Tag 17: Joshua Tree Nationalpark

Morgens vor dem Frühstück fahren Stefan, Amelie und ich noch mit dem Mietwagen zu einer riesigen Tierklinik, die nur 15 Minuten entfernt vom Campingplatz liegt. Das Gebäude diente als Filmkulisse für das Krankenhaus aus einer meiner und Amelies Lieblingsserien „Grey‘s Anatomy“. Lola bleibt noch etwas liegen und macht uns Frühstück. Anschließend verstauen wir alles im Wohnmobil und machen uns abfahrbereit, während Stefan den Mietwagen wegbringt. Wie immer findet er gleich Anschluss. Ein netter Mitarbeiter der Mietwagenfirma mit armenischen Wurzeln, dessen Namen er leider vergessen hat, bringt ihn für 10 Dollar (die er nicht einmal annehmen wollte!) zurück zum Campingplatz. Um 12 Uhr verlassen wir L. A. Richtung unseres ersten Nationalparks Joshua Tree, und ich bin voller Vorfreude. Seit ich dieses Forum gefunden habe, freue ich mich auf den Abend und Sonnenuntergang auf dem Jumbo Rocks Campground.

Der Verkehr um L.A. ist auch heute am Samstag ein Alptraum. Die Landschaft verändert sich und man merkt, dass wir in der Wüste angekommen sind. Kurz nach der Einfahrt in den Joshua-Tree Nationalpark überkommt uns der Hunger. Der Nachteil eines Wohnmobils: Man ist langsamer und behäbiger unterwegs. Der absolute Vorteil: Wenn man Hunger hat, bleibt man an einem Parkplatz, Seitenstreifen etc. stehen, holt die Stühle aus dem Fach, das Essen - inklusive Eis am Stiel - aus dem Kühlschrank und isst 😂. Und das im besten Fall auch noch mit Ausblick 😊.

Angekommen auf dem Jumbo Rocks Campground auf unserer tollen Side Nr. 85. Nur kurz den Platz präpariert, dann umgezogen und eingecremt für unsere erste Wanderung. Wir laufen den kurzen, aber für mich spektakulären Skull Rock Trail. Anfangs hält sich Lolas Begeisterung in Grenzen, aber schon nach kurzer Zeit merkt sie, wie toll man hier klettern kann. Ich bin hingerissen von diesem Fleck Erde. Die Beschreibungen, die ich vorher gelesen habe, werden noch übertroffen. Ein faszinierender Ort in absoluter Stille: das Licht, die Felsen und natürlich die Joshua Tress. Da es bereits recht spät ist, fahren auch kaum Tagestouristen durch den Park. Das war eine tolle Wanderung in den frühen Abendstunden. Die Temperatur war erträglich und es ging immer ein bisschen Wind.

Außerdem kommt man mit den Leuten hier schnell und gut ins Gespräch. Mitten auf zwei Felsen im Angesicht des Skull Rocks lernen wir George, Cinnamon und ihre fünf Kinder kennen, die aus Florida kommen, eine Rundreise mit dem Auto machen, in Garmisch-Patenkirchen bei der Army stationiert waren, in Spanien gelebt haben, auch Musikinstrumente spielen, … und das alles in 20 Minuten! 😂😂😂. Als wir uns eigentlich schon verabschiedet haben, hält Cinnamon noch mal an und vernetzt sich mit Stefan bei Facebook - wo dann schließlich noch Einladungen zu Besuchen und Gegenbesuchen ausgesprochen werden ...

Als wir zurück am Platz sind, geht die Sonne langsam unter …Unser Platz liegt perfekt. Die Bank im Schatten, eingerahmt von den Felsen. Das Licht ist unglaublich. Ich kann mich gar nicht satt sehen. Lola klettert auf den Felsen rum, Amelie bereitet das Hähnchen vor, das wir heute Abend grillen, Stefan baut den Gasgrill auf und ich schäle Kartoffeln. Ein kühles Getränk dazu … könnte uns schlechter gehen. Und dann kommt noch Doris zu Besuch. Lola hat das Kaninchen, das auf unserem Platz herumhoppelt, so getauft . Das Essen schmeckt, das Bier ist kalt, das Holz fürs Lagerfeuer ist Mist und kommt nicht in Wallung und qualmt - nichts ist perfekt 😉. Kurz droht die Stimmung zu kippen, als die heruntergeladenen Lieder fürs Singen und Gitarre spielen nicht verfügbar sind. Hier gibt’s nicht nur kein Internet-Netz, hier gibt’s NICHTS. Nicht mal Notruf. Aber Krise abgewendet, Amelie findet anderweitig Liedtexte und Noten und mit dem unglaublichen Sternenhimmel und der Milchstraße wird es ein wunderschöner Abend. Bis auf die uns und die Lampe umschwirrenden Motten, aber das qualmende Feuer hält das Getier ein bisschen in Schach und das Mückenmittel riecht gut und hilft 😂. Ohne Lichtverschmutzung auf diesem ruhigen und einsamen Fleckchen Erde hat man das Gefühl, im Planetarium zu sein.