Sonntag, 01.09.13:
Heute ist der Tag der Tiersichtungen!
Wie geplant verlassen wir den Rocky Mountain RV Park in Gardiner ungefrühstückt um sieben Uhr.
Jonas ist schon wach (dem Internet sei Dank) und chattet mit seiner Freundin. Auch Jeremie wacht auf, obwohl er gestern so spät ins Bett gegangen ist. Naja, wir machen auch reichlich Lärm, Slide-out wieder einfahren, Strom und Citywater abklemmen, alles lose Gerümpel verräumen...
Schnell sind wir wieder am Nordtor angelangt und fahren in den Park hinein. Nach kurzer Zeit sehen wir wieder die Hirschkühe von gestern – wir nehmen an, dass es dieselben sind – ebenso wie den Hirsch. Wir stoppen, beobachten und fotografieren.
Dann fahren wir auf den Parkplatz der Mammoth Hot Springs. Es sind erst ganz wenige Autos da. Die Jungs haben noch ihre Schlafklamotten an und keine Lust, raus zu gehen.
Ich schau mir mit Robert zuerst die Liberty Cap, dann die unteren Terrassen an, die gerade in ganz schönem weichem Morgenlicht erstrahlen.
Als wir zu einer weiteren, größeren Runde aufbrechen wollen, stehen plötzlich ganz viele Menschen am Parkplatz und schauen angestrengt in eine Richtung. Es kann nur ein Bär sein. Aber dort ist doch ein Haus!
Tatsächlich sehen wir dann zwei Bären, die dort neben dem Haus herumstreichen! Es dauert nicht lange, dann fährt ein Ranger vor mit blinkenden Lichtern und verscheucht die Touris, die viel zu nah am Haus dran sind.
Wir schauen mit dem Fernglas, Robert versucht, mit dem Tele ein paar Aufnahmen zu machen, aber die Bären lassen sich nur ganz superkurz sehen und sind dann auch schon wieder verschwunden. Man sieht Büsche wackeln und hin und wieder einen pelzigen Fleck aus dem hohen Gras herausschauen, aber das war es dann auch. Ganz kurz sehe ich noch ein ganz kleines schwarzes Teddybärchen. Es müssen also insgesamt mindestens drei Bären gewesen sein. Die beiden Bären, die ich zuerst gesehen habe, waren größer und braun.
Wir geben die Suche nach den Bären auf und machen uns auf den Weg zu den oberen Terrassen.
Wer hier allerdings brillante Farben erwartet, wird enttäuscht sein. Sehr viele Terrassen sind betongrau und trocken. Dafür gibt es Terrassen, die erst vor drei Jahren entstanden sind. Ein Ranger, der gerade auf dem Boardwalk unterwegs ist, zeigt uns eine solche. Auch hier ist die Natur ständigen Veränderungen unterworfen.
Gegen Ende des Walks versuchen wir noch, die etwas farbigeren Pools zweier Terrassen zu fotografieren, dann gehen wir zurück zum RV.
Klar, dass unsere Jungs einen Bärenhunger haben. Hmm, erzählen wir doch gerade mal von unserer Bärensichtung. Jeremie ist ziemlich enttäuscht, dass er sie nicht gesehen hat. Tja, hätte man sich mal angezogen und wäre mitgegangen...
Die Entschädigung folgt auf dem Fuße. In einem Garten der Häuser nahe des Visitor Center sitzt ein wunderschöner Hirsch. Sitzt einfach da, viele Leute drumherum, vom Ranger schon abgesperrt, dass niemand zu nahe kommt. Wir parken und schauen auch mal aus der Nähe. Jeremie zieht sich endlich an, damit er auch von Nahem schauen kann.
Der Hirsch ist aber wohl sehr müde, denn plötzlich legt er sein Maul am Boden ab, lehnt sein Geweih gegen seinen Körper und schließt die Augen... Gut´s Nächtle...
