Wir verlassen jetzt den Yellowstone. Toller Park, aber wir freuen uns auch, die Mainstream-Touri-Pfade wieder zu verlassen.
Natürlich ist Gardiner auch ein Ort, der vom Yellowstone lebt.
Wir machen auch erstmal einen Infrastrukturstop, wir brauchen wifi um Lebenszeichen nach Hause zu schicken und müssen einkaufen. Und dann fahren wir erstmal einfach los, um den NP-Trubel hinter uns zu lassen.
Hier im Paradise Valley fühlt man sich auch gleich wieder Montana-mäßig entspannt. Wir finden einen schönen Platz für die Nacht bei der kostenlosen Carbella Recreation Area direkt am Yellowstone River, und, naja…sind ein bisschen planlos. Wir sind unserem Zeitplan jetzt einen Tag voraus, und durch den weggelassenen Beartooth Hwy fehlt jetzt auch irgendwie ein Abenteuerbaustein- also beschließen wir, am nächsten Tag einer Empfehlung aus unserem Reiseführer zu folgen, und noch ein bisschen tiefer ins Paradise Valley vorzudringen...da soll dieser sehr schöne Tom-Miner-Campground sein, 11 mi Gravelroad, okay, und dann soll es sogar einen coolen Petrified Forest Hike geben…ich sag es gleich, ein bisschen eine Wahnsinnsidee, und nachdem wir es gemacht haben, habe ich auch das Gefühl, dass der Lonely Planet-Reiseführerautor mit großer Wahrscheinlichkeit nie selbst dort war.
Aber wir.
Wir fahren also los und stellen schon eine halbe Meile später fest, dass die Brücke, über die wir fahren wollten, nicht mehr existiert. Blöd, aber kompensierbar, nur dass jetzt noch vier Meilen Gravelroad mehr dazu kommen. Zu unserer gemeinsamen Stimmungshebung wird beschlossen, dass ich fahre. Ich hab wenig Stress mit Gravel, aber viel Stress mit Automatikschaltungen, deshalb fahr ich normalerweise nicht in Amerika, da ist so eine Gravelstrecke ja gutes Training. Und so schlimm war die Gravelroad eigentlich auch nicht, nur wirklich lang, und dass das Wetter total abstürzt, ist natürlich auch schade. Das dritte Bild ist übrigens die Carbella Rec Area von der anderen Uferseite aus.
Wir fahren bergauf durch immer wilderes Ranchgebiet, grüßen ein paar arbeitende Cowboys, sehen anders als im Yellowstone endlich auch normal reagierende Rehe mit normalen Fluchtinstinkten und fahren und fahren in totaler Einsamkeit.
Endlich erreichen wir ein Anschlagsbrett, das uns zumindest zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Auf dem Brett steht aber vor allem nur eine deutliche Warnung vor Wilderern und die Bitte, sie zu melden, wenn man sie sieht. Und dann erreichen wir den Campground, der toll ist, und wir sind ganz allein auf dem Campground, alle Stellplätze sind leer. Am Trailhead beim CG steht noch ein Auto, aber das fährt bald wieder weg.
Und wir richten uns ein und wir bleiben allein…schließlich kommt ein Rangerfahrzeug, der Ranger spricht sehr ernst mit uns, das hier ist Grizzlygebiet und er fragt, ob wir Bearspray haben -und in dem Moment hatten sich die 50 Dollar für das Bearspray zum ersten Mal gelohnt, yes, Sir!- und er weist uns an, es immer bei uns zu haben, wenn wir den Camper verlassen, auch auf dem Campground. Whoa. Okay. Die Ranger fahren weg und wir sind wieder allein. Na gut, wir machen uns erstmal auf, diesen Hike zu suchen. Leider meint Petrified Forest hier nicht das gleiche, wie das, was man als eifrige Forumsleserin damit assoziiert. Hier sind nur so Steinknubbel, in denen Baumreste auszumachen sein sollen, und naja, wir sind da vielleicht geologisch nicht versiert genug, wir können da überhaupt nichts sicher erkennen. Der Weg ist eigentlich als Trail gar nicht so richtig angelegt, und die Interpretive-Elemente sind nur zwei wenig informative Schilder- das Ganze erkunden wir mit doch wachsender bärenbedingter Beunruhigung im Regen- Kurz: der Hike hat nicht so richtig Spaß gemacht.
