Montag, 10.8.15
Wetter: von 0° bis 30°C alles dabei; Sonne, Regen, auch Gewitter
Der Wecker klingelt um 6Uhr. Wir sind bereits eine Viertelstunde früher wach, waren ja früh im Bett und sind immer noch ein wenig im Jetlag-Rhythmus. Ohne Frühstück fahren wir zügig um 6:35Uhr los, denn heute steht so einiges auf dem Programm.... und landen direkt in der Rush hour von Denver. Nun ja, es ist Montag morgen. Im Stop-and-go-Tempo bewegen wir uns aus der Stadt hinaus. Na prima. Als wir die Stadt hinter uns lassen, rollt der Verkehr aber dann flüssig. Gut, daß wir genügend Zeit eingeplant haben.
Richtung Süden aus Denver hinaus Genau mittig im Bild: der Pikes Peak
wolkenverhangen....
Mein besorgter Blick gilt danach dem Himmel, denn dort wollen wir heute hinauf...... Naja, nicht ganz, aber immerhin bis auf 4300m - der Pikes Peak ist das Ziel. Und hinauf wollen wir mit der höchsten Zahnradbahn Nordamerikas: der Cog Railway. Für die Fahrt um 9:20Uhr hatte ich bereits von zu Hause aus vor 10 Tagen Karten reserviert und bezahlt. In der Hauptsaison scheint dies offensichtlich notwendig, denn gerade die Vormittags-Termine sind bis zu einer Woche im voraus ausgebucht. Nach all den tollen Bildern vom Gipfel mit Blick über die Rockies habe ich mich hierauf schon lange gefreut.
Pünktlich sind wir da. Nachdem ich die Karten am Schalter abgeholt habe, gibt es lecker Frühstück. Wie praktisch, dass man im WoMo immer alles dabei hat! Um 9Uhr sind wir am Zug. Die Vorfreude ist groß, vor allem weil der Himmel aufklart. Die Fahrt ist kurzweilig, auch weil der Guide informativ und witzig erzählt und wir außerdem 3 nette, amerikanische, ältere Herrschaften gegenüber sitzen haben, die Europa gut kennen, und - na klar waren sie schon in Germany; eine von ihnen lebt sogar in den Niederlanden mit ihrem Mann.
Es geht höher und höher mit der Zahnradbahn, bald sind wir oberhalb der Baumgrenze.... und bald in den Wolken. In den Wolken? Oh nein.
Auf 4300m Höhe angekommen: alles im Nebel. Von Aussicht keine Spur. Außerdem ist es lausig kalt, nur 0°C. Trotz langer Hosen und Fleece-Jacken frieren wir beim Rundgang. Nun ja, was soll man sagen: schön, mal mit einer Zahnradbahn so hoch gewesen zu sein, aber es hätte so viel schöner sein können, wenn man die Umgebung ringsherum hätte sehen können. Ein bißchen enttäuscht und komplett durchgefroren sitzen wir nach 40min Aufenthalt wieder im warmen Zug und zuckeln nach unten. Unterhalb der Wolken ist die Landschaft dann aber doch sehr schön, viele Nadelbäume und Aspen, wir sehen Murmeltiere und Bighornsheep, und sind ein kleines bißchen versöhnt. Dennoch: für $37 p.P. ohne Aussicht ein teures Vergnügen.
Gegen Mittag fahren wir bei weiterhin durchwachsenem Wetter weiter. Es geht die kurze Strecke nach Cripple Creek. Die Fahrt dauert nur eine Stunde, dafür geht es wieder hoch hinauf, auf über 3000m. Direkt am Ortseingang liegt Molly Cathleen´s Goldmine. Vor allem mein Mann möchte die Besichtigungstour sehr gerne machen. Also zahlen wir insgesamt $52 für 2 Erw.+1Kind (puh!), und schon 10min später geht es los.
Goldmine Mollie Cathleen in Cripple Creek
der Förderkorb, daneben Tim (der Guide)
Junior hat zunächst keine rechte Lust. Als wir aber im Förderkorb eingezwängt durch stockfinstere Dunkelheit 300m nach unten sausen, springt der Funke doch über. Tim, unser bäriger und bärtiger Tourguide war früher selbst Bergbauer hier in der aktuell stillgelegten Goldmine und kennt sich deshalb bestens aus. Mit tiefer, dröhnender Baßstimme erzählt er uns vom Leben und Arbeiten der Minenarbeiter. Die Mine ist mitnichten ausgeschürft (oder wie nennt man das?), sondern der Goldpreis aktuell zu niedrig, da rentiert sich das Schürfen nicht. Man wartet hier, bis der Preis wieder steigt, um dann mit dem Abbau fortzufahren. So kommt es, dass wir mehrere echte Goldadern sehen können, über uns, unter uns, überall glitzert und funkelt es. Ziemlich beeindruckend auch, was Tim von der Arbeit in den Anfängen des Bergbaus und auch heute noch berichtet. In vollkommener Dunkelheit, in Staub und Dreck, schwere körperliche Arbeit und am Ende lungenkrank. Heute ist sicher vieles besser geworden, aber harte Arbeit ist es noch immer. Nach ca. 1 Stunde sind wir wieder oben und dürfen die Schutzhelme abgeben. Dieser Besuch hat sich wirklich gelohnt!