Wir fahren weiter Richtung Tower und machen kurz darauf an einem schönen Picknickplatz am Lava Creek unsere Frühstückspause. Der Tisch dort steht im Schatten, hmm, und während wir noch überlegen, ob das nicht zu kalt ist, haben andere schneller überlegt und bereiten dort ihr Frühstück zu.
Naja, mit Rührei und Toast wäre das auch ein bisschen blöd, weiter vom RV weg zu sein, da wir ständig unseren Campingtoaster im Auge behalten müssen. Außerdem müffelt es hier auch ziemlich schwefelig. Nicht unbedingt der Geruch, den ich beim Frühstücken bevorzuge...
Wir lassen uns Zeit und die Kids spielen nach dem Frühstück noch am Bach. Plötzlich steht Jeremie heulend vor der Womo-Türe, klatschnass bis zu den Hüften. Er ist von einem Baumstamm abgerutscht, an dem sie über den Bach balanciert sind und ins Wasser gefallen. Ist ja bloß Wasser, das kann man doch gut verschmerzen. Es ist auch gleich wieder alles in Ordnung, als er wieder in trockenen Klamotten steckt.
Gegen halb elf fahren wir weiter zum Tower Fall. Jo, kann man anschauen, muss man aber nicht.
Schöner ist der Weg, der fast bis zum Yellowstone River hinunter führt, auf den letzten Metern dann aber abgesperrt ist. Trotzdem klettern viele weiter hinunter bis zum Fluss.
Diese Pappnasen stehen uns jetzt mitten im Bild und stören die Idylle. Wir warten eine Weile, aber der Herdentrieb zieht Kreise. Es werden immer mehr, die hinunter klettern, obwohl abgesperrt ist.
Dann eben nicht! Wir laufen wieder nach oben, wo wir Jeremie im Alkoven schlafend und Jonas zeichnend antreffen.
Eine gewisse Sättigung macht sich bei unseren Kindern bemerkbar. Sie hätten jetzt wohl genug Yellowstone gesehen und würden morgen sofort heimfliegen, wenn wir sie vor die Wahl stellen würden. Dummerweise waren die ganzen Yellowstone Highlights am Anfang unserer vier Tage hier.
Wen kann ich denn mit Mud Volcano hinter dem Ofen vorlocken, wenn man schon im West Thumb und Upper Geyser Basin war?? Das wird echt schwierig.
Über den Dunraven Pass, wo wir einen schnellen Fotostopp machen, und Canyon Village fahren wir in Richtung Mud Volcano.
Wir durchqueren das Hayden Valley und sehen etliche Bisonherden. Wow, was für ein Anblick!
An zwei Viewpoints finden wir einen Parkplatz und nehmen uns Zeit, die Tiere eine Weile zu beobachten.
Auch hier stellen wir wieder fest, dass vielen Touristen der Respekt und die gebotene Vorsicht vor diesen gewaltigen Tieren völlig abgeht.
Meistens sehen sie ziemlich friedlich aus, außer wenn sich zwei Bullen in die Hörner kriegen. Dann geht die Post ab und es staubt mal ganz schön heftig!
Bei Mud Volcano fällt uns zuerst eines auf: Es stinkt! Und zwar gewaltig! Unsere Jungs rümpfen die Nase. Abgesehen von den damfenden Pools und Drachenmäulern qualmt es auch ziemlich. In der Nähe wütet ein größerer Waldbrand. Das neutralisiert hin und wieder den starken Schwefelgeruch.
Robert spricht einen Mitarbeiter der „Fire information“ an, der uns sagt, dass es aktuell 6 Waldbrände im Yellowstone gibt. Es sind auch einige Autos unterwegs mit der schlichten Aufschrift „Fire“, deren Besatzung die Brände im Auge behält.
