Unser Tag in Big Sur beginnt mit einer Tiersichtung. Bereits vor dem Frühstück bekommen wir Besuch.
Diesmal nicht von Raccy, der wahrscheinlich noch von den süßen Marshmallows letzte Nacht träumt. Nein, es ist ein Erdhörnchen, das sich hinter unserem Wohnmobil versteckt hat, und zwar ein relativ großes. Unser Sohn holt gleich seine Kamera raus und fotografiert es.
Es ist bestimmt ein Kalifornischer Ziesel. Diese Tiere sollen die am häufigsten anzutreffenden Hörnchen in dieser Gegend sein. Wir taufen es auf den Namen Bobby, beobachten es ein wenig, dann frühstücken wir.
Heute wollen wir uns zu dem wilden Badestrand hinunterwagen, der sich in nördlicher Richtung in unmittelbarer Nähe des Campgrounds befindet. In einem Kommentar zum Kirk Creek Campground haben wir gelesen, dass man zu diesem Strandabschnitt über einen steilen Pfad gelangt, welcher an einer heiklen Stelle mit einem Seil gesichert ist. Wir müssen nur irgendwie herausfinden, wo dieser steile Pfad beginnt. Es dürfte aber nicht allzu schwierig sein.
Am späteren Nachmittag werden wir dann einen Ausflug zu einem kleinen Wasserfall unternehmen, der direkt auf den Meeresstrand fällt und der ganz in der Nähe ist. Wir wollen uns die McWay Falls anschauen. Der Highway 1 ist von hier aus seit ein paar Wochen wieder bis dorthin befahrbar.
Nachdem wir unser Morgenprogramm beendet und uns für den Tag etwas zu essen und zu trinken gemacht haben, läuft unserem kleinen Tierfotografen noch einmal Bobby über den Weg. Er ist gar nicht weit weg auf einer Wiese und lässt es sich gutgehen, wie auf den folgenden beiden kurz nacheinander entstandenen Fotos zu sehen ist.
Danach wandern wir in Richtung der Hiker/Biker Sites los, weil dies der einzig erkennbare Weg nach Norden ist. An der Infotafel zu den Hiker/Biker Sites ist ein Schild befestigt:
Schon klar, gemeint ist hier der Trampelpfad zwischen Site 9 und Site 11 zum südlich gelegenen Steinstrand. Da wollen wir aber gar nicht hin, wir wollen zu dem nördlich gelegenen Sandstrand.
Von einem Zelt-Camper werden wir gefragt, ob wir über Poison Oak Bescheid wüssten. Natürlich haben wir schon von Poison Oak gehört. Er sieht aber gleich, dass wir noch nicht so viel Kontakt mit diesem Thema hatten, und erklärt uns ausführlich das Aussehen und die Wirkung dieser Pflanze. Er rät uns dringend, trotz der großen Hitze lange Hosen anzuziehen.
Wir folgen seinem Rat. Lieber schwitzen wir etwas, als dass wir es bei diesen Temperaturen auch noch mit juckender und brennender Haut zu tun bekommen.
Wir fragen ihn anschließend noch nach dem Zugang zu dem nördlich vom Campground gelegenen wilden Strandabschnitt. Er meint, er wisse es nicht, habe aber schon davon gehört. Wir bedanken uns nochmals für den Hinweis zu Poison Oak und laufen weiter.
Nach einer anfänglichen Sucherei ist der Weg dann doch kürzer als erwartet. Die Stelle zum Hinunterklettern befindet sich sogar relativ nah am Campground.
Es handelt sich zwar offiziell nicht um einen Zugang zum Strand und es wird allgemein vor "lebensbedrohlichen Wellen und Strömungen" dort gewarnt, es steht zumindest auf zwei Schildern so geschrieben: "UNSTABLE CLIFFS, NO BEACH ACCESS" und "SURF SUBJECT TO UNEXPECTED LIFE-THREATENING WAVES & CURRENTS, CLIMBING ON ROCKS, SWIMMING & WADING UNSAFE". Der Abstieg und auch der Aufenthalt an diesem Küstenabschnitt erfolgen also auf eigene Gefahr. Ein ausdrückliches Verbot besteht jedoch nicht.
