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Tag 21 - Cape Lookout SP South Beach – Cape Disappointment SP

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danpoe
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Tag 21 - Cape Lookout SP South Beach – Cape Disappointment SP
Eckdaten zum Reiseabschnitt
Reisedatum: 
Mittwoch, 5. September 2018
Gefahrene Meilen: 
95 Meilen
Fazit: 
Ein Bilderbuchtag wie gemalt

Die schon recht langen Septembernächte führen in Meeresnähe zu einer deutlichen Abkühlung, auch wenn man scheinbar geschützt zwischen hohen Bäumen steht. Das Frühstück gibt es also aus Temperaturkomfortgründen wie zumeist im WoMo und besteht aus den Cereals-Resten, die wir nach und nach aufbrauchen müssen. Die Kinder haben die Zeichen der Zeit erkannt und brüten über den Junior-Ranger-Heften der Oregon State Parks, Stufe 2 bzw. 3, denn heute ist die letzte Chance dafür.

Lookout CGLookout CG

Unsere Site im Cape Lookout CG

Am Ranger-Häuschen schaut der Nachwuchsranger mit Zahnspange wink allerdings gar nicht groß in die Heftchen hinein, sondern verteilt die Awards (Zertifikat, Bleistift, Fensterbild…) an die strahlenden Kinder. Eine erfahrenere Ranger-Kollegin kommt hinzu und berichtet uns von ihrer Reise nach Deutschland, aber noch viel nützlicher ist das Gespräch über unsere heutigen Pläne – wir wollten eigentlich zum Cape Lookout wandern, also den Cape Trail über den Felsrücken bis vorne zum Lookout Point. Das würden die meisten Leute machen, sagt sie, und der Weg sei auch schön – allein, am Ende sehe man in allen Richtungen nur Wasser (und ein paar Felsen unter sich).

Weniger populär, aber viel mehr „rewarding“ sei der South Trail zum South Beach, einem langen Traumstrand mit Tide Pools. Das überzeugt uns, zumal das Wetter (Sonne und blauer Himmel) für einen Strandtag perfekt ist. Zunächst müssen wir 2,5 Meilen zurück bis hoch an den Trailhead zum Cape Trail. Der South Trail biegt nach wenigen Metern links ab. Dann geht es durch einen wunderschönen lichtdurchfluteten Farnwald mit den typisch hohen Bäumen hinab Richtung Strand. Es sind zwischen 2,5 und 3 km sowie 250 Höhenmeter zu überwinden, und wir brauchen gut eine Stunde dafür. Der Weg an sich ist nicht sonderlich aufregend; es geht in Switchbacks auf einem schmalen Pfad stetig bergab, und lange sieht man noch nichts von dem, das uns erwartet.

South TrailSouth TrailSouth TrailCape Lookout Viewpoint

Trail zum South Beach (Cape Lookout SP) - rechts Blick auf das Kap

Als die Stimmung leicht Richtung Genörgel kippt, eröffnet sich erstmals der Blick auf den Beach sowie die lange Landzunge mit steilen Felsen auf der rechten Seite, die zum Kap führt. Mit dem Strand vor Augen laufen die Beine auf einmal wie von alleine. Unten angekommen, sehen wir noch zwei weitere Wanderladys auf dem Rückweg und nur wenige Fußstapfen im ansonsten makellos feinen Sand. Das Wasser ist ein gutes Stück weit draußen; noch viel weiter weg ist jedoch der Nebel. Wind weht so gut wie keiner, da die hohen Felsen des Kaps die nördliche Brise komplett blockieren. Nach Süden sieht man, so weit das Auge reicht, nur Strand, Meer und grünen Wald auf sanften Hügeln. Es ist der versprochene Traumstrand, definitiv. Wir sind inzwischen ganz alleine hier.

South BeachSouth BeachSouth Beach

South Beach und Cape Lookout

Da die Badesachen aufgrund eines administrativen Fehlers wink im WoMo geblieben sind, improvisieren wir. Die Kids sind aber noch gar nicht an Baden interessiert, sondern vertiefen sich in Infrastrukturmaßnahmen zur Wasserumleitung –  in anderen Worten, selig buddelnd im feinen Sand.

Zum StrandBasisstation

Zum Strand (li.) und unsere Basisstation am Priel smiley (re.)

Und wir stehen einfach nur da und lassen die Blicke schweifen. Viele Gedanken schießen kreuz und quer durch den Kopf, und im Bewusstsein des nahen Abschieds von diesem Paradies nehmen wir die Besonderheit dieser Momente wie jetzt vielleicht noch deutlicher wahr. Langsam schlendern wir durch das flache Wasser, während die Wellen ungewohnt sanft an den Strand rollen, und genießen die Stille und Harmonie an diesem einmaligen Ort.

