Obwohl die Anzeige der Batterie nach dem 30-minütigen Aufladen gestern wieder voll anzeigt, beginnt nachts um 2:30 Uhr erneut das Piepen und die Anzeige steht bei „low“. Selbstverständlich ist Nachtruhe auf dem Campingplatz. Bei dem Piepen können wir aber nicht schlafen, außerdem braucht zumindest der Kühlschrank Strom. Hilft nichts - fünf Minuten Motor an reicht bis fünf Uhr, dann geht’s wieder los. Also nochmal das Ganze. Zum Glück haben unsere direkten Nachbarn, bei denen Stefan sich morgens entschuldigt, nichts mitbekommen.
In Las Vegas, wo‘s heute hingeht, haben wir wieder alle Anschlüsse, aber für unseren nächsten zweitägigen Aufenthalt ohne Hook-up müssen wir uns was einfallen lassen. Haben tagsüber bei der Hitze in Las Vegas ja genug Zeit, darüber nachzudenken. Wir buchen kurzfristig unseren Stellplatz dort um. Statt bei der Wahnsinnshitze zentral am Strip auf dem Betonplatz des Circus Circus zu stehen, werden wir jetzt etwas außerhalb im Oasis RV Resort mit Schatten, Palmen und Poolanlage sein. Zu der Umbuchung hatte wir uns in Malibu entschieden, nachdem uns Mike aus Las Vegas vom Circus Circus abgeraten hat.
Unser erster Stopp heute ist wieder in Seligman. Hier machen wir in Lilo’s Café eine längere Pause und essen richtig lecker. Lilo ist Deutsche und mit einem seinerzeit in Deutschland stationierten US-Soldaten hierher ausgewandert. Der Kartoffelsalat kommt selbstverständlich nicht an Omas heran, ist aber trotzdem lecker 😊. Das schreckliche Stück Autobahn von vor zwei Tagen klemmen wir uns. Stattdessen fahren wir bis Kingman planmäßig auf der etwas länger dauernden, aber kaum rumpeligen Route 66. Mein Mann ist begeistert und singt zum Song von Nat King Cole mit. In Kingman gibt’s nur einen kurzen Tankstopp und dann schnell weiter in unseren nächsten Bundesstaat nach Nevada …
Die Autobahn von Kingman nach Las Vegas ist prima und wir kommen gut durch. Das Wüstenklima hilft, die über 40 Grad einigermaßen auszuhalten. Die Kinder springen direkt nach der Ankunft in den Pool, wir kurze Zeit später auch. Hier werden wir den morgigen Tag verbringen - im Pool!
Logistische Höchstleistung: Vier Menschen stylen sich abends für die Fahrt zum Strip in einem winzigen Bad im Wohnmobil. Mit dem bestellten Uber geht’s dann für eine überschaubare Summe in 15 bis 20 Minuten (liegt am Verkehr, nicht an der Entfernung) ins Zentrum rein. Der Fahrer lässt uns direkt am Bellagio Hotel & Casino raus, wo kurze Zeit später das Wasserspiel beginnt. Stefan und ich kommen mit der Veränderung nicht so richtig klar. Wir fühlen uns wie in eine andere Welt katapultiert. Gestern die Ruhe, Weite und Natur pur, jetzt Bling-Bling, Lautstärke und überall Menschen. Wir haben Fluchtgedanken 
. Den Kindern gefällt’s richtig gut, und auch wir können natürlich eine gewisse Faszination nicht von der Hand weisen. Amerika ist ganz klar ein Land der Gegensätze!
Also stürzen auch wir uns ins Getümmel. Im Bellagio gibt’s das Casino, wo wir mit den Kindern durchlaufen, eine Shopping-Mall, 1-a-Toiletten😉, luxuriöse Wartebereiche - alles hoch klimatisiert - und einen Wintergarten voll mit Kunstblumen, Vögeln, Schmetterlingen, … Kitsch pur! Danach lassen wir uns treiben, essen ein paar Tacos und betrachten die vielen unterschiedlichen Menschen: in Badelatschen & Schwimmshorts, Highheels & Glitzerkleidern, natürlich oder mit operierten Brüsten, Lippen, Hintern 😂, mit Kleidern, die so kurz sind, dass man den Slip sieht und leider auch viel Armut. Hier fällt es mir mehr auf als in San Francisco, überall liegen Obdachlose auf der Straße und es riecht an jeder Ecke nach Dope. Gegen Mitternacht nehmen wir „in“ New York ein Uber zurück zum Campingplatz und schlafen erschöpft ein.