Ich begebe mich probeweise mal hinüber auf die andere Seite und teste dort das erwähnte Seil.
Okay, ganz ungefährlich ist der Abstieg natürlich nicht, aber mit vereinten Kräften sollte es für uns alle funktionieren.
Nach einer kleinen Kletterpartie, bei der wir noch auf eine zweite mit einem Seil gesicherte Stelle stoßen, erreichen wir schließlich den Strand.
Hier ist es richtig urig, ganz nach unserem Geschmack. Und es geht schön flach rein, super!
Im Vergleich zum Francis Beach sind wir vor allem vollkommen alleine am Strand. Nur ein paar Kormorane sitzen auf den Felsen und trocknen ihr Gefieder.
Die Tide meint es gut mit uns, bis zum Hochwasser ist es noch lange hin. Ordentliche Wellen gibt es trotzdem schon. Unserem Badevergnügen am Pazifik steht nichts im Wege.
Diesmal komme auch ich zu einem Bad im Pazifik.
Das Wasser ist angenehm frisch. In der Luft sind es hingegen unglaubliche 33 °C, im Schatten gemessen!
Wir vertreiben uns die Zeit mit Ballspielen, Baden, Lesen und natürlich mit Kleckerburgen-Bauen. Der feine dunkle Sand gibt hierfür eine erstklassige "Matschepampe" ab.
Irgendwann brechen wir wieder in Richtung Campground auf, um zu dem kleinen Wasserfall zu fahren.
Wir werfen noch einen letzten Blick zurück, schön war es hier.
Auf der gegenüberliegenden Seite, direkt vor unserem dicken Baum, können wir unser Wohnmobil erkennen.
Nach der Ankunft an unserer Site geht es auch gleich weiter. Wir fahren die 17 Meilen in Richtung Norden zu den McWay Falls.
Gleich das Allererste, was wir sehen, ist die Baustelle bei Paul's Slide. Es ist einer der vielen Bereiche von Big Sur, an denen im letzten Winter die Straße weggebrochen ist. Ich habe die Bilder vom Februar noch im Kopf. Es schien mir damals schwer vorstellbar, wie dieser Straßenabschnitt innerhalb weniger Monate wieder repariert werden soll, bei weiterhin aktivem Slide.
Eine der beiden provisorisch befestigten Spuren ist zur Zeit freigegeben. Die Verkehrsregelung erfolgt von Hand, per Sprechfunk. Rechts neben uns scheint der Berg tatsächlich immer noch zu rutschen.
Es sieht nicht so aus, als wenn die Straße hier so bald wieder vollständig hergestellt sein wird.
Bei der Großbaustelle im Süden, am Mud Creek, wo es den mit Abstand größten Erdrutsch gab, werden die Reparaturarbeiten wohl noch weit ins nächste Jahr hinein andauern. Einen ähnlich großen Erdrutsch an der kalifornischen Küste gab es nur im Jahr 1983, genau nördlich des Julia Pfeiffer Burns State Park, zu dem die McWay Falls gehören. Damals war der Highway 1 für ein gesamtes Jahr gesperrt gewesen.
Aufgrund der aktuellen Straßensperrung sind kaum andere Fahrzeuge unterwegs, und dies obwohl gerade Labour-Day-Wochenende ist. Wir können die Strecke daher ganz in Ruhe fahren und die Aussicht genießen.
An der Einfahrt zum Julia Pfeiffer Burns State Park wenden wir und parken dann an der Westseite der Straße, ungefähr auf Höhe der McWay Falls.
