmal und daher für Fahrzeuge über 22 Fuss nicht empfohlen ist. 22 Fuss? :
Nach meinem Einwand, dass sowohl auf der Karte als auch auf dem Strassenschild 30 Fuss steht, geht er zur Überprüfung zurück ins Büro, um mir danach mitzuteilen, dass er auf diesen Hinweis in seinem Bericht verzichte werde. Da auf dieser Strecke aber häufig solche Unfälle passieren, werden sie die Vorschriften überprüfen und ggf. anpassen.
Also liebe Foris: in Zukunft darauf achten, vielleicht wird die Limite für die Cape Royal Road heruntergesetzt. In solch einem Fall würde man wohl für Schäden selbst haften.
Es ist bereits nach 16 Uhr bis endlich alles erledigt ist und wir zurück zum Campground fahren. Der Frust über den ruinierten Tag am Grand Canyon ist gross. Erst nachdem wir mit Stühlen und Apero bewaffnet zum Rim runterlaufen und dort lange in der Abendsonne sitzen, kann ich innerlich herunterfahren und doch noch die wunderbare Stimmung geniessen.
Ein gemütliches Lagerfeuer nach dem Abendessen beendet diesen turbulenten Tag.
Übernachtung: Grand Canyon North Rim, Site 10
Wetter: schön, 15 Grad
Tagestipp: Aufpassen auf der Cape Royal Road!
Hi,
schöne Schxxx . So etwas ist mir in diesem Jahr mit einem Mietwomo in MackPomm auch passiert. Nur dass mein Unfallgegner unfallflüchtig ist..
Liebe Grüße
Olaf
Ach wie ärgerlich ... Gottseidank konntest Du alle Behauptungen bzgl. Längenbeschränkung als falsch darstellen. Gut, das es nur der Spiegel war und nichts Schlimmeres passiert ist. Dann steht der North Rim sicher irgendwann mal wieder auf der Liste :D
Liebe Grüße
Margit
„Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.” - Mark Twain
Hej Olaf
Ist das nicht meistens der Fall? Privat zu Hause war es zwei Mal so.... Gut gibt es bei uns Vollkasko
Gruess
Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Liebe Margit
In dem Moment bin ich aber schon zuerst erschrocken, dann wäre der Sachverhalt ja Fahren auf unerlaubten Strassen gewesen...
Hat aber trotzdem über $800.-- gegenüber Best Time gekostet, zum Glück hatten wir eine 0-Selbstbehalt-Versicherung.
Denke ich weniger, so ruhig er im Vergleich auch ist, der South Rim ist schon imposanter.
Liebe Grüsse
Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Hey Flo
800 Dollar der Spiegel ist aus Silber??! Leider traurig aber schön dass ihr letztendlich nichts selbst bezahlt habt. Ich hatte einen kleinen Parkrempler und einen Steinschlag. Der Rempler hat 1000 gekostet und der Steinschlag nochmals 75. Beides wurde von der Allianz bezahlt und ich bin auf keinen Kosten sitzen geblieben. Also ohne dieser zusatz Versicherung würde ich mir kein Womo mehr ausleihen.
Wirklich schade um den verlorenen Tag.
Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie dir an.
Südwesten 2018
Hallo Flo,
jetzt hab ich mich auf eine tolle Wanderung gefreut... und hab ich mich beim Lesen der ersten Zeilen aber gleich erinnert, dass du von diesem ärgerlichen Zwischenfall schon berichtet hattest.
Das glaube ich nun nicht, denn auf dem Schild wird ja kein Verbot ausgesprochen, sondern lediglich eine Empfehlung. Trotzdem fühlt man sich wohl besser, wenn man auch im Rahmen dieser Empfehlung unterwegs war?.
So tolle Bilder von den herbstlichen Farben, ein Traum auch das herrliche Wetter! Zu schade um diese wundervollen Rahmenbedingungen ?...
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Herbert
Fast , nein im Ernst: nebst dem Spiegel kam noch ein neues Seitenfenster hinzu plus das Polieren eines Schrammens an der Aussenhaut des Womos. Die Kratzer an der Fensterscheibe waren sehr fein, vielleicht hätte man es auch polieren können, aber es natürlich praktisch, wenn Kunden eine Nullselbstbehalt-Versicherung haben, so kann man gleich alles wieder instand stellen, auch Schäden, die bereits da waren (der Kitt an besagtem Fenster hatte nämlich bereits einen Schaden....)
Gruss
Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Hej Elli
Und ich mich erst.... ... vor allem bei diesen fantastischen Bedingungen. Eigentlich war der Grand Canyon North Rim einer der Hauptgründe für die Routenwahl.
