Mittwoch, 30. 09. 2015
Die Betten waren wirklich gut, denn wir hatten gut geschlafen. Doch der Blick aus dem Fenster ließ erste Skepsis aufkommen, ob wir heute unsere geplante Unternehmung durchführen konnten.
Wir wollten auf den Pikes Peak, und zwar mit dem Auto die Serpentinen hoch.
Doch leider hing alles in Wolken und so machte es wohl wenig Sinn. Aber abwarten, erstmal geht es zum Frühstück und vielleicht reisst es ja noch auf.
Das Frühstück im Hotel hat uns echt überrascht. Kein Nullachtfuffzehn-Buffet, sondern eine gute Auswahl an frischer Wurst, Käse, Obst, Brot, Croissants - ja sogar Würstchen, Speck und auf Wunsch frisch zubereitete Omeletts oder Spiegeleier waren im Angebot.
Und das alles erhielt man auf Porzellangeschirr und richtigem Besteck! Das hatten wir so bisher in amerikanischen Hotels noch nicht erlebt.
Wir haben uns beim Frühstück daher viel Zeit gelassen, auch um den Wolken die Chance zu geben, sich endlich zu verziehen. Doch daraus wurde nichts, weiterhin war der Himmel tief grau und die Wolken hingen tief.
So richtig aufgeben wollte ich noch nicht, hatten wir uns doch so auf diesen Berg gefreut. „Komm Schatz, wir warten noch ein Stündchen.“ versuchte ich Zeit zu schinden. Doch daraus wurde nichts. „Wir können hier nicht die kostbare Zeit vertrödeln, um dann doch nicht rauf zu fahren. Wir aktivieren jetzt Plan B!“ erhielt ich prompt als Antwort. Und Recht hatte sie, denn eine Gewähr, dass es besser werden würde hatte ich nicht.
Also machten wir uns statt auf den Berg auf den Weg nach Denver zum Sightseeing. Dafür war das Wetter dann wieder nicht so schlecht, denn ohne Sonne wird es dann auch nicht so warm.
Nach einer Weile auf der I25 Richtung Norden, in Höhe Castle Rock, riss in der Ferne die Wolkendecke auf und das erste Himmelblau war zu sehen. Wir könnten doch… Nee, bringt nichts, denn der Blick zurück zeigte, dass hinter uns alles unverändert in Wolken hing.
Somit blieb es beim Plan B .
Je näher wir Denver kamen, um so voller wurden die Straßen, ja z.T. ging es nur im Stop and Go vorwärts. Wir sahen es als Teil der Akklimatisierung, denn das kennen wir von zu Hause nur all zu gut.
Geparkt wurde in der 15th St für stolze 12$, aber wir hatten ja die Mautgebühren für den Pikes Peak gespart
Unser erstes Ziel war das in der Nähe liegende Visitorcenter, wo wir uns einen Stadtplan holten. Mit diesem ausgerüstet, bummelten wir durch Denver entlang der 16th St zum Capitol und über den Civic Park wieder zurück.
Interessant waren neben dem Mix alter Fassaden und neuer Architektur die aufgestellten Klaviere, wo sich jedermann ransetzen und spielen konnte.
Wir haben das aber lieber gelassen, sonst hätten wir wohl wegen Belästigung Ärger mit der Polizei bekommen. Denn die war hier auch gerade im Einsatz und hat mit sechs Mann zwei armselige Typen verhaftet.
Das ist uns hier generell aufgefallen, dass weit mehr homelesse people anzutreffen waren als in San Francisco. Insgesamt hat uns Denver nicht so wirklich angesprochen. Vielleicht lag das daran, dass wir den Vergleich zu San Francisco anlegten und Denver dieses Flair einfach nicht bieten konnte. Hier waren die Unterschiede der Gesellschaft stark ausgeprägt - entweder alles Business-Typen, die mit sich selbst beschäftigt waren oder eben die Armen, die rumlungerten und nichts weiter hatten. Jedenfalls haben wir die Lebensfreude und Offenheit wie in San Francisco hier nicht gespürt. Das ist aber nur unser subjektiver Eindruck von ein paar Stunden, aber so haben wir es leider empfunden. Vielleicht lag es auch daran, dass es nur unser Plan B war und wir uns deshalb nicht richtig haben darauf einlassen können.
Sicher gibt es auch hier noch viel Interessantes zu entdecken, aber uns hat Denver diesmal leider nicht begeistern können.