Eingegriffen wird nur, wenn Menschen oder Häuser in Gefahr sind. Ansonsten ist das die natürliche Verjüngung des Waldes, die sehr wichtig ist. Gibt es zu wenig natürliche Brände, werden gezielt Feuer gelegt, um die künftige „Beherrschbarkeit“ von Waldbränden zu gewährleisten.
Farblich ist Mud Volcano nun gar nicht mit den anderen Basins vergleichbar. Trotzdem gibt es auch hier viele Motive, die es lohnt zu fotografieren.
Das Dragon´s Mouth müffelt und faucht munter vor sich hin...
Auch so ein paar grasgrüne Büschelchen im ansonsten eher erdfarbenen Umfeld sind ein schönes Motiv.
So, genug die Nase gerümpft, wir fahren wieder ein Stück zurück zu unserem heutigen Canyon CG. Unsere site liegt, wie fast alle anderen auch, mitten im Wald. Superschön, obwohl ich schon gerne noch ein bisschen Sonne hätte. Ich stelle mir den Campingstuhl ein bisschen in Richtung asphaltierten Weg und erwische noch ein paar Strahlen.
Es ist aber auch im Wald nicht unangenehm kühl, wir können bequem draußen unser sehr verspätetes Mittagessen einnehmen. Immerhin ist es schon knapp 16 Uhr.
Jonas und Jeremie gehen im Wald spielen und kommen nach einer Weile sehr erfreut zurück. Sie haben einen Hirsch gesehen. Seid ihr auch nicht zu nahe ran? Nein, natürlich nicht, Jonas hat zur Vorsicht gemahnt und sie haben aus gebotener Distanz beobachtet.
Wir genießen es, einmal früher am CG zu sein und spielen ein bisschen. Unser site-Nachbar kommt mit seinem Pick-up zu seinem pupskleinen (für amerikanische, aber fast auch europäische Verhältnisse) Wohnwagen hergefahren und begibt sich umgehend zu seiner Ladefläche und seinem Generator. Aber was für einem! Nach zwei Fehlversuchen springt er an und macht einen ohrenbetäubenden Lärm. Mit einem solchen Generator wird bei uns in der Stadt ein komplettes Waldfest mit Strom versorgt!
O.k., denken wir uns, vielleicht braucht er kurz Strom für den Nachmittagskaffee oder sonst eine Kleinigkeit. Aber nein, er braucht Strom für irgend etwas anderes, das viel mehr Zeit braucht.
Ich rechne nicht damit, dass der Generator vor 8 p.m. verstummt. Meine Männer suchen das Weite, bzw. das Innere des Womos, um dem Lärm einigermaßen zu entkommen. Ich bleibe draußen und schreibe an meinem Reistagebuch weiter, aber schön und idyllisch geht eindeutig anders. Dann, etwa nach 1,5 Stunden.... Stille! Hat schon mal jemand bemerkt, wie laut Stille sein kann? Erst jetzt wird mir bewusst, wie anstrengend diese 90 Minuten Lärm waren.
Meine Männer kommen wieder aus ihrem Bunker raus und spielen am Tisch draußen weiter. Plötzlich sehen wir gegenüber im Wald den Hirsch, den die Jungs zuvor schon gesehen haben. Kaum ist der Lärm aus, trauen sich die Tiere her.... Wir schauen eine Weile, aber eine übereifrige Touristin vertreibt ihn.
Weil das Mittagessen heute so spät war, wird es auch mit dem Abendessen etwas später. Es sollen mal wieder Burritos sein, warum auch nicht? Wenn die Bande damit glücklich ist. Es geht schnell und schmeckt immer!
Das geplante Lagerfeuer fällt leider aus, weil unser Kurzer so müde ist und wir auch. Als Jeremie im Bett ist, schaffen wir nur noch ein paar Runden Stadt, Land, Fluss, dann gehen wir auch schlafen.