Henu, Hauptsache es ist nichts Schlimmeres passiert. Im Nachhinein sieht man die Sache relaxter, aber nach all den Diskussionen im Forum war ich an dem Tag schon gestresst.
Liebe Grüsse
Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Gott sei Dank ist nichts schlimmeres passiert, trotzdem natürlich sehr schade um den verlorenen Urlaubstag!
Wir hatten vor zwei Jahren mal ein ganz ähnliches Erlebnis in Washington DC. Wir waren mit den Freunden, die wir besuchten, im Auto unterwegs als wir abbremsen mussten und der Fahrer hinter uns gepennt hat und richtig in uns rein gedonnert ist. Auto war sehr kaputt und wir sind noch auf den Vordermann geschoben worden. Außer steifen Nacken am nächsten Tag nichts schlimmeres passiert. Dieser Fahrer stand aber auch die komplette Zeit bis die Unfallaufnahme durch den Sheriff abgeschlossen war, auf der anderen Straßenseite und hat sich kein einziges Mal nach uns erkundigt, geschweige denn entschuldigt, obwohl wir insegesamt drei Kinder im Auto hatten, die heulend im Gras saßen. Auf meine irritierte Nachfrage meinten unsere Freunde, dass das in Amerika so üblich sei aus versicherungstechnischen Gründen.?? Das wäre sonst quasi ein Schuldeingeständnis.
LG, Jani
Hej Jani
Ahh, das erklärt zumindest, warum wir den Fahrer ab der Rückkehr zur Parkadministration nicht mehr zu Gesicht bekamen.
Der Grund für seine unmittelbare Reaktion war aber ein anderer: als Staatsangestellter gibt es praktisch Null-Toleranz und er hat dadurch höchstwahrscheinlich seine Stelle verloren. So hat es mir Martin, der Stationsleiter von Best Time, erklärt. Kein Wunder hat er rumgeflucht .... Es war ein ziemlich junger Kerl, da tut er einem ja fast schon wieder leid...
Liebe Grüsse
Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Hi Flo,
wie ärgerlich! Ich hab vor solchen Dingen immer Sorge, aber fast am schlimmsten ist die verlorene Urlaubszeit. Man müßte es in dem Moment einfach akzeptieren, aber wie schwer ist das. Trotzdem habt ihr den Tag versöhnlich ausklingen lassen - und die Bilder sind wunderbar!
LG Inga
Mal 'ne dumme Frage! Angenommen der Typ wäre nicht zurückgekommen und hätte Fahrerflucht begangen: Hättet ihr dann trotzdem so viele Stunden da stehen müssen und warten? Ihr habt ja auch die Straße blockiert (zumindest in eine Richtung). Und ohne Empfang kann man ja eh nichts machen...
Wenn ihr erst Eure Wanderung gemacht hättet, und es danach irgendwo, wo ihr Empfang habt, gemeldet hättet, wäre das nicht gegangen?
Ich meine, wenn etwas passiert, muss man dann wirklich stundenlang am Unfallort warten, auch wenn der andere Fahrer weitergefahren ist?
Und hab ich das richtig verstanden: ersetzen in den NPs und SPs die Ranger die Verkehrspolizei?
Vielleicht bekomme ich das ja alles bei der Einweisung noch erklärt, trotzdem danke für eventuelle Antworten.
Ciao Claudia
Ciao Claudia
Genau, Rangers haben innerhalb der Park Boundaries diese Funktion.
Nein, dann hätte es sicher keinen Sinn gemacht vor Ort zu bleiben, um den Tatbestand aufzunehmen. Wir sind ja davon ausgegangen, dass der Ranger in vernünftiger Zeit erscheinen wird.... Fakt ist, dass man immer die Polizei rufen muss, auch bei Bagatellunfällen, es muss zwingend ein Polizeibericht erstellt werden und man ist verpflichtet, innert 24h den Vermieter zu informieren. Ansonsten riskiert man, den Versicherungsschutz zu verlieren.
Ich weiss nicht, wer den Nerv hat, zuerst noch wandern zu gehen, also ich sicher nicht.
Yep
Mein Fazit nach diesem Erlebnis: bei Bagatellunfällen lohnt sich das Aufregen nicht wirklich (einfacher gesagt als getan), denn unabhängig von der Schuldfragen muss man Reparaturkosten bis zu $1000.-- eh vor Ort zahlen und mit einer Nullselbstbehalt-Zusatzversicherung bekommt man diese wieder zurückerstattet.
Saluti da Basilea
Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Vielen Dank für Deine Erklärungen Flo. Lieb von Dir.
Ich hoffe, uns bleibt so was erspart...
Ciao da Bologna
Cla