Um 7.30 Uhr klingelte der Wecker. Frühstück im Camper. Heute geht es per Flugzeug in den Kluane National Park Richtung Mount Logan (ca. 6000m) - dem höchsten Berg Kanadas. Um 9.30 Uhr Abfahrt zum Flugplatz. Tom erwartete uns schon und stellte "unseren" Piloten Sherpal vor - kommt ursprünglich aus Indien und lebt seit 20 Jahren im Yukon. Tom flog mit 4 weiteren Personen vorneweg. Eine Landung auf dem Gletscher war zu diesem Zeitpunkt ungewiss.
Kurz nach 10 Uhr hoben wir ab. Das Wetter war etwas besser als gestern - einige Wolken, aber trotzdem tolle Aussichten! Das Wasser des Kluane Lake war sehr klar.
Hier in diesem Nationalpark (der einzigste im Yukon) liegt der größte nichtpolare Gletscher, ist 117 km lang und reicht bis zum Pazifik.
Wir flogen durch eine Wolke - es wurde ziemlich wackelig. Dann fasste Sherpal links unten ins Flugzeug und zog mehrmals mit seiner Hand an irgendetwas herum. Langsam wurde mir mulmig. Wir fragten " Alles in Ordnung, Sherpal?" und erfuhren, dass er grad die Kufen für die Landung ausfuhr. Ah, alles noch mechanisch! Um 11.10 Uhr landeten wir auf dem Gletscher - 10 Minuten hätten wir hier oben Aufenthalt. Wir stiegen aus, stapften durch den hohen Schnee und machten Fotos. In der Ferne ist zwischen den Wolken die schneebedeckte Spitze des Mount Logan zu sehen (knapp 6000m hoch) - eines unserer Highlights auf dieser Reise, besonders unseres Sohnes. Also nahmen wir ein Flugzeug, denn es führen ja keine Straßen in den Kluane NP.
Schon nach 2 Minuten hieß es plötzlich wieder Einsteigen, das Wetter würde schlechter. Sherpal wurde hektisch, wir sollten schnell einsteigen. Gar nicht einfach bei so hohem Schnee! Minutenlang fuhren wir über den Gletscher, dachten jeden Moment "Jetzt heben wir ab." Doch Sherpal stoppte die Maschine wieder. Die Kufen hatten sich im Schnee "festgefahren". Der Schnee war zu weich und ermöglichte keine Geschwindigkeit, bei der man abheben konnte. Wir stiegen erneut aus und sollten im Basiscamp warten. Tom, der vor uns gestartet war, landete sofort, um Sherpal beim Kufen frei schaufeln zu helfen.
Wir fühlten uns wie auf einer Himalya-Expedition! Nach ca. 10 Minuten konnten wir starten und sahen noch einmal in der Ferne die Spitze des Mount Logan.
Auf dem Rückflug hielten wir über dem Flussbett Ausschau nach Bären - laut Sherpal gute Chancen! Wir stellten uns die Gegend hier im Frühjahr nach der Schneeschmelze vor. Was müssen DAS für Wassermassen sein!
"Da, ein Grizzly!" Unsere Tochter entdeckte ihn zwischen den Bäumen. Auch an diesem Tag Glück für unsere Kinder und mich! Sherpal drehte eine kurze Extra-Runde und fragte nach einem weißen Stein. Ja, in dessen Nähe hielt der Bär sich auf. Doch Steffen (und Sherpal) konnte ihn bei dieser gewaltigen Szenerie nicht finden.
Um 12.10 Uhr landeten wir mit 30 Minuten Verspätung am Ausgangspunkt und waren irgendwie froh, wieder festen Yukon-Boden unter den Füßen zu haben.
Als wir mit dem TC zur Weiterfahrt Richtung Beaver Creek aufbrechen wollten, kam ein niederländische Pärchen aus Toms Maschine und fragte nach unserer Email-Adresse. Sie hatten auf dem Gletscher ein Foto von uns gemacht. Sie würden das Foto aber erst im September schicken, denn sie wären noch einige Wochen unterwegs. Das wären wir auch gern!
13 Uhr - Wir machten uns auf den Weg nach Beaver Creek, stoppten kurz am Mountain Sheep (keine Dall-Schafe zu sehen) und folgten dem Alaska Highway nach Norden. Nach etwa 45 Minuten erblickten wir einen Grizzly am rechten Straßenrand. Aufregung! Er kommt uns entgegen. Kein Auto weit und breit, nur wir und der Grizzly! Was macht er, wenn er uns entdeckt? Wir stoppten den TC, der uns ein Gefühl von Sicherheit vermittelte. Weiter vor wollten wir nicht und zurück ging nicht. "Mal gucken, was jetzt passiert!"
Der Grizzly lief - ab und zu fressend - den Straßenrand entlang auf uns zu und sah kein einziges Mal hoch. Wir konnten ihn in aller Ruhe fotografieren.
Ein paar Kilometer weiter stoppten wir am Kluane River und sahen in die Ferne nach Norden. Da irgendwo muss Dawson liegen!
