Das Wetter meinte es wieder einmal nicht gut mit uns. Eigentlich wollten wir doch (irgendwie fangen die Erzählungen zu viel mit diesem Satz an....) heute The Crack laufen. Aber bei diesen Prognosen (falls sie eintreffen) und mit Kindern ist dies keine so gute Idee.
So beschliessen wir den Cranberry Bog Trail zu laufen, welcher direkt am Campground beginnt. Die Rundwanderung von 4km verläuft durch Sumpf- und Seenlandschaft, leider lässt sich die Schönheit der Landschaft bei diesem grauen Wetter nur schwer einfangen:
Am Cranberry Bog treffen wir auf eine Wanderin und wir kommen ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass sie aus dem Schwarzwald ist und für eine Woche im Sportman’s Inn in Killarney logiert. Offensichtlich ist das Hotel ziemlich ausgebucht und der Lärmpegel bis spät in die Nacht hoch.
Auf dem Rückweg fängt es doch tatsächlich wie angekündigt an zu regnen – bald in Strömen und wir schaffen es nicht mehr trocken zurück zum Camper. Stundenlang regnet es zum Teil sinnflutartig und meine Laune sinkt wieder einmal in den Keller – ich hatte mich so auf den Killarney und auch auf die Crack Wanderung gefreut und jetzt das ...
So toll Lesen und Uno spielen auch ist, irgendwann möchte ich an die frische Luft und so schlage ich gegen 17 Uhr vor, dass wir trotz immer noch strömenden Regen doch nachschauen könnten, ob die Waschbären wieder hinter dem Park Office sind.
Eine Tochter kann ich überzeugen und so laufen wir ausgerüstet mit roten IKEA-Schirmen los Richtung Ausgang.
Wir teilen uns auf – ich gehe auf die eine Waldseite, meine Tochter bleibt auf der Strassenseite. Und plötzlich ruft sie aufgeregt ‚Ein Bär, ein Bär.....‘! Ich renne um den Wald herum und erwarte einen Waschbären. Aber nein, auf dem Nachbarsbaum von gestern hockt ein total durchnässter Schwarzbär .
Natürlich habe ich wegen des Wetters meine Kamera nicht dabei, und so meint meine Tochter, sie renne schnell die 400m zum Camper zurück und hole den Fotoapparat und ihre Zwillingsschwester.
Und so lässt sie mich alleine zurück mit meinem roten IKEA-Schirm. Währenddem ich warte und hoch schaue, denke ich mir, dass der Bär eigentlich doch recht klein sei und vielleicht nicht ausgewachsen..... Nach ein paar Minuten kommen beide Mädels angerannt. Ich erklären Ihnen, dass wir kurz ins Park Office rüber laufen, um den Bär zu melden.
Es ist 5 Minuten vor Türschliessung. Der diensthabende Ranger meint, dass dies nichts Ungewöhnliches sei, im Herbst würden die Bären gerne auf den Eichen hocken und sich den Bauch mit Eicheln füllen. Und in der Umgebung wurde in letzter Zeit öfter eine Mutter mit ihrem Kleinen gesichtet. Wie gross denn der Bär sei? Als ich ihm erzähle, dass es wohl ein Cub sei, schnappt er seine Regenjacke und sagt: let’s go.....
Der Ranger schaut kurz den Baum hoch und meint lapidar: ‚it’s better we leave, the mother is certainly not far away ....‘ Ooops, bei der Vorstellung, dass die Bärenmama die ganze Zeit über hinter uns im Wald hockte und uns beobachtete, wird mir doch etwas mulmig .
Der Ranger ist erstaunt, dass wir diesen Bären überhaupt auf dem Baum entdeckt hätten, und als wir von den 5 Waschbären vom Vortag erzählen, meinte er: ‚you were very lucky !‘ Ja, das waren wir wirklich. Wir sind dankbar, dass wir dies erleben durften, auch wenn das Ganze nachträglich betrachtet hätte gefährlich werden können. Wahrscheinlich hatten die IKEA-Schirme eine abschreckende Wirkung auf die Bärenmama oder sie fühlte keine Bedrohung durch uns .
Das Bärenkind hat auf jeden Fall den Tag gerettet.
Übernachtung: Killarney, George Lake CG, Site 51, ohne Strom
Wetter: stark bewölkt, Dauerregen, kalt, 9°C
Tiersichtung: ein kleiner Schwarzbär
Wow, tolle Bärensichtung!!!
(zumindest so, wenn die Mama außer Sichtweite bleibt und man sich entspannt der Gefahr nicht bewusst ist!)
Schöne Grüße, Janina*.
Eigentlich war ich die ganze Zeit entspannt und überhaupt nicht ängstlich. Zuerst dachte ich ja es wäre ein entwöhnter Jungbär. Und auch der Ranger vermittelte keinerlei Hektik ....
Nur hatte die Tochter, die ihn entdeckt hatte, die darauffolgende Nacht einen Alptraum - dass ich verletzt am Boden läge als sie zurück kommt .....
Liebe Grüsse, Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Hallo Flo
Schade, dass das Wetter nicht mitgespielt hat, aber immerhin hat der Bär den Tag gerettet.
Die Fahrt vom Killbear PP über den Killarney PP nach Tobermory ist ja ein rechtes Stück, gegenüber dem Weg südlich über Midland. Nach Deiner Erfahrung auf Deiner Reise, würdest Du wieder den Weg über den Killarney wählen oder doch eher den südlichen Weg wählen?
Gruss Baui
Hej Baui
Im nächsten Reiseabschnitt gehe ich darauf ein - wird bald publiziert .... Ich kann dir aber bereits an dieser Stelle sagen, dass wir es genau gleich machen würden - trotz Wetterkapriolen fanden wir die Fahrt 'oben rum' sehr schön und für mich war der Killarney der schönste Park der ganzen Reise. Ich hätte es noch länger dort ausgehalten, so wie ich auch gerne noch weiter nördlich Richtung Lake Superior gefahren wäre, hätten wir mehr Zeit gehabt. Vielleicht ist die Wahrnehmung im Sommer anders, wenn alles 'nur' grün ist. Wir aber hatten auf der Strecke Killarney - Sudbury - Manitoulin Island den schönsten Indian Summer und (es war ja wieder mal Fahrtag) wunderbares Wetter. Mehr aber im nächsten Teil.
Gruss, Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)
Hallo Flo,
da hattet ihr ja mal richtig Glück! Sieht aus als wärt ihr direkt unter dem Baum gestanden.
Viele Grüße, Jörg
Impressionen aus Nordamerika
Hej Jörg
Ja, es war aber ein hoher Baum . Leider waren die Lichtverhältnisse schlecht zum fotografieren. Dafür hatte ich genügend Zeit den kleinen Bär in Ruhe zu betrachten. Der war pitschnass - hatte offensichtlich schon länger da oben gesessen. Vielleicht hatte ihn die Mutter ja dort oben parkiert, um in Ruhe jagen zu gehen ...
En Guete, Flo
Flo's Berichte: Westkanada mit VI (2016), Indian Summer in Ontario (2018), Colorado Plateau (2019), Rockies im Herbst (2021)