Tag 16: Freitag, 02.09.2016: Yoho NP - Glacier NP und Regen, Regen, Regen...

Die ganze Nacht trommelt der Regen inmitten der hohen Bäume auf dem Kicking Horse Campground lautstark auf unser Camperdach. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass wir die Züge kaum hören. Gar nicht so schlecht eigentlich, das Ergebnis jedoch ist dasselbe: Unruhiger Schlaf, häufiges Wachwerden...

Heute beginnt das Labourday Wochenende und wir sind mal gespannt, wie sich das auf die Belegung der CGs auswirkt. Reserviert haben wir jedenfalls keinen...

Obwohl an sich noch zwei weitere Tage im Yoho NP geplant waren – einer zum ausgiebigen Wandern, einer für den Versuch, kurzfristig drei frei gewordene Plätze für das Shuttle zum Lake O´Hara zu bekommen – brechen wir heute schon unsere Zelte hier ab. Es regnet immer noch. Und zwar nicht zu knapp. Selbst wenn wir uns darauf einlassen könnten, bei diesem Wetter zu wandern, so hätten wir spätestens ein Problem, bei den kalten Temperaturen die nassen Sachen wieder trocken zu bekommen. Es regnet hier gerade nicht bei 25°C, sondern bei 7°C.

Wir fahren weiter auf unserer Runde, geplant ist der Glacier NP mit dem Illecillewaet CG.

Die Fahrt ist relativ ereignislos, wir sehen nicht viel, die Wolken hängen tief und meist regnet es.

Klick auf das Bild für die Slide Show.

Entgegen der Befürchtung, auf diesem beliebten CG evtl. leer auszugehen, haben wir mehr als eine gute Auswahl und entscheiden uns für die vergleichsweise offene site #32 direkt am kleinen Creek.

Wunderschön hier, trotz des schlechten Wetters, aber schw....kalt. Für unsere europäischen Vorstellungen. Der Kanadier im Allgemeinen hat damit ja keinen Schmerz, er ist auch bei diesen Temperaturen mit Shorts und T-Shirts unterwegs. Ok, beim heutigen Regen vielleicht nicht unbedingt, aber dem, was wir "Kälte" nennen, trotzen ja schon die kleinen Babies. Bei unter 15°C und starkem Wind sahen wir eines an den Athabasca Falls, das T-Shirt und Höschen anhatte und barfuß war. Kalt war dem Zwerg offensichtlich nicht, er hatte seinen Spaß.

Wir verweichlichten Europäer jedenfalls werfen erst mal unsere Heizung im TC an, die nach kurzer Zeit für kuschelige Wärme sorgt, was angesichts der niedrigen Außentemperaturen sofort zu heftigem Schwitzwasser im Inneren unseres Campers führt. Feuchtigkeit allerorten und irgendwie nasskalt und ungemütlich, sobald die Temperaturen im Camper wieder sinken... Ein Dauerbetrieb der Heizung ist aus batterietechnischen Gründen ("Mama, warum leuchtet da nur noch eine LED, wenn man auf BAT drückt?") nicht angesagt .

Also müssen wir was tun, aber was?

Versuchen wir es mal mit dick und wasserfest anziehen und rausgehen. Es gibt einen kurzen Trail, der direkt am CG startet, den Meeting-of-the-waters-Trail.

Die längeren Trails, die höher hinaus gehen, sind wegen erhöhter Bear-Activity nur mit mindestens 4 Erwachsenen gestattet. Es gibt einen Meeting-Point, wo sich Wanderer morgens zu Gruppen zusammenschließen können.

Unser kurzer Trail ist davon nicht betroffen. Auf Schautafeln wird die Geschichte des Glacier House, das hier vor vielen Jahren von der Eisenbahngesellschaft Canadian Pacific erbaut wurde, und das später auch ein beliebtes Touristenziel war, erklärt. Es sind noch einige Relikte der damaligen Zeit zu sehen.
Die Bahnlinie wurde zwischenzeitlich verlegt und die Züge fahren hier über eine Länge von knapp 15km durch den Mount Mac-Donald-Tunnel.

Aha, jetzt weiß ich auch, dass ich in der kommenden Nacht gut schlafen werde!

Von diesem Trail im Regenwald sind wir alle total begeistert. Da wir wegen des starken Regens nur die kleine "Ritsch-Ratsch-Kamera" dabei haben, nehmen wir uns den Trail für morgen früh bei hoffentlich trockenem Wetter gleich nochmal vor.

Was für ein magischer Zauberwald! Über und über mit Moos bedeckter Boden, herrliche frische Grüntöne, Pilze, Beeren, ein toller Weg hindurch... und der Illecillewaet River und der Asulkan Brook, die unter der Brücke zusammenfließen. Einfach herrlich.

Zurück im Camper müssen wir gleich wieder einheizen, kalt wird es in der nicht isolierten Kiste genauso schnell wie warm.

Wir machen uns Kaffee und Kaba, essen ein süßes Teilchen dazu und lesen, auch mal schön.

Als es zu regnen aufhört, laufe ich ein wenig über den Platz, der wunderschön angelegt ist. Wie toll muss das hier bei schönem Wetter sein! Jedoch ist der Wald ja nicht von ungefähr so schön vermoost, und Regenfälle sind hier einfach häufiger als Sonnenstrahlen.

Dennoch, selbst mit tief hängenden Wolken ist das hier ein Plätzchen, das man ungern verlässt. Es ist einfach zu idyllisch.

Zum Abendessen gibt es heute mal wieder Nudeln mit Bolognese-Zucchini-Sauce und da wir keine abgehärteten Kanadier sind, essen wir wieder im Camper.

Zeitig gehen wir zu Bett, so ein Tag mit (fast nur) Nichtstun kann ganz schön lang sein...

Unsere Tagesetappe:

Heute gefahren: 147km