Wir sind wieder um 5 Uhr wach, wieder gibt es scheußlichen Hotelzimmerkaffe und Kekse (Italiener frühstücken meistens mit Kaffee und Keksen, das ist schon ok für uns. Wenn wir nicht gerade Kraft für eine Wanderung brauchen, machen wir das auch in den nächsten 6 Wochen im Womo so, nur dass wir unsere eigene Espressomaschine und unseren italienischen Kaffee dabeihaben. Manchmal, wenn wir Zeit haben, gibt es aber auch Brot, Butter, Marmelade und Honig, oder Jogurt mit Müsli). Wir packen unsere Koffer und gehen zu Fuß zu Road Bear (ist ganz in der Nähe, 10-15 Minuten zu Fuß). Unser Gepäck lassen wir im Hotel. Ich hatte vor der Reise schon wegen einer frühen Übernahme angerufen, mir wurde gesagt, kein Problem, und gestern habe ich zur Sicherheit nochmal angerufen: alles ok, morgen um 8 Uhr.

Als wir ankommen und die Bürokratie abwickeln, gibt es erstmal eine böse Überraschung: Da habe ich alles für alle organisiert, Pässe kontrolliert und Krankenversicherungskarten mitgenommen – und was habe ich vergessen?  Meinen Führerschein!!! So was Blödes, jetzt kann nur mein Mann fahren, der sich heimlich freut. Wir hatten nämlich schon vor der Reise ein bisschen darüber diskutiert, wer fährt. Mein Mann wollte nicht, dass ich fahre, er darf auch Busse und so was fahren, aber ich wollte es wenigstens auf den geraden Strecken probieren. Ich ärgere mich im Augenblick, aber da kann man nichts machen. Das Foto und die Fotokopie, die ich dabei habe, reichen nicht, die Angestellte trägt nur meinen Mann als Fahrer ein. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es eigentlich ganz bequem war, dass mein Mann gefahren ist, es ist mir nicht wirklich was entgangen. Wir hatten keinen Unfall, nichts ist kaputt gegangen, er hat sich immer an die niedrigen Äste erinnert (die hätte ich manchmal einfach vergessen…).

Die Angestellte gibt uns noch unser Paket von Walmart (ich hatte einen Gasgrill hierher liefern lassen, den konnte man nicht im Walmart abholen) und ich schaue ins Resteregal: gähnende Leere, nur ein Päckchen Salz und ein Döschen Pfeffer, die nehme ich mit.

Draußen sehen wir unser Womo, es schaut ziemlich neu aus (Conquest 23 foot, Modell 2023). Erst freue ich mich, dann sehe ich den Slide-Out und bin etwas skeptisch: der braucht Strom, könnte klemmen und nimmt Stauraum weg (Hab ich alles im Forum gelernt). Naja, wir werden sehen. Ich hatte vorsichtshalber schon am Telefon gefragt, ob wir eventuell einen Koffer dalassen können, und das war gut so: Der Stauraum außen ist sehr klein. Da sind schon 1 Tisch, 4 Stühle, die Levellers, und es müssen noch unsere 3 faltbaren Rolltaschen und 2 der kleinen Handgepäckkoffer hinein. Außerdem die Wanderschuhe der beiden Männer (Größe 46). Unser dritter Handgepäckkoffer muss in den Innenraum. Wir werden ihn dann auf den Slideout legen, zusammen mit den 4 Wanderrucksäcken und den Schlafsäcken und den Sonnenhüten. Den Slideout haben wir in 7 Wochen nicht einmal ausgefahren, wozu auch? Wir waren entweder draußen, oder im Bett, und ab und zu haben wir im Womo gegessen, aber dann saßen wir ja eh alle. Wir hätten höchstens mehr Stauraum gebraucht, viele Sachen sind regelmäßig von den Betten auf die Bänke und zurück gewandert, aber wir haben uns daran gewöhnt. Aber eigentlich fanden wir den Platz im Womo völlig ausreichend. Wir hatten ein RV 23-25 gebucht, ich war bis zum Schluss überzeugt, dass wir ein größeres bekommen hätten, bei der Abgabe habe ich nochmal gefragt und es war „nur“ ein 23ft.

