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Tag 11: Fahrtag in den Westen, unterwegs auf dem Central Oregon Highway, 234 Meilen Frauen-Power, Ankunft am Cove Palisades State Park

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Pirat
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Tag 11: Fahrtag in den Westen, unterwegs auf dem Central Oregon Highway, 234 Meilen Frauen-Power, Ankunft am Cove Palisades State Park
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Samstag, 19. August 2017
Gefahrene Meilen: 
422 Meilen
Fazit: 
Es wird nie langweilig.

Die Sonne geht auf und blinzelt goldgelb zwischen den Bäumen hindurch. Es ist ein herrlicher Sommermorgen.


Heute nehmen wir Kurs auf unsere Location zur Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis!

Wir haben für drei Nächte eine Campsite auf dem extra für die Sonnenfinsternis angelegten RV-Parkplatz der City of Culver reserviert. Auf unserer Anfahrt werden wir nach Überqueren der Grenze zu Oregon eine längere, landschaftlich sehr schöne Strecke auf dem Central Oregon Highway vor uns haben. Unsere Große wird wieder am Steuer aushelfen, vermutlich in der schöneren zweiten Hälfte der heutigen Etappe, sie freut sich schon darauf. smiley

Bei der Reiseplanung im vergangenen Jahr hatten wir eigentlich vorgehabt, eine Site auf dem Crooked River Campground im Cove Palisades State Park zu ergattern. Bei unserer akribisch vorbereiteten gemeinschaftlichen Buchungsaktion am 17. November, dem Tag der Öffnung des Buchungsfensters für die totale Sonnenfinsternis, ist uns dann aber leider keine einzige Site ins Netz gegangen, trotz einer 15 Sekunden vor dem ersten möglichen Buchungsstart um 12.00 a.m. PST begonnenen und zur Sicherheit über den offiziell vom Oregon Parks and Recreation Department bekanntgegebenen Buchungsstart um 12.01 a.m. PST hinaus im Dauerfeuer abgegebenen Buchungs-Salve mit Dutzenden von vorbereiteten Browserfenstern auf drei verschiedenen Rechnern. Durch den Hinweis eines privaten Anbieters sind wir dann auf den in Planung befindlichen RV-Parkplatz der City of Culver gekommen, auf dem wir natürlich sofort reserviert haben. Viel dichter an unserer ursprünglich geplanten Location hätten wir es wohl kaum treffen können. Der Cove Palisades State Park ist nämlich nur einen Katzensprung entfernt. Die City of Culver ist die nächstgelegene Gemeinde. 50 Dollar die Nacht bei drei Nächten Minimum ist der Deal.

Die Dreifachübernachtung kommt uns sehr gelegen. Für morgen haben wir schon eine schöne Wanderung zu einem märchenhaften Wasserfall, den Proxy Falls, geplant, und übermorgen wollen wir nach der Sonnenfinsternis in dem zentral im State Park gelegenen Stausee, dem Lake Billy Chinook, baden gehen.

Wir frühstücken noch draußen auf der Campsite, dann entfernen wir unsere Anschlüsse und schippern los in Richtung Campground-Ausfahrt.

Da wir noch nicht genau wissen, wie wir in Culver dumpen können, wollen wir das schnell noch hier erledigen. An der Warteschlange der Dump Station gibt uns der Campground Host dann den heißen Tipp, doch einfach die Ausweichstation auf der Westseite des Campgrounds zu nutzen. Diese sei fast immer frei, weil sie kaum jemand kennt. Cool. Besten Dank. Dann dumpen wir doch dort! smiley smiley

Bei der Ausfahrt aus dem State Park müssen wir nur kurz unsere Site-Nummer durchgeben und können uns anschließend auf den Weg zur Interstate machen. Durch Glenns Ferry fahren wir natürlich ganz vorschriftsmäßig, noch einmal wollen wir nicht vom Sheriff angehalten werden. smiley

Auf der I-84 kommen wir sehr flott voran, über weite Strecken können wir 80 Meilen pro Stunde fahren. Immer wieder sehen wir auf großen Anzeigetafeln die Warnung: "SOLAR ECLIPSE MONDAY, EXPECT HEAVY TRAFFIC" und "NO PARKING ON HIGHWAY DURING ECLIPSE".


Kurz vor unserem Einkaufs- und Tankstopp in Ontario überqueren wir zum letzten Mal den Snake River, der sich knappe 400 Meilen stromabwärts im Bundesstaat Washington in den Columbia River ergießt und erreichen den Bundesstaat Oregon.