Schon auf dem Fußweg zum Aussichtspunkt sind wir von der malerischen Kulisse fasziniert. Es sieht wirklich wie ein kleines Paradies aus. Die baumbewachsene felsige Bucht mit dem beinahe statisch wirkenden feinen Wasserstrahl, der auf den aquarellhaft gezeichneten Sandstrand am türkisblauen Meer fällt, dessen ruhige Brandung sanft den pastellbraunen Sand benetzt – einfach märchenhaft.
Den schönsten Blick auf dieses kleine Paradies haben wir natürlich vom Aussichtspunkt. Ein Traum!
Hier hat sogar mal ein Haus gestanden – das "Waterfall House". Mit direktem Blick auf die McWay Falls. Muss das romantisch gewesen sein, hier zu wohnen!
Der Wasserfall ergoss sich damals noch direkt in den Pazifik. Erst nach dem großen Erdrutsch im Jahr 1983 ist der Sandstrand entstanden.
Auch die Aussicht nach Nordwesten ist schön. Von der Terrasse des Hauses aus konnte man im Sommer hier jeden Tag die Sonne im Pazifik versinken sehen.
Es ist Abend geworden. So langsam stellt sich bei uns der Hunger ein, wir machen uns auf den Heimweg. Zum Abschluss unseres Aufenthalts in Big Sur soll es heute zum Abendessen gegrillten Lachs auf Reis mit Brokkoli geben, wir freuen uns schon alle darauf.
Auf der Rückfahrt zu unserer Campsite sehen wir dann dieses Himmelsschauspiel über dem Pazifik.
Es sind zwei riesengroße Luftwirbel. Steht uns ein Wetterumschwung bevor?
Wir passieren wieder die Baustelle bei Paul's Slide.
Bis zum Campground ist es nicht mehr weit.
Als wir unsere Site erreichen, trifft uns fast der Schlag. Was ist denn hier los?
Unsere Campsite hat inzwischen neue Bewohner bekommen. Sie haben schon ihr Zelt aufgebaut und ihre Sachen auf dem Tisch ausgebreitet.
Schon komisch, der Host hat uns doch gestern persönlich begrüßt und uns für zwei Nächte registriert. Das Kärtchen mit unserem Namen und den Reservierungsdaten hängt sogar noch gut sichtbar am Pfosten vor unserer Site!
Unser Großer lässt sich davon nicht beirren und macht erst mal noch ein Foto von dem tollen Abendhimmel und den zwei großen Luftwirbeln,
während meine Frau und ich Kontakt zu den neuen Bewohnern unserer Campsite aufnehmen.
Wir erfahren, dass der Host nach unserem Aufbruch zu den McWay Falls zwei Leuten, die ohne Reservierung angereist sind, einfach unsere Site gegeben hat. Er habe sie allerdings gewarnt, dass sie die Site wieder räumen müssten, falls wir zurückkommen sollten, er würde dann irgendeine Alternative für sie finden. Sie bauen freiwillig schon mal ihr Zelt wieder ab.
Wir sagen, dass sie sich mit dem Zeltabbau ruhig Zeit lassen können. Sie sollen nur ihr Auto ein Stück zur Seite fahren, damit wir nicht die Campground-Straße blockieren müssen und unser Wohnmobil wieder auf unsere Site stellen können, um unser Essen vorzubereiten.
Ich gehe kurz rüber zum Host, der sich mehrfach bei uns entschuldigt und meint, es wäre eben "crazy Labour Day weekend".
Die schnelle und einfache Lösung ist: Die beiden Leute dürfen ihr Zelt jetzt auf der Wiese an der Host Site aufstellen, dort sei sowieso eine größere Party im Gange. Der ganze Umzug dauert nur eine knappe halbe Stunde, zum Schluss packe auch ich mit an. Ende gut, alles gut.
