Mild und sonnig grüßt der Morgen um 7 Uhr. Beinahe frühstücken wir draußen, aber die Kinder können's kaum abwarten und sitzen schon auf ihren Plätzen… drinnen. Warm genug wäre es. Zum ersten Mal (dank Hookup) nutzen wir den Toaster für Bagels und lassen die Cereals mal beseite. Dafür ist die neu entdeckte Hershey’s Schokocreme (wie Nutella, nur ohne Nüsse) der Renner bei… nun… der ganzen Familie Die restlichen Bagels wandern geschmiert in den Kühlschrank, für die Wanderung später am Mt. Rainier. Eigentlich wollen wir alle gerne los und so fällt das Baden heute morgen erneut aus. Die Kinder drängen aber nochmal auf den Spielplatz, insbesondere das Kletter-/Hangelgerüst. Währenddessen kümmere ich mich um Wasser und Schläuche, und um 9:30 Uhr hole ich sie in der Day Use Area ab.
Dann geht es noch eine knappe Stunde weiter in Kurven den Berg hinauf. Es gibt immer wieder mal vielversprechende Ausblicke auf den „Berg aller Berge“ und die schroffer und wilder werdende Umgebung. Am Gate zum Nationalpark erklärt uns die Dame, dass wir mit dem WoMo besser den unteren Parkplatz in Paradise nehmen sollen, das wäre etwas entspannter. Das klappt nur bedingt, weil wir ihn nicht rechtzeitig erkennen, und schon stehen wir am Rande des Riesenparkplatzes in Paradise, dem Basisort für Mt. Rainier-Wanderungen.
Der Platz ist schon ziemlich zugeparkt, so dass wir gleich weiterrollen und erst mit Verzögerung kapieren, dass wir auf einer Einbahnstraße sind und nicht mehr (ohne kilometerlange Umwege) zurück können. Zum Glück gibt es entlang der Straße rechts noch eine Reihe großer Stellplätze, und als niemand kommt, setzen wir die 50 m zurück und schnappen uns den ersten (bzw. letzten) Parkplatz. Das Beispiel macht Schule. Keine Viertelstunde später sind die Plätze am Rand auch alle belegt und Neuankömmlinge in Paradise müssen direkt durchfahren, den Loop wieder bergab. Das war knapp! Es ist 10:30 Uhr an einem Mittwoch morgen.
Voll ausgestattet mit 3 Paar Wanderstöcken stiefeln wir zunächst zum Besucherzentrum. Ein Riesenbauwerk, wahrscheinlich in seiner Wucht dem Berg nachempfunden. Wir holen uns das Aufgabenheft für den Junior Ranger Badge ab (Les möchte unbedingt ihre Sammlung ausbauen) und sehen uns kurz im Zentrum um, allerdings nicht lange, denn wir wollen auf den Berg! Es ist schon kurz vor 12, als wir die Stufen mit John Muirs berühmtem Zitat hinaufsteigen, den Mt. Rainier vor strahlend blauem Himmel im Hintergrund.
Natürlich ist es zu Beginn auf 1650 m noch ziemlich trubelig, aber es verliert sich doch relativ schnell, da auch viele verschiedene Wege abzweigen. Den Kindern haben wir vorher von den Alpenblumen und der Vielfalt erzählt, und prompt sind sie mit Kameras auf der Jagd nach den schönsten Blütenbildern. Die Farbenvielfalt ist wirklich toll. Dass auf dem permanenten Anstieg noch kein Gemecker aufkommt, liegt an den zahlreichen Chipmunks, die vor uns über den Weg flitzen. Eine Freude für die Kids – wie auch das Murmeltier, das seelenruhig an einem kleinen Bach entlang stapft und die Kameras auf sich zieht.
An einer Picknickbank rasten wir auf vielfachen Wunsch, um zu picknicken. Dabei stellt sich heraus, dass die dafür vorgesehenen Brote nach wie vor gut gekühlt im Kühlschrank des WoMos ausharren und sich wahrscheinlich wundern, wieso sie keiner essen will. Wollen wir ja, müssen aber zwangsweise mit Müsliriegeln und Keksen Vorlieb nehmen. Die Kinder finden’s gut, speziell weil wir recht bald zu viert auf der Bank sitzen – und das ohne Mama, die abseits steht. Statt ihrer hat sich ein Chipmunk niedergelassen und bettelt zur Freude der Kleinen um Futter. „Don’t feed wildlife“ gehört aber zum Standard-Brainwashing jedes Junior Ranger Programms, und das haben unsere auch verinnerlicht – gut so.
