Unsere erste Nacht mit laufender Klimaanlage ging zu Ende. Mich hat das laute, monotone Geräusch des Ventilators nicht so stark gestört, meine Frau hat jedoch eine unruhige Nacht mit wenig Schlaf verbracht. Um 4 Uhr war die Temperatur dann so erträglich, dass wir die Klimaanlage ausschalten konnten.
Landschaft am Parker Strip vor Lake Havasu City
Ein Seitenarm des Colorado River/Lake Havasu mit sumpfigem Gelände vor Lake Havasu City
Heute stand eine Fahretappe auf dem Programm - es sollte bis zum Grand Canyon gehen. Erster Stop war die London Bridge in Lake Havasu City. Sowohl London Bridge als auch die Häuser im viktorianischen Baustil am Lake Havasu sind zwar nett anzuschauen, aber es sieht doch letztendlich nach Retorte aus. Es ist wohl die Sehnsucht der Amerikaner, ein Stück vom Glanz europäischer Kulturgeschichte auf ihr Staatsterritorium zu holen. Das Bewusstsein der eigenen Kulturlosigkeit ist wohl ein tief liegender Komplex des weißen Amerikas.
Hof des Visitor Centers der London Bridge in Lake Havasu City
London Bridge mit kleinem Hafen und Terrassencafes
Nur so kann man sich auch die Existenz einer solchen Stadt wie Lake Havasu City erklären. Unter normalen Bedingungen würde hier kein Mensch leben wollen, es ist einfach zu heiß. Ohne billige Energie, die die Klimaanlagen Tag und Nacht füttert, wäre die Stadt nicht zu halten. In der nächsten Energiekrise wird diese Stadt wieder zu Staub zerfallen.
Die Route 66 kündigt sich an
Hier landen wir leider in einer Sackgasse - Straßensperrung nach Flash flood
Von der Interstate 95 biegen wir nach rechts ab auf die alte Route 66. Leider müssen wir nach 2 km wieder umkehren, da die Straße nach heftigen Regenfällen der letzten Tage noch gesperrt ist und die Fahrbahn geräumt werden muss. So fahren wieder weiter bis nach Needles und von dort weiter nach Oatman.
Ortseingang von Needles/California
Willkommen in der Bergarbeitersiedlung Oatman
In Oatman steigen wir aus und machen einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Oatman ist eine alte Bergbaustadt, die jetzt auf Touri gemacht ist. Vor allem die Esel sind sehr lustig anzuschauen, besonders wenn sie ihre Köpfe in haltende Autos stecken.
Was die Esel wohl wollen? Natürlich "Kamelle".
Hauptstraße in Oatman
Der Esel liegt da wie ein Kälbchen
Harley und Esel nebeneinander
Von Oatman bis nach Kingman fährt man auf z.T. schlechter Straße mit engen Kurven durchs Gebirge. Hinter jeder Kurve öffnen sich schöne Ausblicke. Auch die Vegetation in der Halbwüste mit den ganzen Arten an Kakteen ist interessant anzuschauen.
Vegetation in der Halbwüste zwischen Oatman und Kingman
Einer der Aussichtspunkte im Gebirge hinter Oatman
Landschaft zwischen Oatman und Kingman
In der Ebene vor Kingman fallen uns viele Wohnwagen bzw. Mobilheime auf, die verstreut in der Landschaft stehen. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Squatter, also illegale Landbesetzer. Neben den Behausungen sind fast immer mehrere Schrottautos zu finden. Dass hier Menschen wohnen, ist an den Briefkästen zu erkennen, die in Gruppen an der Straße stehen. Ich glaube ein deutscher Beamter der Bauaufsicht würde beide Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn er solch wilde Siedlungen sehen würde. Aber ja doch, wir sind hier in Amerika und man hat halt hier größere Freiheiten als im dicht besiedelten Europa. Dennoch stehe ich einer solchen ungeordneten Besiedlung skeptisch gegenüber. Es gibt kein fließendes Wasser, keine Abwasserentsorgung, maximal Strom konnte ich ausfindig machen, den sich die Bewohner an Überlandleitungen abgezweigt haben. Noch dazu wird ausgehend von den Wohnwagen die Landschaft vermüllt. Solche Art von Siedlungen erwartet man vielleicht in der dritten Welt, sind aber einer Supermacht unwürdig.
Die Route 66 ist überall gekennzeichnet
Tankstelle im Retro-Design
Gruppe von Briefkästen vor den wilden Squatter-Siedlungen
In Kingman fing es an zu regnen und der Regen zog sich entlang der Rouite 66 bis hinter Hackberry hin. Die Landschaft wurde grüner, statt Halbwüste kann man hier Steppe mit grünen Wiesen finden. In Seligman gingen wir ein einem Restaurant essen und verspeisten hier den besten Burger und den besten Salat unserer Reise. Was mich jedoch hier wieder unsicher machte: Wie gibt man der Kellnerin Trinkgeld? Ich habe an der Kasse bezahlt und hoffte, dass die Kassiererin das Trinkgeld an die Kellnerin weiterreicht. Nach meinem Empfinden ist Trinkgeld eine persönliche Angelegenheit zwischen Kellner und Gast und durch das Bezahlen an einer zentralen Kasse geht diese persönliche Beziehung leider verloren.
Willkommen in Kingman
Antiquarisches in Seligman an der Straße
Gegenüber dem Restaurant, wo wir in Seligman gegessen haben
Die Interstate 40 von Seligman in Richtung Flagstaff ist landschaftlich sehr schön. In Williams gings dann weiter den Highway 64 nach Norden bis zum Grand Canyon. Hier fährt man meist durch Wald, durch die Höhenlage scheint es hier mehr Niederschläge zu geben. Es war Nachmittag und es kamen uns viele Autos entgegen, die wohl von Tagesausflügen zum Grand Canyon zurückkehrten und ihre Unterkünfte in Williams aufsuchten.
Steppe bei Seligman
Wald entlang des Highway 64 zwischen Williams und Grand Canyon
Vor dem Mather Campground warteten etliche Wohnmobile auf eine freie Site. Zum Glück hatten wir vorgebucht und konnten sofort unsere Site ansteuern. Da der Burger noch unseren Magen füllte, verzichteten wir auf das Abendessen und wir zogen mit Stativ und Fotoapparat zum Rim den Sonnenuntergang fotografieren. Angekommen am Rim tat sich die gewaltige Schlucht vor uns auf. Es war schon ein überwältigendes Gefühl hier zu stehen und in Millionen Jahre Erdgeschichte zu blicken. Leider schoben sich Wolken vor die Sonne, so dass wir die Fotosession abgebrochen haben.
Blick vom Rim in den Grand Canyon
Mit einem Gefühl voller Glück und Zufriedenheit kehrten wir zum Wohnmobil zurück und freuten aus auf die morgige Wanderung hinein in den Canyon.
Hallo Torsten,
auch ein langer Fahrtag kann wirklich einiges an Abwechslung zeigen wie dieser Tag bei Euch deutlich zeigt, dazu muß man nur verstehen diese kleineren Highlights mitzunehmen.
Bin schon gespannt wie Eure Tour weiter verlaufen ist.
Liebe Grüße
Gabi
Scout Womo-Abenteuer.de
Genieße jeden Tag, denn es könnte auch dein letzter sein