Dann bekommen wir unsere Einweisung, wir haben das Video schon vorher angeschaut und ich hab die Womo Checkliste. Die Deutsche, die das mit uns macht, ist sehr forsch, fast schon unfreundlich, es scheint, als ob sie es eilig hätte, obwohl außer uns gar keiner da ist. Wir fragen ein paar Mal nach; was wir so schnell nicht kapieren, entdecken wir dann auf der Reise allein. Als sie weg ist, kontrolliere ich im Innenraum nochmal alles, es fehlt die Hälfte der Küchengeräte, die auf meiner Bestätigung von CU Camper stehen. Der Camper ist zwar neu (die ersten 2 Wochen rieseln Styropor und Metallsplitter auf unser Bett), aber die Beschichtung (Plastikbezug) der Bänke hat teilweise schon Löcher. Auch der Tisch hat ein Problem, eine Schraube liegt am Boden und der Tisch senkt sich immer wieder. Mein Sohn versucht, ihn zu reparieren, aber es geht nicht. Ich geh wieder rein und sage der Angestellten Bescheid. Was die fehlende Ausstattung betrifft, ist das halt so, sie zähle nie nach, ob alles da sei, wenn die Camper zurückgegeben werden, und sie findet, wir haben genug. Ich lass es gut sein, wir haben eine frühe Übernahme und fahren jetzt gleich zum Dollar Tree. Was die anderen Dinge angeht (schmutziger Vorhang, kaputte Bänke), interessiere sie das nicht, das seien halt Womos zum Vermieten, da sei alles billig und gehe halt auch gleich kaputt. Aha! Den Tisch würden sie uns aber noch reparieren lassen. Sie holt jemanden, der den Camper nach hinten fährt, nach einer Viertelstunde kommt er wieder, jetzt ist alles ok, viel Spaß, auf Wiedersehen.

Wir fahren zum Hotel, holen unsere gepackten Koffer ab, und dann geht es zu Walmart, wo ich mehrere Dinge schon bestellt habe, wir kaufen auch viel Fleisch und Frisches, dann zu Dollar Tree, wo ich viele Plastikkisten zum Dinge aufbewahren und Frischhalteboxen fürs Essen kaufe. Außerdem Topflappen, ein Schneidebrett, und ein paar andere Dinge. Auch ein Billigplastiktischtuch, das wir immer unter unser Stofftischtuch legen werden (das war gut so, einige der Tisch-Bank-Kombinationen in den Campgrounds waren ziemlich versaut, und wir hatten keine Lust, die immer mit Wasser zu waschen, vor allem, wenn wir keinen Wasseranschluss hatten).

Inzwischen ist der Tisch, auf dem unsere Einkäufen stehen, wieder so niedrig wie die Bänke! So können wir keine 7 Wochen leben. Also zurück zu Road Bear, ist zum Glück nicht weit weg, ich hatte bei der Planung Hotel, Womo-Vermieter, Walmart und Dollar Tree alles ganz nah beieinander ausgesucht. Die Deutsche entschuldigt sich, sagt, sie gehe mit nach hinten, um dem Angestellten zu sagen, er solle doch mit deutscher Gründlichkeit reparieren. Das führt dazu, dass der Tisch eine Dreiviertelstunde lang repariert wird, inzwischen sind alle Womos, auch die ohne frühe Übernahme, abgeholt. Wir sitzen in der Hitze, die Deutsche steht immer mal wieder bei uns. Sie sei erst vor kurzem aus Los Angeles gekommen. Ob ihr denn Las Vegas besser gefalle, will ich wissen. Nein, überhaupt nicht, aber Los Angeles sei zu teuer zum Leben. Das überrascht mich, die Frau hat doch eine Festanstellung, reicht das nicht zum Leben?? Ich stelle aber keine weiteren Fragen. Ein andermal, als sie wieder nach uns schauen kommt, erzählt sie, dass man in Texas und anderen Staaten die homeless in Greyhounds setze und nach Kalifornien schicke. Das glaube ich nur halb, aber später lernen wir einen Texaner kennen, der uns genau das bestätigt. In Kalifornien gibt es mehr Hilfe für Obdachlose und Arme, und die anderen Staaten versuchen so, ihre homeless loszuwerden. Was für ein Land!