Zurück beim RV ist immer noch kein anderer Mensch, und inzwischen ist das doch ein bisschen unheimlich. Die Anfangseuphorie über den schönen Wildniscampground wandelt sich zunehmend Richtung leichte Panik. Wir finden einen Bärenfußabdruck direkt vor unserem RV, von dem ich glaube, dass er vor dem Hike noch nicht da war, und jetzt krieg ich doch wirklich Angst. Abends kommt ein Einheimischenfahrzeug mit Riesentempo auf den CG geheizt, und fährt auch rasend schnell wieder weg. Warum?
Es folgt eine ziemlich unentspannter Abend, weil wir beide vor völlig unterschiedlichen Sachen Angst haben: Nick ist schwer beunruhigt wegen der Wilderer-Warnung und dem merkwürdigen Besuch des PickUps, fürchtet sich also vor Menschen mit Waffen. Ich steigere mich immer mehr in Bärenpanik rein und klebe geradezu am RV.
Ein Hirsch röhrt in der Abendstunde auf dem Berg, auf den man gucken kann, und das ist ein eher unschönes archaisches Geräusch, alles in allem nicht unsere entspannteste Nacht -sobald wir aufwachen, packen wir morgens zusammen und fahren wieder runter.
Bei aller bekundeten Begeisterung für the road less travelled: Wir sind Frontcountry-Camper. Das war nix für uns. Aber das wissen wir dann jetzt auch!
Wir sind froh, als wir wieder feste Straße erreichen (Fahrerwechsel🙂) und fahren erstmal nach Livingston, ein bisschen Zivilisation und ein espressobasierter Kaffee zur Beruhigung tun uns ganz gut. Und heute Abend steht ein schöner, nicht ganz und gar einsamer Campground auf unserem Plan, das ist auch gut.
Schöne Grüße, Janina.
Hallo Janina,
ganz schön aufregend, euer Kontrastprogramm zum Yellowstone. Ich würde mich da eher zu der Fraktion deines Mannes zählen: Menschen, besonders potentiell mit Waffen, machen mir viel mehr Angst als Tiere. Die finde ich eher spannend.Vielleicht hätte sich das Ganze bei schönem Wetter auch nicht ganz so spooky angefühlt. Aber ihr habt die Nacht gut überstanden und seid um eine spannende Erfahrung reicher...
Liebe Grüsse, Irma
2012 Südwesten 2015 Yellowstone/Badlands/RMNP Herbstfahrer's Reiseberichte
Hallo Janina,
spannender Abend, den ich absolut nachvollziehen kann. Ich denke die Rangerwarnung ist normal, das haben wir schon oft erlebt. Sie übertreiben dann lieber ein bisschen, damit man auch vorsichtig ist. Mir ist es auf einsamen Campgrounds bzw. Boondockingplätzen auch lieber, einen Nachbarn in Sichtweite zu haben.
Liebe Grüße
Susanne
Scout Womo-Abenteuer.de
Reiseberichte
Hallo Janina,
ich hätte mich da auch so gar nicht wohlgefühlt! Aber ich hätte die ewig lange dreckige Gravel road schon nicht geschafft
Schade, dass das Ziel nicht so lohnenswert war!
Aber Ihr habts geschafft!
Viele Grüße
Vera
https://www.womo-abenteuer.de/reiseberichte/vera
Reiseberichte SW 2015 + NW 2023
Hallo Janina,
puh, da hätte ich auch schlecht geschlafen. Eher wie dein Mann wegen der Wildererwarnung als wegen Bären, doch eigentlich hätten wir wie Vera schon gar keine Lust auf die lange Gravelroad gehabt.
