Mittwoch, 14.08.2013:
Au weia, heute müssen wir ganz früh raus!
Es gibt nur ein schnelles Frühstück mit süßen Teilchen und Tee.
Bereits um 6:30h sitzen wir im Shuttle, das uns zur Haltestelle „The Grotto“, dem Trailhead zu Angels Landing bringt. Auf dem Weg dorthin sehen wir in der Morgendämmerung viele Rehe und Truthähne. Die Busfahrerin hält einige Male an und macht uns darauf aufmerksam.
Zunächst laufen wir über einen gut befestigten, z.T betonierten Weg. Schon wenige Meter nach dem Start fängt Jeremie an zu murren. Blöder Weg, wann kann ich endlich klettern? Na, das kann ja heiter werden, wir sind noch keine zwanzig Minuten unterwegs.
Dann wird es ein bisschen spannender, als wir die steilen Switchbacks erreichen. Aber da ist der Sohn dann müde und „kann nicht mehr“. Natürlich läuft er trotzdem weiter, er muss halt mal seinen Unmut los werden.
Endlich erreichen wir den refrigerator canyon, und der asphaltierte Weg ist von Sand bedeckt. Juchu, der Zwerg lässt sich reinlegen und findet den Weg jetzt schon viel toller! Aber immer wieder die Frage, wann es denn jetzt „richtig losgeht“.
Tatsächlich ist der Weg bis zum Scout Lookout, den wir nach einer guten Stunde erreichen, sehr gut befestigt und zwar steil, aber sehr einfach zu gehen.
Wir machen eine kurze Vesperpause in der Sonne. Der Aufstieg war größtenteils im Schatten und da war es teilweise schon ein bisschen frisch. Aber hier oben in der Sonne trennen wir uns schnell von unseren Langarmshirts.
Wir nehmen die Warnungen, die im Vorfeld an uns herangetragen wurden, sehr ernst und schauen uns zunächst mal ganz genau um. Ja, das letzte Stück ist teilweise sehr steil, und ja, es geht zu beiden Seiten mächtig abwärts. Der Weg ist aber fast durchgängig mit Ketten gesichert und doch breit genug, dass wir entscheiden, ja, es ist machbar für unseren Kleinen.
Und dann, endlich, bekommt Jeremie den Klettergurt an und darf das machen, worauf er schon seit geraumer Zeit wartet: Klettern!
Wir machen uns auf, die letzten steilen und ausgesetzten Meter über den Kamm zu erklimmen. Eine gute Trittsicherheit ist absolut unabdingbar.
Von Jonas sehen wir nicht viel, er macht sich aus dem Staub, bevor wir ihn "ausbremsen".
Jeremie ist hochmotiviert und legt ein ganz gutes Tempo vor.
Hin und wieder machen wir ein kleines Päuschen, um andere Leute überholen zu lassen. Die Frequenz hält sich aber in Grenzen.
Vor allem für den Kleinen ist es wegen kürzerer Arme und Beine viel Kletterei, aber er ist begeistert und wir kommen gut voran.
Die letzten Meter des Aufstiegs... yeahhh!
Gut zwei Stunden, nachdem wir beim Trailhead „The Grotto“ losmarschiert sind, erreichen wir unser Ziel. Das ist schon was ganz Besonderes, dort oben zu stehen!
Ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass der Rückweg Jeremie Probleme bereiten könnte. Ist schon ziemlich steil, und bergab sieht es nochmal anders aus als bergauf... Aber das behalte ich mal für mich. Wir werden sehen.
Mittlerweile ist schon ganz ordentlich was los hier oben und es wird immer voller. Wir bleiben trotzdem noch eine Weile da, essen was, beobachten die Leute und fotografieren.
Eine größere Gruppe von jungen Erwachsenen macht sich an den Abstieg. Ein junger Mann scheint schweißgebadet und die blanke Angst steht ihm ins Gesicht geschrieben. Hut ab, wenn man mit Höhenangst eine solche Tour macht. Für manche ist das sicher eine Chance, die Höhenangst zu überwinden.