Endlich ist der Tisch repariert (und er geht in den 7 Wochen auch nicht mehr kaputt) und wir können fahren. Es ist 16.00 Uhr und die Deutsche entschuldigt sich, und sagt, wir könnten dafür das Womo ohne zu dumpen zurückgeben. Da wir aber die letzte Nacht auf dem Circus Circus CG full hook-up haben, meint sie, wir bräuchten den Propantank nicht auffüllen. Ok, nette Geste.

Wir fahren los zum Valley of Fire und hoffen, noch einen Platz zu bekommen, und zwar möglichst mit Strom, es ist ziemlich heiß. Als wir dort ankommen, ist das Visitor Center schon zu, aber ich weiß dank Suri aus dem Forum, dass die State Park Gebühr schon im Preis der CGs inbegriffen ist, und wir fahren direkt zum Atlatl CG. Dort ist zu unserer großen Freude fast alles frei, außer uns sind nur noch 3 andere Womos da, und mehr werden es auch nicht mehr. Wir suchen uns site 28 aus, die RVs stehen alle weit auseinander, und da es für uns der erste CG in einem Park ist, sind wir absolut begeistert, wie viel Natur hier um uns herum ist. Der Atlatl gehört für uns mit zu den schönsten CGs, die wir besucht haben.

Wir machen die Klimaanlage an und versuchen ein bisschen Ordnung ins Chaos zu bringen, die Betten zu beziehen (Spannbetttuch für das Ehebett hinten war ein Supertipp aus dem Forum) und das viele Essen zu verstauen. Die Kleidung hatten wir in Packwürfeln (das war ein gutes Weihnachtsgeschenk, auch eine Idee aus dem Forum), die packen wir nicht sofort aus. Unser Sohn geht auf die Toilette und kommt rennend und rufend wieder: Kommt mal alle raus, kommt schnell. Neugierig steigen wir aus dem Womo und sehen eine Menge big horn sheep, sie sind über den ganzen campground verteilt, auch rund um unser Womo, ganz nah, vielleicht 4-5 Meter entfernt. Was die hier wohl wollen? Dann kracht es plötzlich sehr laut, immer wieder, und wir sehen, wie auf einer Site in der Nähe mehrere Schafe mit ihren Hörnern auf einen Pfosten mit Wasseranschluss einschlagen. Das geht mehrere Minuten so, auch aus den anderen 2 Womos, die näher an dieser site dran sind, kommen Leute und fotografieren. Schließlich schießt ein Wasserstrahl über den Platz, und die Schafe trinken. Immer mehr kommen, es müssen so um die 20 sein. Die großen Starken, die den Pfosten kaputt gemacht haben, trinken direkt vom Wasserstrahl, die anderen müssen aus der Pfütze trinken, die sich schnell am Boden gebildet hat. Wer genug getrunken hat, läuft wieder auf und hinter die Felsen, dann ist Platz für die nächsten. Am Ende ist der campground wieder leer, die Leute gehen zurück in ihre Womos, wir auch. Aber während ich räume, denke ich, wie das wertvolle Wasser über den Platz spritzt, und bitte unseren Sohn, mal zu schauen, wie kaputt der Pfosten ist, oder ob man da noch was machen kann. Er ist gleich wieder da, er hat das Wasser zugedreht, da ist nichts kaputt. Sehr gut, das freut mich. Ob die Schafe das jeden Abend so machen?

Es wird schon dunkel, mein Mann und unser Sohn montieren noch schnell den Gasgrill, aber irgendwie funktioniert er nicht. (Später stellt sich heraus, dass man die Kartusche mit etwas mehr Kraft an den Grill stecken muss…). Macht nichts, wir essen Kartoffelsalat, Gemüse, Brot und Ziegenkäse, heute sind wir müde. Und morgen müssen wir früh aufstehen, wir wollen nicht in dieser schrecklichen Hitze wandern. Wir lassen alle Fenster offen, es weht ein leichtes Lüftchen und wir brauchen die Klimaanlage nicht. Zum Zudecken nehmen wir die Betttücher, das machen wir im Sommer zu Hause auch so. Unsere erste Nacht im Womo schlafen wir gar nicht schlecht. Und als ich in der Nacht mal aufwache, sehe ich direkt in einen wunderbaren Sternenhimmel, die Milchstraße ist ganz nah, es ist unglaublich schön.