Bevor es heute auf die White Rim Road geht, wollen wir gerne bei Denny´s in Moab ordentlich frühstücken. Als wir hineingehen, trifft uns erst mal der Schlag. Es ist pickepacke voll und es warten schon mindestens 20 Leute auf einen Platz. Nee, das dauert ja ewig, bis wir da was zu Frühstücken bekommen. Wir gehen nochmals in den Citymarket, um nach einer Decke zu schauen, da wir gestern leider keine brauchbaren wärmeren Schlafsäcke bekamen. Gibts aber nicht, aber wir nehmen noch einen Eisblock mit, damit unser Cooler in den folgenden zwei Tagen nicht den Dienst versagt. Anschließend tanken wir voll und da jetzt auch schon wieder einige Zeit vergangen ist, schauen wir nochmals bei Denny´s rein. Und tatsächlich, wir sind mit zwei anderen kleineren Gruppen die Einzigen, die auf einen Tisch warten. Das ist akzeptabel.
Wir frühstücken ganz lecker und machen uns auf den Weg in den Island in the sky district des Canyonlands National Park. Gegenüber des Visitor Center werfen wir gleich mal einen Blick in den Canyon, so herrlich ist es hier und in Kürze werden wir dort unten herumfahren.
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Anschließend gehen wir ins Visitor Center und zeigen unser Backcountry Permit. Wir bekommen ein paar letzte Anweisungen - Warnung vor einer Tiefsandpassage, offenes Feuer im Backcountry nicht gestattet... - und dann kann es los gehen. Wir fahren den Shafer Trail runter ins Tal. Ein Stück weit laufe ich und mache vom Auto ein paar Bilder.
Es ist ganz still und ich höre nur die Schwingen und das Krähen eines Raben, der über meinen Kopf als schneller Schatten hinwegfliegt. Gänsehautfeeling!
Es geht vorbei am Colorado River Overlook und am Musselman Arch.
Nachdem Robert mir den Autoschlüssel vor die Füße geworfen hat, läuft er schnurstracks zum Arch und darüber hinweg... naja, wenigstens habe ich für den Fall der Fälle den Schlüssel...
Der White Rim Trail, der sich an den Shafer Trail anschließt, hat meist nichts mehr mit gravel zu tun, das ist fast ausschließlich raue Dirtroad und wir kommen nur langsam voran. Natürlich fährt Robert sehr vorsichtig, denn wir wollen ja keinen Schaden an unserem Auto verursachen und heil wieder zurück kommen.
Wir machen viele Fotostopps und es ist ein ganz großartiges Erlebnis, dort unten unterwegs zu sein. Ich halte mehr als einmal die Luft an, weil ich damit rechne, dass wir irgendwo hängen bleiben, aber unser Auto ist hoch genug und Robert weiß, wie er es heil über die Steine, Furchen, Senken und Kuppen lenken muss.
Wir kommen an der Washer Woman vorbei und sehen ganz klein den Mesa Arch weit oben an der Kante. Mal anders herum als gewohnt.
Als wir in Sichtweite des Gooseberry CGs kommen, sagt Jeremie: "Mama, da vorn steht ein Pick-up mit einem Anhänger dran!“ Au weia, hat unser Kind schon Halluzinationen? Doch kaum zu glauben, was wir sehen, als wir näher kommen... Diesen Pick-up mit Hänger, klein und putzig, aber absolut offroad-tauglich. Unbelievable...
Nach insgesamt 6 Stunden und knapp 38 Meilen, die wir in einer reinen Fahrzeit von etwa vier Stunden gefahren sind, erreichen wir unseren Traumplatz White Crack CG. Die Zufahrt dorthin hat es nochmal in sich und wir sind froh, für heute endlich am Ziel zu sein.
Ist es hier schön! So ein traumhafter Platz, ganz allein für uns. Es ist dermaßen still hier, dass man meint, das Blut im Körper rauschen zu hören, weil es sonst absolut keine Geräusche gibt. Als das Zelt steht, schauen wir uns die nähere Umgebung an.
Ein paar Meter weiter vorn an der Rimkante haben wir eine unbeschreiblich schöne Aussicht. In Richtung Süden können wir die Needles sehen. Wir sind völlig hin und weg und kommen uns ganz klein vor in dieser grandiosen Kulisse.
