16.Tag 07.08.2017 Tatchun Creek - Lapie Canyon

Blauer Himmel begrüßte uns am Morgen. "Ist ein Bär draußen?" "Nein, keiner zu sehen." Steffen ging im Fluss baden. Die Kinder lagen noch in ihren Betten und schienen zu schlafen. Ich war gerade beim Anziehen und schaute dabei immer wieder durch die offene Campertür auf den Fluss.

"Da - schon wieder ein Bär!" Die Kinder schossen wie Raketen aus ihren Betten hoch - "Wo?!?" An der gleichen Stelle wie gestern Abend die Bärin mit ihrem cub lief ein Schwarzbär  hinter dem querliegenden Baumstamm  entlang. "Fotos schießen oder Papa warnen?" Halb angezogen schwankte ich (nicht nur gedanklich) hin und her. Unsere Kinder konnten mir diese Entscheidung nicht abnehmen. "Papa's Leben ist wichtiger" Steffen war nicht zu sehen und die Flussbiegung vor uns konnten wir nicht überblicken. Es gab zwei Zugänge zum Wasser. Der Bär verschwand im Gebüsch und Steffen kam seelenruhig von der anderen Seite vom Baden zurück. "Da war schon wieder ein Bär. Hast Du den gesehen?" "Nein, wo denn?" 4 Bären hier innerhalb von 16 Stunden! Unsere Rechnung war voll aufgegangen! Deshalb war der Tatchun Creek CG für uns der aufregendste CG unserer Reise.

Nach dem Frühstück (und der Hoffnung auf weitere Bären) machten wir uns auf den Weg nach Carmacks zum Dumpen und Einkaufen. Hier schafften wir es ein zweites Mal, telefonisch Grüße in die Heimat zu schicken. Gegen 11.30 Uhr verabschiedeten wir uns aus Carmacks und fuhren auf dem Campbell Highway weiter Richtung Ross River.

Unterwegs trafen wir auf andere Reisende und fragten, ob alles in Ordnung sei.

An dieser Stelle sahen wir einen fliegenden Goldeagle, der sich majestätisch von uns entfernte.

Kurz danach sahen wir einen Adler in seinem Horst sitzend auf einem Strommast. Sah ein bisschen aus wie ein Weißkopfseeadler ...

... aber eben nicht ganz! Zuhause fanden wir heraus, dass es ein Fischadler war.

Am Little Salmon Lake legten wir einen Badestopp ein.

So little war der eigentlich gar nicht und ich fand ihn saukalt! Weiter ging's...

Um kurz nach 16 Uhr steuerten wir den Lapie Canyon CG an und freuten uns über die Idylle hier.

Wir nahmen den Site in der Wendeschleife am Ende des CG. Der Lapie River - 5 Meter entfernt - rauschte wild. Werden wir hier auch Bären sehen? Wir bereiteten unseren Camper für die Nacht vor und genossen gerade die Ruhe, als ein Schulbus an unserem Site vorbeifuhr.  Ein Schulbus? Hier? Er hielt auf dem Nachbarsite und ca. 20 Fahrräder wurden entladen.

Zwei Frauen blieben bei den Rädern während der Bus davon fuhr. "Es werden doch nicht etwa so viele Mountainbiker hier demnächst auftauchen!?!"  Nach einigen Minuten kam der Schulbus zurück und brachte etliche Kinder und Jugendliche. Na das kann ja heiter werden! Und wir wollten doch Ruhe und Einsamkeit!

Wir entschlossen uns zu einer Wanderung durch den Lapie Canyon.

Wir wanderten im Gänsemarsch einen Trail entlang, gesäumt von Gestrüpp und Büschen direkt bis an den Wegesrand. Also erneut Klatschen, Singen und Unterhalten, um die Bären möglichst rechtzeitig auf uns aufmerksam zu machen. Am Flussufer angekommen ...

... stiegen wir den Canyon hinauf ...

... und sahen von oben einen Lachs, der flussaufwärts schwamm.

Ganz nah an der Canyonwand entlang versuchte er sein Glück. Was das für ein Kraftakt sein muss - gegen den Strom zu seinen Laichgründen zurück zu schwimmen um dann zu sterben! Respekt!

 Rechts im Wald liegt der Lapie Canyon CG.

Zurück am TC wurde gegrillt - Lachs, Würstchen, Gemüse, Marshmallows. Währenddessen schallte von den Mountainbikern laute Musik herüber, die jedoch schneller wieder verstummte, als wir dachten. Später erfuhren wir, dass dies eine Art Ferienlager der kanadischen Regierung für die Kinder von Armeeangehörigen und Angestellten öffentlicher Institutionen war.

Nieselregen setzte ein und der Himmel verfärbte sich.

Steffen und ich stellten unsere Campingstühle am Flussufer auf. Wir hielten Ausschau nach tierischem Treiben.  Am Himmel zeigte sich ein doppelter Regenbogen. Unser Sohn versuchte uns unter dem Regenbogen sitzend auf ein Foto zu bekommen.

Solch einen tollen Abendhimmel in diesen wunderschönen Rottönen habe ich noch nie gesehen!

Vor dem Schlafen drehten wir im Halbdunkeln eine Runde über den Campingplatz. Ruhe pur!