Tag 06, Fr 06.SEP: Grand Canyon, Wanderung entlang des South Kaibab Trails

Auf dem Mather Campground gibt es überall Hinweise, dass man draußen nichts stehen lassen soll, wie z.B. Müll oder Lebensmittel. Sonst werden Hirsche, Rehe und Raben angelockt, die den Campground im besten Fall vermüllen oder an Plastik und dergleichen im schlechtesten Fall verenden. Was passiert, wenn man diese Hinweise nicht beachtet, konnte man an unserer benachbarten Site sehen. Die Camper sind morgens früh zum Duschen gegangen, haben aber Essbares auf dem Tisch stehen gelassen. Die Raben haben das natürlich sofort erspäht und innerhalb weniger Minuten haben sie alles auseinander gerissen und einen Tisch voll Müll hinterlassen.

Die Raben bereiten sich auf den Angriff vor

Die Raben in Aktion

Eine feste Grundlage für die Wanderung schaffen

Heute sollte es den South Kaibab Trail hinab in den Grand Canyon gehen. Wir fuhren zum Visitor Center und nahmen von dort den Bus zum Trailhead. In unseren Rucksäcken befanden sich insgesamt 7 Liter Wasser und hinab ging's in den Canyon. Wir waren erstaunt, dass uns schon relativ frühzeitig Wanderer entgegen gekommen sind. Es war auch eine Gruppe von Amish People in ihrer traditionellen Kleidung dabei. Insbesondere für die Frauen in ihren langen schweren Röcken und mit ihren schwarzen Hauben muss der Aufstieg doch eine Qual sein. Mit einem Pärchen habe ich mich etwas unterhalten, sie sprachen sogar einen für mich nur sehr schwer verständlichen deutschen Dialekt. Sie kamen aus Kansas und erklärten mir, dass es Amische nicht nur in Pensylvania gibt, sondern auch westlich der Apalachen, um die Großen Seen und im Mittleren Westen. Gern hätte ich ein Foto mit ihnen gemeinsam gemacht, aber ich habe mich nicht getraut zu fragen.

Hier soll's also lang gehen

Die ersten Schritte hinein in den Canyon

Beim Abstieg hatten wir noch schattige Abschnitte

Die Serpentinen hinunter

Es soll doch nicht etwas bis ganz da runter gehen?

Für mich war es sehr bewegend mit jedem Meter weiter hinein in die Schlucht, durch Jahrmillionen an Erdgeschichte zu wandern. Die einzelnen Sedimentformationen schillerten in den unterschiedlichsten Farben. Um einen bleibenden Eindruck von der faszinierenden Schönheit des Canyons zu erhalten, ist es für mich wichtig, dass man ihn in den Knochen spürt. D.h. nur durch eine Wanderung in den Canyon hinein erschließen sich einem die gewaltigen Dimensionen dieses Naturwunders.

Die Sedimente schillern in verschiedenen Farben

Der OOH-AAH-Point: Die erste Etappe ist geschafft

Auch ein Squirrel ist fasziniert vom Blick in den Canyon

Wir sind noch eine gewisse Strecke bis unterhalb der Cedar Ridge gewandert, dann sind wir umgekehrt und wieder in Richtung Rim hinaufgestiegen. Jetzt hatten wir nur noch pralle Sonne. Es ist auch ungewohnt den Rückweg hinauf zu klettern, dessen sollte man sich beim Abstieg auch immer bewusst sein.

Auf Wanderungen trifft man überproportional viele Deutsche. Wir scheinen ein wanderlustiges Völkchen zu sein. Als wir fast oben am Rim angekommen sind, kam uns eine Gruppe von jungen Chinesen/Japanern entgegen. Alle in professioneller Outdoorbekleidung und mit Stativ und teurer Fotoausrüstung. Sie gingen ca. 200m hinein in den Canyon, bauten dort ihre Stative auf, fotografierten sich gegenseitig, als ob sie in den Canyon hineinwanderten, kletterten wieder nach oben, stiegen in ihre Autos und fuhren davon. Ob sie zu Hause beim Fotoabend den Anwesenden nicht ein paar Lügengeschichten auftischen?

Bis hierher sind wir gegangen

Kurze Rast beim Aufstieg an der Cedar Ridge

Geschafft!!

Kurz vor Mittag nach 4 1/2-stündiger Wanderung kamen wir wieder am Rim an. Von den 7 Litern Wasser haben wir nur 2 1/2 Liter benötigt. Der Canyon steckte nun wirklich in unseren untrainierten Knochen und wir fuhren tief beeindruckt von unserem Erlebten mit dem Bus zurück zum Visitor Center.

Im Grand Canyon Village haben wir gut und günstig Mittag in einem Self Service Restaurant gegessen. Hier war sehr auffällig, dass sehr betagte Pensionäre (schätzungsweise um die 80 Jahre) an der Kasse saßen und die Tische abräumten. Ich sagte zu meiner Frau, dass unsere Generation das gleiche Schicksal in Deutschland erwarten wird, nachdem der Euro zur Hölle gefahren ist und unsere Politiker unseren einstigen Wohlstand in Europa und sonstwo in der Welt verschleudert haben.

Entlang des Rims in Richtung Desert View gibt es viele Viewpoints

Regenschauer ziehen am frühen Nachmittag durch den Canyon

Am Desert View ist der Blick frei bis hinunter zum Colorado River

Watchtower am Desert View

Später Nachmittag am Desert View

Weiter ging's am Rim entlang in Richtung Desert View. Unterwegs trafen wir, wie die vergangenen Tage auch, auf unseren nachmittäglichen Regenschauer. Gegen 15 Uhr kamen wir am Desert View Campground an, der uns sofort viel besser gefiel als der Mather Campground. Man muss aber rechtzeitig hier sein, denn schon um 17 Uhr waren alle Sites belegt.

Unsere Site auf dem Desert View Campground

Der Grillmeister kämpft mit Fleisch, Würsten und Kartoffeln

Wir gingen noch einmal zum Desert View Watchtower und setzten uns dann eine Weile ans Rim und ließen den Canyon auf uns wirken. Danach wurde der Grill bestückt und wir konnten noch einen fantastischen Sternenhimmel erleben.

Rückblickend betrachtet hat der Grand Canyon von allen Nationalparks den tiefsten Eindruck in mir hinterlassen. Seine gewaltigen Dimensionen,der Blick in das Buch der Erdgeschichte und die Wanderung durch die Erdzeitalter waren bewegende Erlebnisse.