Robert grillt unsere großen Steaks und sie schmecken uns superlecker. Weil es so warm ist, zieht sich Jeremie das T-Shirt aus und springt in der kurzen Hose über die Felsen. Das wird ihm zum Verhängnis, als er auf dem Weg von der Toilette zurück zum Zelt mit den Flip-flops (!!) stolpert und einen Flieger macht. Der raue leicht abschüssige Fels schrubbelt ihn einmal von oben bis unten komplett auf. Ellbogen, Oberkörper, Knie... Die Hände haben nichts (??), vermutlich ging alles viel zu schnell, als dass er sich hätte abfangen können. Glücklicherweise hat auch der Kopf nichts, nicht auszudenken, was man in einer solchen Abgeschiedenheit, fernab aller Straßen, ohne Telefonnetz und Stunden entfernt vom nächsten Krankenhaus, mit einer schwereren Kopfverletzung machen sollte...
Jeremie wird mit Bepanthen versorgt und der Schmerz und Schreck sind schnell vergessen.
Wir bestaunen den wundervollen Sonnenuntergang und machen zahlreiche Bilder.
Als es allmählich dunkel wird, wird es auch ein wenig unheimlich. So schön es dort ist, es ist halt einsam und unglaublich still. Und wehe, es ist plötzlich mal nicht mehr ganz still...
Wir schauen noch eine Weile den wunderbaren Sternenhimmel an und gehen dann ins Zelt. Zuvor gehen wir noch einmal zur Toilette, die sich einige Meter oberhalb unseres Zeltplatzes befindet. Natürlich alle drei zusammen und an den Händen gefasst...
Ich finde diese pit toilets an sich ganz gut. Wir haben sie auf den meisten CGs benutzt, weil es nichts anderes gab. Auch wenn der Geruch außerhalb der Toiletten manchmal sehr unangenehm ist, drinnen riecht man meist fast nichts. Nur, man darf auf keinen Fall, auch nicht unbeabsichtigt oder zufällig, mit der Stirnlampe in die Grube leuchten. Macht das NIEMALS!!! Ihr wollt das nicht sehen...
Unsere Tagesetappe:
Liebe Elli,
was für ein Traumplätzchen, unglaublich schöööön. Ihr hattet ja den Abenteuerurlaub pur. Die Erinnerungen daran kann euch keiner nehmen. Das ist mit nichts aufzuwiegen. Stille kann sehr laut sein, das habe ich auch manchmal so empfunden.
Auf die Toilette wäre ich auch nur mit Händchenhalten gegangen. Schon ein wenig gruselig.
Herzliche Grüße
Sonja
Trakki.Reisen
Hallo Elli,
einen ganz tollen Tag habt ihr da gehabt.
Das sind natürlich Gebiete und Erlebnisse, die man mit dem Womo nicht erreichen kann.
Deine Bilder sind mal wieder herrlich.
Genauso wie du diesen einsamen Campground beschrieben hast, erging es uns in der Bisti Wilderness im Frühjahr.
Es ist wunderschön , so einsam an einem schönen Fleck Erde zu stehen, aber auch irgendwie beklemmend.
Irgendwie lauscht man immer auf Geräusche, und hofft trotzdem, keine zu hören.
Deinen Tip mit den pit toiletts muss ich mir merken.
Also entweder Stirnlampe ausschalten, oder nur rückwärts reingehen , kurz die Knie anwinkeln und nach dem Geschäft wieder vorwärts raus...
Liebe Grüße, Tanni
Hi Elli,
was für ein traumhafter Tag. So idyllisch und fernab der Tourimassen, das könnte uns auch gefallen. Weiß noch, wie wir letztes Jahr den Shafertrail runtergeschaut haben und dachten, dass wir das auch irgendwann mal tun sollten. Und wie immer, super Fotos und sehr kurzweilig geschrieben...
Oje, aber was für ein Schreck mit Jeremies Sturz. Gut, dass es so glimpflich ausgegangen ist.
Liebe Grüße,
Ulli
Scout Womo-Abenteuer.de
www.dezembercamper.de
Hallo Elli,
ich kann nur sagen: einfach spitze !
