Tag 20: Sonnenaufgang am Grand Canyon, eine tolle Wanderung und Technikprobleme

Um vier Uhr klingelt unser Wecker. Wir laufen müde zum Shuttlebus, der uns zum Hopi-Point bringt (ein Tipp des Shuttelbusfahrers vom Vorabend), wo wir um 5:19 Uhr den Sonnenaufgang sehen wollen. Wir sind zwar nicht alleine, aber hier ist es definitiv friedlicher, ruhiger und mit deutlich weniger Menschen als gestern. Es ist unbeschreiblich! Erst färben sich die Wolken und der Himmel rot und dann bricht irgendwann die Sonne hervor. Gänsehaut pur. Wie die Sonne diese in Millionen Jahren von unsichtbarer Hand geschaffene, zerklüftete, hunderte Meter hohe riesige Felslandschaft mit Colorado-River-Flussbett in Sekundenschnelle zunächst am oberen Rand und dann immer weiter und tiefer ringsum erst rot dann goldgelb flutet …

Ende des Jahres um Silvester herum leeren wir immer unser Glücksglas mit aufgeschriebenen Highlights der vergangenen 12 Monate und lassen anschließend anhand von Fragen das Jahr Revue passieren. Eine Frage lautet: „Wann bist du Gott begegnet?“. Meine aktuelle Antwort würde lauten: „In diesem Moment!“

Auch wenn die Kinder zunächst skeptisch waren, ob sich das frühe Aufstehen lohnen würde, können sie sich jetzt dem Zauber nicht entziehen. Amelie spricht noch einen freundlichen Touristen an, der den Sonnenaufgang mit seinem iPhone als Zeitraffer-Video aufgenommen hat. Sie beschwatzt ihn, dass er es uns airdroppt 😊. Gutes Kind! Außerdem kommen wir mal wieder mit einer netten englischen Familie ins Gespräch.

Auf dem Rückweg machen wir am Visitorcenter halt. Es gibt super Wlan, um mit meiner Mutter zu facetimen, denn sie hat heute Geburtstag. Wegen der touristischen Erschlossenheit gibt’s hier tatsächlich auch einen Starbucks, so dass wir um sieben Uhr morgens Kaffee trinken und Croissants essen, während unsere Oldies im Ruhrgebiet mit den Gästen beim Kuchen sitzen. Auf dem Weg zurück zum Wohnmobil treffen wir Hirsche, Wildschweine und Raben. Eine kleine Herde Hirschkühe kommt direkt hinter unserem Wohnmobil hergelaufen, eine säugt ihr Baby. Wahnsinn …

Um acht Uhr legen wir uns alle nochmal hin und schlafen ein bisschen. Nach zweieinhalb Stunden sind wir wieder frisch und werfen ein zweites Frühstück ein. Auch unsere Tiere kommen nochmal vorbei. Zuerst bin ich ein bisschen konsterniert, da sich der Himmel zugezogen hat und sogar kurz hintereinander ein paar Schauer herunterkommen, so dass wir tatsächlich das erste und einzige Mal im WoMo frühstücken müssen. Im Nachhinein hat sich das Wetter für unsere anstehende Wanderung auf dem Rim Trail aber als ideal herausgestellt. Bei den Temperaturen mit blauem Himmel wäre es viel zu heiß gewesen. Zumal der Himmel mit den Wolken über dem Canyon toll aussieht. Diese sechs Millionen Jahre alten Felsformationen des Grand Canyons begeistern uns immer wieder. So viele Eindrücke, Ausblicke, Fotos, … Die einzelnen Gesteinsschichten sind bis zu mehrere 100 Millionen Jahre alt.

Ab 16 Uhr wird der Himmel immer blauer und die Temperaturen immer heißer. Als wir am frühen Abend am Wohnmobil ankommen, piept es irgendwo. Die nächsten zwei Stunden verbringen wir mit Fehleranalyse, Telefonat mit der Service-Hotline des Vermieters, Essen kochen, Duschen und Wäsche waschen (Die Waschmaschinen waren defekt und hatten erst ab 16 Uhr wieder Strom). Am Ende stellt sich raus, dass unsere Hausbatterie komplett leer ist, nichts geht mehr, auch nicht der Generator, das Piepsen kommt vom Gas-Warnsystem am Boden, der bei völlig leerer Hausbatterie sicherheitshalber warnt – so die Info der Roadbear-Hotline. Wir stehen zum ersten Mal zwei Nächte ohne jeglichen Anschluss, und durch die Wolken und Bäume hat das Solarpanel anscheinend nicht ausreichend geladen. Einzige Lösung: 30 Minuten Motor laufen lassen. Wie hier im Forum ja schon oft beschrieben, sind die batteriebetriebenen Kühlschränke ein Problem, zumal unser Camper anscheinend sehr anfällig fürs Entladen der Hausbatterie ist, wenn bereits nach vollen 24 Stunden ohne Stromanschluss und Fahren alles komplett leer gezogen ist. Diese Verwicklung führt dazu, dass wir zu spät zum Sonnenuntergang kommen. Sehr schade. Aber wir hatten ja am Morgen unseren besonderen Moment ☺️. Den Abend lassen wir entspannt am Lagerfeuer mit Gitarre, Sternenhimmel und Milchstraße ausklingen …