Gegen 10:45h steigen wir wieder ab. Jetzt gibt es viel Gegenverkehr, und auch hinter uns sind immer wieder schnellere Läufer unterwegs. Jeremie hat keine Angst beim Abstieg und läuft ganz normal, aber vorsichtig und braucht halt ein bisschen länger. Wo es möglich ist, machen wir einen Stopp, um andere überholen oder den Gegenverkehr vorbei zu lassen.
Nachdem wir den Scout Lookout passiert haben, beginnt nun wieder der „langweilige“ Teil des Weges und der gnädige Herr wird wieder ein bisschen mürrisch. Aber klar, er ist auch geschafft, der Trail ist schließlich kein Pappenstiel!
Bei den Switchbacks im unteren Teil darf er eine Weile auf Roberts Schultern sitzen (au weia, knapp 25kg, für mich wär das nichts...) und sich tragen lassen.
Massenweise strömen die Touristen in der größten Mittagshitze nun nach oben. Nee, das würde ich mir wahrlich nicht antun. Da gibt es schönere Alternativen hier im Zion.
Als wir die Haltestelle „The Grotto“ kurz nach 12 Uhr erreichen, sind wir alle ziemlich erledigt. Auf dem Rückweg zum Visitor Center schlafen wir im Bus fast ein...
Zurück am Campground dürfen die Wanderschuhe erst mal ordentlich ausdampfen...
Nachmittags ist Jeremie wieder nur am oder im Wasser. Dass das Wasser ziemlich kalt ist, ist ihm egal. Von Müdigkeit oder Erschöpfung keine Spur. Er spielt ewig lange mit den Kindern von Babs, die fast genau neben uns campen.
Jonas legt sich in den Alkoven und schläft wie ein Toter. Wir müssen ihn irgendwann wecken.
Rainer (Petzoldt) und Familie kommt an, sie haben die site direkt neben unserer. Wir begrüßen uns kurz und verabreden uns für heute Abend auf unserem Platz. Rainer ist mit seiner Familie schon ein paar Wochen unterwegs und hat sicher viel zu erzählen.
Zum Abendessen wünschen sich die Kinder burritos. Ich mache die Fleischsoße, Robert zaubert noch leckere Guacamole dazu. Wir füllen die burritos mit Fleisch, Käse, Salatstreifen, Sauerrahm und, wer will, jalapeños. Immer wieder gut und mit wenig Aufwand (und wenig Spülgeschirr!) gemacht!
Später sitzen Rainer und Familie, Babs mit Mann, Robert, Jonas und ich (Jeremie und die Kinder von Babs schlafen schon) zusammen und haben ein richtig schönes Miniforumtreffen. Dank der tollen Reiseübersicht hier im Forum haben wir schon im Vorfeld schauen können, ob es irgendwelche Übereinstimmungen mit anderen Foris auf der Reise geben wird.
Heute wird es später, es ist aber auch zu schön hier!
Hallo Elli,
ja, das war ein schöner gemütlicher Abend. Schade das man so etwas nich öfter machen kann, aber dann wäre es ja nichts besonderes mehr.
Vielen Dank für Deinen Bericht und die schönen Fotos, und ein großes Lob an Jeremie, eine tolle Leistung die er da vollbracht hat. Wir haben uns das ja nicht getraut, aber wir waren am nächsten Tag auf dem Observation Point, da geht es noch mehr hoch, aber vor allem auch runter, aber immer nur auf einer Seite, das war machbar für uns.
Gruß
Rainer
Hi Elli,
das ist ein schöner Bericht vor eurer Tour zu Angels Landing. Meinen Respekt dem jungen Mann ! -- und euch, dass ihr ihm das zugetraut habt !
Und alles schön fotografisch dokumentiert !
Grüße
Bernhard
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hallo Elli,
das hat euer Kleiner aber ganz toll gemacht! Da sieht man mal wieder, man muss den Kindern auch mal was zutrauen, und er war ja gut gesichert.
Zum Glück sind in unserer Familie alle absolut schwindelfrei. Ich habe den Trail in 2011 auch nicht als zu schwierig empfunden, hab mir im Vorfeld aufgrund der Schilderungen viel zu viele Sorgen gemacht. Die Nacht davor hab ich nicht nur aufgrund des Jetlags schlecht geschlafen...Und in 2012 wollten wir dann gemeinsam mit unserem Sohn noch mal hoch, da war der Trail gesperrt, darüber ist unser Sohn heute noch sauer!
