Auch heute stehen wir wieder früh auf, um 8.45 Uhr beginnt unsere Führung im Lower Antelope Canyon, und bis 8.20 Uhr müssen wir eingecheckt haben. Wir nehmen wieder unsere Bauchtaschen und unsere Tochter auch ihren Fotoapparat. Unsere Gruppe besteht aus 8 Personen: uns vieren, zwei Kanadiern und zwei Deutschen. Unser guide ist ein sehr sympathischer Mann um die 40. Er erzählt uns viel über die Navajo, die Diné genannt werden wollen. Und die verschiedenen Indianerstämme sollte man nicht „tribes“ nennen, sondern „nations“. Wir fragen ihm Löcher in den Bauch, und er antwortet bereitwillig auf all unsere Fragen. Im Allgemeinen sind die Ureinwohner Amerikas sehr stolz auf ihre Kultur. Nur seinen indianischen Namen darf er uns nicht übersetzen. Da auf Indianergebiet die Maskenpflicht gilt, tragen wir alle unsere Masken, zum Fotografieren dürfen wir sie kurz abnehmen. Der guide seufzt, er wollte alle wären so korrekt wie unsere Gruppe. Viele der Amerikaner würden sich nicht an die Maskenpflicht halten.
Im Hintergrund sieht man die Leiter, auf der man in den Canyon steigt.
Der Canyon selbst ist der Hammer. Wir sind weit genug von den anderen Gruppen entfernt, wir sehen sie in dem engen Canyon fast nie. Auch haben wir viel Zeit, um alles anzuschauen, zu fotografieren, und ab und zu mit unserem guide zu sprechen. Er erzählt uns von seiner bevorstehenden Hochzeit und wie er sie nach Diné Tradition feiern wird. Sehr interessant! Als Kind hat er hier mit seinen Freunden gespielt, und zeigt uns die Moki Steps, die sie damals benutzt haben, Treppen gab es keine. Vor flashfloods hatten sie keine Angst, erwidert er auf meine Frage und erzählt dann von der Tragödie 1997, als 11 Touristen gestorben sind. Er zeigt uns, wo sich der indianische guide, der als einziger überlebt hat, damals festgeklammert hat. Jetzt wird bei schlechtem Wetter der Canyon vorsichtshalber geschlossen. Auch gestern sei der Canyon geschlossen gewesen. Ich wundere mich, denn gestern hat es nicht geregnet. Den Tag davor aber schon, erklärt er, und nach jedem Monsunregen, der Geröll und Dreck in den Canyon spüle, müsse er „aufgeräumt“ werden.
Als ich frage, wieso man eigentlich keine Rucksäcke mit in den Canyon nehmen darf (so eng ist er nun auch wieder nicht), erzählt er, wie vor einiger Zeit ein Mann hier unten die Asche seines Vaters verstreut habe. Der Canyon sei aber heilig für die Diné, und da er durch die Asche entweiht worden sei, hätte man ihn schließen müssen, um eine „cleansing ceremony“ durchzuführen. Seitdem ist es verboten, Rucksäcke oder Taschen mitzunehmen.
Wie von anderen Foris beschrieben, weiß er alles über die Einstellungen der Fotoapparate und Handys, er zeigt uns die schönsten Formationen und nennt uns ihre Namen. Wir haben noch nie so was Schönes gesehen und genießen jede Sekunde! Mein Mann, der sich nie gern beraten lässt, macht Wahnsinnsfotos mit seinem Handy, ohne besondere Einstellungen und ohne hinterher irgendetwas zu bearbeiten. Es stimmt also nicht, wie ich hier schon gelesen habe, dass die Fotos, die man im Internet sieht, alle bearbeitet sind. Es sieht dort wirklich so aus, alles ist orange-rot-gelb. Vielleicht liegt es aber auch am Licht, unser guide bestätigt uns, dass zu dieser Uhrzeit das Licht zum Fotografieren ideal ist (auch ein Tipp aus dem Forum, danke!).
Nach etwas mehr als einer Stunde geht es wieder raus durch eine enge Schlucht. War das schön! Unserem Guide geben wir noch 10$ Trinkgeld, er war wirklich sehr nett. So teuer es auch war, es hat sich hundertmal gelohnt. Ein absolutes Highlight unserer Reise!
Im Wartebereich tanzt jetzt ein Hopi mit Reifen (Hoop-Dance), toll schaut das aus. Er sagt, er hätte schon mehrere Wettbewerbe gewonnen und zählt sie auf. Wir stehen noch 10 Minuten und schauen zu, dann fahren wir ab in Richtung Grand Canyon.
Das Land zwischen Page und dem Grand Canyon gehört fast alles zum Reservat der Diné (und Hopi), und wir sehen viele elende Baracken, kaputte Womos und Wohnwagen. Alte Trailer und Unmengen kaputter Autos sind überall in der Landschaft verstreut. Nur ab und zu sieht man ein etwas gepflegteres Haus. Ich frage mich, wovon die Menschen hier eigentlich leben. Es gibt kaum Pflanzen, alles ist vertrocknet und Tiere sieht man auch keine (sie hätten ja auch nichts zu fressen). Immer wieder sieht man am Straßenrand Stände, wo Schmuck und anderes verkauft wird.