In Oregon scheint es momentan sehr heiß und trocken zu sein, wie wir Hinweistafeln neben dem Freeway entnehmen können.


Erst bei unserem Halt am Walmart merken wir, wie warm es draußen ist.

Im Walmart füllen wir unsere Lebensmittelvorräte auf und ziehen frisches Bargeld. Gleich etwas mehr, weil es hier komplett gebührenfrei ist. Meine Frage nach der nächsten Propantankstelle in Ontario bekomme ich von einem freundlichen jungen Walmartangestellten schnell beantwortet. Wir sollen zur Farmers Supply Co-Op in der 4th Ave fahren. Das passt prima, es liegt sogar auf unserem Weg.

Es ist richtig cool, wenn beim Einkaufen im Hochsommer immer einer im Fahrzeug zurückbleibt und nebenbei die Klimaanlage laufen lässt, bei uns ist das in der Regel unser Sohn. Dann wird man zum Entladen des vollen Einkaufswagens in der prallen Sonne schon von einem gekühlten Wohnmobil begrüßt. smiley Wir nutzen unseren Walmart-Stopp gleich zum mittäglichen Schnittenschmieren, dann geht es auf zum Tanken.

Beim Tanken plaudere ich ein bisschen mit dem Tankwart, einem älteren, etwas mürrisch dreinblickenden Herrn. Er ist schon genervt von den vielen Leuten, die alle nur hierherkämen, um es für zwei Minuten dunkel werden zu sehen. Ob er weiß, dass auch wir hauptsächlich wegen der totalen Sonnenfinsternis in Oregon sind?

Danach tanken wir zum ersten Mal Propan. Das heißt, wir lassen unseren Propantank befüllen, selber machen dürfen wir das ja nicht. Der Tank ist zwar noch lange nicht leer, aber vor unserer Dreifachübernachtung in der Hochwüste Zentral-Oregons wollen wir lieber auf Nummer sicher gehen, zumal wir zu der Propantankstelle keinen Umweg fahren mussten. Es sollte jetzt aber bis zur Womo-Rückgabe reichen. Wir machen noch den vereinbarten Fahrerwechsel mit unserer großen Tochter, dann geht die Reise weiter.

Vor uns liegt nun der deutlich schönere Abschnitt der heutigen Fahrstrecke, der Central Oregon Highway, welcher Teil des U.S. Highway 20 ist, und welcher einmal quer durch die Hochwüste Oregons verläuft.

Wir kommen zunächst durch ein weites, ebenes Land mit vielen saftig grünen Feldern, bevor uns der Highway in trockenere, bergige Regionen führt. Der Malheur River, der ein Nebenfluss des Snake River ist, und dessen Wasser über ein weitverzweigtes Kanalsystem intensiv zur Bewässerung dieser Felder genutzt wird, ist dabei immer wieder unser Geselle.


Die Vegetation in den trockeneren Gebieten hier ist dominiert vom Westamerikanischen Wacholder und dem Wüsten-Beifuß, zwei Pflanzenarten, die der hügeligen Berglandschaft Zentral-Oregons ein unverwechselbares Aussehen verleihen.


Die Fahrt wird nie langweilig, vor allem nicht heute, wo es auch im Innenraum des Wohnmobils abwechslungsreich zugeht. smiley

Normalerweise hat jeder von uns während der Fahrt seinen Stammplatz im Wohnmobil und hat sich an diesem ganz gut eingerichtet. Die Aufgabenverteilung unter den erwachsenen Mitfahrern ist dabei in Abhängigkeit vom Sitzplatz klar geregelt. Der Beifahrer muss immer aufmerksam mitnavigieren und ist gleichzeitig für die Verköstigung des Fahrers zuständig. Der im Wohnbereich sitzende Erwachsene kümmert sich um den Nachschub und die Bespaßung der Kinder. smiley

Nach dem Fahrerwechsel mit unserer großen Tochter nehme ich heute zum ersten Mal hinten auf der Couch Platz, während meine Frau die Rolle des Beifahrers übernimmt. Es ist ein völlig neues Fahrgefühl für mich, mit ungeahntem Aktionsradius. Links von mir, direkt neben dem Eingang, befindet sich der Kühlschrank, darüber das Fach mit den Knabbereien, der Weg zu den Getränkereserven ist auch nicht weit. Rechts neben mir, auf der Couch, liegt der Unterhaltungskoffer, aufgeklappt und immer in Reichweite. Er ist unter anderem mit Pixi-Büchern für unsere Jüngste befüllt. An der Dinnette mir gegenüber hat unser Sohn sein eigenes Reich. Es ist sein fester Sitzplatz, seit er bei unserer Abreise vom North Rim Campground mit seiner kleinen Schwester getauscht hat, die seither immer in ihrem "Dornröschensitz" rechts auf der Couch thront.

