Wir fahren beim Campground los bei schönstem Sonnenschein, heute wollen wir mal einen Strand erkunden.
Wenn man schon eine auf kitschige Fantasyromane stehende zwölfjährige an Bord hat, wenn man in den Olympic fährt, dann ist Twilight natürlich Pflichtlektüre, ich habe ihr also die Bücher im Vorfelde besorgt -und nun, unterwegs nach Forks, bitten wir sie, uns Ahnungslosen das erste Kapitel vorzulesen. Gute Idee, echt cool, schon auf der ersten Seite werden so viele Orte benannt, wo wir gerade sind!
Kurz vor Forks biegen wir Richtung Küste ab -und fahren direkt auf eine Nebelwolke zu. Oh man, das kann doch nicht wahr sein, es ist verflixt, immer, wenn ich an den Pazifik herantrete, ist Nebel! (Die Idee einer Hwy 101 PazifikTour landet wieder ganz unten in der mentalen Schublade…) Naja, egal, gut, wir haben also wieder die mystische Variante, und heute sollte zumindest das Tidepooling-Timing passen.
Am Second Beach Parkplatz bekommen wir gleich einen sehr komfortablen Parkplatz und los geht es, wieder ein kleiner Regenwaldhike mit mehreren Bananenschneckensichtungen und sogar einem sehr nach Bären aussehenden Fußabdruck, aber unsere eingeübte Testbär-Aufstellung brauchen wir wieder nicht.
Natürlich ist der Second Beach auch bei Nebel schön, und die Tidepooling-Ausbeute ist in Ordnung, wenngleich auch nicht ganz so beeindruckend wie auf manchem Bild im Internet -niedlich war ein Seeotter, der die ganze Zeit in der Bucht chillte, der sieht aber auf den Fotos doch sehr klein aus. Das Rumklettern und Hopsen auf den Felsen macht jedenfalls Spaß.
Anschließend geht es nach Forks, witziges Städtchen. Wir verlassen den Nebel, die Sonne knallt, es ist richtig heiß. In Forks setzen sie immer noch sehr auf den Twilight-Schnickschnack und wir machen das natürlich brav mit, gehen zu Bellas Schule und erkunden den Twilight-Souverniershop, dessen Gesamtsortiment aus Twilght-Merchandising und Glitzer-Amerikakram besteht, und laufen dann mit einem roadside erworbenen leckeren Blended Iced Coffee ein bisschen durch die Stadt, kaufen extrem teures Brot und sind gleich froh, dass wir aktuell nichts weiter brauchen...außer Internet. Wir müssen uns mal zuhause melden und machen das tatsächlich nur über Wifi; allerdings ist die Versorgung damit in Washington deutlich knapper, als wir das von Kanada kennen.
Darum freuen wir uns, festzustellen, dass Bellas Auto direkt an der Touristen Information steht, wo es Wifi gibt, juhuu! Das ist aber langweilig für die Kinder, und sie möchten gerne in das Timber Museum nebenan -na klar, Museum darf man immer, wohlinvestierte 3 Dollar pro Nase! Schon wenige Minuten später kommt meine Nichte aber aufgeregt zurück, dass Museum sei viel zu cool, als dass ich es verpassen sollte --das stimmt. Das Museum war wirklich interessant, sie setzen auch nicht nur auf Holzfällerei, sondern haben viele interessante Ausstellungsdinge und Bilder aus dem Leben in der Zeit rund um 1900 und die Gründung des Nationalparks. Süßes Museum, liebevoll gemacht!
Danach machen wir uns auf den langen Weg zum Hoh. Weil die Straße im Frühjahr schwer von Überschwemmungen betroffen war, sind unterwegs zwei große Baustellen mit Wartezeiten. Wir machen Lunchpause beim sehr netten Hard Rain Café und kommen spät am Nachmittag ohne Warteschlange durch den schon geschlossenen Eingang.
Ich mache mich auf, zu einer kleinen Campgrounderkundung -und flitze schon nach 30 Metern zurück, um die Kinder zu holen. Eine große Hirschkuh ist schräg gegenüber auf der Site. Sie wartet nicht nur, bis ich die Kinder geholt habt, sondern bleibt da auch seelenruhig stehen, frisst, -die Familie auf der Site ist mit ihren Kindern an ihrem Wagen zurückgewichen und scheint fasziniert und ratlos zugleich. Wow. Nach einer Ewigkeit zieht die Hirschkuh weiter, auch an unserem Platz vorbei, und wir spielen erstmal ein bisschen am Wasser und gehen dann wieder zum Platz, die Kinder müssen noch ihre -tatsächlich ganz schön schwierigen- Aufgaben im Junior Ranger Booklet fertigmachen.
Nach einem Stündchen gehe ich nochmal zum Fluss, vielleicht sehe ich ja noch ein Tier… -das gibt es ja nicht! Auf der gleichen Site steht jetzt ein riesiger Hirsch! Die arme Familie klebt wieder an ihrem Wagen, och man, die Armen sind mit dem Zelt da, da hätte ich jetzt doch auch Sorge vor der Nacht. Der Hirsch bleibt wieder ungerührt fressend da stehen, bis ich die Kinder geholt hab -und langsam fühlt sich das an wie im Wildpark, das ist ja irgendwie auch nicht richtig.
Der Hirsch zieht schließlich weiter über den Platz, es wird jetzt auch dunkel. Den beinahe-Junior-Rangern wird das jetzt langsam alles zu nah, und überhaupt! Wir können hier auch nicht den ganzen Abend die Bewegungen des Tieres verfolgen, wir haben schließlich noch zu tun: Lagerfeuer. Das ist einfach jeden Tag schön.
Schöne Grüße, Janina*.
Hallo Janina,
was für ein wahnsinnig schöner Tag.
Der Campingplatz sieht ja so schon toll aus. Aber der Hirsch ist dann doch der Knaller .
LG,
Christina