Liebe Grüße
Susanne
Liebe Grüße
Susanne
Scout Womo-Abenteuer.de
Reiseberichte
Liebe Elli!
Traumfotos, wirklich, dank dir hab ich auch zu sehen bekommen, wie's ganz oben vorne ist am Angel's Landing. Einmalig!
LG, Binchen
warte nicht, bis du Zeit hast...
Hallo Elli,
wunderbar, so ein schöner Bericht mit ganz tollen Fotos!
Bei Euch war der Virgin River richtig klar, als wir raufspaziert sind war zuvor ein Gewitter und der Fluß zog sich wie Kakao durch das Tal.
Ganz besonders gefällt mir Dein Wanderschuhbild :) - Liebe zum Detail!
Ich freu mich drauf weiter zu lesen!
Lg,
Kathi
Herzliche Grüße
Kathi H.
"Life begins at the end of your comfort zone"
-Neale Donald Walsch-
Hallo Elli,
da wir im letzten Jahr vor der gleichen Herausforderung standen kann ich sagen Dein Bericht mit den schönen Doku-Fotos ist sehr informativ.
Wir hatten den esrten Bus genommen und staunten auch über die Unvernunft der "Badeschlappenkraxsler"
Respekt gilt der ganzen Familie und besonders Eurem Jüngsten. Die "langweiligen Wege" haben unsere Kinder früher auch nicht geschätzt.
Liebe Grüße Peter
Hallo Elli,
Hut ab vor Jeremie, der das wirklich toll gemeistert hat. Ich habe Höhenangst, deshalb konnten wir den letzten Teil nicht gehen. Und wenn ich die tollen Bilder sehe, ach... . Aber was nicht geht, geht halt nicht.
Ja, und abends dann so schön zusammensitzen - das ist Urlaub
Bleibt gesund
Nina
Unsere neue Homepage: Unterwegs mit Nina und Hansi
Hallo an alle, die hier so dolle meinen kleinen Kerl loben!
Gestern hab ich ihm erzählt, dass ihr alle seine Leistung lobt, da hat er gefragt: "Warum?" Na, weil du da so toll hoch gelaufen bist! "Ach so."
Scheint für ihn ganz selbstverständlich gewesen zu sein, diese tolle Tour mitzumachen.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Guten Morgen Elli,
ich kann nur jeden bewundern, der diesen letzten Aufstieg schafft. Wir waren Anfang September oben. Leider musste ich nach den ersten Ketten (wo der Weg schräg an der Wand entlang geht) kapitulieren. Ich hatte ein ganz komisches Gefühl und fühlte mich nicht mehr wohl. Natürlich war ich total enttäuscht, meine Jungs haben mich aber getröstet und schöne Fotos gemacht. Sie erzählten auch, dass teilweise Leute hoch sind die sich an den Vodermann geklammert haben und eindeutig Angst hatten. Da war ich froh, dass ich doch so vernünftig war und akzeptiert habe,dass es nicht geht. Ich musste ja noch den Teil, den ich schon geklettert bin runter und bei viel Gegenverkehr war das auch schon eine Herausforderung für mich. Also große Hochachtung vor deinem Sohn.
Lg Christine
Hallo Christine,
in meinem obigen Posting lässt sich ganz gut herauslesen, dass es für unseren Zwerg keine bewusste Herausforderung war. Er hat einfach das gemacht, was er sehr gerne macht: Klettern!
Ich glaube, es ist einfach wichtig, dass man in so einem Fall nur das macht, wobei man sich gut fühlt. Egal, was alle anderen sagen.
Wenn du für dich kein gutes Gefühl hattest, war es genau die richtige Entscheidung, umzukehren!
