Die Nacht hier oben am Hang des Mt. Hood ist saukalt, und am Morgen um 8 Uhr gleicht das WoMo einem Kühlschrank. Wir lassen den Generator laufen, um die Heizungsluft zu verteilen, und nutzen den vorübergehenden Strom für den Toaster (Brötchen) und die Mikrowelle (heißen Kakao). Die Sonne wärmt den Platz draußen aber rasch auf erträgliche Temperaturen auf, und die Kinder sind flugs draußen und spielen. Etliche Squirrels und Chipmunks haben die Sites anscheinend unter sich aufgeteilt und beobachten auf ihren Posten das Geschehen. Toni und ich unternehmen einen Spaziergang in die andere Richtung (flussaufwärts) entlang des Flusses, um zu erkunden, ob man ihn irgendwo passieren kann. Denn gegenüber verläuft laut GPS-Map ein Weitwanderweg. Doch der East Fork River bleibt wild und unpassierbar, so weit wir das sehen können. Ein Stück den Highway bergab haben wir allerdings ein paar Trailheads gesehen, und bestimmt gibt es irgendwo auch eine Flussquerung und Verbindung zum Weitwanderweg.

Nottingham Campground, unsere Site 016

Wir kommen mit den Nachbarn auf der Site nebenan ins Gespräch, einem älteren Ehepaar, das normal etwa 20 Meilen nördlich in den Obstplantagen wohnt. Sie kommen gern mal übers Wochenende hierher und meinen, wie schwierig das heute geworden sei dadurch, dass man nun alles reservieren müsste! Über Jahre (Jahrzehnte) hätte man einfach so herfahren können (fcfs), aber jetzt guckt man ohne Reservierung in die Röhre… Des einen Freud‘, des anderen Leid! Für uns hat die Reservierungsoption es überhaupt erst ermöglicht, diesen Platz auf die Route mit aufzunehmen. Und was für ein Glück, denn einen so naturnahen, einfachen und zugleich idyllischen Platz hatten wir bislang auf dieser Reise noch nicht. Wir unterhalten uns lange und erfahren eine Menge darüber, wie sich das Leben hier über die Jahre verändert – sehr spannend für uns! Unsere Kinder sind derweil genauso glücklich, können sie doch die zwei Hunde der Nachbarn hemmungslos streicheln und kraulen

Inzwischen sind Wolken reingezogen, und bei bedecktem Himmel fahren wir zur Mittagszeit los zum 15 min entfernten Trillium Lake. Wir finden noch gerade so eben einen Parkplatz, ansonsten ist es hier am Samstag Mittag schon unglaublich voll – dies scheint ein echter Wochenendtipp zu sein. WoMos sieht man jedoch so gut wie keine, es sind überwiegend Einheimische hier. Jede Picknickbank ist schon belegt, und am Ufer herrscht ordentlich Betrieb durch Stand-Up-Paddler, Luftmatratzen, Kanus und Schlauchboote. Der See liegt bildschön im Wald mit freiem Blick zum Mount Hood. Man schaut auf seine Südwestflanke, die natürlich etwas schneeärmer ist als die Nordseite, die wir gestern gesehen haben. Die Skianlagen lassen sich gut erkennen.

Wir finden am Ufer an den Steinen einen schönen Platz für unser Picknick und beobachten das Treiben auf dem Wasser, mit Mt. Hood im Hintergrund. Ein Stückchen weiter entdeckt Toni eine Schlange, die natürlich gleich genau unter die Lupe (und die Kameras) genommen wird. Ansonsten beschränkt sich das tierische Leben am See aber auf ein paar Enten und die vielen Hunde der Familien, die heute hier sind.

Trillium Lake, dahinter Mt. Hood

Wildlife am Seeufer

Der Stopp am Trillium Lake hat uns trotz des Trubels besonders wegen des tollen Panoramas besonders gut gefallen. Die Hochgebirgs-Szenerie lassen wir aber nun hinter uns und fahren in Richtung Südosten weiter. Innerhalb kurzer Zeit wird der Wald immer lichter und weicht einer steppenartigen Landschaft. Die Oregon High Desert beginnt nach dieser Übergangszone und wird zum ersten Mal deutlich, wenn man bei Warm Springs den Deschutes River kreuzt. Wir sehen wilde Pferde der Warm Springs-Indianer, auf die uns die CG-Nachbarn vorher hingewiesen hatten. Kurz hinter dem Ort geht ein Abzweiger zum Pelton Dam, der den Deschutes staut, und man wird auf dem Weg mit fantastischen Ausblicken auf den Canyon des Flusses belohnt.