Wir beiden Männer sitzen jetzt also hinter unseren drei Frauen, die das Ruder übernommen haben.


Mein aktueller Platz, auf dem sonst meine Frau sitzt, ist nicht nur von der Erreichbarkeit vieler Dinge, sondern auch vom Sitzkomfort her vollkommen in Ordnung. Auf den langen geraden Streckenabschnitten sowieso, aber auch in Kurven halten sich die Seitenkräfte in Grenzen. Die Sicht vom Platz aus ist dank der großen Seitenfenster erstaunlich gut, selbst beim Blick nach vorne bekomme ich von hier aus eigentlich alles mit.

Das bessere Panorama bietet sich natürlich unseren beiden Frauen vorne im Fahrerhaus, und solange es auf der Straße so ruhig ist wie heute, kann auch unsere Tochter als Fahrerin die Landschaft in vollen Zügen genießen. Die Musik aus Brokeback Mountain durchströmt dabei das Wohnmobil.


Wir fahren durch unendliche Weiten, sehen viel Steppe und nur noch in der Nähe von Burns einige landwirtschaftlich genutzte Flächen, ganz vereinzelt Kühe und Felder mit großen Strohballen.


Die ersten Erhebungen des südlichen Kaskadenvorlandes kommen in Sicht.


Unsere Tochter kommt mit unserem großen Schiff mittlerweile sehr gut klar. Bis zur Abfahrt vom Central Oregon Highway zeigt sie keinerlei Ermüdungserscheinungen. Am Pullout nach dem Abzweiger zur George Millican Road setze ich mich dann wieder ans Steuer. Unsere Große ist heute 234 Meilen am Stück gefahren. smiley smiley

Zur Weiterfahrt in Richtung Highway 97 nehmen wir nicht die Route über Bend, sondern fahren die Abkürzung über den kleinen Ort Alfalfa. Die Prognosen für den zu erwartenden Besucheransturm auf das "Oregon SolarFest" und den zugehörigen Campground "SolarTown" bei Madras, die wir überall im Internet gelesen haben, erschrecken uns etwas, hoffentlich stehen wir nicht gleich im Stau.

Es scheint Waldbrände in der Nähe der Three Sisters zu geben. Wir sind etwas in Sorge, dass unser für morgen geplanter Ausflug zu den Proxy Falls davon beeinträchtigt sein könnte.

Die Three Sisters am westlichen Horizont sind von Rauchwolken verhüllt. Selbst Mount Jefferson direkt vor uns ist kaum zu erahnen.

Wir fahren in ein mystisches Licht hinein.


Schließlich erreichen wir Culver.


Auf dem kleinen improvisierten Campground der City of Culver, einer 1315-Seelen-Gemeinde südlich von Madras, ist alles noch überschaubar, es ist eine sehr entspannte Atmosphäre, Warteschlangen: Fehlanzeige. smiley Auch auf der Anfahrt haben wir nirgendwo Stau gehabt.

Am Culver City Park werden wir sofort in Empfang genommen.


Für jeden gibt es erst einmal eine eisgekühlte Flasche Wasser, dann bekommen wir jede Menge Info-Material und lokale Werbung in die Hand gedrückt. Die Nummer 89 unserer Site kennen wir bereits. Den Stellplatz ganz am südwestlichen Ende des Campgrounds haben wir uns im vergangenen Dezember selbst aussuchen dürfen.

Wir zahlen noch die zweite Rate. Der Preis liegt immer noch bei 150 Dollar für drei Nächte, ein Schnäppchen im Vergleich zu den Preisen, die auf dem großen Eclipse-Camp SolarTown bei Madras verlangt werden. Und Platz ist hier noch ohne Ende, wie wir auf den schaukeligen letzten Metern zu unserem Stellplatz feststellen können.


Die Kinder verschwinden gleich auf den Spielplatz des Culver City Park mit Schaukeln, Klettermöglichkeiten und Rutschen, unsere Jüngste hat sich schon den ganzen Tag lang darauf gefreut. smiley Dort gibt es sogar ein paar Wasserspielgeräte, wie wir vorhin beim Reinfahren in den Park gesehen haben.