Wir waren 3 Wochen nach Euch dort, aber eben nur den Shafer Trail , dann links ab zur Potash Road. Den kompletten White Rim Trail zu fahren, das ist schon ein ganz besonderes Erlebnis... Und wie immer super Bilder !
Liebe Grüße
Uli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Elli,
ich glaube, irgendwann werden wir auch noch mal so offroadmässig im Südwesten unterwegs sein müssen, und du bist schuld ,
dein Reisebericht macht echt Lust drauf, das mal selbst zu erleben!!
Die Stille haben wir in unserem Urlaub auch immer mal wieder erlebt, nicht so abgeschieden wie bei euch, eher bei längeren Wanderungen right-in-the-middle-of-nowhere. Unglaublich, wie laut mir der Frankfurter Stadtwald bei der ersten Joggingrunde nach der Rückkehr vorkam.
Pit Toilets hatten wir zum Glück nur tagsüber, deswegen kam ich nicht auf die Idee, sie intensiv auszuleuchten, werde mir deinen Ratschlag für die Zukunft aber einprägen!
Und noch was: Eure Bilder sind der Hammer!!
Viele Grüsse, Eric
Liebe Sonja,
Da hast du sicher Recht. Obwohl ich an manche Situationen nicht nur gute Erinnerungen habe. Aber das Unangenehme hab ich dann doch wieder längst verdrängt...
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Liebe Tanni,
Genauso ist es, und wehe, es gibt doch mal ein Geräusch, und dann auch noch eines, das man nicht zuordnen kann... aber ich will nicht vorgreifen.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hi Elli,
also das Kopfkino bei der Beschreibung der Pit Toilet hätte ich mir jetzt sparen können - und was machen eigentlich die ganzen Fliegen, wenn sie das Licht -------- Schluss damit.
Ich freue mich für Euch, dass Ihr so tolle Erlebnisse haben durftet und bin auch etwas neidisch. Dankbar bin ich aber noch mehr, denn alleine heute habe ich beim Lesen der aktuellen Reisebericht-Einträge wieder zahlreiche Must-Sees/Does auf meine Wunschliste gesetzt: Goldmine besichtigen, Canyoning / Abseiling oder eben Shafer Trail und White Rim Road. Danke!
LG Mike
Liebe Grüße, Mike
Experience!
Scout Womo-Abenteuer.de
Liebe Ulli,
Diesen Gedanken hatten wir 2013, als wir am Dead Horse Point standen und die Autos auf der Potash Road unten am Colorado beobachtet haben. Für Robert stand fest: Das nächste Mal in dieser Gegend will er auch im Backcountry unterwegs sein. Und wenn der Mietwagen nicht dafür getaugt hätte, wäre es für die Tage ein Jeep aus Moab geworden. Er wollte unbedingt den White Rim Trail fahren und auf dem White Crack übernachten.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hi Eric,
ganz ehrlich, mit dieser Schuld kann ich ganz gut leben!
INTENSIV??? Davon kann keine Rede sein! Da genügte ein kurzes Streifen, das war eindrücklich genug. Aber lassen wir das, es gibt schönere Themen.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
@all:
Danke für euer aller Lob und dafür, dass ihr uns so treu begleitet.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Elli,
ich schließe mich dem Lob über Bericht und Bilder in vollem Umfang an ! Ich habe ja bisher auch nur oben an der Kante gestanden: der Aufenthalt dort unten muss herrlich sein -- aber es ist auch so weit weg von der Zivilisation, dass wirklich nichts passieren sollte. Und dann zieht Jeremie sein T-Shirt aust und spring über die Felsen ........ Ich hoffe, Bepanthen hat bald gewirkt !
Jetzt warte ich mal auf das unbekannte Geräusch !
Grüße
Bernhard
PS: beim Hineinzoomen ist mir erst auf der Karte bewusst geworden, wie "nahe" ihr auf diesem Campground am Needles District seid !!