Hinab in die Oregon High Desert. Rechts: Am Deschutes River, nahe Pelton Dam

Pelton Park liegt noch ein Stück oberhalb des Damms am Lake Simtustus und besteht aus einem Campground und einer kleinen Marina. Der CG ist natürlich „FULL“, aber wir wollen hier ja nicht campen. Baden wäre hingegen schön, denn nach den 10 Grad heute morgen sind es hier im Tal gefühlt 30 Grad und der Schweiß rinnt aus allen Poren. Bei der Marina, jenseits des CG, gibt eine kleine öffentliche Badestelle mit Plattform und Leiter ins Wasser. Da der große Stausee Lake Billy Chinook am Cove Palisades Park, wo wir heute Abend sein werden, durch viele Blaualgen als ziemlich trüb und nicht sehr badefreundlich beschrieben wird, schauen wir uns das Wasser hier „am Unterlauf“ ganz genau an – es schwimmen tatsächlich einige grünliche Kügelchen darin herum, aber es hält sich in Grenzen und uns letztlich nicht von der Abkühlung ab. Und die hat es in sich!  Denn trotz der Hitze draußen ist das Wasser erstaunlich frisch

Pelton Park, kleine öffentliche Badestelle im Lake Simtustus

Und doch genießen wir das Schwimmen hier, auch wenn es sicher keine Deluxe-Badestelle war. Nach einer langen Weile schwingen wir uns wieder auf ins WoMo und fahren den Scenic Drive weiter Richtung Cove Palisades Park. Man bleibt meist in der Nähe der Uferlinie, steigt jedoch wieder ganz nach oben aufs Plateau und hat bei zwei oder drei Pullouts die Möglichkeit, wie von einem Balkon hinunter auf den riesigen Lake Billy Chinook mit seinen drei Armen zu schauen. Die Aussicht ist schlicht überwältigend! Nicht fassbar, dass wir eben noch im Gebirge nahe eines vergletscherten Vulkans standen, und uns jetzt wie in der Grand Canyon Gegend fühlen.

Lake Billy Chinook und The Cove Palisades State Park

Wir können uns nur schwer losreißen von diesem magischen Ort, den wir ganz für uns alleine haben. Dann geht es noch ein kurzes Stück durch Rinder-Weideland (die ab und zu auf der Straße stehen) bis an den Parkeingang von Cove Palisades, und dort wieder hinab ans Ufer des Lakes. Wir passieren den ersten CG (Crooked River), der noch recht weit oben liegt, und fahren dann über eine Brücke hinüber zum Deschutes CG, der unter hohen Felsen am Übergang zur großen Halbinsel inmitten des Sees liegt. Die Halbinsel ist übrigens Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden.

Im Cove Palisades SP, rechts unser Stellplatz im Deschutes CG

Der CG ist sehr gepflegt und wird bewässert, so dass er wie eine grüne Oase inmitten der kargen, trockenen Felslandschaft wirkt. Hinter unserer Site gibt es ein paar Kletterfelsen, die sofort von den Kids erklettert und besetzt werden. Nicht weit entfernt liegt ein sauberes Waschhaus mit freien warmen Duschen sowie einer kleinen Laundry. Die Atmosphäre ist schön und wir bedauern schon jetzt, hier nur eine Nacht gebucht zu haben, denn es gibt ja auch einiges zu erkunden und zu erledigen – die Kinder haben Junior Ranger Heftchen bekommen, die von den Oregon State Parks zentral organisiert werden. Nachdem man Aufgaben in 3 verschiedenen State Parks erledigt hat, bekommt man am Ende das volle Zertifikat, doch schon nach jeder Etappe gibt es irgendeine kleine Belohnung wie das „JR Beaver Badge“ (der Bieber ist das Symbol der Oregon State Parks). Das aber schauen wir uns morgen genauer an.

Das Abendessen wird heute aufgrund der „Extreme Fire Danger“ wieder nur gekocht statt gegrillt, aber immerhin in der Abenddämmerung draußen auf unserer Tischbank verspachtelt. Es ist ein lauer Abend, erneut ohne Mücken, einfach angenehm. So wird es halb zehn, bis wir allmählich ins Bett fallen.

Was für ein Bilderbuchtag, welche Kontraste! Erstaunliches Oregon.