Als wir zum Little Colorado River Gorge Overlook kommen, bleiben wir stehen. Ich hatte hier im Forum gelesen, dass es einen kleinen Eintritt kostet, der die Indianer unterstützen würde. Die Schranke ist aber offen, überall stehen Schilder, die verkünden, dass der Ausblick gratis ist. Von den vielen Verkaufsständen, die es dort gibt, sind gerade mal ein Viertel besetzt. Insgesamt macht es einen eher traurigen Eindruck. Wir kaufen einige Armbänder, um zu helfen, dann bestaunen wir den Zusammenfluss des Little Colorado River mit dem Colorado River unten im Canyon, eine schöne Einstimmung auf das, was da noch kommt.
Hier sieht man gut die leeren Stände im Hintergrund. Daran hat sicher Covid schuld. Die Indianer haben Angst.
Im Grand Canyon National Park fahren wir dann den Desert View Scenic Drive zum Mather Campground. Unser erster Stop ist der Navajo Point, wo wir auch den Watchtower besichtigen und mit einem Ranger sprechen. Wir erklären ihm, was wir morgen vorhaben, er stellt ein paar Fragen und meint dann, wir seien gut vorbereitet auf unsere Tour. (Danke liebes Forum! Ich habe auf dieser Reise sicher vier-fünf Mal Komplimente für unsere Vorbereitung bekommen, und das von Tourist-Infos oder Rangern! Diese Komplimente gebe ich gern weiter an Euch!) Er meint, wir sollten langärmlige T-Shirts anziehen, und auch viel Junk-Food mitnehmen (Chips u.ä.). Ich sage, wir hätten viel Studentenfutter und Energy Bars, aber er erklärt uns, dass der Körper die nur langsam verwerten könne. Das Salz und Fett von Chips z.B. hingegen würde sofort verwertet werden. Ich bin kein Experte, also beschließe ich, ihm zu glauben, und unsere Tochter macht ein glückliches Gesicht.
Dann gehen wir zum Aussichtspunkt, schon toll wie tief dieser Canyon ist. Mein Mann ist total begeistert, und hört mit dem Fotografieren gar nicht mehr auf…
Wir halten auch noch an allen anderen Aussichtspunkten (und finden immer leicht einen Parkplatz, manchmal sind wir die einzigen), am schönsten ist der Lipan Point. Als wir auf der anderen Straßenseite ein Auto am Straßenrand stehen sehen, drehen wir um und fahren zurück. Das Auto ist schon wieder weg, aber als wir genauer schauen, sehen wir im Schatten des Waldes einen großen Hirschen mit riesigem Geweih!
Und dann sind wir da. Unsere site Aspen Loop 45 gefällt uns richtig gut, wir stehen mitten im Wald, nah genug an einem Waschhaus, und auch nicht weit weg vom Eingang, wo morgen früh unser shuttle abfährt. Wir essen zu Abend, packen unsere Rucksäcke und bereiten unsere Anziehsachen vor, morgen müssen wir wieder ganz früh aufstehen. Wir wollen den South Kaibab Trail hinunter bis zum Yaki Point laufen, dort den Tonto Trail nehmen, im Indian Garden rasten, und den Bright Angel Trail wieder rauf. Das ist der Plan. Falls wir es nicht schaffen, gehen wir weniger weit runter und den South Kaibab Trail wieder hoch. Schaun wir mal!
Servus Claudia,
Schöne kleine Gruppe, wieviel habt ihr bezahlt? Meine Tour durch den Canyon liegt schon 8 Jahre zurück (da ging es noch ohne Reservierung
.
Trump zu verdanken, was der aktuell schon wieder treibt....
Da habt ihr interessante Gespräche mit dem Guide gehabt.
Schöne Bilder sind euch gelungen.
Das ist vermutlich die richtige Reihenfolge. 2019 nach dem GC dort gewesen, hat es mich nicht vom Hocker gerissen, dieses Jahr sind wir einfach vorbei gefahren.
Liebe Grüße
Micha
Scout Womo-Abenteuer.de
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Servus Micha
Fotos: mit Deinen können wir nicht mithalten, bei uns macht das i-phone die Arbeit !
Lower Antelope Canyon: wir haben 63$ plus tax pro Person bezahlt.
Trump:
Geb Dir vollkommen Recht!!!
Liebe Grüße
Claudia
Aah, nach 25 Jahren mal eine mögliche Erklärung ;) Wir waren 1997 in Page und hatten Fotos vom Antelope Canyon gesehen, aber damals konnte/wollte uns niemand sagen, wo das wäre. War dann vermutlich nach dem Flashflood-Unglück. Waren dann 8 Jahre später dort. Lust hätte ich schon, die Tour zu wiederholen, Bilder wie überfüllt es dort sei, hatten mich aber abgeschreckt. Bei euch sah es da ja recht leer aus. War das eine spezielle Tour?
Endlich mal ein Pro für meine Chipssucht ;-) Dummerweise wohnen wir nicht am Grand Canyon, nicht mal im Gebirge und die Treppe ins 2. OG wird wohl nicht zählen
Liebe Grüße Susan
Hallo Susan
nein, es war eine ganz normale Tour. Ich glaube, sie machen zur Zeit kleinere Gruppen wegen Covid. Wie gesagt, die natives hatten viel mehr Tote als jede andere ethnische Gruppe. Deshalb muss man ja auch die Maske aufbehalten.
Chips: die darf in den Ferien auch essen ohne den canyon rauf- und runterzulaufen
Liebe Grüße
Claudia