BuddelnEinsamkeit

Strandaktivitäten klein und groß...

Am Nordende befinden sich einige Tide Pools, die ich mir näher anschaue. Tatsächlich finde ich nicht allzu viele bunte Vertreter, doch ein paar hübsche Exemplare gibt es, und mindestens genauso spannend ist es, die Möwenmutter mit ihren zwei Kindern zu beobachten. Sie zeigt ihnen, wie man Seepocken (die an den Steinen kleben) abnagt und verknuspert. Die graugefiederten Kinder geben sich alle Mühe, aber der Weg zur hohen Kunst ist offensichtlich noch lang wink

Tide AreaTide PoolsStrandkunstwerk

Tide Pools und natürlich schöne Fundstücke

Unsere Kinder haben mittlerweile genug gebaut, die Hüllen fallen lassen und sind Mama in die Brandung gefolgt. Offenbar wollen sie am letzten Pazifiktag nochmal rein ins große Wasser. Ziemlich kühl ist es auch hier, doch für ein kurzes Bad reicht es, gefolgt von einer Sandpanade vom Feinsten – vom Kinn bis zur Fußspitze. Da neben dem Badezeug auch die Handtücher im WoMo geblieben sind, heißt es, sich in der Sonne zu trocknen und mit den Klamotten den Sand abzureiben. Die Zeit für all das nehmen wir uns gern, und weil zudem der Mittag schon vorüber ist, gibt es die Snacks gleich dazu. Nach mehr als zwei Stunden machen wir uns gegen halb 3 auf den Rückweg.

South BeachHike zurück

Abschied vom South Beach und Hike zurück zum WoMo

Wieder eine Stunde später schmieren wir uns im WoMo ein paar frische Sandwiches und verlassen diesen tollen Park mit Wehmut. Wir sind heute länger hier gewesen als vorher angedacht, aber was soll’s – die vergangenen Stunden hätte man nicht besser nutzen können, egal was noch kommt. Und das hat es ebenso in sich: Three Arch Rocks und Cape Meares, Ecola, Hug Point, Cannon Beach und Haystack Rock müssen wir alle links liegen lassen bzw. fürs nächste Mal aufheben.

Über einen Versorgungsstopp in Tillamook folgen wir der wunderbaren Küstenstraße 101 weiter bis zum Oswald West SP, wo sich die Straße an den Fels krallt und eine der schwierigsten Stellen in ihrer Konstruktion überwindet. Am Neahkahnie Pullout mit der Gedenktafel an Oswald West schauen wir nochmal zurück auf die Küste nach Süden. Es ist ein toller Viewpoint und den kurzen Stopp allemal wert. Auf den nächsten Meilen kommen die oben genannten Strände und Hikes, die wir leider auslassen müssen, und schließlich das erweiterte Mündungsdelta des Columbia River. Bei Astoria überqueren wir über die spektakuläre Brücke den schon irrsinnig breiten Fluss, zum Glück bei perfektem Wetter und kaum Wind, sonst hätte das WoMo vermutlich ziemlich geflattert.

Oswald WestAstoria Bridge, Columbia River

Neahkahnie Viewpoint (Oswald West), Astoria Bridge über den Columbia River

Bis zum Cape Disappointment ist es nun nicht mehr weit, und um kurz nach 7 sind wir da. Im Park müssen wir noch einige Meilen zurücklegen, bis wir letztlich an unserer Site 167 angekommen sind. Diese liegt dafür direkt neben dem Zugang zum Strand, wo man – ganz Washington-like – erst einmal durch mächtig Treibholz spaziert, ehe man den offenen Pazifik vor sich hat. Viele andere Leute haben sich auch in diesem Moment hierher begeben, da die Sonne gerade im Begriff ist, über dem Meer unterzugehen. Erneut herrscht eine besondere Abendstimmung, und passend dazu zieht ein großer Schwarm Wildgänse im breiten V von Nord nach Süd über den Himmel.

Cape Disappt CGBeach

Sunset BeachSunset

Cape Disappointment CG und Beach. Finde die Wildgänse!