Liebe Grüße Susan
Liebe Irma, Vera, Susan und Susanne,
naja, Tiersichtungen aus sicherer Entfernung oder in Autos sind vielleicht spannend, für eine face-to-face Begegnung mit einem Bären in freier Wildbahn, so wie ich sie ja in dem Moment befürchtet habe, finde ich spannend nicht das richtige Wort. Unsere beiden Angstszenarien waren ja nicht komplett anlassfrei ausgedacht, und sie kamen uns beide absolut möglich vor. Wir hatten auch nicht das Gefühl, dass der Andere spinnt, wir hielten nur jeder unser eigenes Horrorszenario für wahrscheinlicher. Gut, dass sich keine der Befürchtungen bewahrheitet hat!
Angst ist in jedem Fall ein doofes Gefühl, das war nicht cool.
Ja, bei gutem Wetter wäre es ganz bestimmt ein anderer Eindruck gewesen -und ja, definitiv auch, wenn ein oder zwei andere Camper auf dem Campground gewesen wären! Der Campground war auch eigentlich sehr schön. Schade, dass wir ihn gar nicht genießen mochten.
Danke fürs liebe Mitschwingen!
Liebe Grüße, Janina.
OMG Janina Du machst mir Angst
...wir planen nächstes Jahr mehrere Back-country Abenteuer im Zelt IM Bärengebiet...aber mindestens werden wir dort auf keinen Fall die einzigen Camper sein...wenn wir überhaupt soviel Glück haben ein Permit zu ergattern. Aber ich hab's auch eher mit Nick - der Typ im Pick-up hätte mir wohl auch mehr Angst eingejagt.
So jetzt aber Glacier oder? Haha ich mach nur Witze
Liebe Grüsse
AnnSchi
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Also, Nick freut sich, dass ihr alle seine Ängste für viel berechtigter haltet als meine. Ich kann kaum glauben, dass ich hier im theoretischen Duell der Angstszenarien so haushoch unterliege! 😂
Liebe AnnSchi,
es war ja zum Glück nur Kopfkino. Schon ein weiterer Camper hätte die Situation entschärft; zum Glück hatten wir da schon das Bearspray, damit fühlt man sich ja schon ein bisschen wehrhafter.
Es ist ja schon ein bisschen durchgeklungen, dass ich keine Bärenromantikerin bin, insofern gebe ich zu, dass Zelten im Bärengebiet nicht mein Ding wäre, aber wir haben natürlich Zelter gesehen, andere schätzen das also anders ein.
Der Weg vom Yellowstone zum Glacier ist weit, sorry 😂, ich weiß, dass du wartest.
Liebe Grüße, Janina.
Liebe Janina,
danke für Deine Berichte, wir freuen uns jetzt schon auf die nächsten.
Wir wünschen Euch weiterhin eine gute Zeit!
Herzliche Grüße
Sabine und Harry
Und die Erde dreht sich doch - so oder so
Hallo Sabine und Harry,
ihr Beneidenswerten könnt das ja alles bald aus nächster Nähe erkunden, einen sehr aufregenden Lebensabschnitt habt ihr da vor euch.
Vielen Dank für die liebe Rückmeldung!
Liebe Grüße, Janina*.
Hi Janina
Ja das hab ich eigentlich auch immer so gesehen...aber hab jetzt mal alle Bedenken über Board geworfen...das wird schon schief gehen...und eben zuerst muss das überhaupt mal mit den Permits klappen. Ich red mir einfach ein dass es "nur" Schwarzbären und keine Grizzlys hat
ja den hättet ihr zur Not ja auch gegen Pickup Fahrer und andere Störefriede einsetzen können
scheint so
...eh wo hast Du denn das Smiley her...also das Trännenlachende...ich will das immer verwenden, aber ich kann das gar nicht auswählen
??
