Heute soll es endlich mit dem Elch klappen – daher ist bereits um 6h Tagwache. In den umliegenden Campern und Zelten regt sich noch nichts, als wir gegen 7h aus dem Campground fahren. Es ist der erste kalte Morgen unserer Reise - das Thermometer zeigt 4 Grad und auf der Fahrt zum Mizzy Trail ist der Highway in Nebel gehüllt:
Auf dem Parkplatz steht nur ein Auto, nach uns fährt noch ein Zweites vor und zwei junge Frauen steigen aus. Kurz nach halb acht laufen wir dick eingepackt los. Leise wandern wir durch den Wald und entlang des ersten Sees – die Stimmung ist mystisch schön und ich falle immer weiter zurück, um zu fotografieren.
Als ich am Mizzy Lake ankomme, geht meine Familie bereits weiter. Währenddem ich ein Paar Fotos mache, erscheinen in Ufernähe plötzlich Luftblasen im Wasser und kurz darauf taucht ein Biber auf. Fasziniert schaue ich zu und da ich ihn unbedingt fotografisch festhalten möchte, laufe ich ein ziemliches Stück zurück dem davon schwimmenden Biber nach.
Was für ein fataler Fehler! Denn kurz nachdem ich die ursprüngliche Stelle wieder passiert habe, kommt meine Tochter atemlos angerannt und ruft aufgeregt „ein Elch, ein Elch“ ..... So schnell wie es nur geht renne ich über den rutschigen Waldboden und die nassen Wurzeln. Und dann steht er da: ein kapitaler Elchbulle! Leider ist er ziemlich zügig unterwegs und so gelingt es mir trotz eines rekordverdächtigen Sprints nur von weitem zwei Fotos zu schiessen, bevor er auf der anderen Seite des Stegs im Wald verschwindet.
Jetzt habe ich wegen eines Bibers doch fast den Elch verpasst!! Dafür haben die zwei Frauen vor uns das ganz grosse Los gezogen, der Elch lief keine 3m von ihnen entfernt über den Weg.... Eindrucksvoll sind auch die Geräusche als der Elch im Wald verschwindet – er stösst ähnliche Töne wie ein Wildschwein aus, und das Knacken der Äste ist noch lange zu hören.
Was für ein Erlebnis – beschwingt wandern wir weiter bis zum West Rose Lake. Mittlerweile ist der Nebel verschwunden und hat einem fantastischen Morgen Platz gemacht:
Auf einer Sitzbank begrüsst uns ein zutraulicher Rabe – wahrscheinlich bekommt er immer wieder kleine Leckereien von Wanderern.
Beim nächsten See – dem Wolf Howl Pond – begegnen uns plötzlich viele Menschen, zu Fuss und auf dem Rad – wo kommen denn die alle her? Eine Frau im Tarnanzug und mit riesiger Kamera meint, dass kurz zuvor eine Elchkuh über den Weg gelaufen ist und sich sicher noch irgendwo in der Umgebung aufhält. Sie lässt sicher aber nicht mehr blicken, wahrscheinlich hat es ihr zu viel Volk. Die vielen Menschen kommen übrigens von der nahen Privatstrasse, die zur Arowhon Lodge führt. Sobald wir in den Mizzy Lake Trail abbiegen, sind wir wieder alleine.
Der Weg bis zum March Hare Lake zieht sich in die Länge und ist landschaftlich nicht so prickelnd wie der bisherige Teil, am See angekommen machen wir eine verdiente Mittagsrast und essen unser Picknick.
Das letzte Stück des Trails verläuft wiederum durch wunderschönes Sumpfgebiet:
Nach 5 Stunden sind wir zurück beim Womo und freuen uns darauf, unsere Wanderschuhe auszuziehen.
Weil wir am nächsten Tag eigentlich ein Kanu mieten wollen, fahren wir zum Portage Store am nahen Canoe Lake. Die Kinder bitten und betteln, aber wir sind nach der langen Wanderung müde und die Preise für einen Nachmittag sind uns mit CAN$ 70.—zu hoch, um einfach mal eine Stunde paddeln zu gehen. Ich diskutiere mit dem Guy von der Kanuvermietung über Preise und Konditionen einer Lieferung an den Canisbay Lake (unserem nächsten Campground), aber da für den nächsten Tag starker Wind und nachmittags Regen angesagt ist, verschieben wir die Entscheidung auf morgen. Eine grosse Portion Eis im Portage Cafe stimmt die enttäuschten Kinder wieder versöhnlich.
Gegen 15 Uhr fahren wir zum Canisbay Lake CG, wo wir für die nächsten zwei Nächte eine Site reserviert haben. Der Campground ist im Gegensatz zum Mew Lake und Lake of Two Rivers ein Stück weit vom Highway entfernt – dies fanden wir beim vorherigen Platz etwas störend, nahm das Rauschen des Verkehrs dem Ganzen doch etwas den Wildnis-Groove. Auch die Vegetation ist hier anders. Es herrschen Laubbäume vor – eine gute Wahl für den Aufenthalt im Herbst.
So geniessen wir einen wunderbaren Abend auf dem CG, bestaunen die Stimmung am See und sitzen noch lange um das Lagerfeuer herum.
Der perfekte Abschluss eines perfektes Tages!
Übernachtung: Canisbay Lake CG, Site 218, mit Strom
Wetter: schön, morgens 4°C, dann 16°C
Tiersichtungen: Elchbulle, Biber, Squirrels & Chipmunks
Hallo Flo
Schön durftet ihr einen Elch beobachten. Wir haben das leider in den ganzen drei Wochen nicht hinbekommen.....
Liebe Grüsse Ursula
Hej Ursula
Ja, das war wirklich ein besonderes Erlebnis und das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.
Es gab sogar noch einen zweiten Elch auf unserer Reise - mehr im nächsten Reiseabschnitt nach dem Killbear.
Gruess, Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Hallo Floh,
wir haben auf dem Mizzy Lake Trail leider keinen Elch und schon gar nicht so einen kapitalen Burschen gesehen, aber auf dem Parkplatz, ganz früh am Morgen einen Schwarzbären. Den habe ich erst mal für einen großen Hund gehalten. Ich war so gar nicht darauf gefasst. Ansonsten hat es bei uns an dem Tag ordentlich geschüttet und wir sind durch und durch naß geworden. Könnte uns heutzutage nicht mehr passieren, Goretex sei Dank.
Herzliche Grüße
Sonja
Trakki.Reisen
Hej Sonja
Finde ich lustig, dass du mich Flo mit h anschreibst, dies ist mein Spitzname unter Alpinistenkollegen ....
Ich kann mich noch an deine Begegnung mit dem Elch erinnern, den du im Killarney mit einem Radfahrer verwechselt hast. Diese Geschichte habe ich meinen Mädels auf der Fahrt zum Killarney erzählt .
Bei uns war es gerade umgekehrt - Elch am Mizzy Lake bei schönstem Wetter und Bär im Killarney bei strömendem Regen. Aber mehr in den noch kommenden Reiseabschnitten.
Herzlicher Gruss
Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)