Einstieg und Aufstieg auf dem Skyline Trail. Picknick mit Chipmunk (oben)
Dem Mt. Rainier immer näher. Blick zurück: Der Dunst kommt (unten)
Nach dieser unterhaltsamen Pause steigen wir weiter bergauf. Der Weg wird schotterig und bröselig, die Stöcke helfen sehr. Die Silhouette des Mt. Rainier wird immer größer und präsenter, wir laufen direkt auf ihn zu. Noch ist die Luft einigermaßen klar und der Berg auch nah dran, aber aus der Ebene dringt der Dunst langsam, aber sicher in unsere Richtung. Als die ersten Schneefelder kommen, müssen sich die Kinder natürlich ihre Portion abholen. Das tut auch gut, denn die Luft ist ordentlich warm auf diesen knapp 2000 m Höhe. Wir gehen bis zum höchsten gemauerten Plumpsklo mit rotierender Scheibe nahe des Panorama Point und dann zum Aussichtspunkt selbst. Die Rundumsicht ist gigantisch. Die Luft könnte klarer sein, aber was sollen wir angesichts des wolkenlosen Sommerwetters hier meckern?
Rainier beeindruckt durch den massiven Eispanzer seiner Gletscher, die Sturzbäche, die dröhnend ins Tal stürzen, und wir sind froh, hierhin gekommen zu sein. Den Skyline Loop Trail zu komplettieren, wäre der Wunsch der Erwachsenen gewesen, doch die Stimmung der Kinder einschätzend und in Hinblick auf den leeren Vorratsrucksack beschließen wir lieber, den Rückweg anzutreten. Auf einmal sind die Kinder leichtfüßiger denn je. Wir gehen einen Stück den Dead Horse Creek Trail, der ein bisschen mehr ins Tal blicken lässt, und sind um 16:30 Uhr zurück am VC. Mit Les kümmere ich mich um das Junior Ranger Booklet, während die anderen beiden nach Verzehr der tapferen Bagels den Gift Shop unter die Lupe nehmen. Mit dem neuen Abzeichen und ein paar Souvenirs und Postkarten fahren wir um 18 Uhr schließlich wieder los.
Die tierischen Höhepunkte des Tages
Das Ziel ist der Iron Creek CG südlich von Randle, doch dort müssen wir erstmal hinkommen. Wir fahren ein Stück zurück und biegen dann links auf eine Forest Road ab, und gefühlt unzählige Kurven sowie zwei Zeitstunden später treffen wir am Iron Creek ein. Es ist ein schlichter CG des National Forest Service, und die Host-Lady empfängt uns herzlich. Die Bäume sind hoch und dicht, die Sonne ist bereits untergegangen, und so kommen wir zum ersten Mal ziemlich im Dunkeln auf unsere Site an. Dank der späten Bagels reicht auch heute eine Suppe, aber die Kinder wollen ihre Erlebnisse von heute noch im Tagebuch festhalten. Was zur Folge hat, dass sie um halb zehn kaum noch die Zahnbürste gerade halten können, als es ins Bett gehen soll. Wir lüften lange, um das WoMo einigermaßen schlaferträglich zu bekommen, so warm ist es diese Tage im Staat Washington.
Hike: Skyline Trail bis Panorama Point und zurück, 3.2 km
Hallo Daniel,
der Skyline Loop Trail wäre ein Hike nach unserem Geschmack. Wie lang ist der Loop insgesamt?
Oh, leere Vorratsrucksäcke sind ganz schlecht, da kann die Laune ruckzuck kippen?. Wir mussten uns einmal (bei einer Wanderung am Gardasee) über 7 Stunden mit ein paar Butterkeksen begnügen. Erstaunlicherweise hat unser älterer Sohn (der damals mit drei oder vier Jahren bei dem Steig in der Kraxe saß) überhaupt nicht gemeckert. Naja, er musste ja auch nicht laufen?. Mit Jeremie, dem jüngeren der beiden, wäre das wohl undenkbar. Der bockt, wenn Essen und Trinken zu knapp ausfällt. Kann ich ja auch irgendwo verstehen?.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Daniel,
da wart Ihr ja an denselben Plätzen wie wir ein paar Tage später. Den Skiliine Trail hätte ich auch gerne gemacht, ging aber nicht, ich hatte anscheinend den Jetlag noch in den Knochen und konnte diese Steigung einfach nicht gehen.
Beate
Hallo Elli, hallo Beate,
etwa 8,5 km soll der ganze Loop sein, und mit der Steigung und der Höhe (2000 m) ist man sicher ganz gut gefordert. Für uns war es ja auch zu viel. Der Fehler mit den Broten im Kühlschrank ist uns danach kein zweites Mal passiert... aber ohne einen Haufen Kekse und Snacks gehen wir nie los, davon lässt sich zur Not auch leben :-)
LG, Daniel