Und was die Aussicht anbelangt: Beim nächsten Besuch im Zion NP machst du einfach den Trail zum Observation Point! Den kenne ich zwar auch noch nicht, habe aber mehrfach gelesen, dass die Aussicht der von Angels Landing in nichts nachsteht. Man schaut sogar noch auf den "Landeplatz der Engel" herunter.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Elli,
Hut ab vor dieser Leistung. Wir haben den Aufstieg im letzten Jahr nicht geschafft. (Sind aber auch schon 66)
Liebe Grüße
Werner
Eine Reise gleicht einem Spiel. Es ist immer etwas Gewinn und Verlust dabei - meist von der unerwarteten Seite.“ (Goethe)
Liebe Elli
Ich bin nun auch bei deinem RB gelandet - ganz toll, herzlichen Dank.
Vermute ich richtig, dass ihr Seil und Glettergurt für den Zwerg aus D mitgenommen habt? Unser Dan ist zwar im Sommer fünf vor 10
, aber ein Zappler, und sollten wir es auf Angels Landing abgesehen haben, wäre es mir mit einem angeseilten Dan bedeutend wohler!
Liebe Grüsse Esther
Liebe Elli,
auch von mir ein großes Dankeschön für deinen tollen Reisebericht.
wir planen für 2015 und meine Familie ist jetzt schon wild entschlossen, den Angels Landing zu laufen, da recht klettererfahren sollte das kein Problem sein.
Nur ich habe leichte Höhenangst und bin mir da nicht ganz so sicher. Gibt es denn während des oberen Teil des trails gute Punkte, wo man notfalls abbrechen und bis zur Rückkehr der anderen warten kann ohne allen anderen Wanderern im Weg rumzustehen? Ich würde es zumindest gern versuchen, aber so wie du es beschreibst, muss man sich bei "Gegenverkehr" schon ziemlich aneinander vorbeischlängeln, oder?
Liebe Grüße,
Anne
Hi Esther,
ja, den Klettergurt und den langen Docht für Jeremie haben wir aus Deutschland mitgebracht.
Auch mit zehn Jahren würde ich mein Kind keinesfalls ohne Sicherung dort hoch laufen lassen. Und wenn es, wie du sagst, ein Zappler ist, schon gar nicht. Nicht, weil man es ihnen nicht zutrauen kann, aber weil eine Unachtsamkeit schon üble Folgen haben kann. Gilt übrigens auch für uns Großen. Man muss schon darauf achten, wohin man tritt.
Unsere Kinder sind beide von der eher vorsichtigen Sorte, die nicht unüberlegt irgendwo entlangrennen. Da kenne ich aber auch ganz andere....
Hallo Anne,
im oberen Bereich des Trails, also oberhalb des Scout Lookout, wo der ausgesetzte Teil des Trails beginnt, gibt es keinen größeren oder bequemen Platz, um sich hinzusetzen und auf die anderen zu warten. Richtig Platz hast du nur am Scout Lookout. Bis dorthin müsstest du im Falle eines Abbruchs zurückgehen.
Es ist für mich wirklich schwierig, mir vorzustellen, welche Ängste das sind, wenn man Probleme mit der Höhe hat. Ich habe aber schon ein paar Wanderer gesehen, denen die nackte Angst im Gesicht stand und die schweißgebadet schienen. Also ein Spaß scheint das ganz und gar nicht zu sein. Da muss es schon wohlüberlegt sein, wie weit man geht.
Du darfst auch nicht vergessen, dass du alles, was du raufgehst auch wieder runter musst, und das kann schon problematisch sein, da du dann immer den Blick in die Tiefe hast.
Es gibt ja auch noch viel mehr Trails im Zion NP, die wirklich schön sind. Selbst haben wir in 2011 noch den Hidden Canyon Trail gemacht, der uns auch sehr gut gefallen hat. Der Emerald Pools Trail war im Sommer jetzt nicht so der Renner, da die Pools kaum Wasser hatten und auch die Wasserfälle eher nur Rinnsale waren.
Viele schwärmen vom Trail zum Observation Point, den ich auch noch auf meiner Must-do-Liste habe .
Der Angels Landing Trail ist schon ziemlich frequentiert, im Vergleich dazu fühlten wir uns auf dem Hidden Canyon Trail fast einsam...
@Esther und Anne: freut mich sehr, wenn euch mein Bericht gefällt und inspiriert .
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Vielen herzlichen Dank, liebe Elli, für die prompte Antwort.
Dann geniesse ich nun Tag 06
Liebe Grüsse
Esther