Scout Womo-Abenteuer.de
Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen (G.C. Lichtenberg)
Hallo Elli,
einfach herrlich eure Tour, und die Einsamkeit - Gänsehautfeeling! Ich glaube, wir müssen mal wieder in diese Region, vielleicht 2017. Aber dann so wie ihr, mit PKW und Zelt. Wunderschöne Bilder und wie immer toll geschrieben.
viele liebe Grüße,
Angelika
Hallo Bernhard und Angelika,
schön, euch weiterhin dabei zu haben und vielen Dank für das tolle Feedback.
@Bernhard: Jeremie ist gar nicht wehleidig und war mehr erschrocken als verletzt. Alles nur oberflächliche Abschürfungen, gottseidank. Bepanthen hat uns gute Dienste erwiesen.
@Angelika: Das wär aber ein voller Erfolg, wenn ich es schaffen würde, euch vom hohen Norden Alaskas wieder in den Südwesten zu locken. Ich bin gespannt!
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Elli,
einfach nur toll! Als wir in diesem Jahr oben standen und nicht genug bekamen vom Shafer Trail, hatten wir uns ja überlegt, diesen mit dem Fahrrad zu befahren, aber wir hatten Memorial Weekend und es war nur voll.
Vielleicht klappt es doch noch einmal mit Zelt und SUV bei uns.
Diese Stille haben wir in den NEedles erlebt, unbeschreiblich schön!
Herzliche Grüsse Gisela
Hach, Elli,
Einfach herrlich! Zu wissen, dass man diese wunderbare Natur wirklich alleine erleben darf und auch, dass man es alleine geschafft hat hinzukommen - Respekt!
Ihr seid wieder einzigartig unterwegs.
.... gab es auch unerwünschtes Krabbel- oder Kriechgetier des nachts?
LG Inga
Hallo Gisela,
Es liegt an euch, das wahr zu machen. Für viele mit dem RV unerreichbare Ziele und damit verbundene Erlebnisse ist das einfach die einzige Option.
Hallo Inga,
unerwünschte lästige Krabbel- oder Kriechtiere hatten wir keine, überhaupt haben wir dort auf dem CG außer Ameisen, kleinen Käfern und Eidechsen kein Getier gesehen. Keine Schlangen...
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Elli, ein wirklich toller Bericht.
Im Nachherein, welche Fahrtrichtung würdet ihr wählen, jetzt wo ihr den Trail kennt?
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Die Anfahrt zum Rim Trail ist auch über die Potash Road möglich.
Liebe Grüße Gerd
< Wir stehen an der Seite der Ukraine >
Hallo Gerd,
ich würde wahrscheinlich nur wieder über den Shafer Trail starten und irgendwann nach dem White Crack und einer Übernachtung dort, umkehren. Die sehr steilen, schotterigen, steinigen, schmalen Passagen, die wir hoch gefahren sind, hätte Robert nach eigenen Angaben nicht herunter fahren wollen. So gesehen hat die Richtung für uns gepasst.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Elli,
auf einer anderen Tour sind wir Passagen runtergefahren,
ich war der Meinung, dort würde man nie wieder heraufkommen.
Liebe Grüße Gerd
< Wir stehen an der Seite der Ukraine >
Hallo Gerd
Ich würde es davon abhängig machen welchen Uebernachtungsplatz man bekommt. White Crack hat ja nur eine einzige Site. Wir mussten damals auf den Murphy ausweichen. Von der Potash Road her würde ich nicht starten - man nimmt sich so das Erlebnis Shafer Trail. Wir sind schon von beiden Seiten gestartet. Der beste Startpunkt ist aber der Shafer Trail
Als Grundsatz, den ich immer befolge gilt bei uns : Niemals fahre ich ein unüberschaubares Stück wenn ich nicht im Notfall rückwärts wieder zurückfahren könnte. Bei sehr steilen Kuppen laufe ich hinauf und vergewissere mich wie es weiter geht. Das gilt übrigens auch für Hikes. Ich würde nie einen Dryfall hinunterrutschen, wenn ich nicht sicher wäre, wieder hinauf zu kommen. Auf die harte Tour musste das ein amerikanischer Fotograf lernen der 1996 für 8 Tage im Brimstone Slot gefangen war. Er wurde dann mit viel Glück lebend aber völlig dehydriert gefunden.
http://www.synnatschke.de/gast/peter/dontdie/dontdie.html
Herzliche Grüsse,
Fredy