Liebe Grüsse
AnnSchi
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Hallo Janine, hallo AnnSchi,
wir hatten schon mal eine "fast" Bärenbegegnung auf dem Campground. Das war sehr spannend, ich verlinke mal den Tag , am nächsten Tag dann ein Grizzly. Ich habe ewig in der Tür vom Wohnmobil gestanden, da habe ich mich sicher gefühlt. Da sieht man, auf einem Campground kann es genauso passieren, ich würde vorsichtig sein und mir nicht zu viele Gedanken machen.
Liebe Grüße
Susanne
Scout Womo-Abenteuer.de
Reiseberichte
Liebe Susanne,
oh, du bist einfach viel cooler als ich, sonst würdest du das wahrscheinlich nicht für einen Beitrag zur allgemeinen Beruhigung halten 😬😂 -das ist ja eigentlich ein ganz ähnlicher Abend, nur mit sichtbarem Bären, da kommt mir meine Bärenfurcht ja gleich wieder absolut berechtigt vor! Die arme Zelterin, ich hätte auf jeden Fall auch im Auto geschlafen 😱.
Aber wenigstens habt ihr dafür auch einen Bären gesehen, das ist dann natürlich einfach die bessere Geschichte.
Liebe Grüße, Janina.
Liebe AnnSchi,
in Montana und vor allem beim Glacier NP sind Bären immer ein Thema, da sind ja auch Grizzlies. Das wird anders kommuniziert als in Washington, darauf trifft man auch schon bei der Vorbereitung, und das verändert natürlich auch die Wahrnehmung.
In Washington hatte ich nie so große Bärenbedenken wie bei dieser Reise, da hatten wir auch gar kein Bearspray.
Also hör darauf, was Susanne sagt und mach dich nicht verrückt, wirf deinen Hut in den Enchantment-Ring, gewinne das große Los und ich werde gerne, und neidisch, lesen, wie cool das war.
Liebe Grüße, Janina.
(Wegen der Smileys: Das hatte ich vom Handy aus geschrieben, dann kannst du deine ganz normalen Tastatursmileys wie bei einer whatsapp Nachricht benutzen -zumindest geht das bei mir. Aber die Smileys sind dann klein.)
Hi Janina, Hi Susanne
Das werden wir auf jeden Fall. Die Enchantments machen mir da auch weniger Respekt....aber beim Mount Assiniboine und Lake o'Hara mit Zelt siehts dann schon bissel anders aus...aber 1. müssen wir da erst mal Permits kriegen und 2. machen das ja tausende Camper jedes Jahr und werden dabei nicht von Bären gefressen
Also wird schon schief gehn...hoffe nur so ein Erlebnis wie Susanne haben wir dann nicht im Zelt...wir können dann ja nicht wie die Nachbarin von Susanne im Auto statt Zelt übernachten
na das war ja schon bissel unheimlich...gut seid ihr mit dem Womo dort gewesen...mit Zelt wäre das sicher echt beängstigend gewesen
Liebe Grüsse
AnnSchi
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Hallo Janina,
Ich bin voll bei Dir! Am Mt. Whitney hatte ich ganz ähnliche Gefühle (habe im Vorfeld den Fehler gemacht, Videos mit Bärenattacken in der Gegend anzuschauen, auch wie sie Autos aufgebrochen haben usw.).
Ich habe mir immer eingeredet, dass entscheidend ist, dass die Bären sich nicht überrumpelt fühlen, deshalb haben wir versucht, extra laut zu sein... ob es geholfen hat? Jedenfalls haben wir keine gesehen.
LG, Inga
Liebe Inga,
ich danke dir für diesen sehr wichtigen Beitrag zu meiner Ehrenrettung! 😊
Ich finde uns da auch immer noch richtig, ich muss allerdings zugeben, dass ich bei der Vorbereitung von Montana und gerade auch für den Glacier auch ziemlich viele solche Videos gesehen habe… 🙈😂
Liebe Grüße, Janina!