Um halb sechs konnte ich nicht mehr schlafen, also bin ich aufgestanden, habe mir den Fotoapparat geschnappt, habe die Joshua Trees in der Nähe des Campgrounds zum Zeitpunkt des Sonnenaufgangs erkundet und ein paar Fotos dabei geschossen.
Frühstück im Hidden Valley
Wegen der Höhenlage gab es in der Nacht angenehme Temperaturen, aber schon beim Frühstück um 7 Uhr wurde es ziemlich warm. Unser erstes Ziel war der Key View. Hier konnten wir die legendäre San-Andreas-Spalte in ihrer vollen Pracht bewundern. Für mich war es ein besonderes Erlebnis, denn wie oft habe ich in Schule und Studium von der Plattentektonik gehört. Und direkt hier vor meinen Augen stießen nun pazifische und nordamerikanische Platte aufeinander und rissen dabei die Erdkruste bis an die Oberfläche auf.
Wissenswertes über die San-Andreas-Spalte. Wann kommt das Big One, das nächste große Beben?
Wir hatten Glück mit dem Wetter, denn das Tal war frei vom Smog, der häufig aus Richtung Los Angeles und dem Moreno Valley über dem Tal hängt und so war der Blick frei bis zum Salton Sea.
Blick über die San-Andreas-Spalte in Richtung Süden bis zum Salton Sea
Am Parkausgang kauften wir unseren Annual Passport für die Nationalparks, tankten noch einmal in Twentynine Palms und los gings in Richtung Parker/Arizona. Zum ersten Mal in unserem Leben befuhren wir eine solch einsame Straße und das mehr als 100 mls lang, ja jetzt waren wir Cowboys on the road. Es fegte ein heißer Wüstenwind über die Straße, so dass ich ständig gegenlenken musste.
Blick vom Key View Richtung Norden
Auf halber Strecke hatten wir einen ungeplanten Aufenthalt. Die Straße wurde auf ca. 8 km Länge neu asphaltiert. Ich war von der perfekten Organisation dieser Straßenbaustelle fasziniert. An einem Ende fräste die Fräsmaschine den alten Asphalt ab, in der Mitte der Baustelle war die Asphaltiermaschine im Gange und am anderen Ende zogen die Straßenmaler schon wieder Mittelstreifen über den frischen Asphalt. Ich nehme an, nach max. 3 Tagen ist hier alles erledigt. Überhaupt ist mir in Amerika aufgefallen, dass es ausgesprochen wenige Straßenbaustellen gibt und wenn es sie gibt, dann wird auch an jeder Baustelle mit Hochdruck gewerkelt. Es ist schon traurig, dass wir es in Deutschland als Transitland Nr. 1 in Europa verlernt haben, Straßenbaustellen effektiv zu organisieren.
Einsame Straße zwischen Twentynine Palms und Parker
Vor Parker wurden zogen dunkle Wolken auf und Arizona und der Colorado River begrüßten uns mit unserem täglichen Gewitter. Wir gingen in Parker bei Taco Bell essen und kauften im Walmart noch die Produkte ein, die wir bei unserem Ersteinkauf in Moreno Valley nicht bekommen haben. Als wir aus dem Walmart herauskamen, begrüßte uns wieder Hitze und Sonnenschein.
Im Gewitter über den Colorado River
Zwischen Parker/Arizona und der mexikanischen Grenze wird beiderseits des Colorado Rivers intensive Landwirtschaft betrieben. Z.T. kann man die runden Felder sehen, die vom Zentrum des Feldes aus mit einem langen Bewässerungsarm bewässert werden. Etliche Felder wurden aber bereits aufgegeben, da der Colorado River nicht mehr so viel Wasser hergibt. Dies kann man besonders eindrucksvoll auf Google Earth sehen. Kurz vor der mexikanischen Grenze wird noch der letzte Rest Wasser dem Colorado River entnommen, so dass nur noch ein kleines Rinnsal nach Mexiko fließt. Schon lange erreicht der Colorado River nicht mehr den Golf von Mexiko. Der versiegende Colorado River ist das traurige Ergebnis amerikanischer Siedlungs- und Wirtschaftspolitik, im ariden Südwesten über das gesunde Maß hinaus Menschen anzusiedeln, Städte wie Las Vegas aus dem Boden zu stampfen, Golfplätze anzulegen und intensive Landwirtschaft zu betreiben.
Eine Wassernixe liegt im Colorado River am Buckskin Mountain State Park
Ziel des heutigen Tages war der Buckskin Mountain State Park. Der dortige Campground ist ein wahre Oase in der Wüste. Wir freuten uns auf ein erfrischendes Bad im Colorado River, aber man kann im nur kniehohen Wasser leider nicht schwimmen. Der tiefere Bereich des Flusses ist für Motorboote und Jetskis reserviert.
Im Buckskin Mountain State Park haben wir abends das erste mal gegrillt
Der Campground war ziemlich leer. In unserer Reihe stand nur ein Big Rig, dessen Besatzung aber soviel Krach wie zwei Fußballmannschaften machte. Alle möglichen Lärmmaschinen waren an Bord, angefangen von einem Golfcart-ähnlichen Quad, ein Speedboot und ein Riesenflatscreen mit separaten Lautsprechern. Ich möchte nicht wissen, was dieses RV-Monster für Strom gezogen hat. Es liefen 3 Klimaanlagen rund um die Uhr und auch der Fernseher wurde nicht ausgeschaltet, als der gnädige Herr mit Blondine und Hund auf seinem Quad katternd seine Runden auf dem Campground drehte. Zum Glück war dann zum Sonnenuntergang Ruhe.
Ein typischer Big Rig, ein Monster von einem RV
Es gibt eine Sorte Amerikaner, von denen man sich fernhalten sollte. Es sind solche neureichen Typen zwischen 30 und 50 Jahren vom Schlage eines Robert Geissen, die in Big Rigs unterwegs sind und eine Vorliebe für lärmende Maschinen haben. Im Gegensatz dazu sind mir die amerikanischen Pensionäre in ihren Riesen-RVs eher als ruhige Zeitgenossen in Erinnerung. Aber trotzdem habe ich immer versucht, einen großen Bogen um die Big Rigs zu machen.
Abendstimmung am Colorado River kurz nach Sonnenuntergang
Da das schöne Restaurant am Ufer des Colorado leider geschlossen hatte, haben wir den Abend das erste mal gegrillt und sind nach einem Spaziergang an der Colorado-Promenade in unser gekühltes Schlafgemach gefallen. Auch die Camper in Zelten hatten mobile Klimaanlagen neben ihren Zelten stehen und pusteten kühle Luft in Schläuchen in das Zeltinnere. Unsere Klimaanlage sollte auch bis 4 Uhr morgens laufen, denn ohne Kühlung hält man es hier auch nachts nicht aus.
Der kleine, aber feine botanische Garten des Campgrounds am Ufer des Colorado River
Hier findet man viele typische Pflanzen, die in den Wüsten und Halbwüsten Arizonas wachsen
Kakteen in natürlicher Umgebung zu sehen waren natürlich ein floristischer Leckerbissen für meine Frau