Eine Baustelle stoppte unsere Weiterfahrt vorerst. Eine Ampel, ein Schild "Wait for Pilot Car" und 15 Minuten Warten... Versteckte Kamera? Was ist, wenn die Ampel rot bleibt? ... Dann tauchten Staubwolken auf. Ein Truck kam zum Vorschein, dem das Pilot Car und mehrere Autos folgten. Dem Pilot Car folgend konnten wir unsere Fahrt fortsetzen.
In einer Bäckerei, die offensichtlich von einem französisch-sprechenden Pärchen geführte wurde, deckten wir uns mit Brot, 4 Schoko-Brioche und 2 Blaubeertartes ein. Himmlisch! Zum Abschied hörten wir ein "Danke!" auf Deutsch. Wir fragten nach der letzten Bärenbegegnung hier in der Gegend (Morgens eine Bärin mit ihren 3 Jungen, 5 Meilen von hier) und erzählten von unserem Grizzly ein paar Kilometer zuvor.
Auf dem Snag Junction CG suchten wir gegen 17.30 Uhr unseren Platz für die Nacht.
Donner war zu hören. Eichhörnchen begrüßten uns und hielten uns beim Essen auf Trab. Hey, ihr seid Wildtiere und sollt es auch bleiben!
Keine Chance hier auf ein Feuerchen - für lodernde Flammen war das Holz einfach zu nass! Wir hielten immer wieder Ausschau nach Bären. Regen und Gewitter zogen weiter. Plötzlich hörten wir 3 Schüsse auf der anderen Seeseite. (?)
Hier werden wir wohl keine Bären oder Elche sehen. Die sind ja nicht blöd! Dafür fanden wir eine einzige Multebeere, die wir bisher nur aus Skandinavien kannten.
Kurz nachdem wir eingeschlafen waren (etwa 23 Uhr), starteten unsere Campingnachbarn den Motor. Und der lief die nächsten 15 Minuten. Wir waren wieder wach, schauten aus dem Fenster und konnten es nicht fassen. Der fuhr doch tatsächlich seine Frau zur Toilette - 10 Meter weit! War die Angst vor Bären so groß?!
Hi Jana,
was für ein spannender und erlebnisreicher Tag. Euer Flug auf den Gletscher war ja eine aufregende Geschichte. Mir wäre da auch mulmig geworden.
Ist es nicht fantastisch diese imposanten Grizzlies so nah beobachten zu können? Wir hatten auch das Glück einen direkt an der Straße zu entdecken. Er ließ sich durch uns auch nicht stören.
Herzliche Grüße
Sonja
Trakki.Reisen
Hallo Jana,
auf dem Snag Jct. CG haben auch wir, aber aus Alaska kommend, übernachtet.
Kurz nachdem wir am Morgen den Campground verließen hatten auch wir ein längeres Grizzly-Erlebnis.
Vielleicht haben wir beide den dortigen "Standortgrizzly" gesehen, auch wenn zwischenzeitlich schon 5 Jahre vergangen sind.
Vergleichen kannst Du unter dem 14. Sept. HIER
Beste Grüße vom HANS
JEDE REISE BEGINNT MIT DEM ERSTEN SCHRITT
Hallo Sonja,
ja diese Grizzly-Begegnung war schon der Wahnsinn!!
Sag mal, ich habe zwei Bärenfotos eingefügt. Wieso ist das erste Foto nur im BEARBEITEN-Modus zu sehen und wird nicht im fertigen Artikel angezeigt???
Hallo Hans,
hab in deinen RB reingeschaut. Sind auch tolle Bilder in diesen Herbstfarben und das Grizzly-Video ist genial. Hätte ich auch gern von unserem gehabt. Naja, beim nächsten Mal! Der Alaska-Highway war auch bei uns zeitweise sehr einsam trotz Hochsaison.
Deinen RB lesen wir, wenn wir unseren hier fertig reingestellt haben.
Gruß
Jana
Moin
so eine Landung hat schon was. Machen auch nicht alle Charterflieger.
Beaver Creek hatte leider zu, als wir dort vor fuhren.
Und so ein "Buschflieger" ist schon was ganz anderes als ein Airbus A320 o.ä.
Und ein Grizzly ist immer cool. In der Gegend sind wohl auch einige unterwegs. Auf dem Congdon Creek CG am Kluane Lake sind die Zeltplätze extra mit E-Zäunen gesichert. Haben wir sonst nirgendwo gesehen.
PS: Cottonwood war bei unserer Ankunft schon "Closed for Season
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Ne schöne Jrooß ahn all
Uwe
"Yukon" und mehr Kanada auf Flickr
Hi Uwe,
der Congdon Creek CG war zu unserer Zeit gesperrt wegen einer Bärin mit ihren Jungen, die diesen wohl immer wieder aufsucht. Deshalbwurden jetzt wahrscheinlich Elektrozäune gebaut.
Gruß Jana
Hi Jana,
was für ein abenteuerliches Erlebnis, euer Flug.
Ich sehe alle Bilder, allerdings sah ich gestern Abend auch nur ein Grizzlybild. Vielleicht war eine helfende Hand zugange.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hi Elli,
das haben wir vorhin selbst korrigiert.
Gruß
Jana