Fazit und Ausblick

Eigentlich wollte ich ursprünglich nur ein Fazit posten, spontan habe ich mich nach der Rückkehr dazu entschieden, doch einen detaillierten Reisebericht zu schreiben. Trotz des grossen Aufwandes hat es Spaß gemacht, in Erinnerungen zu schwelgen und die Reise noch einmal zu erleben. Danke an Alle, die mitgereist sind. Auch wenn der Feedback wohl wegen des Gebiets nicht so gross war, hoffe ich, dass ich einige Anregungen und Tipps für eigene Womoreisen geben konnte und dass ich den einen oder anderen „gluschtig“ machen konnte für die eher weniger besuchten Ecken BCs wie die Sunshine Coast.

Reiseroute

Der Mix aus Meer, Regenwald, Berge und Lodgeaufenthalt war für uns (und unsere Vorlieben) genau richtig. Allen Familienmitgliedern hat die Küstenregion sowie das Gebiet um 100-Mile House am besten gefallen. Daher hat sich der Spagat von Vancouver Island und Ten-ee-Ah-Lodge gelohnt, obwohl ich in der Planungsphase noch skeptisch war.

Für manch einen Fori mag die Routenwahl vielleicht etwas unsexy rüber kommen, fehlten doch Highlights wie die Rockies oder Victoria. Als wir unterwegs von anderen Campern hörten, wie es diesen Sommer in Banff, Lake Louise und Co. zu und her ging, bin ich jedoch im Nachhinein froh, dass wir uns gegen die Rockies entschieden haben.

Für all diejenigen, die auch in der Hauptreisezeit reisen müssen und gerne abseits der Massen unterwegs sind, können wir die Sunshine Coast und die nördlichen Regionen von Vancouver Island sehr empfehlen. Trotz Hochsaison ist man dort fast alleine auf Wanderwegen unterwegs, vor allem im Strathcona PP. Auch im Cariboo Country rund um 100 Mile House geht es noch gemütlicher zu und her. Eher enttäuschend war der „Grossraum“ Vancouver von Whistler bis rüber zum Manning PP. Hier hatte es mir definitiv zu viel Rummel auf den Campgrounds und an den Hot Spots und irgendwie passte es nicht zum Bild von Einsamkeit und Wildnis, das man sich von Kanada macht. Das mit der Wildnis ist eh so eine Sache: richtig erleben kann man sie in Wirklichkeit nur, wenn man mehrtägige Touren entweder zu Fuss oder mit Kanu resp. Pferd. unternimmt. Ansonsten wird die sogenannte Wildnis nämlich zum Eigentor: weil nämlich überall Wildnis ist, tummeln sich an den Orten, wo man etwas unternehmen kann, resp. etwas besichtigt werden kann, zumindest im Sommer sehr viele Menschen (Bsp Joffre Lakes, Spahats Falls, Helmcken Falls, etc.pp.).

Reisedauer

Wir waren bewusst sehr gemächlich unterwegs. Meist fuhren wir nicht mehr als 80-100km/Tag und hatten ausserdem etliche Doppelübernachtungen. In 25 Wohnmobiltagen sind wir insgesamt etwas über 2‘800 km gefahren und würden es – gerade mit Kindern – wieder so machen. Wir sind schon immer nach der Devise gereist – weniger ist mehr. Lieber nur Teilgebiete eines Landes bereisen, dafür intensiv. So haben wir es in Australien gehalten und jetzt auch wieder in BC. Trotz kurzen Distanzen ist die Fahrerei und das ganze Drumherum des Camperlebens wie Wasser füllen, tanken, einkaufen etc. zeitlich nicht zu unterschätzen. Wir können nur empfehlen, nicht allzu grosse Etappen zu planen, ausser man findet es toll, erst um 18h anzukommen und am frühen Morgen wieder weiter zu reisen. Wir aber möchten den Campground und den meist dazu gehörenden Provinz- oder Nationalpark erleben und erwandern und zwischendurch auch einfach mal sein.

Reisezeit

Ja, die viel diskutierte Schulferienzeit. Ganz klarer Nachteil sind die horrenden Preise für die Campermiete. Und dass man die Campingplätze im voraus reservieren muss, wenn man entspannt reisen will. Gerne hätte ich spontan vor Ort meine Traumsite ausgesucht, aber dank den tollen Reservationsseiten der Provinz- und Nationalparks, wo man sogar Fotos der einzelnen Sites serviert bekommt, haben wir meistens eine sehr gute Auswahl getroffen. Auf vielen Plätzen hing am Eingang ein Schild mit ‚Campground full‘ und jeweils mit einem Lächeln auf den Lippen haben wir dem Ranger im Empfangshäuschen unsere Reservationsbestätigung hingestreckt. Dazwischen gab es aber auch CG, bei denen ganz klar keine Reservation nötig gewesen wäre (z.B. Strathcona, Paul Lake), doch waren wir nicht an einem Wochenende dort, vielleicht sähe es dann auch anders aus.