Gold und anderes Gestein - in allen Farben
Als wir die kurze Strecke rüber ins Stadtzentrum von Cripple Creek fahren, beginnt es zu regnen. Das Örtchen macht deshalb zunächst mal einen trostlosen Eindruck auf uns. Diverse Casino-Hotels im modernisierten Stil der alten Westerntage reihen sich aneinander. Unser Ziel ist das Jail-Museum, ein kleines Blockhaus ganz am Ende der kleinen Stadt. Eintritt $2 für Erwachsene, Kinder frei. Dafür bekommen wir eine exklusive Führung der sehr netten, jungen Dame an der Kasse, denn wir sind die einzigen Besucher. Ganz in Ruhe können wir die bedrückenden Zellen besichtigen, in denen in den busy days von Cripple Creek bis zu 6 Halunken pro Zelle unterkommen mußten, je 3 Hängematten nebeneinander in 2 Reihen übereinander - und ein Nachttopf (siehe Bild). Unvorstellbar!
Das ehemalige Bordell aus der Goldgräber-Pionierzeit hätten wir auch noch gerne besichtigt. Leider ist es bereits nach 16Uhr und deshalb geschlossen. Auf Empfehlung der jungen Jail-Dame kehren wir im "Maggie´s" Restaurant zum Dinner ein. Wir haben Glück, dort ist nämlich heute "Steak-Tag". Das New York Strip Steak schmeckt vorzüglich, als Vorspeise kann man zwischen Salat oder Suppe wählen. Das war ein sehr guter Tipp.
Als wir herauskommen, scheint wieder die Sonne, und wir verlassen Cripple Creek mit einem sehr versöhnlichen Gefühl. Dieses kleine Örtchen ist eine Perle am Wegesrand, für die sich ein Abstecher definitiv lohnt.
Mit dem WoMo kommt nun der Endspurt für heute: bis Buena Vista sind es nochmal 2 Stunden. Sehr abwechslungsreich durch eine wunderschöne Berglandschaft, die in dem wechselhaften Wetter teils richtig dramatisch aussieht. Es ist sehr grün hier, wir sehen Lama-Ranches und idyllische Graslandschaften. Das Hochtal des Arkansas River - unser heutiges Ziel - erscheint in diesem Licht besonders intensiv, grüne Wiesen, umrandet von wolkenverhangenen Bergen.
Die Hochebene des Arkansas River - unser heutiges Ziel
Nach dem Check-In auf dem Chalk Creek CG (übrigens der teuerste des Urlaubs) werden wir vom CG-Host in seinem kleinen Kart zu unserer Site geführt. Es beginnt wieder heftig zu regnen, so dass wir nicht mal den Strom anschließen können. Innerhalb kürzester Zeit steht der ganze Platz mit vielen Zeltlern unter Wasser. Na, mit denen möchte man heute nicht tauschen!
Wir freuen uns über ein festes Dach über dem Kopf, finden das Trommeln des Regens irgendwie ganz gemütlich und beten und hoffen, dass morgen besseres Wetter sein wird, denn für vormittags steht eine Rafting-Tour auf dem Programm! Ein Wetter-App-Check für morgen: 76°F (=24°C), später am Tag Chance of Thunderstorms. Hauptsache vormittags bleibt es schön.
Fazit:
1. Pikes Peak: sicher eine tolle Tour bei schönem Wetter, aber ziemlich teuer, wenn die Sicht so schlecht ist wie bei uns; leider in der Hauptsaison Vorreservieren notwendig, so dass man nicht spontan wetterabhängig buchen kann
2. Cripple Creek: spannender Zwischenstopp; Mollie Cathleen´s Goldmine zwar teuer, lohnt sich aber; Jail-Museum: sehr kurzweilig; Dinner im "Maggie´s": unbedingt zu empfehlen
Hallo Inga,
ihr habt den Tag ja voll ausgenutzt und viel unternommen. Nur schade,dass das Wetter nicht so mitgespielt hat :(. Die Aussicht von dort oben wäre sicher sensationell gewesen.
Herzliche Grüße
Sonja
Trakki.Reisen
Hallo Inga,
an der Goldmine sind wir leider vorbei gefahren - zu wenig Zeit. Konntet Ihr vielleicht ein paar Krümelchen mitnhemen? Ich stelle mir gerade meine Kids vor, wie sie versuchen, an die glitzernden Steine zu kommen
.
Bin schon gespannt, auf welcher RaftingTour Ihr gewesen seid und wer Euer Guide war.
LG Mike
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Inga,
schade dass das Wetter auf dem Pikes Peak nicht so ganz gepasst hat, dafür gibt's leider keine Garantie.
Dein Bericht gefällt mir sehr gut, freue mich schon auf die Fortsetzung. Wir hatten überlegt, ob wir die Buena Vista-Ecke in unsere Route reingeplant bekommen, hat aber weder am Anfang noch am Ende so richtig gepasst.
Jetzt bin ich gespannt auf die Schilderungen der Rafting Tour, bestimmt meinte das Wetter es gut mit euch.![yes yes](https://www.womo-abenteuer.de/sites/all/libraries/ckeditor/plugins/smiley/images/thumbs_up.gif)
Viele Grüsse, Eric
@Sonja: eigentlich war das ganze Programm für 2 Tage gedacht und eine Übernachtung in Colorado Springs vorgesehen. Aber wegen der Wave-Permits mussten wir kürzen. Im Nachhinein hat der Tag aber, obwohl viel Programm und viele Meilen, super funktioniert.
@Mike: ja, wir durften wirklich einjeder ein Bröckchen mit minderwertigem Gestein mitnehmen. Aber es ist wohl nichts wert....
@Eric: schön dass Dir der Bericht gefällt. Die Rockies sind grossartig, nicht wahr?