Deshalb sind wir am Nachmittag wieder zurück Richtung Colorado Springs und haben das Cliff Dewelling Museum in Manitou Springs besucht.
Am Eingang hatten wir eine nette Begegnung mit der Kassiererin. Nach der üblichen Frage woher wir kommen, war sie ganz happy. Sie zeigte uns, dass sie noch ganz gut deutsch sprechen kann und erzählte, dass sie in jungen Jahren als Austauschschülerin in Berlin war. Ihr Lieblingsgericht ist Currywurst und sie vermisse den deutschen Kaffee.
Amüsiert und mit besten Wünschen für sie sind wir dann hoch zum Parkplatz. Dieser war fast leer und so war auch kaum Betrieb. Somit konnten wir uns hier in aller Ruhe umschauen.
Schon interessant, wie gut erhalten die Wohnstätten und Kultur der Pueblo-Indianer, Nachfahren der Anasazi-Kultur, hier dargestellt wurden.
Beeindruckt von der Lebensweise und der z.T. noch heute gelebten Kultur sind wir wieder zurück zum Hotel gefahren. Dabei sind wir noch am Garden of the Gods vorbei gekommen.
Hier haben wir uns noch etwas im Visitorcenter umgeschaut, doch für eine Wanderung war es heute schon zu spät. Die heben wir uns noch für morgen auf.
An unserem letzten Abend wollten wir zum Abschluss nochmal schön Essen gehen. Doch daraus wurde nichts, denn mein Schatz klagte wieder über einsetzende Magenprobleme. Die hatten ihr ja schon das ganze Jahr zu schaffen gemacht und sogar fast den Urlaub in Frage gestellt.
Um nichts zu riskieren, haben wir uns unterwegs nur Sandwiches und Wasser geholt. Das war zwar nicht das Menü, was wir uns zum Abschluss vorgestellt hatten, aber wir hofften, dass es ihr morgen wieder besser gehen würde. Schließlich wird es mit dem Heimflug ein langer Tag, wo wir keine gesundheitlichen Problemen gebrauchen können.
Hi Lothar,
Wie kann man sich schon für eine Stadt begeistern, wenn ein so toller Urlaub zu Ende geht? Daher schauen wir uns die Städte, sofern wir keine one-way-Tour fahren, lieber zu Beginn der Reise an. So ging es uns mit Denver am Ende unserer Reise (aber auch schon vor Jahren mit Las Vegas) ähnlich wie euch, der Funke sprang nicht über, aber wir waren auch noch zu sehr beeindruckt von all dem, was wir während unserer Reise sehen und erleben durften.
San Francisco am Anfang einer unserer Reisen hingegen war richtig klasse!
Einfach auch schade, wenn ein Wunsch auf Grund des Wetters nicht erfüllt werden kann. Hättet ihr den Pikes Peak "erfahren" dürfen und die tolle Aussicht von dort genossen, wäre euer Tag für euch sicher zufriedenstellender verlaufen.
Doch ich finde auch, dass manche Erlebnisse erst rückblickend und mit ein wenig zeitlichem Abstand einen anderen Eindruck hinterlassen. Manches, was ich im Urlaub nicht so toll fand, bekommt mit der "Weiterverarbeitung" im Reisebericht oder beim Erstellen des Fotobuches noch einmal eine ganz andere Qualität.
Liebe Grüße
Elli
Scout Womo-Abenteuer.de
Hallo Elli,
bisher hatten wir jeweils nach Abgabe des Wohnmobils immer noch 2 Nächte zum Sightseeing rangehängt. Wir wollen den Urlaub nicht so abrupt beenden und nach Abgabe des RV gleich in den Flieger steigen. Bisher war das beide Male in San Francisco und hat zum Ausklang des Urlaubes wunderbar gepasst. Wir konnten uns so immer etwas akklimatisieren und uns auf unser Großstadtleben einstellen.
Mit Denver hat das wie beschrieben nicht so geklappt. Ich denke, dass wir mit San Francisco auch "verwöhnt" waren und Denver wegen dem Plan, auf den Pikes Peak zu fahren, auch nur Plan B war.
Ich gebe dir aber Recht, dass vieles im Nachgang beim Aufarbeiten z.T. anders, evtl. sogar bewusster wahrgenommen wird. So gesehen war insgesamt alles gut und auch nicht schlimm, wenn manche Erwartungen nicht hundertprozentig erfüllt werden.
Viele Grüße
Lothar