Unsere Tagesetappe:
Hallo Elli,
welch schöner Tag, mit Bärenbegegnungen, Bisonherden und Hirschen. Eigentlich könnte doch alles soooo schön sein, wären da nicht immer wieder diese schrecklichen Krachmacher. Die können einem aber auch die Stimmung vermiesen. Gottlob haben die Nachbarn anscheinend noch eine andere Beschäftigung gefunden, als Lärm zu produzieren.
Ich jedenfalls habe gelernt, "Vogelfutter auf des Nachbarns Dach, ist noch schlimmer als lauter Generatoren Krach!"
Ich freue mich über Deine heiteren und amüsant geschriebenen Berichte. Die Fotos sind sowieso kaum zu toppen.
Liebe Grüße,
Beate
Unser Reiseblog 5Jahreszeiten
Hi Elli,
ein schöner Tag im Yellowstone ! Natürlich gibt es ein Auf und Ab in der Aufmerksamkeit -- nicht nur bei den Jungen ! Aber das kommt schon wieder !
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hallo Elli,
auch dein Bericht gehört zu den besonders toll geschriebenen und bebilderten Lieblingsberichten von mir. Die Bärenbeobachtung war sicher etwas Besonderes, schade, dass die Jungs sie verpaßt haben. Die kleine Übersättigung kann man in dem Alter verstehen. Aber schön, dass sie sich über die Tiersichtungen so freuen können.
Herzliche Grüße
Sonja
Trakki.Reisen
Hallo Elli,
mich erfreut immer wieder Dein Schreibstil und die schönen Fotos. Schön wenn man so viele Tiersichtungen machen kann. Weniger schön der störende Nachbar. Ich kann verstehen, wenn dieser Krach kein Ende nimmt und Rachegelüste aufkommen. Bei so einem Verhalten hoffe ich immer das es dem Verursacher selber zu laut wird.
Sehr schön ausgedrückt und soooooo wahr.
Liebe Grüße Peter
Hallo Elli,
ein herlich entspannter Tag, ja bis zu dem Punkt als der Nachbar seinen Gen angeschmissen hat.
Ja ich kenne das Gefühl auch sehr gut wie laut Stille sein kann wenn Sie den endlich wieder da ist. Etwas wunderbares, das ich besonders am Morgen beim campen sehr gerne geniese um dabei die Morgenstimmung oder einen Sonnenaufgang zu beobachten.
Besonders toll finde ich die Bilder der kämpfenden Bisons in der Staubwolke.
Liebe Grüße
Gabi
Scout Womo-Abenteuer.de
Genieße jeden Tag, denn es könnte auch dein letzter sein
Hallo liebe Mitfahrer!
Was die Generatorenbenutzung anbelangt, sind wir uns wohl alle ziemlich einig. Uns ist es immer total unangenehm, wenn wir den Krachmacher anmachen, und sei es nur, um morgens zwei Gläser Milch in drei Minuten zu erwärmen. Da nehme ich meistens den längeren Zeitbedarf und den Abwasch des Topfes in Kauf und mache dies auf dem Herd. Unvorstellbar für uns, den Generator wegen des Fernsehprogramms laufen zu lassen.... Naja, das macht jeder so, wie er es für richtig hält. Aber es kann einem schon die Stimmung verhageln.
Ich freue mich, dass ihr mir die Treue haltet und weiterhin Spaß habt, meinen Bericht zu lesen. Vielen Dank dafür!
Eigentlich möchte ich an Weihnachten den Bericht fertig haben, denn das Fotobuch soll ja bis zum Forumtreffen auch noch gemacht sein... eieieiei, da hab ich noch was vor. Aber wenn ich mir selbst Termine setze, klappt es meist besser, geht euch das auch so?
Den Folgetag hab ich ja schon mal eingestellt, hoffentlich finde ich am Wochenende ein bisschen Zeit, weiter zu machen. Sooo viele Reisetage sind es ja (leider) nicht mehr.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de