Nach diesem aufregenden Zwischenspiel geht alles doppelt so flink von der Hand. Der Gasgrill ist schon für den Lachs aufgestellt, das Lagerfeuer ist entzündet, die Beleuchtung passt. Das Essen schmeckt fantastisch.
Wir lassen den Abend heute mal richtig lang werden.
Schade, dass wir diesen schönen Ort morgen schon wieder verlassen müssen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt hierherzukommen, trotz des gesperrten Highway 1.
Morgen werden wir noch ein weiteres Mal auf einem Campground an der Pazifikküste übernachten, was immerhin ein kleiner Trost für uns ist.
Hallo Alex,
Wie schön, dass du mir diese herrliche Erinnerung an meinen Erstkontakt mit dem Mcway Waterfall erinnerst. Als ich 2005 unsere erste Reise nach der langen Pause für die Westküste plante, gab es dieses Forum noch nicht und hatte nur ein Kalenderbild in meinem Kopf abgespeichert mit dem Titel, "Wasserfall Big Sur". Und ich wollte unbedingt dorthin!
Zum Glück gab es die Bilder Suche bei Google schon, dass ich bald den Namen hatte, aber immer noch nicht die Lokalisation. Es brauchte Stunden der Recherche in diesen alten Zeiten und ich war sogar von stolz, als ich es genauer lokalisieren konnte .... und dann auch die richtige Haltebucht fand. Und mein Wow-gefühl war so maximal wie eures und ich finde meine Bilder immer noch schön, obwohl die herrliche sonnige Beleuchtung wie diesmal bei euch fehlte.
Danke für diese sehr schöne Erinnerung!
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hi Alex,
so warm am Pazifik, toll - für Wärmeliebende wie mich!! Aber das Wasser war sicher kalt? Ich bin vor vielen Jahren mit meinen Eltern die Strecke gefahren, damals war es deutlich weniger warm und vor allem total neblig...
Und eure Traumsite mußtet ihr "zurückerobern, aber ist ja alles gut gegangen.
LG Inga
Hi Alex,
erneut tolle Bilder von einer wunderschönen Ecke. Den Sandstrand am CG werde ich mir merken, falls wir mal wieder in der Ecke sein sollten. Auch bei uns gab es abends einen sensationellen Sonnenuntergang, nur ohne Eure Wetterphänomene!
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Bernhard,
die McWay Falls hatten auch uns schon in der Planungsphase unserer Reise schnell in den Bann gezogen gehabt.
Wie aufwendig doch so eine Routenplanung damals gewesen sein muss! Das kann man sich heute kaum noch vorstellen.
Ich glaube sogar, dass inzwischen nicht nur das Planen von Fotostopps und von hierfür geeigneten möglichen Haltebuchten, sondern auch das Abschätzen realistischer Fahrzeiten deutlich einfacher geworden sein dürften. Im Zusammenhang mit der steigenden Zahl reservierbarer Campgrounds eröffnen sich einem heute sicherlich ganz andere Freiräume und Möglichkeiten bei der Routenplanung, das war ja schon bei uns, 2017, so der Fall gewesen.
Hallo Inga,
zu deiner Frage,
Für den Pazifik war das Wasser verhältnismäßig warm, direkt am Strand waren es 18 °C. Es kam uns allerdings kühler vor, weil die Luft so unglaublich warm war. Es war eine regelrechte Hitzewelle gewesen, die über Kalifornien rollte.
Das mit der 'besetzten' Campsite haben wir so noch nie erlebt und ich denke mal, dass es auch normalerweise nicht passiert. Die Leute wussten ja auch bereits Bescheid, dass sie unsere Site eventuell wieder räumen müssen. Eine Erfahrung war es dennoch für uns gewesen.
Hallo Mike,
Danke. Der wilde Sandstrand war ein tolles Erlebnis. Der Besuch erfolgt natürlich immer auf eigene Gefahr.
Viele Grüße
Alex
I love not man the less, but nature more
Reisebericht "The Big Circle" (LAX-LAX)