Weil wir hier auf unserer behelfsmäßigen Site natürlich keine Tisch-Bank-Kombination haben, kommt heute zum ersten Mal unser Campingtisch von El Monte zum Einsatz. Er wirkt zwar etwas klapprig, aber mit ein paar Handgriffen und ein bisschen Duct Tape können wir ihn ausreichend gut stabilisieren.

Nach der Aktion machen unser Sohn und ich ein paar Luftaufnahmen von unserer Site und der Umgebung. Auf dem rechten Foto kann man am Horizont Mount Hood erkennen, welcher nicht nur der höchste Berg Oregons, sondern zugleich auch einer der vielen ruhenden Vulkane der Kaskadenkette ist. Die grauen Wolkenfetzen am Himmel dürften größtenteils Rauchwolken von den Waldbränden sein.


Nach dem Abendessen fahren wir dann noch kurz zu der Shell-Tankstelle gleich auf der anderen Straßenseite, damit unser Rumpel für unseren morgigen Ausflug zu den Proxy Falls gut gerüstet ist und wir bei unserem Aufbruch dorthin nicht unnötig Zeit fürs Tanken verlieren.

Vor dem Einschlafen schaue ich mal im Internet nach, wie die aktuelle Waldbrandlage aussieht. Es sieht schlecht aus. Der Oregon Highway 242 westlich von Sisters soll gesperrt sein. Das ist der McKenzie Highway, den wir eigentlich morgen entlangfahren wollten. Das "Milli Fire" soll schon seit Tagen südwestlich von Sisters wüten. smiley

Wir verschieben das Thema auf morgen früh, uns wird schon etwas einfallen. Jetzt gehen wir erst einmal schlafen.

Viele Grüße
Alex
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Werner Krüsmann
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Beigetreten: 19.08.2010 - 07:31
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RE: Tag 11: Sa, 19.08.2017 – Fahrtag in den Westen, unterwegs au

Hallo

Wir sind den Highway z. T. schon mehrfach gefahren ( zuletzt im Herbst 2019) und können dein Urteil nur bestätigen. Eine herrliche Strecke, die nie langweilig wird!

Auf dem Cove Palisades States Park haben wir auch wieder übernachtet!

Liebe Grüße

Werner

 

 

Eine Reise gleicht einem Spiel. Es ist immer etwas Gewinn und Verlust dabei - meist von der unerwarteten Seite.“ (Goethe)

Pirat
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Beigetreten: 21.10.2016 - 00:41
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RE: Tag 11: Sa, 19.08.2017 – Fahrtag in den Westen, unterwegs au

Hallo Werner,

es freut mich zu hören, dass du den Central Oregon Highway auch so schön fandest.

Auf dem Cove Palisades States Park haben wir auch wieder übernachtet!

Das wollten wir ja auch. Deine beiden Fotos dürften vom Crooked River Campground stammen, den wir für die Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis angepeilt hatten. Nur leider hatten wir dort trotz akribischer Vorbereitung und einer gemeinsamen Buchungsaktion auf drei PCs kein Buchungsglück gehabt. Es war der reine Wahnsinn, deutlich extremer als Yosemite in der Hauptsaison – beide Campgrounds des State Park waren auf einen Schlag wirklich bis auf die letzte Campsite ausgebucht gewesen! Und es wurden auch in den nächsten Minuten und Stunden keine Sites wieder frei!

Wir waren deshalb drei Nächte auf dem improvisierten Campground der City of Culver, vor den Toren des Cove Palisades State Park. Daher auch "Ankunft am Cove Palisades State Park", leider nicht im State Park. wink

Viele Grüße
Alex
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Arizona-Gerd
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Beigetreten: 19.02.2012 - 16:00
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RE: Tag 11: Fahrtag in den Westen, unterwegs auf dem Central Ore

Werden uns das Mal am 18/19 Mai anschauen. Wenn nichts dazwischen kommt.

Liebe Grüße Gerd

PS. Danke für den Beitrag

 

Pirat
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Beigetreten: 21.10.2016 - 00:41
Beiträge: 596
RE: Tag 11: Fahrtag in den Westen, unterwegs auf dem Central Ore

Hallo Gerd,

PS. Danke für den Beitrag

Danke. Und dir schon mal eine erlebnisreiche Fahrt!

Du kannst die Strecke ja auch auf mehrere Reisetage aufteilen. Oder sie mit dem Highway 26 kombinieren, wenn's nicht ganz so schnell vorangehen soll wie bei uns damals. Mit richtig viel Zeit würde ich heute wahrscheinlich von Burns bis zum Highway 97 über das John Day Fossil Beds NM fahren.

Viele Grüße
Alex
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