Was definitiv für die Hauptsaison spricht sind die langen Tage, das meist warme Wetter (oder zumindest wärmere) und die vielen Kinder auf den Campgrounds. Denn Kinder brauchen Kinder und wenn man mit ihnen in der Nebensaison unterwegs wäre.... nicht auszudenken.

Zu guter Letzt noch ein Wort zu den Mosquitos: auch wenn in den Reiseführern steht, wann mit Mücken zu rechnen ist, ist es jedes Jahr wieder anders. So haben wir im viel gefürchteten Wells Gray trotz ‚Mücken-Hochsaison‘ nur wenige Quälgeister gehabt, und vorher auf der gesamten Reise praktisch keine. Ergo: nicht ins Bockshorn jagen lassen, es kann alles ganz anders sein !

Wetter

Nach zwei absolut aussergewöhnlich schönen und vor allem sehr heissen Sommern, war die diesjährige Ausgabe gemäss Kanadiern sehr unberechenbar und eher von unterdurchschnittlichen Temperaturen geprägt. Eigentlich so wie in Mitteleuropa. Die ersten 12 Tage unserer Reise war der Himmel oft bedeckt, dazwischen gab es aber auch einen Tag voller Sonnenschein. Frustrierend fand ich das Wetter an den Tagen, als wir die Insel rüber nach Tofino durchquerten, sowohl hin als auch zurück. Sommerlich wurde das Wetter ab Mitte zweiter Reisewoche, doch auch dann war das Hoch nicht stabil und so froren wir bei unter 10 Grad im Manning PP. Danach ging es aber rasant aufwärts, eine ganze Woche am Stück hatten wir superschönes Wetter und mit 26 °C auf über 1000 m.u.M. im Cariboo Country sehr angenehmes Wetter zum draussen leben. Einfach perfekt für unsere Aufenthalte im Fawn Lake Resort und der Ten-ee-Ah Lodge. Auch für die Fahrt auf der Duffey Lake Road hatte Petrus ein grosses Herz für uns, bevor der wettermässige Tiefpunkt im Porteau Cove folgte. Insgesamt können wir nicht klagen, für Herumreisen war es eigentlich fast perfekt. Denn Regen hatten wir praktisch keinen; nur am Anfang hätte es für unseren Geschmack etwas wärmer sein können.

Wohnmobil / Anbieter

Wir haben unser Womo bei Fraserway gebucht und können den Vermieter bedenkenlos weiter empfehlen. Vor allem den Service finden wir 1A! Da wir vor fast 20 Jahren das letzte und einzige Mal einen Camper in Kanada gemietet haben (und es den Vermieter nicht mehr gibt), können wir keinen direkten Vergleich mit anderen Anbietern machen. Was uns sehr positiv aufgefallen ist, ist die persönliche Ausstattung, vor allem das Bettzeugs ist top (ich bin sehr heikel was Duvets anbelangt). Negativ fanden wir das sehr düstere Innere des Campers und die z.T. schlechte Verarbeitung (Bezüge, die bereits Risse hatten; Storen, die nicht mehr hielten). Auf den ersten Blick dachte ich, die geben uns einen alten Camper, dafür hatte er erst 8000km auf dem Tacho! Da möchte ich nicht wissen, wie die Womos aussehen, die sie über die ‚Billiglinie‘ Four Seasons weitervermieten und die schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben.

Und ganz zum Schluss noch ein persönlicher Ausblick:

Nächstes Jahr ist voraussichtlich Schweden mit unserem eigenen Womo an der Reihe. Nachdem wir im Cariboo Country festgestellt haben, dass uns die 'Wald und Wasser'-Landschaft auch ohne Berge gefällt, konnte ich meinen Mann überzeugen, auch mal in das ‚flache‘ Südschweden zu reisen.

Und 2018 wollen wir wiederkommen - aber zum Indian Summer nach Ostkanada !

In diesem Sinne freue ich mich, weiterhin in diesem Forum aktiv zu sein.

Adieu und bis bald, eure Flo