Als die Sonne untergegangen ist und wir zurück an der Site sind, spielen die Kinder noch in den Kletterbäumen, bis sie nichts mehr sehen. Währenddessen setze ich unser letztes Urlaubs-Campfire in Gang. Das übrig gebliebene Grillgut will noch gebrutzelt werden. Die Kartoffeln und das Gemüse kommen parallel dazu aus dem Kochtopf. Gespachtelt wird aber im WoMo, denn es ist draußen wie gewohnt empfindlich frisch und zappenduster geworden. Zum Abschluss geht es noch in die nahe gelegene Dusche, die hier 2 Quarters kostet (sind ja in WA und nicht länger in OR), um den Sand aus den Ritzen zu waschen, und schließlich rekord-spät um viertel nach 10 ins Bett. Kaum zu glauben, aber übermorgen um diese Zeit sind wir schon irgendwo über Nunavut oder Grönland…

eagle eye
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Beigetreten: 05.02.2013 - 15:06
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RE: Tag 21 - Cape Lookout SP South Beach – Cape Disappointment S

Hi Daniel,

vielen Dank für deinen tollen RB und die Beschreibung diesen trotz "administrativen Fehlern" wundervollen Tages. Ich habe sehr genau mitgeschrieben, da ich gestern Abend mit der vorläufigen  Planung für 2019 fertig geworden bin und genau diese Etappe so auch auf dem Zettel habe (und jetzt auch die Tagesaktivitäten eingrenzen konnte).

Leider habe ich das Gefühl, dass mir überall Zeit fehlt aber wie üblich fehlt der Mut zum Streichen.

Kannst ja mal draufschauen....

LG, Mike

Liebe Grüße, Mike

 

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robbelli
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Beigetreten: 07.09.2012 - 07:53
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RE: Tag 21 - Cape Lookout SP South Beach – Cape Disappointment S

Hi Daniel,

was für ein wunderschön geschriebener und herrlich bebilderter Reisetag! Fühlte mich eben wie wirklich dabei. Schöner kann man eine solche Reise wohl kaum peu à peu ausklingen lassen.

Liebe Grüße

Elli
Scout Womo-Abenteuer.de

Beate 'road runner'
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Beigetreten: 10.11.2010 - 14:07
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RE: Tag 21 - Cape Lookout SP South Beach – Cape Disappointment S

Hi Daniel,

kann mich Elli nur anschließen, euer schöner Bericht spiegelt das Erlebte wunderbar wieder. Freue mich durch euch so viele bekannte Orte und Plätze wieder zu besuchen.

Ganz groß, mit welcher Ruhe und Zufriedenheit ihr unterwegs seid. Chapeau! ?

Liebe Grüße,
Beate

Unser Reiseblog 5Jahreszeiten

danpoe
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Beigetreten: 24.06.2018 - 21:47
Beiträge: 107
RE: Tag 21 - Cape Lookout SP South Beach – Cape Disappointment S

Hallo ihr Lieben,

danke für eure netten Comments :-)
@ Mike - musst du denn vorher streichen? Ich hatte immer alle Optionen auf dem Zettel und hab mir immer am Abend vorher überlegt, welchen Aktivitäten wir Vorrang geben wollen. Du kennst deine Truppe ja gut; bei uns war ich nicht so sicher, wie viele Kilometer wir jeweils machen können (oder wollen). Deshalb hat sich einiges erst während der Reise geklärt. Freut mich aber, wenn wir auch mal ein bisschen nützlich sein konnten -- das, was wir von deinen Reiseberichten profitiert haben, ist damit allerdings nur als Bruchteil zurückgegeben :-)
@ Elli & Beate - nun ja, die volle Wahrheit wurde ja vorher von der Redaktion gekürzt. Zum Beispiel die täglichen Streitereien der lieben Kleinen, unharmonische Abläufe am Morgen und Abend, usw. usw. haben es aus unerfindlichen Gründen nicht in den finalen Text geschafft. ;-)
Richtig ist aber auch, dass wir unsere Ambitionen (die wir z.B. als alleinreisene Erwachsene hätten haben können) hinsichtlich Wanderdistanzen oder Frühaufstehen doch ziemlich niedrig gehalten und uns mehr auf die 'entspannt genießen' Einstellung verlegt haben. Das hat zumindest einen Stressfaktor rausgenommen und die Reise ziemlich easygoing gemacht.

LG, Daniel

Esthi71
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Beigetreten: 31.12.2013 - 11:44
Beiträge: 1484
RE: Tag 21 - Cape Lookout SP South Beach – Cape Disappointment S

Hallo Daniel

Wehmut aus jeder Zeile und Wehmut kommt auch bei mir auf, wenn ich diese tollen Bilder sehe... die Strände Oregons und Washingtons muss man einfach gesehen haben...

 Danke für den tollen Tag und liebe Grüsse

Esther