28. Tag Angels Landing

18. Juli 2014

Der Wecker klingelte und es war noch tiefste Nacht. Schnell ein Müsli ins Gesicht gepresst, die Wanderausrüstung angezogen und in Stechschritt zum VC marschiert. Der Morgen graute, als der Shuttle vorfuhr und so konnten wir doch auch unterwegs etwas sehen – zum Beispiel wilde trukeys und ein männliches bighorn sheep. 

Zu unserer Freude entleerte sich nicht der gesamte Bus bei unserer Haltestelle – viele Wanderer waren auch zu den Narrows unterwegs und fuhren also weiter. Ich hatte ziemlich viel über den Landeplatz der Engel gelesen und ersorgte den Auf – und vor allem den Abstieg etwas. Weniger wegen unseren Kletterkünsten, sondern vielmehr wegen dem Kreuzen im schwierigen Gelände mit anderen Wanderern. Deshalb und auch wegen der Wärme waren wir so früh unterwegs und wanderten zügig die Serpentinen hoch.

Wandern in den frühen Morgenstunden ist immer ein besonderes Glück – wir genossen es alle sehr.

Die letzten (geschätzten) 800 Meter waren dann die berühmte Kletterei den Eisenketten entlang. Frank und ich hatten je einen Jungen vor uns und wir mussten sie ständig zum vorsichtigen Gehen mahnen – die wollten weitereilen wie unten auf dem breiten Wanderweg – da habe ich schon Blut geschwitzt!

Nach 80 Minuten hatten wir den Gipfel erreicht und wir teilten ihn mit frechen Nagern und einigen wenigen Mitwandern – das war wunderschön und es ist schon verständlich, dass die Engel ausgerechnet hier landen wollen. Wir assen ein zweites Frühstück und kamen mit einigen Amerikanern ins Gespräch. 

Nun zauberte Frank das dünne Kletterseil aus dem Rucksack und die Jungs wurden „angeleint“.

Der Abstieg war so für uns viel entspannter, selbst wenn wir nun doch ein paar Wanderer kreuzen mussten und da interessante Szenen erlebten. Ein Mädchen stand beispielsweise weinend und zitternd da und der Vater erklärte auf unser Hilfsangebot mürrisch, seine Tochter könne, wolle und müsse da hoch. 

Wir liessen am Fusse der Ketten noch etwas die Aussicht auf uns wirken und die Seele baumeln, bevor wir dann endgültig ins Tal wanderten. Unterwegs trafen wir eine vogelinteressierte Volunteer, die uns viel Interessantes zu erzählen wusste – unter anderem auch, wie dieser Wanderweg auf Angels Landing gebaut wurde. 

In der Lodge gönnten wir uns Süssgetränke, fuhren dann mit dem Shuttle nach Springdale, bummelten durch das Städtchen, assen leckere Crêpes und brachten dann die Kinder zum Junior Ranger Programm über das Desert Bighorn sheep. Das war absolut spitze und die Jungs waren komplett begeistert. (Der Bock hält Wache, während die Geiss mit ihrem Horn die Kakteen zermanscht, danach frisst die ganze Herde das Kakteenmus) 

Den Nachmittag verbrachten wir am Vigin River mit lesen, baden und geniessen. Als sich dann unsere neuen Nachbarn auch noch als Schweizer zu erkennen gaben, war der Spass im und am Fluss für unsere Kinder grenzenlos. Der Junge, Noah, hatte sogar noch Geburtstag und so durften wir uns auch noch am Kuchenessen beteiligen – lecker.